Kettenbriefe, Hoaxes und ihre Folgen

L

Lionéz

Guest
Es kursieren immer wieder Bitten, Petitionen, Kettenmails, auf die der gute Wille anspringt. Welches Resultat die Kettenbriefaktionen hatten, ist auch nach der Teilnahme meist genauso unbekannt wie der wahre Verfasser oder sein Ziel.
Aus aktuellem Anlass, die mittlerweile 7 Jahre alte "Regenwald-Petition" (https://www.esoterikforum.at/threads/56096), möchte ich auf die folgende nützliche Seite der Technischen Universität Berlin verweisen:
Diese Seite listet kursierende Kettenmails auf, die unseriös, teils mehrere Jahre alt sind und ahnungslosen Weiterleitenden so einige Schwierigkeit gebracht haben:
http://www.tu-berlin.de/www/software/hoaxlist.shtml

Den Wortlaut der Mails kann man 1:1 vergleichen und einiges über Hintergründe zu Entstehung dieser Mails und ihren Quellen finden.

Nur mal ein einziges Beispiel, um den Kettenbriefeffekt zu illustrieren, ist ein vielverschickter Aufruf zur Knochenmarkspende. Die TU schreibt dazu:

"Es wird oft nach Spendern mit einer bestimmten Blutgruppe gesucht. Wer selbst Leukämie (Blutkrebs) hat(te) oder enge Freunde oder Verwandte hat, die betroffen sind, weiß, dass die Blutgruppe für eine Eignung als Spender von Knochenmark (bzw. Blutstammzellen) irrelevant ist. Er/sie würde also so etwas nicht in einen ernst gemeinten Aufruf schreiben."

"In einigen Fällen ging die ursprüngliche Adresse in der Kette verloren und die eines arglosen Weiterleiters nahm diesen Platz ein. Das ist besonders übel für den/die Betroffene/n, weil nun der Eindruck entsteht, er/sie habe Leukämie und/oder sei Verfasser/in dieses Kettenbriefs.
[...]
Bitte sehen Sie unter allen Umständen davon ab mit Personen Kontakt aufnehmen zu wollen, deren Telefonnummer oder Adresse in diesen Kettenbriefen enthalten sind! Diese Leute werden z.T. seit Monaten oder gar Jahren mit 50 und mehr Anrufen täglich(!) dafür abgestraft, dass sie diesen Kettenbrief weitergeleitet haben. [...]
Julia S. (bzw. ihr Arbeitgeber) und die Uni-Klinik Regensburg haben unter den in dem Kettenbrief genannten Telefonnummern Bandansagen geschaltet. Dort gehen noch heute täglich Dutzende von Anrufen ein.

Gerade dieses Beispiel illustriert, welche Gefahr Kettenbriefe in sich bergen:
Sie sind nicht zu stoppen, wenn sie einmal in Umlauf sind. Personen, die sie in bester Absicht weiterleiten und deren ihre Adresse und/oder Telefonnummer vom E-Mail-Programm automatisch angefügt wird, werden ihres Lebens nicht mehr froh. Sie werden wochen-, monate- oder gar jahrelang mit Anfragen zu dem Kettenbrief belästigt. Sie müssen neue Telefonnummern beantragen und all solche unangenehmen Dinge unternehmen um wieder normal leben zu können. Dies sollte allen eine Warnung sein Kettenbriefe nicht weiterzuleiten!
[...]
Wenn Sie wirklich an Leukämie erkrankten Menschen helfen wollen, lassen Sie sich bei einer Knochenmarkspenderdatei registrieren.

Schweizer Knochenmarkspenderdatei
Zentrales Knochenmarkspender-Register Deutschland
Österreichische Knochenmarkspenderzentrale
Bone Marrow Donors Worldwide
http://www.tu-berlin.de/www/software/hoax/knochenmarkspende.shtml

Das Weiterschicken an möglichst viele Menschen garantiert nicht, dass außer Reden und Schreiben irgendwer tatsächlich etwas tut. Oder dass besagte Listen mit Namen, Mailadressen und persönlichen Daten bei relevanten Instanzen landen. Es gibt etliche datenfressende Lecks und Versenkungen im Netz.
Möglicherweise gibt es einige ehrenwerte Fälle, doch man überlege sich die Flut an Spam im Web, die jedem Ehrenwerten bewusst sein dürfte. Und ihn wohl eher auf andere Informationskanäle zurückgreifen lässt. In seriösen Anliegen helfen auch öffentliche Aushänge, Presse und TV den Betroffenen mit offiziellen Aufrufen an die Öffentlichkeit weiter.
Sachverhalt, Quellen, Menschenverstand also am besten genau prüfen. Oft gibt es direkt vor Ort und im kleinen Umkreis von uns viele Möglichkeiten, Natur, andere Menschen und Projekte zu unterstützen. ;)
 
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