Helfersyndrom/ Auswirkung auf die Hilflosen

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Also ich bin gerade aus aktuellem Anlaß auf die Frage gestoßen inwieweit sich Helfer und Hilfsbedürftige ergänzen. Welche Auswirkung die Hilfe, vorallem wenn sie übertrieben erscheint, auf den Hilflosen hat. Was verhindert oder begünstigt das übertriebene Helfen?
Anlaß ist die Erkrankung eines Bekannten. Anlaß ist die Tatsache, dass Kranke oft selbstschädigende und heilungsverzögernde Maßnahmen ergreifen, wie Weigerung zu Essen, Weigerung die Medikamente selbtständig zu nehmen etc.

Wie stark ist der Vertrag zwischen Helfer und Geholfenen und wie lässt er sich lösen?
LG
Elke
 
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ElkeB
Anlaß ist die Erkrankung eines Bekannten. Anlaß ist die Tatsache, dass Kranke oft selbstschädigende und heilungsverzögernde Maßnahmen ergreifen, wie Weigerung zu Essen, Weigerung die Medikamente selbtständig zu nehmen etc.
gerade das würde ich eher als ein Symptom des Helfenden bezeichnen, daß er überbehütet und genau weiß was für den Kranken gut ist anstatt MIT dem Kranken an der Genesung zu arbeiten - der Kranke weiß meist sehr gut was er braucht und Nahrungsverdauung verbraucht Kräfte des Körpers, außer es ist sehr schnell zu verdauende Nahrung. Überbehütung verhindert den Aufbau eigener Kräfte im Kranken - es sollte immer der Ansatz beim Helfenden sein - Hilfe zur Selbsthilfe - wer völlig betreut wird, braucht selbst nichts mehr zu tun - das mag ja auch mitunter der Fall sein, wenn der Kranke hohes Fieber hat und kaum ansprechbar ist. Ansonsten geht es darum, die "Lebensgeister" zu wecken.

Liebe Grüße Inti
 
Inti schrieb:
ElkeB gerade das würde ich eher als ein Symptom des Helfenden bezeichnen, daß er überbehütet und genau weiß was für den Kranken gut ist anstatt MIT dem Kranken an der Genesung zu arbeiten - der Kranke weiß meist sehr gut was er braucht und Nahrungsverdauung verbraucht Kräfte des Körpers, außer es ist sehr schnell zu verdauende Nahrung. Überbehütung verhindert den Aufbau eigener Kräfte im Kranken - es sollte immer der Ansatz beim Helfenden sein - Hilfe zur Selbsthilfe - wer völlig betreut wird, braucht selbst nichts mehr zu tun - das mag ja auch mitunter der Fall sein, wenn der Kranke hohes Fieber hat und kaum ansprechbar ist. Ansonsten geht es darum, die "Lebensgeister" zu wecken.

Liebe Grüße Inti
Nein, das meine ich nicht Inti. Ich meine wenn der Betroffene nur isst, wenn er gefüttert wird. Wenn er die Medis nehmen will, allerdings nur durch die Hand des Helfenden gereicht.
Ich habe vor rd. 10 Jahren meiner Mutter empfohlen meinen Vater entscheiden zu lassen ob er die Medis nehmen will oder nicht und ihn nicht immer zu drängeln. Die Antwort meines Vaters war "Lasst die Mutter, sie macht das schon richtig". Er hat sie total an sich gebunden, mit dieser Art sich voll und ganz auf meine Mutter zu verlassen. Sie ist nachts aufgestanden um ihm die Pillen zu verabreichen, obwohl die direkt neben ihm standen. Es gibt viele Beispiele dafür.
Ich bin auch der MEinung, wenn ich dem Patienten die Verantwortung für seine Gesundung nicht nehme, dass er mehr Chancen auf Heilung hat.
LG
Elke
 
hi Elke - ja so hört sich das schon komplzierter an - er will bewusst die Verantwortung abgeben - der Helfer ist dann schuld wenn es dem Patient schlechter geht oder er stirbt - du musst wissen ob du den Zwang akzeptieren willst oder nicht - aber da du es hier reinstellst zeigt mir dass su das irgendwie nicht mehr willst, dann müsstest du das auch so kommunizieren und ihm klar sagen daß er allein die Verantwortung für sein Leben hat - mit dem Zwang gefüttert zu werden (sofern er wirklich es selbst könnte) erzwingt er Anteilnahme und Nähe - du könntest ihm die Nähe geben, bei ihm sitzen ihm etwas erzählen, seine Hand halten aber sagen daß er selbständig das tuen soll was er noch kann. Allerdings wie weiß man was der Kranke wirklich noch kann und was nicht?

Liebe Grüße Inti
 
Inti schrieb:
hi Elke - ja so hört sich das schon komplzierter an - er will bewusst die Verantwortung abgeben - der Helfer ist dann schuld wenn es dem Patient schlechter geht oder er stirbt - du musst wissen ob du den Zwang akzeptieren willst oder nicht - aber da du es hier reinstellst zeigt mir dass su das irgendwie nicht mehr willst, dann müsstest du das auch so kommunizieren und ihm klar sagen daß er allein die Verantwortung für sein Leben hat - mit dem Zwang gefüttert zu werden (sofern er wirklich es selbst könnte) erzwingt er Anteilnahme und Nähe - du könntest ihm die Nähe geben, bei ihm sitzen ihm etwas erzählen, seine Hand halten aber sagen daß er selbständig das tuen soll was er noch kann. Allerdings wie weiß man was der Kranke wirklich noch kann und was nicht?

Liebe Grüße Inti
Dieser Kranke hat Krebs und bekommt nach einer "erfolgreichen" Operation Chemo. Er kann laufen, alleine essen und rauchen :) . Natürlich hat ein Chemo- Patient die ersten Tage keinen Appetit, ihm ist ja andauernd übel, aber vorsichtig anfangen und vorallem auch selbst ans trinken zu denken, das sind Dinge die könnte er schon, glaube ich. Ich war selbst nie sooo krank, deshalb zweifele ich auch an meiner eigenen Meinung.
Ich bin auch nicht selber unmittelbar als Helfer betroffen, bin aber an Erfahrungsberichten und Meinungen interessiert, einfach zum lernen.
LG
Elke
 
liebe elke,
was du schreibst, erlebe ich täglich in der pflege.
ich denke, hier ist es wichtig, zu unterscheiden, inwieweit der patient klar im verstand ist.

bei deinem vater würde ich es so sehen, dass ein klärendes gespräch über sein verhalten besserung bringen könnte. er weiß ja noch, was er tut. fragt ihn einfach nach seinem wirklichen befinden, nach seinen vorstellungen, die er von seiner zukunft hat und wie das zu erreichen ist. fragt ihn, was er meint, was eure anteile an seiner heilung aus seiner sicht sind! seine mitarbeit und sein eigener wille sind das entscheidende.

und grenzen setzen ist auch ganz wichtig. damit man nicht in den zustand "gewalt in der pflege" (medizin anreichen gegen den willen) oder um seelisches abhängigmachen des pflegers kommt.

liebe grüße, romaschka
 
wenn mir ein Patient sagt er wolle nichts essen, dann sollte er auch nicht zwangsernährt werden - ich kann ihm höchsten gut zureden.

Liebe Grüße Inti
 
Romaschka schrieb:
liebe elke,
was du schreibst, erlebe ich täglich in der pflege.
ich denke, hier ist es wichtig, zu unterscheiden, inwieweit der patient klar im verstand ist.

bei deinem vater würde ich es so sehen, dass ein klärendes gespräch über sein verhalten besserung bringen könnte. er weiß ja noch, was er tut. fragt ihn einfach nach seinem wirklichen befinden, nach seinen vorstellungen, die er von seiner zukunft hat und wie das zu erreichen ist. fragt ihn, was er meint, was eure anteile an seiner heilung aus seiner sicht sind! seine mitarbeit und sein eigener wille sind das entscheidende.

und grenzen setzen ist auch ganz wichtig. damit man nicht in den zustand "gewalt in der pflege" (medizin anreichen gegen den willen) oder um seelisches abhängigmachen des pflegers kommt.

liebe grüße, romaschka

Mein Vater ist leider nach 4 Jahren Pflege gestorben. Das ist jetzt auch schon viele Jahre her. Ich stelle mir das sehr schwierig vor zu pflegen, aber auch der Gepflegte zu sein. Die Kraft zu haben auch nur minimal für sich selber zu sorgen, wenn Angst und körperliche Symptome so quälend sind, das ist schon fraglich wer das so ohne weiteres schafft, trotzdem ohne die Mithilfe des KRanken wirds vermutlich schwer mit der Heilung.
LG
Elke
 
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Liebe Elke,
tut mir leid - ich hatte überlesen, dass alles schon 10 Jahre her ist.

:kiss4: Romaschka mit lieben Grüßen
 
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