Es war niemals mehr so wie es war

M

maiila

Guest
In diesem Text kümmere ich mich nicht um die Worte, sie dürfen so aus mir heraus gehen wie sie möchten und miteinander das anstellen was sie wollen.

Am Morgen wachte ich auf und du warst verändert. Dein Gesicht lag noch neben mir auf dem Kissen, atmend. Es war ganz glatt, es zeigte keine Regung. Beinahe war es fahl....
Ich stand auf, machte Frühstück, kochte ein paar Eier, machte den leckeren Bohnenkaffee aus Argentinien, den du so magst. Als die letzten Tropfen durch den Filter liefen, setzt du dich an den Tisch. In Unterhose, und hellblauem Tshirt. Nimmst ein Brötchen, schneidest es auf, beißt hinein, schaust nach dem Kaffee, gießt ihn dir ein, gießt ihn mir ein, süßt ihn, trinkst ihn.
Ich wollte dich küssen, aber wie?
Ich wollte dir von den Neuigkeiten erzählen, die mir eben beim Eierkochen eingefallen waren. Dasswir gar keine Pläne zu machen brauchen. Dass wir uns haben. Dass wir wir sind... dass wir immer sind. Dass ich dich liebe, immer liebe.
Dein Gesicht aber, ist so leer, ich finde die Worte erst nicht.
Wir sitzen uns gegenüber, schmieren unsere Brote und essen die Eier, die genau richtig lange gekocht sind. Sie schmecken, aber sie schmecken nicht ganz.
Du schlürfst deinen kaffee, nach dem Frühstück duschst du. Ziehst dich an und setzt dich wieder zu mir an den Tisch, wo ich noch sitze und den Vögelnb zuschaue, die auf unserer Fensterbank singen.
"Hey, Schatz!", sage ich...und versuche mich auf das Strahlen in meinen Augen zu konzentrieren; nicht auf dein Gesicht.
"Ich hab heute Morgen was verstanden, das muss ich dir unbedingt erzählen...." und während ich rede, küsst du mich und sagst, dass du mich immer liebst. Trinkst noch einen Kaffee. Nur dein Gesicht hat sich nicht verändert. Manchmal entsteht ein Lächeln, aber ich fühle es nicht.
Du verstehst was ich sage, aber es ist als sei es nicht mehr wichtig.
Es scheint, als wäre nicht wichtig, wer vor dir sitzt, ob da jemand sitzt, oder ob du allein bist, oder mit einem Ei oder wievielen Tassen Kaffee auch immer.
Du lächelst mich an, aber in Wirklichkeit lächelst du nicht mich wirklich an.
Und plötzlich frage ich mich, ob du je mich angelächelt hast, ob es jemals anders war....
"Du siehst so ernst aus, heute.", sage ich. Und du grinst mich nur an.

Ich grinse auch und unsere Augen treffen sich für einen Moment.
Dann stehst du auf, holst dir ein Buch, blätterst herum und zeigst mir als du es findest, ein Kapitel. Irgendein Kapitel, das mir nicht viel sagt. Ich versuche alles daraus heraus zu lesen. Blättere um.... nicke... tue als würde ich verstehen. Gebe es dir wieder, lächle. Setze Tee auf.
Du willst aber keinen mehr, blätterst noch einige Zeit in dem Buch und stehst dann auf, um deine Hausschuhe zu holen und sie anzuziehen. Dann setzt du dich wieder.

Ich mache mir Gedanken, warum du so leer zu mir bist. Du redest dieselben Dinge wie immer..... aber es ist als hättest du etwas von dir verloren, letzte Nacht. Als sei all das, woran ich dich erkannte und was dich für mich die Jahre über aus machte, in dieser letzten Nacht verschwunden.
DU bist verschwunden und etwas ist da, das dir nur ähnlich sieht.

Ich gehe die letzte Nacht gedanklich nochmal durch;....ich hatte einiges angesprochen, das ich gern verändern möchte. Hatte Pläne machen wollen, nur du wolltest keine..... und dann hast du dich doch auf alles eingelassen, was ich vorschlug....... wir schliefen Arm in Arm ein.

Und als ich aufwachte, war dein Gesicht leer. Hab ich dich leergefegt mit meinen Wünschen?
Ich wollte dich nur verstehen.......und jetzt, wo ich dich verstehe, bist du verschwunden und da ist niemand, mit dem ich es teilen könnte.

Der Tag verging...der nächste Tag lief gleich ab, der übernächste auch. Nachts konnte ich nicht mehr schlafen, denn es kommt mir immer mehr so vor als hätte ich *uns* verloren...

Am sechsten Morgen warst du fort. Deine Sachen weg, dein Bett frisch gemacht aber ohne dich darin. Deine Kaffeetasse verschwunden. DIe Zahnbürste war weg, die Handtücher, die Schuhe und sogar dein Feuerzeug.

Ich rief meine Freundin an, deine Mutter, meine Eltern die Polizei und die Feuerwehr.

Am siebten Morgen schlug ich sanft die Augen auf, biss in einen Sonnenstral hinein, der durchs Fenster fiel ... und fühlte.........
.........
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nicht mehr mich selbst, sondern zum ersten Mal das was um mich herum war. Die leichte Brise, die von draußen durchs Zimmer wehte....mmmmmhhhh....ich atmete sie ein. Lauschte den Vögeln....Meisen...Amseln.....Schwalben...die unermüdlich durch unseren Garten flogen und sangen.

Jeder Gedanke fiel von mir ab;.... jede Sorge.
Und auf einmal spürte ich dich;..... ich konnte nicht ausmachen, wo ich dich spürte, denn du warst weder in der Luft noch in den Vogelgesängen noch in mir... noch im Zimmer; aber plötzlich spürte ich dich. Überall und mit einer Heftigkeit, die mir die Tränen in die Augen schoss....

Du bist nie wieder in körperlicher Form zurückgekehrt; und doch habe ich dich an diesem Tag erst wirklich gefunden.

:kiss4:
 
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