Die Sache mit den 12 Gliedern

Asoko

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2. Mai 2009
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Marai hat in >> diesem Thread << eine interesannte Diskussion ausgelöst. Mit meinem Artikel über die 12 Glieder der bedingten Entstehung möchte ich aufzeigen, wie unsere Denken im Kopf funktioniert. Der Einfachheit halber kopiere ich das entsprechende Kapitel aus einem meiner Bücher hierher.

Meine Reise ins ICH schrieb:
So langsam begann ich mich mit dem hiesigen Tagesablauf anzufreunden. Da ich ein ausgesprochener Kopfmensch bin, hatte ich mir selbst nur eine Stunde des Studiums zugestanden. Ansonsten wäre die Gefahr viel zu groß gewesen, dass ich die wertvolle Zeit mit dem Nachhängen an Gedanken verbringen würde und die Meditation viel zu kurz gekommen wäre. Jene eine Stunde arbeitete ich nicht mit der Stoppuhr. Vielmehr nahm ich mir vor, an einem gewissen Thema zu arbeiten und dieses dann an einer günstigen Stelle, bis zum nächsten Tag zu unterbrechen.

Als erstes nahm ich mir eine gründliche Analyse der 12 Glieder der bedingten Entstehung vor. Diese erklärt erst mal, wie wir Menschen ticken. Die 12 Glieder der bedingten Entstehung ist eine kreisförmige Kette, die in kausaler Abhängigkeit dauernd unser Wesen beeinflusst. Für mich war es immer eine gute Hilfe, sie mit dem Wasserkreislauf zu vergleichen. Ob man die Erklärung nun im Meer, in den Wolken, beim Regen, oder sonstwo beginnt, der Kreislauf schließt sich am Schluss immer zu einem Ganzen zusammen. In den Grundlagen die ich hatte, begann man bei der Blindheit. Was unter Blindheit genau zu verstehen ist, erzähle ich weiter hinten in diesem Buch.

Wir Menschen haben, in Bezug auf heilsame, beziehungsweise unheilsame Handlungen ein gehöriges Maß an Blindheit und diese Blindheit ist das erste der 12 Glieder. Aufgrund der Blindheit (Avijj&#257;/Moha), vollbringen wir Dinge, die mal heilsam, mal weniger heilsam sind. Schon sind wir bei den Willensgestaltungen (Sankh&#257;ra). Aus diesen entsteht das dritte Glied, das Sinnesbewußtsein (Viññ&#257;na). Das Sinnesbewußtsein greift ständig neue Dinge auf, weshalb es uns so schwer fällt, konzentriert bei einem Gedanken zu verweilen oder in der Meditation stets bei unserem Atmen zu bleiben und die aufkommenden Gedanken nicht anzufassen. Daraus entsteht das vierte Glied, Geistigkeit (N&#257;ma), Körperlichkeit (R&#363;pa) und Bewusstsein (Viññ&#257;na). Unser HerzGeist kann ohne Körper nicht funktionieren. Umgekehrt ist es genau so und dazwischen vermittelt das Bewusstsein.

Im fünften Glied kommen die Sinnenfelder (Sal&#257;yatana) ins Spiel. Sie bestehen aus den sechs Sinnen: Hören, Sehen, Riechen, Schmecken, Tasten und der Verstand (mit den Objekten des Verstandes, Vorstellung und Begriff). Die Wissenschaft anerkennt die ersten fünf Sinne. Buddha hatte den Verstand auch als Sinn erkannt, weil eine Vorstellung oder ein Begriff einen Reiz auslöst, der durchaus mit dem Reiz eines salzigen Geschmackes auf der Zunge gleichgestellt werden kann. In der Meditation sind Verstandesreize die meisten Gründe, weshalb ich mich von der Atembeobachtung ablenken lasse.
Die die Sinnenfelder (Sal&#257;yatana) lösen eine Berührung, ein Sinneskontakt (Phassa) aus, womit wir beim sechsten von 12 Gliedern der bedingten Entstehung sind. Aus dieser Berührung entsteht ein Gefühl/Empfindung (Vedan&#257;). Es gibt drei Arten von Vedan&#257;: Sukha-vedan&#257;, angenehmes, schönes, wohltuendes Gefühl; Dukkha-Vedan&#257;, wehtuendes, unangenehmes, schmerzliches Gefühl; Adukkhamasukha-vedan&#257;, weder wehtuendes noch wohltuendes, unbestimmtes Gefühl.

Eine der Trainingsarten in der buddhistischen Meditation ist es, das aufkommende Vedan&#257; dahingehen zu untersuchen, welche Qualität es aufweist und was es mit mir macht. Jetzt kommt Begehren/Anhaftung (Tanh&#257;) auf. Ein angenehmes Vedan&#257; löst das Begehren auf Mehr aus, ein unangenehmes Vedan&#257; jenes des Wegstoßens aus. Dieser Reiz des Mehr haben Wollens, respektive des Wegstoßens kommt automatisch auf, ob wir es wollen oder nicht. Wir sind jetzt im achten der 12 Glieder. Bis zu Begehren/Anhaftung (Tanh&#257;) haben wir keine direkte Einflussmöglichkeit auf die Geschehnisse in den einzelnen Gliedern. Alles was da passiert, wurde früher kammisch gewirkt. Jetzt haben wir aber die Freiheit der Wahl, ob wir dieses Begehren umsetzen oder ob er es einfach so lange im luftleeren Raum stehen lassen, bis es von alleine verschwindet.

Das neunte Glied ist Ergreifen, Zupacken, Festhalten, Anhaften, Festhalten, Anklammern (Upad&#257;n&#257;). Ein unangenehmes Gefühl (Vedan&#257;) lösten das Begehren (Tanh&#257;) aus, es wegzustoßen. Genau betrachtet fassen wir es an um es loszuwerden. Mit diesem Anfassen stärken wir aber unser Begehren. Das ist wie mit einem Lied, das wir nicht mögen. Wenn wir es in unseren Gedanken hören und es willentlich wegstoßen wollen, bekommen wir es nicht aus unserem Kopf, weil wir es angefasst haben.

Jedesmal wenn wir Ergreifen, Zupacken, Festhalten, Anhaften, Festhalten, Anklammern (Upad&#257;n&#257;), entsteht etwas Neues (Bh&#257;va). In vielen Erklärungen wird hier von Schwangerschaft gesprochen. Auf Schwangerschaft folgt Geburt (J&#257;ti) im elften Glied. Die logische Konsequenz aus Geburt ist altern (J&#257;ra) und im zwölften Glied der Tod (M&#257;rana). Alles bedingt Entstandene geht diesen Weg, Geburt – Altern – Tod. Das ist einer der Gründe, warum man in der Meditation seinen Atem verfolgt. Das ist ein ganz lebhaftes Beispiel und keinem Menschen käme es in den Sinn, nur einzuatmen um dann an diesem wohltuenden Gefühl festzuhalten. Aus Tod (zwölftes Glied) wird eine neue Blindheit (erstes Glied) und der Kreislauf geht weiter.
Ich hatte mir ganz bewusst sehr viel Zeit genommen, diese 12 Glieder des bedingten Entstehens genau zu studieren. Sie sind nicht nur im psychologischen Bereich des Buddhismus ein wichtiger Grundpfeiler.
 
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Marai hat in >> diesem Thread << eine interesannte Diskussion ausgelöst. Mit meinem Artikel über die 12 Glieder der bedingten Entstehung möchte ich aufzeigen, wie unsere Denken im Kopf funktioniert. Der Einfachheit halber kopiere ich das entsprechende Kapitel aus einem meiner Bücher hierher.

danke asoko..
für das reinstellen dieses textes..
werd ihn mir noch ein paarmal durchlesen, auf mich wirken lassen .. und in gedanken mit auf meinen spaziergang an meinen heissgeliebten see nehmen ..

ich habe mit sicherheit dann fragen.. :)
:confused::confused:

marai
 
Für alle Interessierten habe ich die Kausalkette mit den 12 Gliedern noch grafisch dargestellt.


12Glieder.jpg
 
Die Tibeter haben die Lehre Buddhas mittels Bildern weitergegeben. In folgendem Thangka sind die 12 Glieder der bedingten Entstehung sehr gut dargestellt.

Hier das Thangka:

DasRaddesLebens.jpg




Und daraus vergrössert jeweils 2 Glieder der bedingten Entstehung:

1 & 2: Blindheit und Willensgestaltungen
Bild1.jpg



3 & 4: Sinnesbewußtsein und Geistigkeit/Körperlichkeit/Bewusstsein
Bild2.jpg



5 & 6: Sinnenfelder und Berührung/Sinneskontakt
Bild3.jpg



7 & 8: Gefühl/Empfindung und Begehren/Anhaftung
Bild4.jpg



9 & 10: Ergreifen, Zupacken, Festhalten, Anhaften, Festhalten, Anklammern und die Entstehung von Neuem
Bild5.jpg



11 & 12: Geburt und Tod
Bild6.jpg



Jene, welche vertiefte Informationen zum Thema der bedingten Entstehung möchten, googlen bitte nach paticca-samupp&#257;da das ist der Palibegriff für die bedingte Entstehung.
 
Noch eine letzte Info für heute zum Thangka.

Die Tibeter praktizieren den Mahayana Buddhismus. Ich ordinierte damals in Thailand in der Therav&#257;da Tradition. So verschieden die beiden Richtungen auch sind, das Fundament ist genau das Gleiche. Anhand dieses einen Thangkas kann man die ersten drei der vier edlen Wahrheiten lernen. Das Thema Kamma und Vip&#257;ka sind genauso wie das Thema Wiedergeburt enthalten.

Für mich ist es jeweils eine sehr schöne Zeit, wenn ich über dem Bild "brüte".
 
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