Der Tod in der Antike
Zur Zeit Jesu galt ein Mensch dann als tot, wenn seine Atmung aufgehört hatte. Erst viele Jahrhunderte später entdeckte man den Blutkreislauf und setzte dann den Zeitpunkt des Todes auf das Aussetzen des Herzschlags fest. Heute wiederum gilt ein Mensch dann als klinisch tot, wenn der Gehirntod eingetreten ist – auch wenn sein Herz noch schlägt. In den Evangelien wird berichtet, Jesu habe nach dem Essigtrank ‚seinen Geist übergeben‘. In neueren Bibelübersetzungen wird auch der Ausdruck ‚verschied er‘ verwendet, was bereits eine Verfälschung der Urtexte darstellt.
Bis in die kürzere Vergangenheit gab es immer wieder ‚Scheintote‘, die plötzlich wieder lebendig wurden. Daher rührt die Sitte, Tote erst nach drei Tagen zu begraben, denn in der Regel überdauerte der Scheintod diese Frist nicht. Dr. Primrose klärt uns darüber auf, daß durchaus noch Leben bestehen kann, auch wenn keine Atmung mehr wahrnehmbar ist: „Im Falle Jesu Christi war die Lebensfunktion auf einen so niedrigen Stand reduziert, daß auch aktive Atmung nicht mehr wahrzunehmen war. Dies ist ein Zeichen für einen auf andere Art weitergeführten Stoffwechsel nach dem Zusammenbruch. Die Lungenatmung hatte eigentlich nicht aufgehört, wie es so offensichtlich durch das Ausbleiben der Atembewegungen des Brustkorbes schien, weil eine genügende Atmung durch das Schlagen des Herzens gegen die Lunge, die das Herz zu einem großen Teil umgibt, erreicht wurde. Hier haben wir die praktische Erfahrung bei der Beobachtung von aussetzender Atmung in der allgemeinen Narkose. Der Blasebalg des herkömmlichen Gerätes wird unter solchen Umständen den Herzschlag in leichten Atmungsbewegungen zeigen, während die Brust und das Zwerchfell sich in vollkommener Ruhe befinden.“