Der Skispringer Lupo Brettl

Ritter Omlett

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Wien
Hallo!
Ich bedarf einer Vorstellung, mein Name ist Lupo Brettl und ich bin Skispringer. Den Namen kann keiner kennen, denn ich entspringe aus der Fantasie eines Mannes der sich Ritter Omlett nennt. Tsts. Allerdings berichte ich nun meine Gedanken aus meiner Skisprungkarrerie. Gewisse Erfahrungen, die mich prädigten, möchte ich sehr gerne mit euch teilen. Als junger Bursche so um die 19, war ich im Training kaum schwächer als die Topatlethen der Nationen. Doch wie es hat so ist, hatte ich mal eine Chance, so bekam ich dieses Nervenflattern. Ich wusste ich sprang unter meinem Wert. Auf dem Innsbrucker BergIsl Backen hatte ich meine Chance, doch mein Absprung, warum gelang er nicht wie im Training, die erste Linie kam schnell näher 103,5 Meter, dass reicht nie und nimmer für den 2. Durchgang. Einer meiner Tiefpunkte in meiner Karrerie. Was mir besonders gefallen hat, war diese Wettkampfstimmung. Jedem, der sich über den Bakken traute, wurde mit besonderem Applaus im Sprungauslauf empfangen, aber natürlich nichts gegen diese unfassbare Stimmung, wenn die Topathleten um die vordersten Plazierungen kämpften. Meine Karrerie verlief so dahin, im Training hatte ich längst meine körperlichen Defiziete gegenüber der Weltklasse aufgeholt. Aber für die absoluten Topplatzierungen reichte es noch nicht so ganz. Mal sechster, dann wieder zwanzigster, dann wieder nicht dabei im 2. Durchgang. Doch im machte weiter, kämpfte weiter.
Im Wirtshaus unseres Dorfer, sah ich mal zu bei einem Wettkampf im Fernsehen, ich war mal wieder nicht qualifiziert. Die Trotteln, die Versager, keine Nerven, die reissen gar nix, alles recht nette Komplimente für das Nationalteam, wo gar nichts lief. Einer sagte, drehts ab, trinken wir lieber ein Bier.
Zu dieser Zeit war unser Nationalteam wirklich am Boden, kaum Topplatzierungen. Da bedeuteten wir nicht viel. Wir waren nicht die Superburschen auf die die Nation stolz sein kann, halt irgendwelche Weicheier. Irgendwie war es auch eine freie Zeit, denn Lupo Brettl kannte so keiner, damit konnte keiner recht viel anfangen. Dass ist halt so ein Mitspringer, der mal sechster oder fünfter wird, dann aber wieder jenseits von Gut und Böse ist.
Die Medien und gar die Leute machten sich bestenfalls einige lustige Witze um uns. In Lathi auf der Normalschanze kam es dann ganz bitter für mich. Im Training an die 100 Meter gesprungen, nur knapp hinter den Finnen und Norwegern erwischte ich im Wettkampf wieder einmal den Absprung nicht, riskierte und das endete mit einem Sturz bei 85 Meter. Das war ganz bitter. Der eine oder ander Zuschauer lachte sogar, machten ihre Scherze, wärest du doch lieber eine Brettljause geworden. Ich begann doch zu zweifeln.
Ich war mittlerweile 25 und machte mir Gedanken über Menschen, die gar nicht so recht Erfolg haben wollten, obwohl sie körperlich und geistig mindestens ebenbürtig als die anderen sind. Was macht den Unterschied aus? Nerven? Glück?
Wenn du heute irgendwo einen Obdachtlosen triffst, so denke ich mir, der ist genauso gut wie du, der hätte das Zeug zum Manager, aber der eine fliegt und der andere nicht. Es ist einfach seltsam.

Ich bin nun 26, die Olympiade naht, ich hatte zwei 8.Ränge aufzuweisen während der Saison und ein anderer Springer unseres Teams verletzte sich. Lupo Brettl flog zur Olympiade mit. Es war ein einmaliges Erlebnis und ich zollte jedem Athleten dem gleichen Respekt, der sich hier beteiligte. Es sind doch wirklich nur wenige Unterschiede und bei dieser Grosschanz, was sind da schon 15 oder 20 Meter, wie schwach sind die Schwächsten und wie stark die Stärksten.
Jedem Athleten wurde grosser Applaus gezollt. Das war auch richtig.
Ist Olympiade nicht wie das Leben? Ein ständiges Auf und Ab, ein ständiger Kampf? Ist nicht jeder , der das Leben meistert, ein Wettkampfathlet. Gebührt nicht jedem die gleiche Achtung, egal wie weit er springt? Die sind nicht so viel schwächer, vielleicht hast du ein wenig mehr Absprungkraft, vielleicht weht bei dir der richtige Wind im Leben, wie das so sein kann erfuhr ich dann.

Hugo Brettl, Austria Number 35 hörte ich und ich machte mich bereit. Ich bin bei Olympia dabei und gebe nun mein Bestes. Im Training wusste ich, ich kann es und natürlich bekam ich nicht mit, dass gerade im Fernsehen gesagt wird, er sollte jetzt springen, toller Aufwind, doch da war ich schon in der Spur. Ja, Absprung gut, ich fühle mich gut und die erste Line ist noch weiter unter mir. Ich fliege! Wahnsinnssprung, ich riss meine Arme in die Höhe 138,5 m. Was bringt es mir? Der Aufwind verwandelte sich bald wieder in Rückenwind und ich führte nach dem 1. Durchgang.
Ich wurde gut abgeschirmt, es war ein tolles Gefühl, ich führe. Die Verhältnisse im 2. Durchgang waren sehr delikat. Rücken und Aufwind. Skisprung ist Freiluftsport, dass wusste ich, besonders als ich davor in Willingen in ausgezeichneter Form, mich der Rückenwind auf 120 Meter abwarf. Gib dein Bestes und pfeif dich nichts, es war halt wieder, die grünen Pfeile zeigten nach oben. 140 Meter und Olympiasieger und alles weil der Norweger bei 144 Meter einen Kacherl setzte. Ich glaubte, alles wäre ein Traum, aber auf der Anzeigetafel steht. 1. Lupo Brettl

Die Menge jubelte mir zu. Plötzlich war ich, Lupo Brettl, der Liebling der Nation. Ach wie schnell das geht. In der Nacht konnte ich nicht einschlafen

Warum bin ich heute der Liebling und war es nicht gestern?
Warum wollen alle Autogramme heute und nicht gestern?
Warum wollen soviele mit mir fotographier werden?
Warum habe ich soviele Freunde und Sponsoren, warum nicht gestern?

Ich sage euch, dass mit dem fliegen ist ganz einfach. Du bist gut, du bist es immer, nur manchmal klappt es nicht und dann klappt es wieder wie am Schnürchen. Oft ist es nur der richtige Wind zum richtigem Zeitpunkt oder oft ist es der Rückenwind, der dich zum Boden zwingt.

Das Leben, ein Kampf bei dem es nicht läuft, bei dem es läuft ein Kinderspiel, seltsam, obwohl der, bei dem es nicht läuft gar nicht schwächer sein muss, als bei dem, bei dem es läuft.

Nach dieser Olympia wurde ich zum Seriensieger, obwohl ich im Training nie stärker war, es war eigentlich der Glaube an mir selber, ich kann weit springen, ich trage mich, ich kann Flügeln bekommen.

Wenn es nicht läuft, so war ich doch immer ein Beisser, ein zäher Kämpfer, einer der sich halt nicht unterkriegen lässt, denn vielleicht nur aus dem Kampfe heraus, kommst du in deine Lebensphasen des Glücks, wo es läuft, wo du einfach Glück hast.

Ja übrigens, jedem der Teilnehmer eines Bewerbes gebührt alle Ehre, denn nur durch Teilnehmer kannst du zum Sieger oder Verlierer werden, denn hätte der Bewerb keine Teilnehmer, könnte ich nie sagen, so gesehen, so denke ich, ist die Gemeinschaft aller Menschen, wo wir uns einander gegenseitigen Respekt zollen müssen und auch ein wenig helfen können, wenns mal bei dem anderem nicht so läuft.
 
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Lieber Ritter,
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