Denker in Uniform. Petraeus und die Wende im Irak.

Bulldackel

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Petraeus hat das Unmögliche geschafft: aus dem verlorenen Krieg im Irak so etwas wie eine Erfolgsgeschichte zu machen. Er selbst nimmt ungern Worte wie „Sieg“ in den Mund. Aber wenn es gelingt, den Irak zu befrieden, dann hat der Westen einen Sieg historischen Ausmaßes errungen und den Mythos des unbesiegbaren Guerillakriegers ein für alle Male ins Reich der Fiktion verbannt...

In seinem ganzen Habitus ist der 55-Jährige das Gegenteil jener Karikatur des Militärs, das Intellektuelle und Massenmedien gern pflegen. Jedenfalls dominiert er den Raum nicht physisch, sondern durch seine Persönlichkeit. Wie alle intelligenten Leute hat er Humor...

Aus dem Vietnamkrieg hat Petraeus wohl auch gelernt, dass man den Feind am besten mit seinen eigenen Mitteln schlägt – also auch mithilfe der Theorie des Guerillakriegs... Daraus folgen weitere Anweisungen wie: „Geht zu Fuߓ, „Verwendet Geld als Waffe“, „Rückt als Erste mit der Wahrheit heraus“, und „Lernt ständig dazu“...

Asymmetrischer Krieg? Im Gegenteil: symmetrischer Krieg. Die Asymmetrie besteht in den Zielen und Werten. „Was uns von unseren Feinden unterscheidet, ist, dass wir unsere Werte leben“, schreibt Petraeus. „Unser Kampf ist oft brutal, körperlich anstrengend und frustrierend, aber wir dürfen weder unseren eigenen dunklen Impulsen nachgeben noch unakzeptable Handlungen anderer tolerieren.“

Weil er solche Sätze nicht nur schreibt, sondern danach handelt, ist es Petraeus als Oberkommandierender im Irak gelungen, „eine Spirale nach unten in eine Spirale nach oben zu verwandeln“, wie er sagt. Die Gewalt geht zurück, nirgends stärker als in der einstmals unregierbaren Provinz Anbar und in Bagdad. Der größte Teil der Sunniten hat sich gegen die von Syrien einsickernden Al-Qaida-Kämpfer gewandt; die schiitischen Milizen des Muktada al-Sadr versuchen sich in eine soziale und politische Bewegung zu verwandeln und wenden sich gegen die vom Iran geschickten Quds-Einheiten.
Am Ende wird die Geschichte den Amerikanern Recht geben. Gut so. Für die Iraker, die dann in Frieden und Freiheit leben können. Für die Amerikaner, die einen Feind der Demokratie ausgeschaltet haben. Nur Franzosen und Deutsche ärgern sich schwarz, weil ihr Friedensgeheuchel fruchtlos blieb und ihre schönen Geschäftskontakte zum friedlichen Saddam ein für allemal futsch sind.

 
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Tja, so kann man sich irren, Herr Muggle! Amerika wird noch viele Feinde ausschalten - gegen das pazifistische Geheuchel Deutschlands und Frankreichs - und dereinst von der Geschichte Recht bekommen. Das wusste schon der späte Göring! Und Göring sticht Göbbels, weil gewichtiger und so.
 
Auch ich frage mich, auf was das Geschwafel von der "Wende im Irak" aufruht. Die USA haben hier ein zweites Vietnam installiert - eine Wende, daß sich die Situation geändert oder beruhigt hätte, ist nirgends auch nur in Ansätzen zu sehen.

Bush hat das Völkerrecht gebrochen und gehört demnach vor ein Kriegsverbrechertribunal - daran wird sich so lange nichts ändern, wie das Völkerrecht besteht und nicht geändert/eliminiert wird.

Im übrigen dürfte Muggles Signatur die passende Antwort zum fast schon komischen Eingangsstatement von Dackel bilden.

:morgen:
 
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Um nochmal etwas ins Detail zu gehen und falls man wissen will, wie´s tatsächlich aussieht:

-Irak in Zahlen-

Präsident Bush hat endlich festgestellt, dass er ziemlich unbeliebt ist und das Volk ihm keine rosigen Prognosen über die Zukunft des Iraks abnehmen wird. Daher hat er sich ein PR-Spektakel ausgedacht, auf das die linientreuen US-Medien auch prompt hereinfielen. Er schickte den Oberbefehlshaber im Irak, General Petraeus, vor die versammelte Presse - einen Mann, der von Pepe Escobar als IPod-General bezeichnet wird, weil er Bushs Podcast runterdudeln würde, und der von seinem direkten Vorgesetzten, Admiral Fallon, im Vertrautenkreis auch mal “kleiner arschkriechender Hühnerschiss” (”ass-kissing little chickenshit”) genannt wird.

Petraeus durfte dann auch seinen “Vorschlag” für einen stufenweisen Truppenabzug kundtun. Erstaunlicherweise findet allerdings gar kein Abzug statt, da die Zahl amerikanischer Truppen im Irak bis zur Wahl des nächsten Präsidenten auf dem konstant hohem Niveau bleibt, das schon vor Bushs “temporärer Aufstockung” bestand.

Petraeus kam in seinem “kritischen” Resümee - welch Wunder - zu dem Ergebnis, dass er und sein oberster Befehlshaber im Weißen Haus eine prima Arbeit machen würden und ein Licht am Ende des Tunnels zu sehen sei, was er mit fragwürdigen Zahlenspielen untermauerte. Dies erinnerte in fataler Weise an General Westmoreland, der im Vietnam-Krieg auch dann noch ein Licht am Ende des Tunnels sah (während er der Presse den neusten “Body-Count” präsentierte), als der Vietcong schon kurz vor den Toren Saigons stand.

Kritische Beobachter sind sich einig, dass Petraeus’ Zahlenspiele, so sie nicht auf falschen Zahlen beruhen, handverlesene Werte sind, die die Lage im Irak in keinster Weise widerspiegeln.

Rosinen herauspicken? Das kann nicht nur General Petraeus. Die folgenden Zahlen wurden vom US-Journalisten Tom Engelhardt in seinen drei “Iraq by Numbers” Artikeln publiziert. Die Quellen sind dort zu finden: (1) (2) (3)

Quelle: http://www.spiegelfechter.com/wordpress/204/der-irak-in-zahlen
 
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