Man darf nicht den Fehler machen Cernounnos mit Pan und Dionysos gleich zu setzen, da es seiner Beschreibung und Erfassung begrenzend wirken würde. Dies geschieht aber meist Aufgrund mangelnder Quellenlage sowie des Glaubens, dass Cernounnos nur ein Gott der Natur, der Fruchtbarkeit, der Tiere sowie der Extase ist.
Man kann sich zwar nur auf ein paar Abbildungen und dürftige knappe Zeugnisse aus der römischen Besatzungszeit stützen und sonst ist es besser den eigenen Blick schweifen und das archetypische Bild dieses Gottes auf sich wirken lassen und seine Verwandtschaften zu erkennen.
Cernounnos ist ein höherer Gott der Einweihung und seine Charakterisierung und Beschreibung kann man analog zu Shiva/Ruda der Gott der Zerstörung und der Erneuerung sehen welcher, unter anderem, auch Herr der Tiere und Schützer der Eremiten ist. Er ist einer der mächtigsten Götter und als der Gütige, der Gnädige oder auch der Freund bezeichnet. Shiva/Ruda ist auch ein stark polarisierender Gott. Einerseits ist er ein Asket, der in ewiger Meditation verharrt (wie Cernounnos auf dem Kessel
von Gundestrup), andererseits auch als Nataraja der König der Tänzer, als der er den kosmischen Tanz der Zeit, aber auch den Tanz der rasenden Zerstörung tanzt (genauso wie Cernounnnos/Bel).
Man kann in ihm auch
Svarog - Gott des Himmels und der Himmelsfeuer oder Svarozic bzw.
Daˇbog - Sohn des Svarog und
Gott der Erde und der irdischen Feuer (vergleiche zu
Bel der einen Aspekt des Cernounnos darstellt).
Veles -
Herr der Unterwelt später auch Herrscher über Tiere und Natur. Er hütet das Recht, die Magie und die Schwüre (hier die Änlichkeit mit Merkur und auch die Zuschreibungen des Merkur dem Cernounnos) und ist Erbitterter Feind Peruns (Donnergott). Der slawische Veles war ein wahrer Alleskönner. Er waltete über die Künste, die Musik, Reichtum, die Ordnung der Welt und der Gesellschaft. Er schützte, wenn wohlgesonnen, Mensch und Tier vor Krankheit oder schlug die ihm Missfallenden mit eben solcher. Schwüre und Verträge wurden in seinem Namen besiegelt. Auch war Veles der Gott des Handels und der Geschäfte, weswegen seine Stele meist auf dem Marktplatz im Tal zu finden war, sicher außerhalb der Reichweite des verfeindeten Perun.
In seiner Darstellung wurde er oft als eine gehörnte Schlange mit menschlichen Gesichtszügen und Bart dargestellt.
Als Schutz vor Unwetter und Blitzschlag wurde Veles angerufen bzw. ein gehörntes Schlangensymbol in den Dachstuhl geritzt, da er die Macht besaß die Geschosse des Perun abzuwehren. Für die Verstorbenen war Veles der Unterweltgott, der sie in seinem Reich des ewigen Frühlings zwischen den Wurzeln des Weltenbaums sicher verwahrte bis zu ihrer Wiedergeburt, an welche die Slawen auch geglaubt haben sollen.
Die Verehrung Veles wurde auf verschiedene Weise vollzogen:
Teilweise durch Opfergaben (Stehenlassen einer Getreide-Garbe, Trankopfer auf Baumwurzeln) oder auch durch Anbeten von Bildnissen und phallischen Symbolen ähnlich dem Shivakultus im Hinduismus.
Eine Geschichte erzählt, dass Veles sich als riesige Schlange den Weltenbaum einst heraufwand, um Perun die Herrschaft über die Welt streitig zu machen. Es entwickelte sich ein langer Kampf zwischen beiden, in denen Perun seine Blitze schleuderte und Veles oft die Gestalt wandelte und seine Kräfte toben ließ. Nach langem Ringen stand der Sieger fest: Perun erschlug Veles, dessen Blut auf die Erde regnete und diese befruchtete. Veles war natürlich nicht wirklich tot und schlüpfte einer Schlange gleich unverletzt aus seiner zerschmetterten Haut.
Diese Geschichte findet im Kampf von Indra und dem Ashura Vritra eine erstaunlich exakte Entsprechung im hinduistischen Pantheon. Sowie man auch hier den Aspekt des Cernounos, der ihn als den Gott des Lebens definiert, erkennen kann.
erkennen.
Man sieht also (auf dem Kessel von Gundestrup), dass Cernounnos ein vielseitigerer und umfassenderer Gott ist, der die Mysterien und die Weisheit (Schlange) der Welt
offenbaren konnte.
Auch hat er einen Torques um seinen Hals und hält einen in der Hand hoch, was auf seinen Herrschercharakter bzw. seine Fähigkeit, andere zu erheben, hinweist. Er sitzt in meditativer Stellung da wie shiva, der sich aus allen Göttergeschicken so lange raushält, solange sie nicht ein Ungleichgewicht in der Schöpfung auslösen und diese bedrohen. Seinen Einfluß darf man gerade deswegen nicht unterschätzen.
Zum Kontrast der meditativen Pose ist Cernounnos mit Geweih und Tieren dargestellt, dessen wilde naturhafte instinktive Seite, die sich in Extase und Hingabe, aber auch in der berauschenden Jagd oder unaufhaltsamen Vernichtung (feindlicher Ungleichgewicht auslösender Energien) zeigen kann.
Auch ist genauso anzunehmen, dass Cernounnos polarisiert ist zwischen dem geduldigen, gütigen Einweihungsgott bzw. Weltenhüter und dem gnadenlosen Lauf der Naturgewalten.
Mit Cernounnos geht auch eine phallische Verehrung einher sowie Opferungen an die Natur und Räucheropferungen. Von Menschen, welche durch Meditation und Naturverbundenheit die Welt ergründen wollen, ist er sehr angetan.
Viel Spaß beim lesen
Cayden