Abschiebung

wutiger

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19. Dezember 2008
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keine Ahnung
Ich gehe durch die U-Bahnstation Karlsplatz. Es ist auffällig ruhig, ich sehe nur einzelne Gestalten. Eine alte Putzfrau. Ich denke darüber nach, ob es früh am morgen ist, komme aber zu dem Schluß, dass es einen anderen Grund für die Leere geben muß. Bei einem Aussgang sehe ich mehrere Polizisten. Es kommt mir der Gedanke, dass sie wahrscheinlich die Station geräumt haben, also alle Dealer und Junkies eingesackt. Ich bin neugierig und folge den Polizisten. Kurz überlege ich, ob ich selbst Drogen dabei habe, oder sonst einen Grund aufzupassen. Ich komme zu dem Schluß, dass ich nichts zu befürchten habe. Ich bin neugierig und folge den Beamten immer weiter, sie gehen auf Bahngleisen einen Tunnel zu. Vor dem Tunnel befinden wir uns unter freiem Himmel. Etwas außerhalb von Wien, nach dem Tunnel beginnt ein Gebirge. Die Landschaft ist vom Fuß der Berge an eine Höhenlandschaft, die eher wie oberhalb der Baumgrenze wirkt. Ich denke daran, dass ich, trotzdem ich nichts verbrochen habe, Probleme bekommen könnte. Fürchte mich aber nicht davor. Am Himmel taucht ein Hubschrauber auf, aus dem der österreichische Präsident (nicht Fischer) verkündet, dass Tschechien keine abgeschobenen Asylwerber mehr aufnehme und deshalb alle nach Ungarn zu deportieren seien. Seine Stimme schallt über die gesamte Landschaft hinweg. Eine Polizisten ruft mich danach an, ich solle stehen bleiben. Ihren Kollegen fragt sie, ob ich ein geflohener Asylwerber wäre. Ich fange an zu reden. Ich sage, dass ich nur so hier wäre, ich würde öfter einfach irgendwo rumwandern und wäre ein ganz normaler Österreicher. Der Kollege grinst hämisch wirkend. Glaubt mir aber. Ich gehe einfach weiter Richtung Gebirge. Vor mir, ich glaube nach dem Tunnel, ist ein Sessellift. Mehrere Polizisten stehen dort rum. Sie gehen sofort davon aus, dass ich ein Asylant bin und agbeschoben werden müsse. Ich spiele mit. Denke mir, ich schaue mir an was passiert, selbst wenn ich nach Ungarn käme, könne ich jederzeit umkehren und falls schlimme dinge passieren würden, könne ich von ihnen Berichten. Zusammen mit ungefähr sechs anderen Asylwerbern verschiedener Herkunft werde ich zum Sessellift hinbuxiert. Ich bin mir nicht sicher, ob mich die Polizisten gehen lassen würden, wenn ich den Irrtum aufklären würde. Nach der Reihe werden wir auf den Sessellift gesetzt. Es handelt sich um einen Zweiersessellift, wir werden aber alleine darauf gesetzt. Es wird erklärt, dass der Sessellift nach Ungarn fahre und wir dort von ungarischen Grenzpolizisten übernommen werden. Die österreichischen Polizisten bleiben zurück. Gedanken an Flucht, werden bald zerschlagen, der Sessellift fährt immer so hoch, dass ein Sprung tödlich wäre. Die Sitzreihe vor mir hängt nur noch zur Hälfte am Draht. Der Sessellift ist uralt. Ich sitze eine ganze Weile auf dem Sessellift, der Berg ist höher, als der höchste mir bekannte Berg Österreichs. Mir wird kalt. Ich überlege, ob es möglich ist auf der Sesselliftfahrt zu erfrieren. AUs irgendeinem Grund weiß, ich dass die Fahrt am Gipfel nicht auffhört, sondern bis ins gegenüberliegende Tal führt. Direkt unter dem Lift bildet sich eine unansehnliche Schlammlandschaft, wie nach einem Muhrenabgang, wie in einer Wildschweinsuhle. Unter dem Schlamm befinden sich vereinzelt Bäume und Baumstümpfe begraben. Dann erkenne ich Leichenteile. Abgestürtzte Asylwerber und abgestützte Sitzreihen. Zu erst nur zwei dann immer wieder und immer mehr. Ich merke wie die anderen Fahrgäste nervös werden. Teilweise schreien sie ängstlich und entsetzt. Die Landschaft wechselt langsam in eine Eislandschaft. Ein starke Wind bläst in dieser Höhe. Die Sitzreihen, auch meine, beginnen zu schaukeln. Der Fahrer hinter mir schreit. Ich drehe mich um. Seine Sitzreihe kippt, er rutscht ab. Er kann sich mit seinen Händen gerade noch festhalten. Der Wind weht immer stärker und ich weiß, dass die Fahrt noch lange dauert, vielleicht sogar Tage. Ich kann dem jungen Mann hinter mir nicht helfen. Es gibt keine Möglichkeit zu ihm zu klettern. Ich umklammere selbst mit aller Kraft meinen Sitzstuhl. Die Kälte ist jetzt mein geringstes Problem. Ich frage mich, wie lange ich diese Anstrengung aushalten kann. Eine weitere Reihe hinter mir stürtzt jemand samt Sitzreihe ab. Der Andere hängt noch immer. Er kann sich nicht mehr hochziehen, da ist gar nichts mehr worauf er sich hochziehen könnte. Ich weiß, dass er keine Chance mehr hat. Vielleicht kann er an der richtigen Stelle abspringen, denke ich. Ich weiß, aber dass das absurd ist. Hier ist nur hartes Eis und Kälte, selbst wenn er den Sturz überleben würde, würde er erfrieren oder verhungern, oder sonst wie zu Tode kommen, auf jeden fall sterben. Lange noch hängt der Mann hinter mir. Irgendwann kommt eine starke Böhe und danach ist er weg. Tod. Dann einige Zeit später, dass Eis wird weniger, geht der Weg abwärts. Wir erreichen das Tal. Zwei ungarische Soldaten, die eigentlich Russen sind (und zwar jene Russen aus dem Film RocknRolla), warten auf uns Überlebende. Sie begrüßen uns herzlich. Nun sei alles überstanden, wir können aufatmen. Zum Zeichen ihre Gastfreundschaft zeigen sie uns ein opulentes Mahl. Es sei meines. Ganz alleine plus ein gemütliches Zimmer mit Stroh bedeckt und Decke. Ich merke, dass ich einen riesen Hunger habe. Ich gehe zum Tisch, da sagt der eine Russe. Nicht so voreilig, ich müsse mir das Essen natürlich verdienen, er holt ein eigenartiges Spiel heraus. Es besteht aus Steinen ähnlich den Mühlesteinen und aus drei verschiedenen Karten, die später zu drei verschieden Gebäcken werden. Der eine Russe sagt, dass er die Steine nehme und ich mit den karten spielen dürfe, weil es ja mein erstes mal sei, er dürfe dafür aber beginnen. Er spielt etwas aus. Meine drei Gebäcke haben die werte 3, 7 und 9 glaube ich. Ich kann jedes Gebäck nur einmal ausspielen. Der Russe sagt mir, was ich zu tun hätte, da ich keine Ahnung habe, befolge ich seine Anweisungen. Ich denke nicht, dass ich Gewinnen kann, da ich eben keine Ahnung habe, keine Strategie kenne. Wir spielen zwei Züge. Ich denke darüber nach, dass ich dieses Spiel jeden Tag spielen muß. In Zukunft könnte ich vielleicht einmal gewinnen. Das Essen für Heute schreibe ich ab. Während des zweiten Spielzuges höre ich einen Schrei. Ich sehe eine blonde Asylwerberin. Ihr Kleidung ist zerfetzt, eine Brust hängt raus und ihre Schahmbehaarung ist zu sehen. Der zweite Russe steht vor ihr. Er will sie vergewaltigen. Doch zuvor rammt er ihr noch ein Chirugenmesser in der Nähe des Ellenbogen in den Unterarm. Bis zum Knochen. Dann zieht er das Messer so fest er kann Richtung Handfläche. Die Frau schreit und wimmert. Es wird klar, dass sie die Totur nicht überleben wird. Ich weiß, dass ich sofort umgebracht werde, wenn ich etwas mache. EIn Gefühl von schlimmster Ohmacht breitet sich in mir aus. Ungefähr auf der hälfte des Weges des Messers zur Handfläche fordert mich der erste Russe auf weiterzuspielen. Ich wache auf.
 
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