Das Kali Yuga der Esoterik: eine Polemik

H

Hellequin

Guest
Esoterik im klassischen Sinne beschreibt einen Erkenntnisweg, der zu spiritueller Reife führt. Dieser Weg beinhaltet die schonungslose Auseinandersetzung vorrangig mit eigenen Blockaden und Fixierungen. Letztlich ist er ein Befreiungskampf des um Transzendenz bemühten Geistes gegen die Fesseln, die ihm das stoffliche Dasein auferlegt. Unabhängig vom Wahrheitsgehalt ihrer Thesen bietet uns die Esoterik die Möglichkeit, im Sturm des Alltags Haltung zu bewahren und unser eigenes irdisches Schicksal nicht über die Maßen wichtig zu nehmen.

So zumindest sieht die Theorie aus.

Praktisch singt ein immer lauter werdender Chor aus Scharlatanen, Willensschwachen und Muttersöhnchen Loblied um Loblied auf psychische Überempfindlichkeit und eklatant kindisches, lebensuntüchtiges Habenwollen. Der Intellekt wird verteufelt oder lächerlich gemacht, ebenso wie jedes Gefühl, das über Bierseligkeit hinausgeht. Spirituelle Reife wird nicht erstritten, sondern einfach behauptet: Die Erkenntnis, dass der Weg das Ziel ist, pervers missdeutend, tut man von Anfang an so, als sei man schon immer am Ziel gewesen, obwohl man nichts weiter ist als ein gewöhnlicher Affe, ein Sklave seiner Triebe, unfreier als betont weltliche Naturen. Und man ist stolz darauf, umso stolzer, je weniger Gedanken dieser Sklaverei widersprechen. Fressen, ficken, faul sein und noch die schlechteste Angewohnheit toll finden: die Spiritualität des 21. Jahrhunderts.

Ergebnis ist eine Esoterik, die sich vom Rationalismus dadurch abgrenzt, dass sie Mägen und Geschlechtsteile zum Nonplusultra erklärt, jede Form von individueller Entwicklung als Wahnidee geistiger Unreife abkanzelt und sich vor allem danach sehnt, das Selbst in einer Art ewigem göttlichen Uterus aufzulösen, auf dass nie wieder ein Gefühl von Mangel die Ruhe des Schweinehundes störe, kurz: ein Kult der Schwäche und des Todes.

Wann und warum genau die Philosophia Perennis der Philosophie auf die Suche nach Traumpartnern spezialisierter Karnevalsbudenbetreiber weichen musste, kann wohl nicht mehr beantwortet werden. Es bleibt die Hoffnung, dass sich der Wind irgendwann dreht.
 
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Dem ist wohl nicht mehr wirklich viel hinzuzufügen. Ich musste beim Lesen permanent grinsen und nicken. All das habe ich auch in meinem Nebenjob immer wieder bestätigt bekommen durch die manchmal doch sehr seltsamen Gestalten, die da reinkamen.
 
Esoterik im klassischen Sinne beschreibt einen Erkenntnisweg, der zu spiritueller Reife führt. Dieser Weg beinhaltet die schonungslose Auseinandersetzung vorrangig mit eigenen Blockaden und Fixierungen. Letztlich ist er ein Befreiungskampf des um Transzendenz bemühten Geistes gegen die Fesseln, die ihm das stoffliche Dasein auferlegt. Unabhängig vom Wahrheitsgehalt ihrer Thesen bietet uns die Esoterik die Möglichkeit, im Sturm des Alltags Haltung zu bewahren und unser eigenes irdisches Schicksal nicht über die Maßen wichtig zu nehmen.

So zumindest sieht die Theorie aus.

Praktisch singt ein immer lauter werdender Chor aus Scharlatanen, Willensschwachen und Muttersöhnchen Loblied um Loblied auf psychische Überempfindlichkeit und eklatant kindisches, lebensuntüchtiges Habenwollen. Der Intellekt wird verteufelt oder lächerlich gemacht, ebenso wie jedes Gefühl, das über Bierseligkeit hinausgeht. Spirituelle Reife wird nicht erstritten, sondern einfach behauptet: Die Erkenntnis, dass der Weg das Ziel ist, pervers missdeutend, tut man von Anfang an so, als sei man schon immer am Ziel gewesen, obwohl man nichts weiter ist als ein gewöhnlicher Affe, ein Sklave seiner Triebe, unfreier als betont weltliche Naturen. Und man ist stolz darauf, umso stolzer, je weniger Gedanken dieser Sklaverei widersprechen. Fressen, ficken, faul sein und noch die schlechteste Angewohnheit toll finden: die Spiritualität des 21. Jahrhunderts.

Ergebnis ist eine Esoterik, die sich vom Rationalismus dadurch abgrenzt, dass sie Mägen und Geschlechtsteile zum Nonplusultra erklärt, jede Form von individueller Entwicklung als Wahnidee geistiger Unreife abkanzelt und sich vor allem danach sehnt, das Selbst in einer Art ewigem göttlichen Uterus aufzulösen, auf dass nie wieder ein Gefühl von Mangel die Ruhe des Schweinehundes störe, kurz: ein Kult der Schwäche und des Todes.

Wann und warum genau die Philosophia Perennis der Philosophie auf die Suche nach Traumpartnern spezialisierter Karnevalsbudenbetreiber weichen musste, kann wohl nicht mehr beantwortet werden. Es bleibt die Hoffnung, dass sich der Wind irgendwann dreht.

Danke, so sieht`s aus. Viele möchten (um`s verrecken) zum inneren Kreis gelangen, verstehen aber nicht mal Ansatzweise den äußeren Kreis.
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hiho Hellequin
Wann und warum genau die Philosophia Perennis der Philosophie auf die Suche nach Traumpartnern spezialisierter Karnevalsbudenbetreiber weichen musste, kann wohl nicht mehr beantwortet werden. Es bleibt die Hoffnung, dass sich der Wind irgendwann dreht.
man kann den Nachbarn mit einer hell erleuchteten Taschenlampe
erschlagen. Soll heißen, kein Werkzeug das nicht auch zugleich eine ebenso potente Waffe sein kann. (Je nachdem welche Ziele ich/er/eine Gruppe verfolgt.) ...Und so wurde aus einem völlig klaren Fall (nämlich was gut tut und was nicht) - etwas Komplizierteres zerdreht, weil man so viel viel schnelles $$$$.....


bleib du stark, Hellequin :)
 
Fressen, ficken, faul sein und noch die schlechteste Angewohnheit toll finden: die Spiritualität des 21. Jahrhunderts.

Das war auch schon im 20. Jahrhundert so :whistle:

Es gab eine kurze Phase als jeder, der in der spirituellen Szene rumfleuchte, einen Meister oder Guru haben musste und wo sich dann die "Gemeinschaften" (Sektenähnliche Gebilde) bildeten. Und selbst dort gings auch nur da drum. Die wenigesten "Mitläufer" haben sich wirklich mit spirituellen Fragen und Lebensweisen praktisch auseinander gesetzt, weil es einfach zu anstrengend ist und in einer normierten Gesellschaft kaum wirklich möglich. Außerdem muss man schnell "schick" sein und landen können.
Dann wurde (heute auch noch) das Geld verteufelt, damit können dann nur die wirklichen Spinner gut leben und ehrlicher Menschen Tugenden werden somit beschmutzt ... nun ja was solls.
Es geht und ging in der menschlichen Existenz immer nur um Sex, Gewalt und Besitz/Status, daran wird sich so schnell nichts ändern.

LG
Waldkraut
 
In keinem anderen Zeitalter kann man so schnell, in einer Lebenszeit, Erleuchtung finden, wie im Kali Yuga; ich weiß also gar nicht, was das ganze Gemecker immer soll, sind schließlich alle freiwillig hier.
Nebenbei, es wird echt Zeit, das Kali Yuga ist nämlich so gut wie vorbei, dies Jahrhundert tanzt Kali das nächste Zeitalter ins Leben. Also, streng dich an, so leicht wird es so schnell nicht wieder ;)

lg
 
Das war auch schon im 20. Jahrhundert so :whistle:

Es gab eine kurze Phase als jeder, der in der spirituellen Szene rumfleuchte, einen Meister oder Guru haben musste und wo sich dann die "Gemeinschaften" (Sektenähnliche Gebilde) bildeten. Und selbst dort gings auch nur da drum. Die wenigesten "Mitläufer" haben sich wirklich mit spirituellen Fragen und Lebensweisen praktisch auseinander gesetzt, weil es einfach zu anstrengend ist und in einer normierten Gesellschaft kaum wirklich möglich. Außerdem muss man schnell "schick" sein und landen können.
Dann wurde (heute auch noch) das Geld verteufelt, damit können dann nur die wirklichen Spinner gut leben und ehrlicher Menschen Tugenden werden somit beschmutzt ... nun ja was solls.

Es geht und ging in der menschlichen Existenz immer nur um Sex, Gewalt und Besitz/Status, daran wird sich so schnell nichts ändern.

LG
Waldkraut

Nicht unbedingt, es gab, gibt auch noch viele andere Menshen, die den Begriff Selbslos auch leben.
 
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Das "Problem" an der Sache ist wohl eher, dass durch die Regenbogen-New-Age Welle, die in den 60er-70er Jahren vermehrt und neu begann, plötzlich Gebiete und Aspekte unter den Begriff "Esoterik" verfrachtet wurden, die damit rein garnix zu tun haben.
Es wurde ein Sammelsurium von Kuriositäten und Disney mentalität.
Es werden ehr vorgekaute und als "Wahrheiten" präsentierte Sichten als eigene angenommen und inter- bzw wieder prätiert. Allerdings ist das auch nix Neues; weder in der "spirituellen" Szene" noch artverwandtem.
Wer sich in "unserer" westlichen Welt wirklich ERNSTHAFT und Intensiv für (s)einen esoterischen Weg entscheidet und diesen auch konsequent geht, wird schnell und leicht auf Menhire stossen, die man in den weg gelegt bekommt. Von Unverständnis, oder Belächeln, bis hin zu wüsten Beschimpfungen oder weitaus heftigerem, kann alles vertreten sein. Und dazu muss nochnichtmal die "Gesellschaft" als Gesamtkonstrukt wirken, das besginnt bereits im "Kleinen" Kreis..

Was in irgendwelchen Büchern immer so gern als heroisch und anstrebenswert ergötzt wird, darf anscheinend in der "realen Welt" ausserhalb von Geschichten und Literat keinen Platz haben.
Ob man das nun als ein "kali-yuga" benennen mag, sei jedem freigestellt...

Dann wurde (heute auch noch) das Geld verteufelt, damit können dann nur die wirklichen Spinner gut leben und ehrlicher Menschen Tugenden werden somit beschmutzt ... nun ja was solls.
Es geht und ging in der menschlichen Existenz immer nur um Sex, Gewalt und Besitz/Status, daran wird sich so schnell nichts ändern.

Es macht auch seinen Sinn, dass das "geld" verteufelt wird. Allerdings hat das weniger mit dem Papier und Münzen zu tun, als mehr mit dem Giralgeld und dem Banksystem.
Geld ansich hat heute keinen realen Deckwert mehr, und genau das ist das schlechte daran!
Was sind Deiner Meinung nach "ehrlicher Menschen Tugenden"? Einen 24/7 Job zu haben, aber das Leben als Ganzes völlig zu übersehen? Nur darauf bedacht zu sein, möglichst immer ein gefülltes Portemonaie zu haben?
Ich sehe ehrlicher Menschen Tugenden eher darin begründet und verankert, dass diese IHREN Weg gehen, egal was andere dazu meinen; die sich und ihren Nächsten ein Lächeln geben, auch wenn nicht immer alles lustig ist;
Die wissen, dass zu Leben, Tod bedeutet für andere, und ihr möglichstes Tun, dies gering wie möglich zu halten... usw usf.

Dass es in der menschlichen Existenz nur um Sex, Gewalt, Status geht/ging halte ich für sehr weit hergeholt und übertrieben verallgemeinert.
WIr sind alle hier auf der Welt, weil unsere Eltern Sex hatten. Der Punkt ist eher, wie Sexualität und Sex hier betrachtet wird, und gelebt. DAS ist die Krux dahinter. Liebevoll und erfüllte Sexualität kann Grenzen brechen, die auch esoterisch ihre Wirkung entfalten können.
Und Gewalt... Wo beginnt sie, wo endet es? Das Wort allein schon ist ein rein "menschliches" Konstrukt. Ebenso wie das Statusermessen.
Hierbei für die gesamte menschliche Existenz reden zu wollen ist völlig neben der Spur. Solche Dinge existieren in einer "ellenbogen Gesellschaft" bzw in einer durch Kapital und Pyramidenhirarchie geprägten Norm. Bloss macht das vielleicht die Hälfte der Erdbevölkerung aus.
Ethnologisch allerdings ist es eben NICHT die Norm, im Gegenteil.

Die Frage die sich mir jetzt noch stellt; UND NUN??? Weiter?
Solche Worte bzw Sinn wie im EP steht, gabs auchschon vor zig Jhd und Jahrtausenden, als es Begriffe wie Esoterik; Spiritualität; Geistiges blabla irgendwas noch garnicht gab...
Ich würde mal meinen, weniger herumreden und auf althergebrachtes wiedergekäutes Sonstwas aus der bunten Kiste verzichten, und straight SICH selbst erforschen.
Krishnamurti (ja ist auch ein Autor, ich weiss) hatte das einmal schön formuliert.
 
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