Wittgenstein - Bemerkungen - 3

Ich lese: "... philosophers are no nearer to the meaning of "Reality" than Plato got..."
Welche seltsame Sachlage. Wie sonderbar, daß Platon dann überhaupt so weit kommen konnte! Oder, daß wir dann nicht weiter kommen konnten! War es, weil Platon so gescheit war?

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Man hört immer wieder die Bemerkung, daß die Philosophie eigentlich keinen Fortschritt mache, daß die gleichen philosophischen Probleme, die schon die Griechen beschäftigten, uns noch beschäftigen. Die das aber sagen, verstehen nicht den Grund, warum es so sein muß. Der ist aber, daß unsere Sprache sich gleich geblieben ist und uns immer wieder zu denselben Fragen verführt. Solange es ein Verbum "sein" geben wird, das zu funktionieren scheint wie "essen" und "trinken", solange es Adjektive "identisch", "wahr", "falsch", "möglich" geben wird, solange von einem Fluß der Zeit und von einer Ausdehnung des Raumes die Rede sein wird, usw., usw., solange werden die Menschen immer wieder an die gleichen rätselhaften Schwierigkeiten stoßen, und auf etwas starren, was keine Erklärung scheint wegheben zu können.
Und dies befriedigt im Übrigen ein Verlangen nach dem Transcendenten, denn, indem sie die "Grenze des menschlichen Verstandes" zu sehen glauben, glauben sie natürlich, über ihn hinaus sehen zu können.

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Die alles gleich machende Gewalt der Sprache, die sich am krassesten im Wörterbuch zeigt, und die es möglich macht, daß die Zeit personifiziert werden konnte, was nicht weniger merkwürdig ist, als es wäre, wenn wir Gottheiten der logischen Konstanten hätten.

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In keiner religiösen Konfession ist soviel durch den Mißbrauch metaphysischer Ausdrücke gesündigt worden, wie in der Mathematik.

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Ich aber komme zu diesen Problemen überhaupt nicht.
Wenn ich "have done with the world", so habe ich eine amorphe (durchsichtige) Masse geschaffen, und die Welt mit ihrer ganzen Vielfältigkeit bleibt, wie eine uninteressante Gerümpelkammer, links liegen.
Oder vielleicht richtiger: das ganze Resultat der ganzen Arbeit ist das Linksliegenlassen der Welt.

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Es ist sozusagen alles in dem Weltäther löslich; es gibt keine Härten.
Das heißt, die Härte und der Konflikt wird nicht zu etwas Herrlichem, sondern zu einem Fehler.
Der Konflikt löst sich etwa, wie die Spannung einer Feder in einem Mechanismus, den man schmilzt (oder in Salpetersäure auflöst). In dieser Lösung gibt es keine Spannungen mehr.

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Der Gruß der Philosophen unter einander sollte sein: "Laß Dir Zeit!"

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Das wäre das Ende eines Themas, das ich nicht weiß. Es fiel mir heute ein, als ich über meine Arbeit in der Philosophie nachdachte und mir vorsagte: "I destroy, I destroy, I destroy ---".
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Chinnamasta
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