Stoßgebet

  • Autor Autor Hellequin
  • Erstellungsdatum Erstellungsdatum
  • Lesezeit Lesezeit 1 Min. Lesezeit
Als du jung warst, blühtest, lebtest,
einst im Frühling unter Gleichen
spielerisch nach Größe strebtest,
mied ich deine Nähe bang;
konnte, ach, in jenen Tagen
deine Blicke nicht ertragen,
deren Brand, mich zu erreichen,
Traum um Traum in Fieber zwang.

Ja, ich lernte dich zu hassen!
Du indes, fürwahr besessen,
wolltest niemals von mir lassen,
folgtest mir, wohin ich ging.
Als die Paradiese schwanden,
Elfen sich in Krämpfen wanden,
Götter fielen glutzerfressen,
selbst der Himmel Feuer fing;

als es galt, mein Reich zu retten,
zog ich aus, dich zu erschlagen,
und ich legte dich in Ketten,
sperrte dich für immer ein.
Tief im Schatten musst du lauern,
gären hinter Kerkermauern;
schneidend gellen deine Klagen,
wenn du wachst, durch Mark und Bein.

Ein Gespinst aus Illusionen
wacht am Ausgang, wird dich halten,
bis die brodelnden Legionen
deines Hungers notgeweiht
Tunnel in die Mauern beißen,
Wall und Wächter niederreißen,
aus dem Sturm der Urgewalten,
Nemesis, du selbst befreit

dich erhebst, den zu ergreifen,
der dir einst den Bund verwehrte.
Letzte Festen wirst du schleifen,
wirst mich finden. Meine Welt
wird mit mit unerhörten Weisen
bebend die Katharsis preisen,
wenn mein graues Blut die Erde
tränkt, mein Reich in Trümmer fällt.

Lächelnd will ich dich empfangen
will mich deinem Zorn ergeben,
denn die Ketten, die dich zwangen,
ließen mir nur Angst und Wahn,
doch die Mordlust deiner Klauen
reißt mich fort ins Morgengrauen.
Nimm mich mit in deine Leben
aus der Enge hilf mir, Pan!
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Kommentare

Mit dem Gesicht von Peter Pan konnte ich mich noch nie so vergleichen, aber dafür mit dem Gesicht des „kleinen Prinzen“. Jedenfalls hat dein Text mehr Bände für mich gesprochen, als viele andere. Ich hab mal versucht in Worte zu fassen, was mir dazu einfällt, an einer genauen Übersetzung meiner Gedanken muss ich noch Feilen. Ein paar mehr Reime, ein bisschen flüssiger. Ich fang immer am Gesamtbild an, bevor ich ins Detail gehe, also bevor ich es flüssiger werden lasse, anders ausgedrückt: der Text ist noch „unfertig“, ich möcht ihn dir trotzdem zeigen, dein Text war die Quelle der Inspiration hierfür, woran ich noch weiter feilen werde:


Hast mich mit euren Mauern, in tiefe Kerker mich verbannt. Glutzerfressen, zornentbrannt. Tag für Tag mich in den Kerkern, tiefste Ketten, eure Mauern. Als das Licht in der Finsternis zu wandeln sich begann.
Modernd Lodernd fing ich an mich zu entzünden. Klauenwälzend, Feuerfegend, als ich lernte lechzend lauernd mich in Schatten zu begraben, riss ich Mauern, meine Ketten, wie ein Grashalm den man knickt.
Lechzend echzend, riss ich Mauern, Ketten um. Als ich sah wie hoch die Mauern, man versucht hat, hochzubauen, um anzubeten was vergangen, lernte ich euch zu vergeben.
Yggdrasil wie warst du grausam, viel gegeben, mehr genommen, wieviel Wachstum wartet noch?
Lasst uns preisen, die Katharsis, für diesen Moment möcht ich mal nicht so sein.

:)
 

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