Steiner

  • Autor Autor silja
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An sich ist ja die theosophische oder geisteswissenschaftliche Lebensbetrachtung nicht da zum Kampfe, sondern zur Versöhnung, zum Ausgleich der Gegensätze.

Nun müssen Sie bedenken, dass neben aller Urteilskraft, neben aller Forschung, in der Entwicklung des Geisteslebens die Gefühle und Empfindungen eine große Rolle spielen.
Derjenige, der da glaubt, dass Weltanschauungen nur nach den kühlen Erwägungen der Urteilskraft gebildet werden, der irrt sich sehr. Da spricht, wenn ich mich radikal aussprechen darf, immer auch das Herz mit.

Da wirken auch geheime Erziehungsgründe mit.
Der Mensch musste sich – das war auch die letzte Konsequenz gerade der christlichen Weltanschauung – hier auf diesem festen Boden der Wirklichkeit zurechtfinden lernen. Den Gott, den er so lange jenseits der Wolken gesucht hatte, sollte er nun in seinem eigenen Innern suchen.
Man hatte es (1850) mit einer Erziehungsrichtung der Menschheit zu tun, die zunächst mit Gewalt allen Ausblick nach einem spirituellen, nach einem geistigen Leben aus dem menschlichen Herz herausriss.

Mit den Mitteln der Naturforschung können wir also in das Geistige nicht hineindringen. Die Naturforschung stützt sich darauf, was sinnlich wahrnehmbar ist.(...) In diesem, bei dem schlafenden Menschen nicht mehr wahrnehmbaren Etwas haben wir aber gerade die Wesenheit zu suchen, die den Menschen zu einem Geistwesen macht.
Deshalb darf man nicht sagen, hier sind die Grenzen der Erkenntnis, sondern nur, hier sind die Grenzen der sinnlichen Erkenntnis.


Manches wäre anders in der Welt, wenn es ohne weiteres möglich wäre, die Begierden, Wünsche und Leidenschaften nach den Grundsätzen des Herzens und des Verstandes zu regeln. Das ist nämlich nicht möglich, sondern das Umgekehrte ist bis jetzt in der Menschheit immer da gewesen. Was die Leidenschaft will, was die Begierde verlangt, dazu schafft der Verstand, dazu schafft selbst das Herz eine Maske mit seinem Idealismus.
Und wenn Sie die Geschichte der menschlichen Entwickelung verfolgen, dann können Sie immer und immer wieder die Frage stellen, wenn Sie da und dort Grundsätze, da oder dort Idealismus aufleuchten sehen: welche Begierden und Leidenschaften lauern im Hintergrunde?



Das Tier atmet Sauerstoff ein und Stickstoff aus, die Pflanze atmet Sauerstoff aus und Stickstoff ein. So ist ein Friede möglich im Universum.
Was die Natur auf ihre Weise durch ihre Kraft hervor bringt, es ist für den Menschen bestimmt, dass er es bewusst aus seiner individuellen Natur hervorbringe.
... Denn das ist der Gang der fortschreitenden Kultur, dass die Menschen immer individueller, selbständiger und bewusster werden, selbstbewusster. Aus Gruppen, aus Gemeinsamkeiten hat sich das Menschengeschlecht herausgebildet.(...) Immer mehr und mehr entwächst der Mensch durch seine fortschreitende Erziehung der Lenkung der Gruppenseele und wird immer selbständiger und selbständiger. Diese Selbständigkeit bracht ihn dahin, dass er, während er früher doch in den Gruppen nur mehr oder weniger feindlich seinem Nebenmenschen entgegengetreten ist, er heute tatsächlich in einem die ganze Menschheit durchdringenden Daseinskampf mitten drinnen steht. Das ist unsere Weltlage, und diese ist das Schicksal insbesondere unserer Rasse, dass heißt unserer unmittelbaren Gegenwart.
So sehen wir die Folge der Erziehung( des völligen Verneinens des Jenseits, der Reinkarnation und GOTT): das vollständige Herableben des Menschen auf den physischen Plan. Denn da nur konnte sich die individuelle Seele entwickeln, da ist sie abgesondert, eingeschlossen in diesen Leib und kann nur herausschauen als ein abgesondertes Sonderdasein durch seine Sinne.(...) Wenn aber die menschliche Individualität dasselbe ist wie die Gruppenseele der Tiere, dann wird die menschliche Seele zu einem Selbstbewusstsein nur kommen können, indem sie denselben Kampf durchmacht wie die Tiere draußen in der Natur. Solange der Mensch noch nicht die Selbständigkeit ganz herausgefaltet hat, solange wird der Kampf noch dauern. Aber der Mensch ist dazu berufen, in bewusster Weise das zu erreichen, was draußen auf dem physischen Plane da ist. Daher wird es ihn führen auf den Bewusstseinsstufen seines Reiches zu gegenseitiger Hilfe und Unterstützung, weil das Menschengeschlecht eine einzige Art ist. Und die Kampflosigkeit, wie sie im Tierreich zu finden ist, muss im Bezug auf das Menschengeschlecht erst noch erreicht werden: ein vollständiger, allumfassender Friede. Nicht der Kampf hat die einzelne Tierart groß gemacht, sondern die gegenseitige Hilfe und Unterstützung. Dasjenige, was als Gruppenseele in der Tierart als einzelne Seele lebt, das ist friedlich mit sich selbst, das ist die einheitliche Seele.
Das ist die große Errungenschaft für unsere Seele, die wir aus der spirituellen Entwickelung uns aneignen, dass wir in Wahrheit erkennen die gemeinschaftliche Seele, welche das ganze Menschengeschlecht durchzieht, die Einheit in der ganzen Menschheit, die wir nicht als unbewusstes Geschenk empfangen, sondern die wir uns bewusst erringen müssen. Diese einheitliche Seele im ganzen Menschengeschlecht wahrhaft und wirklich zu entwickeln, das ist die Aufgabe der geisteswissenschaftlichen Anschauung. Das spricht sich in unserem ersten Grundsatz aus: einen Bruderbund zu gründen über die ganze Erde hin, ohne Rücksicht auf Rasse, Geschlecht, Farbe und so weiter. Das ist die Anerkennung der Seele, die der ganzen Menschheit gemeinsam ist. Bis in die Leidenschaft muss diese Läuterung stattfinden, die es dem Menschen selbstverständlich macht, dass in seinem Bruder die gleiche Seele lebt. Im Physischen sind wir getrennt, im Seelischen sind wir eine Einheit als Ich des Menschengeschlechtes. Daher kann es nur die Pflege des spirituellen Lebens sein, welche uns durchdringt mit dem gemeinschaftlichen Hauch dieser einheitlichen Seele. Nicht die gegenwärtigen Menschen mit ihren Grundsätzen, sondern die Zukunftsmenschen, welche mehr und mehr das Bewusstsein für diese Einheitsseele entwickeln, die werden es sein, die den Grund zu einem neuen Geschlecht, zu einer neuen Rasse legen, die in gegenseitiger Hilfe ganz aufgeht. Wir kämpfen nicht, wir bekämpfen auch nicht den Krieg oder etwas anderes, weil der Kampf überhaupt nicht zu einer höheren Entwickelung führt. Überlassen Sie allen Kampf um uns herum den Bissigen, die noch nicht reif genug sind, das aufzusuchen, was die gemeinschaftliche Seele im Menschengeschlecht im spirituellen Leben aufsucht.
(!) Eine wirkliche Friedensgesellschaft ist eine solche, die nach Geisterkenntnis strebt, und die wirkliche Friedensbewegung ist die geisteswissenschaftliche Strömung.

Da müssen wir nicht nur von Friede sprechen, uns den Frieden als Ideal hinstellen, Verträge schließen, Schiedsgerichtsprüche herbeisehnen, da müssen wir das geistige Leben, das Spirituelle pflegen, dann rufen wir in uns die Kraft hervor, die als Kraft der gegenseitigen Hilfeleistung sich über das ganze Menschengeschlecht ausgießt.
Wir bekämpfen nicht, wir tun etwas anderes: Wir pflegen die Liebe, und wir wissen, dass mit diesem Pflegen der Liebe der Kampf verschwinden muss. Wir stellen nicht Kampf gegen Kampf. Wir stellen die Liebe, indem wir sie hegen und pflegen, gegen den Kampf. Das ist etwas Positives. Wir arbeiten an uns in der Ausgießung der Liebe und begründen eine Gesellschaft, die auf Liebe aufgebaut ist. Das ist unser Ideal. Denn den Kampf und den Hass überwindet man in Wahrheit allein durch die Liebe.

Indem wir die Welt mehr und mehr kennen lernen und uns mehr und mehr in Liebe versenken, umso mehr lernen wir auch die schwarze und böse Seite der Welt kennen. Das sind die schweren Tage der Eingeweihten. Der Eingeweihte ringt sich allmählich hinauf.

Seine ganze Aufmerksamkeit selbst in die Hand zu nehmen, das hilft dem Menschen für die höhere Entwicklung.

So erscheint das, was man als Gedankenform wahrnimmt, was man aber besser als Gefühlsform bezeichnen sollte.

Ein jeder Mensch hat in der geistigen Welt seinen eigenen Namen; er ist in ihr noch viel mehr individuell als in der physischen Welt, und diese eigene Individualität muss sorgsam berücksichtigt werden.
Man muss sich selbst als ein Objektiver gegenüberstehen.

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