Spiritualität des Erdenlebens

  • Autor Autor nezach
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7 Thesen meiner Weltsicht:

1- Der Mensch ist eine psychosomatische Einheit
Psyche (Seele) und Soma (Körper) sind nicht voneinander zu trennen. Eine schwere Atmung verursacht beispielsweise Angst und die innere Erregung kann den Blutdruck erhöhen. Erschrecken das Blut zum Herzen treiben (bleiches Gesicht) und seelische Nöte zu Gastritis führen. Biologische und seelischen Prozesse sind miteinander verbunden. Mit "Seele" können die inneren Aktivitäten, und mit Körper die äußeren Aktivitäten bezeichnet werden. Wollen, denken, erinnern und fühlen sind "innere" Aktivitäten. Holz hacken, essen, schreiben oder wandern sind "äußere Aktivitäten"
2 - Der Geist ist die Lebenskraft dieser Einheit.
"Ruach" - der hebräische Begriff, ebenso wie das griechische "pneuma", bedeuten auch den Wind, den Lebensodem und bezeichnen eine bestimmte Kraft, die mit dem chinesischen Chi (Ki) vergleichbar ist. Das deutsche Wort "Geist" kommt von "gheis - erregt, aufgebracht sein, schaudern" und meint das innere Erregtsein, die innere seelische Ergriffenheit, die wie der Wind durch die Seele hindurchstürmen und diese bewegen kann. Nach dem Alten Testament gab der Gott (El) Jahwe (JHWH) dem Menschen den Lebensatem: "Da formte Jahwe, Gott, den Menschen. Er nahm lose Erde vom Ackerboden und blies Lebensatem in sein Gesicht. So wurde der Mensch ein lebendiges Wesen" 1. Mose 2,7) Das hebräische Wort für Wesen ist das gleiche wie für Seele. Erst dieser Lebensodem (Geist) macht den Menschen (übrigens auch die Tiere im Schöpfungsbericht des AT) zu lebendigen Wesen/Seelen.
In der nordischen Überlieferung der Edda, finden drei Götter den Menschen am Meeresstrand. Es sind zwei Bäume. Odem gab ihnen Odin (Allvatr). Dadurch wurden sie zu Menschen.
Der Geist ist somit diejenige lebendige Kraft, die den Menschen (als seelisch-körperliche Einheit) innerlich erregt und lebendig macht. Ebenso die Tiere und jedes Wesen mit einer Seele (Menschen und Tiere) oder jede Seele mit einem Körper, besitzt diese Lebenskraft. Es ist also nichts was von den Sternen kam und wieder dahin zurückwill, sondern Geist (Odem) ist der Beweger der Seele.
3 - Die Lebenswelt des Menschen ist die Sinnenwelt
Den Kontakt zu Außenwelt ermöglichen der Seele fünf Tore - die Sinne: hören, sehen, schmecken, riechen, tasten. Die dazugehörigen Organe übermitteln der Seele eine bestimmte Empfindung: Farbempfindung (Auge), Tonempfindung (Ohr), Geruchsempfindung (Nase), Geschmacksempfindung (Zunge), Formempfindung (Haut). Diese Empfindungen werden von der Seele erlebt, gesammelt, zugeordnet und durch den innerseelischen Gestaltungsprozess (denken) entsteht dadurch die Kommunikation, oder Auseinandersetzung mit der Sinnenwelt, in der wir leben. Über die Sprache, aber ebenso über den Gesamtkörper. Denn jede Tat (heben der Tasse, oder treten eines Balles) ist eine Kommunikation mit der (durch die Sinne wahrnehmbare) Umwelt.
Das Nähren und Schützen dieser seelisch-körperlichen Eineit ist die Grundlage der menschlichen Kultur, mit ihrer Sprache, Ackerbau, Viehzucht, Architektur - bis hin zur Technik unseres Kulturkreises.
Der Mensch als solcher ist für diese Welt geboren und ist Teil dieser Welt. Erwirkt in ihr und wird von ihr gestaltet, tagtäglich neu, denn das menschliche Umfeld, der Nachbar, der Arbeitskollege usw gehören auch dazu.
4 - Bewusstseinsentwicklung geht über das ICH
Was ist nun der Sinn dieses Menschseins und all der alltäglichen Plagen und Auseinandersetzungen?
Die Entwicklung eines autarken und selbständigen Bewusstseins, das sich seiner selbst und seiner Umwelt bewusst wird.
In der modernen Esoterik gilt das Ego als Abkapselung vom wahren Selbst und als Fessel des "höheren Geistes" - was immer das auch sei.
Wenn dieses hypothetische "wahre Selbst" oder "wahre Geist" mal beiseite gelegt und der Mensch in seiner Lebensrealität betrachtet wird, dann finden wir hier eine Einheit von Körper und Seele (Emotionen), die in eine bestimmte soziale, kulturelle und biologische Situation hineingeboren wurde.
Wie sich diese Seele dann konstituiert - sich ihres Eigenseins bewusst wird - hängt an vielen Faktoren. Es ist ein dauernder Prozess an Veränderungen und ein Produkt der vier "inneren Kräfte": wollen, denken, fühlen und erinnern. Der Austausch von Außenwelt und Innenwelt lässt nach und nach ein Zentrum enstehen, das sich als Mittelpunkt seines Seins begreift - das Ego, oder ICH. Je fester es sich an bestimmte Überlebensstrategien und Verhaltensstrukturen klammert, umso starrer und lebensunfähiger wird es sein. Denn Leben heist Wandlung und Veränderung. Und hier liegt die Herausforderung: Ein sich wandelndes Ich, das sich seiner selbst und seiner Wandlung bewusst wird. "Stirb und Werde" als dauernder Prozess und Antwort auf die Herausforderungen des Lebens.
Und so wie das Jahr seinen Kreislauf unterworfen ist, der Tag, das Pflanzenreich usw - so auch der Mensch und sein Bewusstsein. Er wird geboren - entfaltet sich - und vergeht wieder. Aber wie nichts aus dem Nichts entsteht, die Frucht der Pflanze das Samenkorn enthält, so wird auch die Frucht des einen Menschenlebens, das Samenkorn für das Nächste sein. Aber es ist ein völlig Neues und Anderes. Mit eigenständigen Aufgaben und Herausforderungen.
5 - Die Sinnenwelt ist Teil der AndersweltIn der modernen Esoterik gibt es ein Urlicht, oder einen Urgeist, aus dem alles entstand, abfiel und sich zur (bösen und dunklen) Materie verdichtete. Die Aufgabe des Menschen besteht hier darin, schnellmöglichst diese Welt wieder zu verlassen und in diese Einheit zurückzukehren.
Bei einem polarem Weltbild, in der - nebem dem "Geist" - auch die Substanz ihre wahre und notwendige Aufgabe und Seinsberechtigung hat, bekommt die Sinnenwelt einen anderen Stellenwert.
Wenn der Mensch eine körperlich-seelische Einheit ist, dann haben auch die Gefühle "Substanz", die Gedankenbilder, die Träume und all das, was den Menschen innerlich Form und Gestalt gibt. Ohne Form würde alles zerfliesen und sich auflösen. Und ohne (stoffliche und feinstoffliche) Substanz gäbe es keine Form, keine Gestalt, kein Entsehen - Werden - Vergehen (zu neuem Enstehen), das in allen Lebensprozessen (biologischen wie seelisch) zu finden ist.
Aber ebenos würde die Substanz sich verfestigen, wenn es nicht die Bewegung gebe. Im nordischen Weltbild als die beiden Urpole Feuer und Eis dargestellt. In der Seele ist es das Wollen, fühlen, denken und erinnern und deren Ursache ist im Grunde der Lebensodem (Geist) - Die Bewegung ermöglicht die Veränderung, die Substanz die Form.
So wie die Hand des Menschen aus einem äußeren Reflex, aber auch aus einer inneren Aktivität (wollen) heraus gehoben werden kann, und somit ein (menschliches) Bewusstsein die Ursache ist - so sind die Prozesse der Natur (der menschlichen sozialen Umwelt sowieso) teils als äußeren und ebenso als innere Aktivitäten von Bewusstseinsformen zu sehen, die wir nicht über unsere Sinne wahrnehmen können.
6 - Der Sinn der Esoterik
Eso = Inne
Exo = Außen
Die Esoterik kann durch ihre Schulungssysteme (Anthropsophie, Rosenkreuzer, tantrischer Buddhismus, Schamanismus usw), ihre rituellen Praktiken wie Seidhr, Galdr, schamanische Reisen, Schattenarbeit usw und ihre Techniken zur Wahrnehmung nichtsinnlicher Rhythmen und Kräfte (Orakel, Astrologie usw) die inneren Aktivitäten (Seele) zur Wahrnehmung dieser Kräfte führen.
Das geht aber nicht über das Bücherlesen und den Seminarbesuch. Esoterik ist keine Weltflucht, Droge und Lebensersatz - sondern ein lebenslanger Übungsweg, den jede Seele nur selber gehen kann.
7 - Vernetzung ist nicht Einheit
In der modernen Esoterik ist "Alles Eins" und jeder kann in sich alles erleben und alles sein, hat männliche und weibliche Anteile und ist mit dem Zentrum der Welt auf gleicher Augenhöhe, oder es gar selber.
Nach meiner Wahrnehmung sind alle Wesen Teil des Ganzen. Jeder hat eine bestimmte Aufgabe, der Stein, die Pflanze, das Tier, der Mensch, die Geister und Götter - aber diese sind jeweils nicht Alles - sondern ein notwendiger Aspekt des Ganzen. Und indem sie ihre Aufgabe erfüllen, ihr Sein gestalten und sich dabei verändern, gestalten und verändern sie jeweils das Ganze, das Netz des Kosmos.

Es geht also um Formgebung, äußerlich und innerlich. Und um den Prozess der Wandlung dieser Formen:
Entstehen - Werden - Vergehen (zu neuem Entstehen) ist das grundlegende Lebensprinzip des Kosmos, dem auch das menschliche Bewusstsein, als Frucht der psychosomatischen Einheit, entstammt. Es entsteht, entfaltet sich und vergeht wieder, in dem es die Grundlage (Samenkorn) für das nächste ist.
Nicht das Aufgeben dieser Form (Ego) in ein großen Licht, kein Durchgang zu einer "geistigen Heimat" aus der wir gekommen sind und wieder gehen. Sondern die Erde (als Teil der Anderswelt) ist die Aufgabe und das Ziel des Menschen und das tätige Mitgestalten an ihr in all ihren Aspekten.
Der Weg ist das Ziel - und dieser will im Hier und Jetzt - im Alltag wie in der Meditation - gegangen sein.
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