Meine Schizophrenie

Die anderen hier scheinen ja schon länger gemerkt zu haben, dass ich verrückt bin, aber zu guter Letzt bin ich dann auch selber draufgekommen. Und zwar folgendermaßen.


Am 2. Juli, also vor zwei Wochen, hat plötzlich meine rechte Gehirnhälfte gemeint, das ist ja alles nur im Hirn. Und sofort hat ihr meine linke Gehirnhälfte zugestimmt, wobei man dazusagen muss, dass die linke Gehirnhälfte mein Ich beherbergt, also mein Denken, während die rechte als holistisches Konglomerat von Ansichten und Haltungen basierend auf sinnlichen Erinnerungen zu sehen ist.

Die Thematik der beiden Hemisphären ist relativ komplex und auch sehr subtil, weswegen ich sie in einem späteren Beitrag ausführlich behandeln werde, zum vorläufigen Verständnis genügt es, sich die linke als sprachlich geprägtes, Abstraktionen schmiedendes und diese vielfältig kombinierendes Ungeheuer vorzustellen ("Ungeheuer" ist hier als humorvoller Einwurf meiner rechten Gehirnhälfte zu verstehen, welcher die ungeheure Entfernung mancher Denkprodukte zu den ihr so wichtigen Erinnerungen an Sinneseindrücke schier unüberbrückbar erscheint), während die rechte ein dummes nur an Wahrnehmungen und Gefühlen interessiertes Ding ist. (Dies die Retourkutsche meiner linken Hemisphäre, welche gottlob nicht ganz zutreffend ist, da die rechte sehr wohl äußerst intelligent ist, wobei aber diese Intelligenz aufgrund ihres multiparallelen und holistischen Modus nicht direkt in sprachliche Fabrikationen wie diese übersetzbar ist.)

Als Bild kann man sich die linke Seite vielleicht als eine hohe spitze Struktur mit schmaler Basis vorstellen, und die rechte als eine niedere flache mit einer breiten, ähnlich wie Pyramiden aus einer durchsichtigen feinen Substanz, welche im Gesunden so zusammenarbeiten sollten, dass zwischen ihnen keine Diskrepanzen entstehen, und welche im Schizophrenen einander nicht verstehen, was dazu führt, dass das Denken der sinnlichen Basis davonläuft und mit immer gewagteren und unsinnigeren Hypothesen diese zu erklären versucht, während die sinnliche Basis - also die Gesamtheit der sinnlichen Erinnerungen - dem Denken einerseits beistehen möchte, indem sie dessen Hypothesen unkritisch in Vorstellungsbilder überträgt, und indem sie andererseits versucht, ihre eigene Dynamik und Intelligenz der anderen Seite zu offenbaren, was leider allerdings meist missverstanden und unterdrückt wird, und in vielen Fällen aufgrund schädlicher Erfahrungen in der Kindheit oder der Gesellschaft vor allem anfangs auch nicht immer angenehm sein mag.

So gesehen ist Schizophrenie keine Krankheit aufgrund einer ungünstigen genetischen Anlage, sondern das traurige Resultat des Zusammenstoßes zweier Gehirnhälften, ein Crash im System, welches bei optimaler Zusammenarbeit seiner Komponenten wunderbar funktionieren würde, welches allerdings durch einen sich ständig weiter aufschaukelnden Defekt in der internen Kommunikation immer mehr in eine Situation gerät wie ein Computerprogramm, dessen einzelne Teile einander immer mehr Müll zusenden, der wie sinnvoller Input bearbeitet wird, wodurch die einzelnen Teile immer ärger das Gleichgewicht verlieren, und schließlich das Ganze wie ein Haufen Schrott aussieht, der verzweifelt wie eine Maschine zu arbeiten versucht, was auf den ersten Blick hoffnungslos erscheint, aber erstaunlich leicht sich ändert, denn die Selbstheilungskräfte des Gehirns sind enorm.

Um dies zu beweisen, möchte ich im folgenden meine eigene Geschichte erzählen, und kurz anmerken, dass ich vor weniger als drei Wochen noch derart verrückt war, dass es mir heute nur bei präziser Betrachtung und unter einiger Mühe nachvollziehbar ist, während ich jetzt teils mit Tränen in den Augen ob der Schönheit der Situation und der Tiefe ihrer Implikationen dasitze, und andererseits durch ein Erlebnis kurz nach dem Aufwachen innerlich gestärkt und ungemein gelöst bin, weil da meine rechte Hemisphäre von sich aus aktiv wurde und mir ihre neue Konformation zeigte, welche gefühlsmäßig mit einem breiten optimistischen Lächeln beschrieben werden könnte, welche aber auch gewisse neue Einsichten über die Bewertung früherer visionärer Erfahrungen enthielt, und in eine überaus wohltuende Kommunikation zwischen den beiden Gehirnhälften mündete.

Zusammenfassend möchte ich betonen, dass man den Effekt einer Verständigung zwischen den beiden Hemisphären gar nicht hoch genug bewerten kann, wobei es möglicherweise für viele schwer nachvollziehbar ist, dass es vorteilhaft sein soll, der rechten Hemisphäre eine vom Ich unabhängige Persönlichkeit und eigenständige Dynamik zu erlauben, was ich aber vor dem Präsentieren meiner phänomenologischen Evidenz mit der Bemerkung entkräften möchte, dass vom anatomischen Standpunkt jede Gehirnhälfte in sich weit stärker vernetzt ist als die beiden Gehirnhälften untereinander und dass in beiden Hemisphären unterschiedliche Vernetzungstypen vorliegen, was es durchaus plausibel erscheinen lässt, dass zwei - natürlich zusammenhängende und intensiv miteinander kommunizierende - Bewusstseine dem Menschen angemessener sind als nur eins.

In diesem Sinne wäre die Schizophrenie der in früheren Zeiten aufgrund fehlender kultureller Vorbilder meistens missglückte Versuch der Evolution, das menschliche Gehirn auf ein höheres und besseres Funktionsniveau zu heben, und der Umgang mit ihr müsste gründlich überdacht werden, wobei die Erkenntnisse aus dieser Forschung auch für die psychische Entwicklung anderer überaus weitreichende Bedeutung haben könnte.

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SternenspielNull
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