Quelle: Predigt 19, Meister Eckehart
Die wahren Anbeter beten Gott nicht (nur) in Tempeln, Moscheen und Kirchen an, sondern vor allem im Geiste (also in Gedanken), weil Gott Geist ist, was so viel bedeutet wie "nicht-materiell". Wir sind selbst ein Teil Gottes, aber es ist etwas Unreines dabei, unser Gemüt und Ego.
Was meint Meister Eckhart damit, wenn er sagt, wir sollen deswegen an der Pforte des Gotteshauses stehen, wo die reine Wahrheit ausbricht? Er meint damit den Sitz der Seele am dritten Auge. Das ist der Ursprung aller Reinheit. Hier sollen wir uns konzentrieren und uns in der Meditation in die Stille vertiefen und uns für das Göttliche öffnen. Wir sollen uns auf diese Weise Gott im Stillen zuwenden und nach ihm verlangen, ohne dass das nach außen hin hörbar ist, wie das etwa im Gebet der Fall ist. Denn dann spricht Gott in die Seele und gießt sich hier selbst hinein über das Wort, den Tonstrom. Dieser liegt über allem Vergänglichen, also über der Zeit!