Macht und Persönlichkeit

  • Autor Autor silja
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Unbestreitbar zieht Macht bestimmte Persönlichkeitsstrukturen besonders an.
Macht eignet sich hervorragend, um Minderwertigkeitsgefühle zu kompensieren (bzw. sie überzukompensieren).
Je mehr sich jemand unterlegen, "klein" und minderwertig fühlt, desto größer sein Bedürfnis nach Überlegenheit. Dieses Bedürfnis kann auf verschiedene Arten ausgelebt werden: zum Beispiel durch Besserwisserei, durch "moralische Überlegenheit" oder eben durch Macht. • Minderwertig-keitsgefühle und Kompensation

Kennzeichen für solche neurotischen Muster ist, dass sie immer eine gegen andere Menschen gerichtete "Beweisführung" enthalten: Sie zielen darauf, sich selbst zu erhöhen, indem sie andere erniedrigen, sei es auf intellektuellem, moralischem oder praktischem Gebiet, also durch Zwang. Letzteres ist für andere Menschen besonders bedrohlich, deshalb ist die Angst vor Machtmissbrauch größer als die vor Klugscheißerei und Bigotterie. • Ständige Beweisführung

Doch in der Geschichte der Menschheit gibt es keine Beispiele dafür, dass wegen der bestehenden oder befürchteten Risiken auf Möglichkeiten verzichtet worden ist. Ebenso wenig ist Machtmissbrauch durch eine Dämonisierung der Macht zu verhindern oder wenigstens einzudämmen. Vieles spricht im Gegenteil dafür, dass die Dämonisierung und Tabuisierung zusätzliche Freiräume für Missbrauch schafft – und genau die falschen Leute anzieht.


„Nur in den seltensten Fällen kann jemand Machtmissbrauch widerstehen“
Das gilt nicht nur in der Gefängnissituation. Auch in Unternehmen kann Macht korrumpieren, Karrieren zerstören und den Erfolg eines Betriebes ernsthaft behindern. Ethisch fragwürdige Praktiken zur Machtsicherung mündeten zum Beispiel im Fall der Deutschen Telekom und der Deutschen Bahn in Bespitzelungsmaßnahmen. Bei Siemens, MAN und VW halfen Manager ihrem Erfolg mit Schmiergeldzahlungen aus schwarzen Kassen nach. Ob in der HSH Nordbank unliebsame Manager mit unsauberen Methoden aus ihren Ämtern gedrängt wurden, wird noch heftig diskutiert.
„Machtbeziehungen gibt es überall, in jedem sozialen Gefüge“, sagt Erich Witte, Professor für Sozialpsychologie an der Universität Hamburg. „Und nur in den seltensten Fällen kann jemand Machtmissbrauch widerstehen.“ Wenn ein Mensch erst einmal Macht bekomme, falle es äußerst schwer, sie nicht zum eigenen Vorteil einzusetzen. Egal, wie freundlich und hilfsbereit die Person vorher gewesen sei. Es handele sich dabei um einen evolutionär begründeten Mechanismus, der automatisch ablaufe, wenn man nicht bewusst dagegen ankämpfe.
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• Erst Klassensprecher, dann Manager
Doch genau das scheint für viele Machthabenden unmöglich zu sein. Psychologen sprechen von dem „Paradoxon der Macht“: Gewöhnlich erhält niemand Macht, weil er unfreundlich, despotisch und rücksichtslos ist. Im Gegenteil steigen besonders leicht die Kollegen auf, die beliebt sind. Anstatt hilfsbereit, ehrlich und offen zu bleiben, werden sie nach der Beförderung aber plötzlich herrisch und unzugänglich. Sachliche Kritik wird dann nicht mehr als potentiell konstruktiv empfunden, sondern als böswilliger Versuch einer Demontage. Fähige Mitarbeiter werden als Konkurrenten identifiziert und abgesägt, um den Olymp der eigenen Macht zu sichern. Teure Geschäftsessen, Sekretärinnen, der Oberklassewagen und ein großes Büro - der Machthabende grenzt sich zunehmend von seinen Mitarbeitern ab. Besonders effektiv sind dabei lange Wartezeiten. Unkompliziert an Termine mit dem Chef kommen dann nur noch Personen, die dieser zu seinem inneren Zirkel zählt und die seine Macht stützen.
„Nach Macht zu streben, ist etwas zutiefst Menschliches“

http://www.faz.net/s/RubC43EEA6BF57...6CBDEA3EF912C87091~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Le Bon und (später Siegmund Freud) hat bereits 1895 vorausgesehen, dass die Masse bereit ist, primitivste Herrscher an die Macht kommen zu lassen und dabei die Kultur und vor allem Millionen von Menschen einem Hass zu opfern, der aus Angst gespeist wird. Angst vor Erinnerung, Angst vor Bildung, Angst vor Kultur. Bereits im kleinen Kreis vermag so der Mobber oder Bosser mit der Psyche der Masse so zu spielen, dass sie bereit sind, das Individuum, den Menschen mit Kultur, an den Rand der Existenz zu treiben - um herrschen zu können.

Der Täter ist eine Machtperson, der im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen möchte und durch das verbale Attackieren des Opfers ein Macht- bzw. Überlegenheitsgefühl verspürt. Nicht selten kommt es vor, dass er andere Menschen dazu anstachelt, bei diesen von Intrigen und Schikanen gefärbten "Spielen" mitzumachen.

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