Doch bevor die Christuskraft in uns ihre Auferstehung feiern kann, müssen wir den Gott außer uns töten. Mit jener verruchten Tat konfrontiert uns die Kreuzigung. In der Kreuzigung verzichten wir auf die Stützen unserer Überzeugungen. Wir opfern alles. Wir fallen ins Leere, in ein Nichtwissen, in ein Nichtkönnen. „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen.“ Wer den Schmerz dieses eisig-einsamen Auf-sich-gestellt-Seins aushält, ohne in seiner Angst und Verunsicherung bei einem Heldenbild Zuflucht zu suchen, der begeht in sich den Heldenmord und öffnet sich für die Wirkkraft des Himmels in der eigenen Seele.
Aber wir können weitergehen und begreifen, dass unser Schuldgefühl nirgends so groß ist, wie in dem Moment, in dem wir beginnen unserer eigenen Bestimmung zu folgen und auf die Rufe unseres eigenen Herzens zu hören. Nie werden wir so geprüft wie bei der Entscheidung für das, was unser Herz sich am innigsten wünscht. Nie müssen wir so viele Ängste durchstehen, so viele Schmerzen erdulden und so viele Widerstände überwinden wie wenn wir vor der Entscheidung stehen, unser eigenes Leben zu wagen, zu leben und gegenüber allen Anfeindungen zu verteidigen. Das ist eine ungeheure Tatsache, die bisher viel zu wenig Beachtung fand. Hierin zeigt sich auch der tiefere Grund dafür, warum wir unsere Vorbilder zu unantastbaren Helden hochstilisieren. Wir verleugnen dadurch das Nichtkönnen, das Scheitern, den Clown in uns und im anderen. Wir versuchen dadurch dem Abgrund in uns zu entgehen, der eigenen Schuld zu entfliehen, was uns nur gelingt, solange wir das Lichtbild des Heldenarchetypus immer weiter nähren. So, wie die prähistorische Urhorde kollektiv den Urvater ermordet hat und hernach die Tat am liebsten ungeschehen mache wollte, so müssen wir heute die Spiegelung zu dieser Tat vollbringen und als Einzelne, in einem individuellen Entwicklungsprozess, den Helden in uns töten – und, dies ist ganz wichtig: ohne nachträglichen Gehorsam.
http://www.info3.de/c5/index.php/pr.....-heldenmord?contentPage=1
Zum Umgang mit geistigen Lehrern
Entscheidung zum Heldenmord
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Es fällt uns leichter, der Stimme von Steiner oder der einer anderen Autorität zu vertrauen, als unserer eigenen inneren Stimme. Manchmal identifizieren wir auch die eigene Stimme mit der Stimme unseres verehrten Meisters und bemerken gar nicht, dass in den Tiefen des Unbewussten etwas in uns zu Recht gegen diese Gleichschaltung rebelliert. Es wäre zu erschütternd wahrzunehmen, dass ein Teil in uns danach begehrt, den Meister loszuwerden, ihn zu töten, damit seineStimme endlich nicht mehr die zarten Rufe der eigenen übertönt. Wollen wir selbst schöpferisch werden, wollen wir dem Meister nicht nur folgen, sondern durch unser eigenes Erleben über ihn hinaus gehen, dann müssen wir uns selbst führen, dann müssen wir das große Vertrauen üben, um auch bei stürmisch aufgewühlter See unerschrocken über dem Wasser zu wandeln.
Das nötige Opfer
Doch bevor die Christuskraft in uns ihre Auferstehung feiern kann, müssen wir den Gott außer uns töten. Mit jener verruchten Tat konfrontiert uns die Kreuzigung. In der Kreuzigung verzichten wir auf die Stützen unserer Überzeugungen. Wir opfern alles. Wir fallen ins Leere, in ein Nichtwissen, in ein Nichtkönnen. „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen.“ Wer den Schmerz dieses eisig-einsamen Auf-sich-gestellt-Seins aushält, ohne in seiner Angst und Verunsicherung bei einem Heldenbild Zuflucht zu suchen, der begeht in sich den Heldenmord und öffnet sich für die Wirkkraft des Himmels in der eigenen Seele.
Doch wir schrecken vor dem Heldenmord zurück. Sobald etwas unsere eigene Erfahrung übersteigt, bekommen wir ungeheure Angst und wünschen uns irgendeine Autorität, auf die wir uns stützen und berufen können. Nur schwer ertragen wir die Ohnmacht der Ungewissheit und suchen im entscheidenden Moment nicht die bergende Zuflucht in uns selbst, sondern im äußeren Wort einer Autorität. Folgen wir ihr, dann sind wir befreit davon, in jeder Situation immer wieder neu eine eigene Einstellung dem Leben gegenüber für uns selbst zu finden. Wir bilden dann keine wirklich eigene Meinung zu den Dingen und Geschehnissen aus, sondern schließen uns einer fremden Meinung an (und sei es auch das alleredelste Idealbild). Dadurch sind wir von der Verantwortung befreit, für uns selbst entscheiden zu müssen. Wir glauben uns weniger schuldig zu machen, wenn wir einem Führer folgen.
Der Nationalsozialismus hat diesen Schatten des Führerkultes in all seinen Abgründen offengelegt. Doch auch die Suche nach spirituellen Führern hat mit dem gleichen Schattenbild zu kämpfen. Auch hier stellt sich die entscheidende Frage, wie viel Verantwortung wir selbst bereit sind zu tragen. Wie viel Schuld können wir auf uns nehmen? Jeder trage sein eigenes Kreuz. Wer sich führen lassen will, der möchte, dass sein Kreuzträger ihm vorausgehe, damit er selbst der mühsamen Last enthoben sei. Es ist tragisch, dass das exoterische Christentum das Sich-Schuldig-Machen zur größten Verbrechertat erhoben hat. Dadurch wuchs das irrtümliche Ideal, sich möglichst rein zu halten und in seinem moralischen Gutsein von den Höllenkräften unberührt zu bleiben, wie ein Krebsgeschwür heran. Ohne dieses: „Alles, bloß nicht Sich-Schuldig-Machen“ wären u.a. auch die Gräuel der Nazis undenkbar. Sie haben sich ja nicht ereignet, weil die Menschen sich bewusst mit ihrer Versündigung konfrontiert haben, sondern weil sie ihrem Schatten (dem höllischen Abgrund) Folge leisten konnten, ohne sich – trotz all des Blutes – die Hände schmutzig zu machen. Morden ohne Schuld; das Dunkle leben, ohne selbst für die Wirkungen verantwortlich zu sein – darin bestand die Faszinationskraft des tosenden Blutrausches.
Darin wird auch der Schatten der Kirche und des Christentums deutlich. Das Heidentum sollte einfach abgeschnitten und ausgerottet werden, anstatt die gewaltigen Trieb- und Naturkräfte zu integrieren. Auch der Gottesmord ist daher eine notwendige Tat. Erst wenn wir den alten, überlieferten Gott der Schriftgelehrten und Moralapostel töten, kann der neue, lebendige Gott als Kind in uns auferstehen. Die Stimme dieses Götterkindes ist es, die uns mit neuen, selbstverantwortlichen Augen sehen lässt.
Totem und Tabu
Es kann an dieser Stelle sehr erhellend sein einen Blick auf eine Passage aus Freuds Totem und Tabu zu werfen. Er schreibt vom kollektiven Mord, den die Brüderhorde am Urvater begangen hat. In dieser Tat zeigen sich nach Freud die Anfänge der Kultur, die Entstehung von Schuldgefühl und Inzesttabu. Um den frevelhaften Vatermord zu sühnen entsteht eine vom Schuldbewusstsein getragene Reue, die zu einemnachträglichen Gehorsam führt. Zwar wurde die Ur-Tat begangen, aber die Täter trauten sich nun nicht, die Konsequenzen des Sich-Schuldig-Machens zu tragen und den eigenen Weg ungehindert zu beschreiten. Stattdessen wurde der ermordete Urvater zur Leitfigur, der nachzufolgen war, um die Schuldgefühle zu befrieden.
Freud hat noch nicht die entscheidenden Schlüsse aus seiner Theorie gezogen. Aber wir können weitergehen und begreifen, dass unser Schuldgefühl nirgends so groß ist, wie in dem Moment, in dem wir beginnen unserer eigenen Bestimmung zu folgen und auf die Rufe unseres eigenen Herzens zu hören. Nie werden wir so geprüft wie bei der Entscheidung für das, was unser Herz sich am innigsten wünscht. Nie müssen wir so viele Ängste durchstehen, so viele Schmerzen erdulden und so viele Widerstände überwinden wie wenn wir vor der Entscheidung stehen, unser eigenes Leben zu wagen, zu leben und gegenüber allen Anfeindungen zu verteidigen. Das ist eine ungeheure Tatsache, die bisher viel zu wenig Beachtung fand. Hierin zeigt sich auch der tiefere Grund dafür, warum wir unsere Vorbilder zu unantastbaren Helden hochstilisieren. Wir verleugnen dadurch das Nichtkönnen, das Scheitern, den Clown in uns und im anderen. Wir versuchen dadurch dem Abgrund in uns zu entgehen, der eigenen Schuld zu entfliehen, was uns nur gelingt, solange wir das Lichtbild des Heldenarchetypus immer weiter nähren. So, wie die prähistorische Urhorde kollektiv den Urvater ermordet hat und hernach die Tat am liebsten ungeschehen mache wollte, so müssen wir heute die Spiegelung zu dieser Tat vollbringen und als Einzelne, in einem individuellen Entwicklungsprozess, den Helden in uns töten – und, dies ist ganz wichtig: ohne nachträglichen Gehorsam.
Aber wir können weitergehen und begreifen, dass unser Schuldgefühl nirgends so groß ist, wie in dem Moment, in dem wir beginnen unserer eigenen Bestimmung zu folgen und auf die Rufe unseres eigenen Herzens zu hören. Nie werden wir so geprüft wie bei der Entscheidung für das, was unser Herz sich am innigsten wünscht. Nie müssen wir so viele Ängste durchstehen, so viele Schmerzen erdulden und so viele Widerstände überwinden wie wenn wir vor der Entscheidung stehen, unser eigenes Leben zu wagen, zu leben und gegenüber allen Anfeindungen zu verteidigen. Das ist eine ungeheure Tatsache, die bisher viel zu wenig Beachtung fand. Hierin zeigt sich auch der tiefere Grund dafür, warum wir unsere Vorbilder zu unantastbaren Helden hochstilisieren. Wir verleugnen dadurch das Nichtkönnen, das Scheitern, den Clown in uns und im anderen. Wir versuchen dadurch dem Abgrund in uns zu entgehen, der eigenen Schuld zu entfliehen, was uns nur gelingt, solange wir das Lichtbild des Heldenarchetypus immer weiter nähren. So, wie die prähistorische Urhorde kollektiv den Urvater ermordet hat und hernach die Tat am liebsten ungeschehen mache wollte, so müssen wir heute die Spiegelung zu dieser Tat vollbringen und als Einzelne, in einem individuellen Entwicklungsprozess, den Helden in uns töten – und, dies ist ganz wichtig: ohne nachträglichen Gehorsam.
http://www.info3.de/c5/index.php/pr.....-heldenmord?contentPage=1
Zum Umgang mit geistigen Lehrern
Entscheidung zum Heldenmord
ι« « Zurück1 2Weiter » »ι
Es fällt uns leichter, der Stimme von Steiner oder der einer anderen Autorität zu vertrauen, als unserer eigenen inneren Stimme. Manchmal identifizieren wir auch die eigene Stimme mit der Stimme unseres verehrten Meisters und bemerken gar nicht, dass in den Tiefen des Unbewussten etwas in uns zu Recht gegen diese Gleichschaltung rebelliert. Es wäre zu erschütternd wahrzunehmen, dass ein Teil in uns danach begehrt, den Meister loszuwerden, ihn zu töten, damit seineStimme endlich nicht mehr die zarten Rufe der eigenen übertönt. Wollen wir selbst schöpferisch werden, wollen wir dem Meister nicht nur folgen, sondern durch unser eigenes Erleben über ihn hinaus gehen, dann müssen wir uns selbst führen, dann müssen wir das große Vertrauen üben, um auch bei stürmisch aufgewühlter See unerschrocken über dem Wasser zu wandeln.
Das nötige Opfer
Doch bevor die Christuskraft in uns ihre Auferstehung feiern kann, müssen wir den Gott außer uns töten. Mit jener verruchten Tat konfrontiert uns die Kreuzigung. In der Kreuzigung verzichten wir auf die Stützen unserer Überzeugungen. Wir opfern alles. Wir fallen ins Leere, in ein Nichtwissen, in ein Nichtkönnen. „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen.“ Wer den Schmerz dieses eisig-einsamen Auf-sich-gestellt-Seins aushält, ohne in seiner Angst und Verunsicherung bei einem Heldenbild Zuflucht zu suchen, der begeht in sich den Heldenmord und öffnet sich für die Wirkkraft des Himmels in der eigenen Seele.
Doch wir schrecken vor dem Heldenmord zurück. Sobald etwas unsere eigene Erfahrung übersteigt, bekommen wir ungeheure Angst und wünschen uns irgendeine Autorität, auf die wir uns stützen und berufen können. Nur schwer ertragen wir die Ohnmacht der Ungewissheit und suchen im entscheidenden Moment nicht die bergende Zuflucht in uns selbst, sondern im äußeren Wort einer Autorität. Folgen wir ihr, dann sind wir befreit davon, in jeder Situation immer wieder neu eine eigene Einstellung dem Leben gegenüber für uns selbst zu finden. Wir bilden dann keine wirklich eigene Meinung zu den Dingen und Geschehnissen aus, sondern schließen uns einer fremden Meinung an (und sei es auch das alleredelste Idealbild). Dadurch sind wir von der Verantwortung befreit, für uns selbst entscheiden zu müssen. Wir glauben uns weniger schuldig zu machen, wenn wir einem Führer folgen.
Der Nationalsozialismus hat diesen Schatten des Führerkultes in all seinen Abgründen offengelegt. Doch auch die Suche nach spirituellen Führern hat mit dem gleichen Schattenbild zu kämpfen. Auch hier stellt sich die entscheidende Frage, wie viel Verantwortung wir selbst bereit sind zu tragen. Wie viel Schuld können wir auf uns nehmen? Jeder trage sein eigenes Kreuz. Wer sich führen lassen will, der möchte, dass sein Kreuzträger ihm vorausgehe, damit er selbst der mühsamen Last enthoben sei. Es ist tragisch, dass das exoterische Christentum das Sich-Schuldig-Machen zur größten Verbrechertat erhoben hat. Dadurch wuchs das irrtümliche Ideal, sich möglichst rein zu halten und in seinem moralischen Gutsein von den Höllenkräften unberührt zu bleiben, wie ein Krebsgeschwür heran. Ohne dieses: „Alles, bloß nicht Sich-Schuldig-Machen“ wären u.a. auch die Gräuel der Nazis undenkbar. Sie haben sich ja nicht ereignet, weil die Menschen sich bewusst mit ihrer Versündigung konfrontiert haben, sondern weil sie ihrem Schatten (dem höllischen Abgrund) Folge leisten konnten, ohne sich – trotz all des Blutes – die Hände schmutzig zu machen. Morden ohne Schuld; das Dunkle leben, ohne selbst für die Wirkungen verantwortlich zu sein – darin bestand die Faszinationskraft des tosenden Blutrausches.
Darin wird auch der Schatten der Kirche und des Christentums deutlich. Das Heidentum sollte einfach abgeschnitten und ausgerottet werden, anstatt die gewaltigen Trieb- und Naturkräfte zu integrieren. Auch der Gottesmord ist daher eine notwendige Tat. Erst wenn wir den alten, überlieferten Gott der Schriftgelehrten und Moralapostel töten, kann der neue, lebendige Gott als Kind in uns auferstehen. Die Stimme dieses Götterkindes ist es, die uns mit neuen, selbstverantwortlichen Augen sehen lässt.
Totem und Tabu
Es kann an dieser Stelle sehr erhellend sein einen Blick auf eine Passage aus Freuds Totem und Tabu zu werfen. Er schreibt vom kollektiven Mord, den die Brüderhorde am Urvater begangen hat. In dieser Tat zeigen sich nach Freud die Anfänge der Kultur, die Entstehung von Schuldgefühl und Inzesttabu. Um den frevelhaften Vatermord zu sühnen entsteht eine vom Schuldbewusstsein getragene Reue, die zu einemnachträglichen Gehorsam führt. Zwar wurde die Ur-Tat begangen, aber die Täter trauten sich nun nicht, die Konsequenzen des Sich-Schuldig-Machens zu tragen und den eigenen Weg ungehindert zu beschreiten. Stattdessen wurde der ermordete Urvater zur Leitfigur, der nachzufolgen war, um die Schuldgefühle zu befrieden.
Freud hat noch nicht die entscheidenden Schlüsse aus seiner Theorie gezogen. Aber wir können weitergehen und begreifen, dass unser Schuldgefühl nirgends so groß ist, wie in dem Moment, in dem wir beginnen unserer eigenen Bestimmung zu folgen und auf die Rufe unseres eigenen Herzens zu hören. Nie werden wir so geprüft wie bei der Entscheidung für das, was unser Herz sich am innigsten wünscht. Nie müssen wir so viele Ängste durchstehen, so viele Schmerzen erdulden und so viele Widerstände überwinden wie wenn wir vor der Entscheidung stehen, unser eigenes Leben zu wagen, zu leben und gegenüber allen Anfeindungen zu verteidigen. Das ist eine ungeheure Tatsache, die bisher viel zu wenig Beachtung fand. Hierin zeigt sich auch der tiefere Grund dafür, warum wir unsere Vorbilder zu unantastbaren Helden hochstilisieren. Wir verleugnen dadurch das Nichtkönnen, das Scheitern, den Clown in uns und im anderen. Wir versuchen dadurch dem Abgrund in uns zu entgehen, der eigenen Schuld zu entfliehen, was uns nur gelingt, solange wir das Lichtbild des Heldenarchetypus immer weiter nähren. So, wie die prähistorische Urhorde kollektiv den Urvater ermordet hat und hernach die Tat am liebsten ungeschehen mache wollte, so müssen wir heute die Spiegelung zu dieser Tat vollbringen und als Einzelne, in einem individuellen Entwicklungsprozess, den Helden in uns töten – und, dies ist ganz wichtig: ohne nachträglichen Gehorsam.