Es war einmal eine alte abgehärmte Frau.
Sie war eigentlich ganz zufrieden mit ihrem Leben, aber sie spürte, dass
irgendetwas Entscheidendes fehlte. So saß sie eines Tages an ihrem
Fenster und sah hinaus. Eine Art Ahnung und Sehnsucht überkam sie
und sie fühlte, dass eine Veränderung kommen würde. Sie konnte noch
nicht sagen, was es war, aber es lag deutlich etwas in der Luft.
In der nächsten Zeit bekam sie dann eine wunderschöne Tochter, die sie
über alles liebte und für die sie von Herzen sorgte. Aber es ergab sich,
dass sie selbst schließlich gehen musste, genaugenommen löste sie
sich auf und wurde zu ihrer eigenen Tochter. Und dieses war für sie wie
ein neuer Anfang in einer neuen Dimension.
Sie war jetzt Tochter, von ihrer liebenden Mutter verlassen und ganz auf
sich selbst gestellt. Stattdessen hatte sie nun eine Stiefmutter, eine dunkle
Göttin, die stets hart und unnachgiebig mit ihr umging. Also zog sie sich
schließlich ganz aus ihrem Leben zurück und tauchte tief ein in ihr
Innerstes.
Sie durchstreifte ihre eigene Seelenlandschaft und inneren Werte, und
begann von hier aus allmählich, alles in neue Zusammenhänge zu stellen.
Dabei ging sie tief in sich und lebte wie ein freies wildes Tier im Wald.
Aber ihr wurden Herz und Leber genommen, das heißt sie hatte keine
Herzensverbindung mehr und auch keine Freiheit. Sie bewegte sich in
ihrer eigenen inneren Welt und hatte hier sieben Aufgaben zu erfüllen,
sieben Einweihungen zu überstehen und sieben Probleme zu lösen.
Und in jeder dieser sieben Welten musste sie eine Weile leben, sozusagen
von allem ein wenig kosten. Alles kennenlernen, alles wissen und
schließlich an jedem Ort eine entsprechende Eigenschaft mit sich nehmen.
Und diese Eigenschaft und Kraft war der jeweilige Schatz, den sie
gewissermaßen aus den Tiefen ihres inneren Landes mitnehmen konnte.
Ihre Stiefmutter jedoch hatte einen besonderen Spiegel, in dem sie sich
selbst und dadurch auch ihre Stieftochter sehen konnte. Denn die Beiden
waren eigentlich ein- und dieselbe Person, zwei Seiten,
die zusammengehörten. Und darum sah auch die eine stets die andere,
wenn sie in ihren Spiegel blickte.
Und schließlich schaffte unsere Stiefmutter es eines Tages ,
Schneewittchen dazu zu verführen, von einem wunderschönen roten
Apfel ein Stückchen abzubeißen.
Aber wie ihr ja sicher wißt, kann man von dieser Apfelsorte nicht nur
ein Stückchen abbeißen, nicht nur einfach von ihm kosten. Wenn wir uns
einmal auf ihn eingelassen haben, werden wir am Ende ganz in ihn
hineingezogen und eine tiefe Verwandlung beginnt.
Also, um zu unserem Schneewittchen zurückzukommen, dieser Apfel-
bissen blieb ihr natürlich zunächst im Halse stecken, denn sie war noch
nicht wirklich fähig, ihn ganz zu verarbeiten und dann hinunter zu
schlucken.
Es war wie eine Idee, die ihren Weg noch nicht bis zur Erde finden konnte.
Und unser Schneewittchen war fortan eher tot als lebendig. Sie lebte wie
in einem Glaskasten voller Empfindlichkeiten und Ängste, und fristete
ihr Leben von nun an mit großen Schwierigkeiten und mehr schlecht als
recht.
Aber es muss uns allen klar sein, dass jedwede Entwicklung niemals stehen
bleibt. Und irgendwann kam auch für Schneewittchen die Zeit der inneren
Reife. Sie wurde nun fähig, den Apfel wirklich hinunter zu schlucken, zu ver-
dauen, zu verstehen und zuzulassen.
Sie begriff ihre Wurzeln und ihre Kraft, und mit einem Schlag erwachte
sie aus ihrem künstlichen Tiefschlaf. Jetzt erinnerte sie sich wieder an ihr
gesamtes Wesen. Und jede Empfindlichkeit und jede Schwäche fielen von
ihr ab.
Ein vollkommen neues Leben tat sich ihr plötzlich auf. Denn nun war sie
ihre Mutter, sie war ihre Tochter und sie war auch die alte weise Frau,
die zuvor mit der undankbaren Aufgabe ihrer Stiefmutter betraut gewesen
war. Der Spiegel und die Wünsche und Ahnungen vereinten sich nun
wieder. Und Neues, Aufregendes und Schönes trat in ihr aller Leben;
nie zuvor Geahntes, nie zuvor Gewusstes.
Und wenn sie also nicht gestorben sind, dann leben sich auch heute
noch , glücklich und zufrieden .
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Sie war eigentlich ganz zufrieden mit ihrem Leben, aber sie spürte, dass
irgendetwas Entscheidendes fehlte. So saß sie eines Tages an ihrem
Fenster und sah hinaus. Eine Art Ahnung und Sehnsucht überkam sie
und sie fühlte, dass eine Veränderung kommen würde. Sie konnte noch
nicht sagen, was es war, aber es lag deutlich etwas in der Luft.
In der nächsten Zeit bekam sie dann eine wunderschöne Tochter, die sie
über alles liebte und für die sie von Herzen sorgte. Aber es ergab sich,
dass sie selbst schließlich gehen musste, genaugenommen löste sie
sich auf und wurde zu ihrer eigenen Tochter. Und dieses war für sie wie
ein neuer Anfang in einer neuen Dimension.
Sie war jetzt Tochter, von ihrer liebenden Mutter verlassen und ganz auf
sich selbst gestellt. Stattdessen hatte sie nun eine Stiefmutter, eine dunkle
Göttin, die stets hart und unnachgiebig mit ihr umging. Also zog sie sich
schließlich ganz aus ihrem Leben zurück und tauchte tief ein in ihr
Innerstes.
Sie durchstreifte ihre eigene Seelenlandschaft und inneren Werte, und
begann von hier aus allmählich, alles in neue Zusammenhänge zu stellen.
Dabei ging sie tief in sich und lebte wie ein freies wildes Tier im Wald.
Aber ihr wurden Herz und Leber genommen, das heißt sie hatte keine
Herzensverbindung mehr und auch keine Freiheit. Sie bewegte sich in
ihrer eigenen inneren Welt und hatte hier sieben Aufgaben zu erfüllen,
sieben Einweihungen zu überstehen und sieben Probleme zu lösen.
Und in jeder dieser sieben Welten musste sie eine Weile leben, sozusagen
von allem ein wenig kosten. Alles kennenlernen, alles wissen und
schließlich an jedem Ort eine entsprechende Eigenschaft mit sich nehmen.
Und diese Eigenschaft und Kraft war der jeweilige Schatz, den sie
gewissermaßen aus den Tiefen ihres inneren Landes mitnehmen konnte.
Ihre Stiefmutter jedoch hatte einen besonderen Spiegel, in dem sie sich
selbst und dadurch auch ihre Stieftochter sehen konnte. Denn die Beiden
waren eigentlich ein- und dieselbe Person, zwei Seiten,
die zusammengehörten. Und darum sah auch die eine stets die andere,
wenn sie in ihren Spiegel blickte.
Und schließlich schaffte unsere Stiefmutter es eines Tages ,
Schneewittchen dazu zu verführen, von einem wunderschönen roten
Apfel ein Stückchen abzubeißen.
Aber wie ihr ja sicher wißt, kann man von dieser Apfelsorte nicht nur
ein Stückchen abbeißen, nicht nur einfach von ihm kosten. Wenn wir uns
einmal auf ihn eingelassen haben, werden wir am Ende ganz in ihn
hineingezogen und eine tiefe Verwandlung beginnt.
Also, um zu unserem Schneewittchen zurückzukommen, dieser Apfel-
bissen blieb ihr natürlich zunächst im Halse stecken, denn sie war noch
nicht wirklich fähig, ihn ganz zu verarbeiten und dann hinunter zu
schlucken.
Es war wie eine Idee, die ihren Weg noch nicht bis zur Erde finden konnte.
Und unser Schneewittchen war fortan eher tot als lebendig. Sie lebte wie
in einem Glaskasten voller Empfindlichkeiten und Ängste, und fristete
ihr Leben von nun an mit großen Schwierigkeiten und mehr schlecht als
recht.
Aber es muss uns allen klar sein, dass jedwede Entwicklung niemals stehen
bleibt. Und irgendwann kam auch für Schneewittchen die Zeit der inneren
Reife. Sie wurde nun fähig, den Apfel wirklich hinunter zu schlucken, zu ver-
dauen, zu verstehen und zuzulassen.
Sie begriff ihre Wurzeln und ihre Kraft, und mit einem Schlag erwachte
sie aus ihrem künstlichen Tiefschlaf. Jetzt erinnerte sie sich wieder an ihr
gesamtes Wesen. Und jede Empfindlichkeit und jede Schwäche fielen von
ihr ab.
Ein vollkommen neues Leben tat sich ihr plötzlich auf. Denn nun war sie
ihre Mutter, sie war ihre Tochter und sie war auch die alte weise Frau,
die zuvor mit der undankbaren Aufgabe ihrer Stiefmutter betraut gewesen
war. Der Spiegel und die Wünsche und Ahnungen vereinten sich nun
wieder. Und Neues, Aufregendes und Schönes trat in ihr aller Leben;
nie zuvor Geahntes, nie zuvor Gewusstes.
Und wenn sie also nicht gestorben sind, dann leben sich auch heute
noch , glücklich und zufrieden .
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