"Ich sollte" ist ein Satzanfang, der oft in unseren Köpfen kreist, und er beinhaltet zwei Dinge:
1. Es gibt eine Aufgabe, die ich noch nicht erledigt habe.
2. Etwas in mir sträubt sich gegen die Aufgabe, sonst hätte ich sie bereits erledigt.
Das Resultat ist oft ein nagendes schlechtes Gewissen, denn selten genug wird das, was wir zu sollen meinen, tatsächlich erledigt. Im Gegenteil, wir schieben es weiter vor uns her. Warum ist das so?
Die häufigste Erklärung für sollte-Sätze ist Erziehung. Beispiel: ich sollte entspannter sein. Sicher, es ist für mich angenehmer entspannt zu sein, aber wenn ich es nicht bin, gibt es dafür einen Grund. Mein Unterbewusstsein möchte mich auf etwas aufmerksam machen, und das völlig zu recht. Aber was hat das mit Erziehung zu tun? Meine Eltern haben / mein Umfeld hat nie gesagt, ich solle entspannter sein, das ist mein eigener Gedanke.
Wenn wir erwachsen werden, entwickeln wir eigene Wertvorstellungen, die von denen unserer Eltern und unserer Bezugsgruppe (Familie, Freunde, Lehrer, Nachbarn...) abweichen können. Als Kind haben wir vielleicht gelernt, dass es für Mädchen unangebracht ist, sich in den Vordergrund zu spielen. Mädchen sind lieb, bescheiden und hilfsbereit, manchmal sogar unsichtbar. Wut darf nicht gezeigt werden, die Bedürfnisse anderer sind wichtiger als die eigenen und auf sich selbst stolz zu sein geht gar nicht, höchstens heimlich.
Wenn ich nun als Erwachsene erkannt habe, dass ich sehr wohl auf meine Errungenschaften stolz sein kann und es auch bin, wird sich trotz allem bei jedem "guck mal, das und das hab ich hingekriegt, ist das nicht großartig?" ein "ich sollte nicht so angeben" im Hinterkopf breit machen und mich mehr oder weniger nerven. Das Resultat ist Unruhe, weil das Bewusstsein ("hab ich toll hingekriegt") und das Unterbewusstsein ("schäm dich, dass du so rumprotzt, Eigenlob stinkt") im Klinsch liegen.
Im Nachhinein überprüft mein Gehirn, ob ich mich irgendwie verraten haben könnte. Habe ich gestrahlt und somit zugegeben, dass ich stolz auf mich bin? Bin ich - um Himmels willen! - vielleicht mit stolzgeschwellter Brust rumgerannt? Wenn ja, schäm dich, schäm dich, schäm dich. Das Ergebnis könnte sein, dass ich beim nächsten Erfolg sofort darauf achte, mein Strahlen zu verbergen, zur Not sehe ich auf den Boden, und meine Schultern hängen lasse, damit mich niemand entlarven kann. Selbst wenn nicht, dann bleibt trotzdem ein schlechtes Gewissen für jede Angeberei, und sei sie noch so gerechtfertigt.
Das Resultat dieser widersprüchlichen Gedanken ist innere Unruhe, weil der Streit entweder im Hintergrund oder im Vordergrund unseres Gehirns tobt. Wenn ich mich diesem Streit nicht stelle, wird er wieder und wieder stattfinden, bis ich mich für eine der beiden Seiten bewusst entscheide und der anderen kategorisch den Mund verbiete. Wie das geht ist ein anderes Thema, das habe ich in diesem Blogeintrag erklärt, falls es jemanden interessiert: http://esoterikforum.at/xfa-blog-entry/ ... onen.7050/
Um nun zum eigentlichen Thema zurück zu kommen: ich-sollte-Sätze haben also einen Ursprung, oft gibt es eine Diskrepanz zwischen anerzogenem und neu definiertem Weltbild. Entweder sollte ich etwas, das eigentlich meine Eltern - oder wer auch immer - wollten, dass ich sollte, was ich aber nicht (mehr) will, oder ich sollte etwas, das ich will, das meine Eltern mir aber ausdrücklich verboten haben.
Die Lösung für dieses Dilemma ist denkbar leicht. Suche und finde Deine eigenen ich-sollte-Sätze und prüfe, wessen ich-sollte das ist. Will ich das, oder will jemand anders, dass ich das will?
Um das herauszufinden ist es hilfreich, die ich-sollte-Sätze in ich-könnte-Sätze umzuformulieren.
Ich könnte meine Erfolge bescheiden für mich behalten, wenn ich wollte.
Das nimmt den Druck aus dem ich-sollte. Ich könnte - herrlich!
Nun ist die Frage: will ich das oder will ich das nicht?
Der Verstand ist dabei eine Sache, die Seele eine andere. Natürlich sollten wir z.B. alle, allein schon aus gesundheitlichen Gründen, wenigstens halbwegs schlank sein. So einfach ist das aber nicht. Wie viele Menschen sind mehr oder weniger verzweifelt, weil sie sich mit diesem ich-sollte-abnehmen rumplagen?
Es gibt Gründe, warum der Verstand hier nicht weiter kommt. Frag Deine Seele, finde heraus, warum Du es nicht schaffst. Ich wollte schlank sein, es war mein größter Wunsch, aber ich habe es nicht geschafft, die Tüte Chips oder der Schokoriegel waren immer stärker. Dann fing ich an nach der Ursache zu forschen.
Einer meiner Gründe für genau dieses Problem war, dass ich befürchtete, wenn ich schlank wäre, würde ich vielleicht nur wegen meines Aussehens geliebt werden. Mein wahres ich würde gar nicht gesehen werden, nur die Fassade. Wie sollte ich den Unterschied erkennen? Also war nicht-schlank-sein die beste Methode, mich vor diesem Zweifel zu schützen. Jemand, der mich so dick liebte, wie ich war, würde wirklich mich lieben, nicht meinen Körper.
Inzwischen weiß ich, dass das Blödsinn ist. Es gibt Menschen, die schlanke Menschen unattraktiv finden und lieber üppige oder sehr üppige Körper mögen. Also kann auch ein dicker Mensch nur wegen seines Körpers geliebt werden. Es gibt genug Fälle, in denen ein Paar sich getrennt hat, weil einer der beiden stark abgenommen und nicht mehr dem Schönheitsideal des anderen entsprochen hat. Nicht der nun dünne Mensch verließ den Partner, sondern der Partner verließ den nicht-mehr-dicken Menschen. Traurig oberflächlich, aber wahr.
Dann stand ich vor der Frage, was ich nun wirklich will. Will ich weiter das essen, was mir schmeckt und meinen Körper so akzeptieren, wie er ist? Wo wäre meine Grenze? Wie dick müsste ich werden, bevor mein jetzt-reicht's erreicht wäre? Gibt es überhaupt eine Grenze oder erlaube ich mir dicker und dicker zu werden? Was ist mit meinem eigenen Schönheitsempfinden? Finde ich üppige Körper schön oder schlanke? Oder ist es mir gleichgültig, wie viel jemand wiegt, mich eingeschlossen?
Ich habe meine eigenen Antworten gefunden und konnte mein ich-sollte in ein ich-will umwandeln - in welches, das verrate ich nicht :D Jedenfalls lebe ich jetzt sehr entspannt mit dem Ergebnis.
Ich möchte jede*n hier ermutigen, sich den fiesen ich-sollte-Fragen zu stellen. Ja, sie nerven, ja, sie sind anstrengend, ja sie sind verdammt unangenehm und machen vielleicht sogar aua.
Aber die Antworten sind Gold wert.
1. Es gibt eine Aufgabe, die ich noch nicht erledigt habe.
2. Etwas in mir sträubt sich gegen die Aufgabe, sonst hätte ich sie bereits erledigt.
Das Resultat ist oft ein nagendes schlechtes Gewissen, denn selten genug wird das, was wir zu sollen meinen, tatsächlich erledigt. Im Gegenteil, wir schieben es weiter vor uns her. Warum ist das so?
Die häufigste Erklärung für sollte-Sätze ist Erziehung. Beispiel: ich sollte entspannter sein. Sicher, es ist für mich angenehmer entspannt zu sein, aber wenn ich es nicht bin, gibt es dafür einen Grund. Mein Unterbewusstsein möchte mich auf etwas aufmerksam machen, und das völlig zu recht. Aber was hat das mit Erziehung zu tun? Meine Eltern haben / mein Umfeld hat nie gesagt, ich solle entspannter sein, das ist mein eigener Gedanke.
Wenn wir erwachsen werden, entwickeln wir eigene Wertvorstellungen, die von denen unserer Eltern und unserer Bezugsgruppe (Familie, Freunde, Lehrer, Nachbarn...) abweichen können. Als Kind haben wir vielleicht gelernt, dass es für Mädchen unangebracht ist, sich in den Vordergrund zu spielen. Mädchen sind lieb, bescheiden und hilfsbereit, manchmal sogar unsichtbar. Wut darf nicht gezeigt werden, die Bedürfnisse anderer sind wichtiger als die eigenen und auf sich selbst stolz zu sein geht gar nicht, höchstens heimlich.
Wenn ich nun als Erwachsene erkannt habe, dass ich sehr wohl auf meine Errungenschaften stolz sein kann und es auch bin, wird sich trotz allem bei jedem "guck mal, das und das hab ich hingekriegt, ist das nicht großartig?" ein "ich sollte nicht so angeben" im Hinterkopf breit machen und mich mehr oder weniger nerven. Das Resultat ist Unruhe, weil das Bewusstsein ("hab ich toll hingekriegt") und das Unterbewusstsein ("schäm dich, dass du so rumprotzt, Eigenlob stinkt") im Klinsch liegen.
Im Nachhinein überprüft mein Gehirn, ob ich mich irgendwie verraten haben könnte. Habe ich gestrahlt und somit zugegeben, dass ich stolz auf mich bin? Bin ich - um Himmels willen! - vielleicht mit stolzgeschwellter Brust rumgerannt? Wenn ja, schäm dich, schäm dich, schäm dich. Das Ergebnis könnte sein, dass ich beim nächsten Erfolg sofort darauf achte, mein Strahlen zu verbergen, zur Not sehe ich auf den Boden, und meine Schultern hängen lasse, damit mich niemand entlarven kann. Selbst wenn nicht, dann bleibt trotzdem ein schlechtes Gewissen für jede Angeberei, und sei sie noch so gerechtfertigt.
Das Resultat dieser widersprüchlichen Gedanken ist innere Unruhe, weil der Streit entweder im Hintergrund oder im Vordergrund unseres Gehirns tobt. Wenn ich mich diesem Streit nicht stelle, wird er wieder und wieder stattfinden, bis ich mich für eine der beiden Seiten bewusst entscheide und der anderen kategorisch den Mund verbiete. Wie das geht ist ein anderes Thema, das habe ich in diesem Blogeintrag erklärt, falls es jemanden interessiert: http://esoterikforum.at/xfa-blog-entry/ ... onen.7050/
Um nun zum eigentlichen Thema zurück zu kommen: ich-sollte-Sätze haben also einen Ursprung, oft gibt es eine Diskrepanz zwischen anerzogenem und neu definiertem Weltbild. Entweder sollte ich etwas, das eigentlich meine Eltern - oder wer auch immer - wollten, dass ich sollte, was ich aber nicht (mehr) will, oder ich sollte etwas, das ich will, das meine Eltern mir aber ausdrücklich verboten haben.
Die Lösung für dieses Dilemma ist denkbar leicht. Suche und finde Deine eigenen ich-sollte-Sätze und prüfe, wessen ich-sollte das ist. Will ich das, oder will jemand anders, dass ich das will?
Um das herauszufinden ist es hilfreich, die ich-sollte-Sätze in ich-könnte-Sätze umzuformulieren.
Ich könnte meine Erfolge bescheiden für mich behalten, wenn ich wollte.
Das nimmt den Druck aus dem ich-sollte. Ich könnte - herrlich!
Nun ist die Frage: will ich das oder will ich das nicht?
Der Verstand ist dabei eine Sache, die Seele eine andere. Natürlich sollten wir z.B. alle, allein schon aus gesundheitlichen Gründen, wenigstens halbwegs schlank sein. So einfach ist das aber nicht. Wie viele Menschen sind mehr oder weniger verzweifelt, weil sie sich mit diesem ich-sollte-abnehmen rumplagen?
Es gibt Gründe, warum der Verstand hier nicht weiter kommt. Frag Deine Seele, finde heraus, warum Du es nicht schaffst. Ich wollte schlank sein, es war mein größter Wunsch, aber ich habe es nicht geschafft, die Tüte Chips oder der Schokoriegel waren immer stärker. Dann fing ich an nach der Ursache zu forschen.
Einer meiner Gründe für genau dieses Problem war, dass ich befürchtete, wenn ich schlank wäre, würde ich vielleicht nur wegen meines Aussehens geliebt werden. Mein wahres ich würde gar nicht gesehen werden, nur die Fassade. Wie sollte ich den Unterschied erkennen? Also war nicht-schlank-sein die beste Methode, mich vor diesem Zweifel zu schützen. Jemand, der mich so dick liebte, wie ich war, würde wirklich mich lieben, nicht meinen Körper.
Inzwischen weiß ich, dass das Blödsinn ist. Es gibt Menschen, die schlanke Menschen unattraktiv finden und lieber üppige oder sehr üppige Körper mögen. Also kann auch ein dicker Mensch nur wegen seines Körpers geliebt werden. Es gibt genug Fälle, in denen ein Paar sich getrennt hat, weil einer der beiden stark abgenommen und nicht mehr dem Schönheitsideal des anderen entsprochen hat. Nicht der nun dünne Mensch verließ den Partner, sondern der Partner verließ den nicht-mehr-dicken Menschen. Traurig oberflächlich, aber wahr.
Dann stand ich vor der Frage, was ich nun wirklich will. Will ich weiter das essen, was mir schmeckt und meinen Körper so akzeptieren, wie er ist? Wo wäre meine Grenze? Wie dick müsste ich werden, bevor mein jetzt-reicht's erreicht wäre? Gibt es überhaupt eine Grenze oder erlaube ich mir dicker und dicker zu werden? Was ist mit meinem eigenen Schönheitsempfinden? Finde ich üppige Körper schön oder schlanke? Oder ist es mir gleichgültig, wie viel jemand wiegt, mich eingeschlossen?
Ich habe meine eigenen Antworten gefunden und konnte mein ich-sollte in ein ich-will umwandeln - in welches, das verrate ich nicht :D Jedenfalls lebe ich jetzt sehr entspannt mit dem Ergebnis.
Ich möchte jede*n hier ermutigen, sich den fiesen ich-sollte-Fragen zu stellen. Ja, sie nerven, ja, sie sind anstrengend, ja sie sind verdammt unangenehm und machen vielleicht sogar aua.
Aber die Antworten sind Gold wert.