Genitalverstümmelung - Beschneidung

  • Autor Autor opti.
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Alle 11 Sekunden wird irgendwo auf der Welt ein Mädchen Opfer weiblicher Genitalverstümmelung. Der Ursprung des Brauchs der Beschneidung ist weitgehend ungeklärt. Vermutlich haben patriarchale Stammesgesellschaften die Beschneidung beider Geschlechter eingeführt. Älteste Überlieferungen des Rituals deuten auf Volksgruppen, die in ariden, wüstenähnlichen Regionen lebten. Die Nomaden insbesondere Nord- und Ostafrikas sowie Australiens und deren Nachfolgereligionen sind auch heute noch die Träger der religiösen Beschneidung.

Die Beschneidung wird zwar nicht nur in islamischen Staaten und an Moslems vorgenommen, sondern auch an Christen, Juden und Hinduisten. Man sollte aber bedenken, dass in Indonesien, dem größten islamischen Land (in Indonesien leben etwa 238 Millionen Moslems, in Saudi-Arabien dagegen etwa nur 27 Millionen), etwa 96 Prozent der Mädchen spätestens im Alter von 14 Jahren aus “religiöser Pflicht” Genitalverstümmelungen erleiden müssen. (siehe: New York Times, 20. Januar 2008) Im Islam wird die Genitalbeschneidung teilweise unter Berufung auf einige Hadithe, den Worten des Propheten Mohammeds, religiös legitimiert. (siehe: Vorkommen im Islam) Die Beschneidung des männlichen Geschlechtsteils und damit die Entfernung der Vorhaut ist für die muslimischen Männer Pflicht und wird in der Regel bei männlichen muslimischen Kindern schon frühzeitig, oft als Baby, von den Eltern veranlasst.

Folgt man der Bibel (Gen 17,10–14 EU), so wurde die Beschneidung unter den Israeliten von ihrem mythischen Stammvater Abraham eingeführt, der meist auf etwa 1800–1600 v. Chr. datiert wird. Neuere Forschungen gehen davon aus, dass erst unter Mose, also etwa 1400–1200 v. Chr. beziehungsweise erst während der babylonischen Gefangenschaft um etwa 600 v. Chr. die Juden diese Praktik übernahmen und ritualisierten. Dadurch wurde die Beschneidung von Neugeborenen (Brit Mila), die am achten Tag nach der Geburt stattzufinden hat, zur Pflicht.

Die Beschneidung wird im Judentum als Eintritt in den Bund mit Gott angesehen. Diesen Bund ging Gott nach jüdischer Überlieferung mit Abraham (und seiner Familie) ein; daher wird der Beschneidungsbund auch als „abrahamitischer Bund“ bezeichnet. Die Juden berufen sich dabei auf (Gen 17,10–14). Dort heißt es in der Übersetzung Martin Luthers: „Das aber ist mein Bund, den ihr halten sollt zwischen mir und euch und deinem Geschlecht nach dir: Alles, was männlich ist unter euch, soll beschnitten werden; eure Vorhaut sollt ihr beschneiden. Das soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und euch. Jedes Knäblein, wenn's acht Tage alt ist, sollt ihr beschneiden bei euren Nachkommen. Wenn aber ein Männlicher nicht beschnitten wird an seiner Vorhaut, wird er ausgerottet werden aus seinem Volk, weil er meinen Bund gebrochen hat.“ (Genesis 17,10–14)

Die Christen übernahmen zuerst die Beschneidung vom Judentum. Mit dem Ende des antiken Judenchristentums als eigener Strömung verschwand dann die Beschneidung im Christentum zunächst fast ganz, außer bei einigen orientalischen und afrikanischen Völkern, die die Beschneidung aus ihrem vorchristlichen Glauben übernommen hatten.

Dass die männliche Vorhaut und dem Frenelum bei der Sexualität eine wichtige Bedeutung zukommt, kann man der folgenden Beschreibung entnehmen:

"Jedoch muss beachtet werden, dass die Vorhaut einen der sensibelsten Bestandteile des Penis darstellt, dessen Funktion für die Sexualität deshalb nicht außer Acht gelassen werden kann. Sie ist etwa so sensibel wie die Lippen oder die Fingerspitzen. Folglich beinhaltet die durchschnittliche Vorhaut über 73 Meter Nervenfasern und über 20.000 Nervenenden."

Die Beschneidung der Vorhaut ohne Betäubung ist wahrscheinlich in etwa so schmerzhaft, als ob man den kleinen Finger ohne Betäubung abschneidet.

"Für viele Männer spielt die Vorhaut aufgrund ihrer Erogenität eine bedeutende Rolle in ihrem Sexualleben (so ist beispielsweise oft durch ihre alleinige Stimulation ein Orgasmus möglich).

Auch eine Beschädigung oder Entfernung des Frenulums im Zuge der Beschneidung kann kritisch betrachtet werden. Dieser Teil des Penis ist bei vielen Männern empfindsamer als die Eichel selbst und kann auch bei einigen sexuellen Praktiken wie z. B. Fellatio (orale Sexualität) eine bedeutende Rolle spielen. Dies gilt freilich auch für den hochsensible Bereich der Vorhaut, in dem die äußere Haut in die innere Schleimhaut übergeht, der wie viele Schleimhautgrenzen eine hocherogene Zone ist."

"Die Beschneidung birgt ebenfalls ein Risiko für bewusste oder unbewusste Operationstraumata. So zeigt Menage, dass Behandlungen im Genitalbereich bei Angehörigen beiderlei Geschlechts zu einer posttraumatischen Belastungsstörung (kurz: PTBS bzw. PTSD) führen können. Entscheidende Faktoren für die Ausprägung der PTBS sind nach Menage: 1. Gefühle der Machtlosigkeit und des Kontrollverlusts, 2. fehlende Zustimmung, 3. fehlende Information darüber, was während der Untersuchung gesehen soll, 4. fehlendes Einfühlungsvermögen durch den untersuchenden Arzt und 5. die Erfahrung von physischem Schmerz."

"Die Beschneidung von Jungen stellt objektiv eine körperliche Verletzung dar, die ohne Betäubung starke Schmerzen verursacht und in Ausnahmefällen dauerhafte Schäden oder gar den Tod nach sich ziehen kann."

Die Beschneidung von Jungen ist übrigens weiter verbreitet als die Beschneidung von Mädchen. Wie sehr die Beschneidung religiös begründet ist, kann man an folgender Aussage erkennen: "Im Jahr 2008 kam es zu einem Streit zwischen Autoren, die im Deutschen Ärzteblatt einen Artikel veröffentlichten und zahlreichen muslimischen und jüdischen Verbänden wie der muslimischen Vereinigung Millî Görüş und Vertretern jüdischer Gemeinden auf der orthodoxen Rabbinerkonferenz. In dem Artikel begründeten diese Autoren (die Ärzte) ihre Ansicht, dass es strafbar sei, sich an einer religiösen Beschneidung zu beteiligen."

"Wird eine Beschneidung bei einem nicht einwilligungsfähigen muslimischen Jungen ohne wirksame Einwilligung der oder des Personensorgeberechtigten (also in der Regel der Eltern) vorgenommen, stellt dieser Eingriff nach einer Entscheidung des Oberlandesgerichtes Frankfurt a. M. eine Verletzung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts und eine rechtswidrige Körperverletzung dar, wobei insofern nach bisheriger Rechtsprechung ein Neunjähriger nicht, ein Zwölfjähriger hingegen in der Regel durchaus einwilligungsfähig bzw. einsichtsfähig ist."

Von einem Zwölfjährigen allerdings zu erwarten, er könne die Tragweite solcher Entscheidungen überblicken, empfinde ich als einen Skandal.

Quelle: Zirkumzision


*FGM bedeutet "Female Genital Mutilation" und ist die englische Bezeichnung für die Genitalverstümmelung der Frauen.

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