Gedichte von vor 1982

  • Autor Autor kosmon
  • Erstellungsdatum Erstellungsdatum
  • Lesezeit Lesezeit 2 Min. Lesezeit
1. U-Bahn Berlin

ich lauf die Treppen runter.
Unten warten
nasen,
Augen,
Lippenpaare,
Haare
fleischmassen
auf den nächsten Zug.
Sündige Gedanken
steigen in die Höhe.
Geile Blicke
treffen Alkoholikeraugen.
Kippen werden ausgetreten.
Brutalität schwängert die Luft.
Benommene lallen gröhlend.
Verfälschen die Sprache,
eine Sprache.
Viele Sprachen prallen aufeinander.
Mädchen schauen Dich an
mit DM-Noten in den Augen
für den nächsten Schuß ...?
Einer kotzte
irgendwann.
Doch man kann's noch riechen.
Der Minutenzeiger hat sch wieder verschoben
und der Fleichtransporter kommt.
Entlädt,
lädt
und verschwindet.
Zurück bleiben nur
Flaschen,
Kippen,
papier und
eine Fliege,
die traumverloren
die U-Bahn verpassete.


Abschied

Irgendwann
wachst Du morgens auf.
Irgendwelche Sonnenstrahlen
haben Dich aufgeweckt.
Eigentlich müsstest Du noch schlafen.
Sie legt neben Dir
und atmet ruhig.
Du merkst genau,
oder vielleicht doch nicht so genau,
dies ist ein besonderer Tag
DER TAG.
Leise stehst Du auf
und gehst eine Zigarette rauchen.
Immer noch leicht verwirrt
kommst Du zurück,
legst Dich hin und starrst die Decke an.
Dieser Tag ist nicht wie sonst.
Dieser seltsame Morgen.
Langsam,
ganz langsam vergehen die Stunden.
Endlich ist es Kaffeezeit.
Während sie duscht,
vertreibst Du die Erinnerungen
und machst Frühstück.
Bei einem weichgekochten Ei
eröffnet sie Dir,
daß sie einen anderen haat
und Dich verlässt.
Leicht gequält lächelst Du.
Irgendwie hast Du es ja schon gewusst.

In Gedanken verfluchst Du diesen Tag.


ALLEIN

Es ist Abend
und ich komme nach Hause.
Die Wohnung ist leer
und ich schalte den Fernseher ein.
Esse kurz was
und denke beim Krimi, so ganz nebenbei,
daß ich es Heute wieder machen werde.
Irgendwann ist es zehn,
Zeit ins Bett zu gehen,
und ich ziehe mich aus,
mal wieder ganz splitternackt.
Lösche das Licht,
denke an irgendwelche Frauen.
Das Gefühl steigert sich
bis ins Unendliche.
Auf einmal höre ich ganze Symphonien
und für zwei Sekunden hab ich mein Glück.
Dieses eine Gefühl.
Mein Körper vibriert,
der Puls geht schneller,
so wie damals.
Dann lieg ich erschöpft im dunklen Zimmer

und merke, daß ich alleine bin.


Tübingen, Psychoklinik

Blumen lassen ihre Köpfe hängen.
Gesiebte Luf ist ungesund.
Duch den Raum trägt der Rauch
die Traurigkeit.
Stimmen stammeln,
Körper schwanken.
Licht scheint stumm
so lautlos wie die Zeit vergeht.
Manchmal mischt sich etwas Hoffnung
mit verbrauchtem Atem und vergeht in sich.
Eine Katze auf einem Wandbild
starrt stumm auf die verschlossene Eingangstür.
Menschen weinen.
Tränen trocknen, noch ehe sie den Teppich erreichen..
Und endlos wird es weitergehen.

Tübingen II

Wie ein Vogel in seinem Käfig
hänge ich an den Gittern,
und sehne mich nach der Freiheit
zu fühlen, was ich fühlen will.
Das Schicksal wird mir bald die Tür öffnen
und ganz allein flieg ich in die Freiheit,
die mein Abgrund sein wird,
oder mein Aufstieg.



Wahrend ich schreibe,
sehe ich Dich zwischen den Zeilen tanzen
in einem durchsichtigen Neglige
mit einer Rose zwischen den Zähen.
Du schwingst, elegant wie eine Skiläuferin,
im Slalom durch die Wortlücken.
Dein langes Haar weht Dir hinterher.

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kosmon
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