Emotionale Erpressung

  • Autor Autor silja
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Emotionale Erpressung durch Schuldgefühle

Grundsätzlich möchte ich sagen, dass ich Schuldgefühle nicht nur für überflüssig, sondern auch für schädlich halte. Ich weiß, dass ich bei dem einen oder anderen von Ihnen durch diese Äußerung starken Protest oder Einspruch auslöse. Meine Erfahrung ist jedoch, dass Schuldgefühle uns weder zu einem besseren Menschen machen noch uns daran hindern, das Verhalten, wegen dem wir uns Schuldgefühle machen, in Zukunft zu unterlassen. In meinen Augen reicht es völlig, sich einen Fehler einzugestehen und diesen, wenn möglich, zu korrigieren.

Schuldgefühle können ein machtvolles Instrument sein, um Menschen zu manipulieren. Kaum etwas macht gefügiger als der Hinweis, man habe an etwas Schuld. Deshalb ist der beste Schutz gegen Manipulation durch andere und in der Partnerschaft, dass wir lernen, uns frei von Schuldgefühlen zu machen. Lesen Sie hierzu auch meinen Psychotipp beim PAL Verlag Schuldgefühle überwinden.

"Wenn du es nicht machst, dann muß ich es halt selbst machen" "Na, ja, dann kommst du eben nicht. Ich werde schon alleine zurechtkommen." (gesprochen mit weinerlicher Stimme).

Was lösen solche Sätze in Ihnen aus? Höchstwahrscheinlich fühlen Sie sich schuldig. Sie überlegen sich, ob Sie die Arbeit nicht doch machen bzw. nicht doch Ihren Zahnarzt-Termin absagen und kommen können. Es gibt unzählige Strategien, wie andere uns zu beeinflussen und in eine bestimmte Richtung zu drängen versuchen. Wir wollen uns deshalb einmal damit befassen, wie wir auf die Manipulationsversuche der anderen reagieren können.

Welche Techniken der emotionalen Erpressung gibt es?

Jeder Mensch versucht bisweilen, andere zu beeinflussen und in seinem Sinne umzustimmen. Wir haben in unserer Kindheit die Erfahrung gemacht, dass ein schlechtes Gewissen uns und andere bereit macht, "klein" beizugeben. Auch unsere Eltern haben ab und zu Schuldgefühle als Erziehungsmittel eingesetzt. Und warum sollten wir nicht auch diese Techniken einsetzen, wenn sie gut funktionieren?

Vorwürfe wie "Wie konntest du mich nur so behandeln", "Von dir hätte ich das am allerwenigsten erwartet", "Du hast mich verletzt" , "Die ganze Zeit habe ich auf dich gewartet", "Mir wäre das nicht passiert", "So unfair, wie du dich mir gegenüber verhältst", "Wenn man sich liebt, dann macht man das nicht ...", "Wenn du mich lieben würdest, hättest du ...", "Na ja, dann mach ich es eben selbst ...", "Ich hatte mich so gefreut, aber wenn es halt nicht geht ...", "Muß das denn sein?", "Du bringst mich noch ins Grab, wenn du so weitermachst", sind schon jedem über die Lippen gekommen. Andere setzen Schuldgefühle meist dann ein, wenn sie sich verletzt fühlen oder es "uns heimzahlen" wollen - als Rache oder Bestrafung. Sie treibt die Hoffnung, dass wir uns ändern, weil wir uns schlecht fühlen. Häufig verwenden sie dabei das Wörtchen "man": "Man tut nicht oder man tut", um sich quasi noch Rückendeckung von der Allgemeinheit zu holen. Sie tun so, als ob sie allgemeingültige Regeln vertreten, in Wirklichkeit sind es meist jedoch nur ihre eigenen.
Schuldgefühle werden vom Freund, Partner und den Kindern eingesetzt, um uns zu von ihm erwünschtem Verhalten zu bewegen und sich durchzusetzen.

Die gebräuchlichsten Strategien der emotionalen Erpressung sind

uns an unsere Verpflichtung innerhalb der Beziehung zu erinnern:
"Du hattest mir doch versprochen, dass ..."

uns zu erinnern, dass sie wegen uns ein Opfer bringen müssen:
"Wenn du es nicht machst, muss ich halt auf meinen Feierabend/Kurs verzichten"

uns klarzumachen, dass sie selbst mehr für die Beziehung tun:
"Ich habe jetzt schon viermal eingekauft und du hast dich noch kein einziges Mal darum gekümmert"

uns auf Widersprüche zwischen Vorsatz und Verhalten hinzuweisen:
"Du rauchst ja schon wieder. Ich dachte, du wolltest aufhören."

unsere Gefühle in Frage zu stellen:
"Wenn dir etwas an mir läge, dann würdest du ..."

nonverbal Leiden und Kränkung zu signalisieren durch Trotzen, nicht sprechen, leidende Blicke, Stöhnen, sich nicht melden

nach Jahren noch an vergangene "Untaten" zu erinnern:
"Weißt du noch, damals ... Das kann ich dir nie verzeihen"

uns mit anderen zu vergleichen:
"Der Mann meiner Freundin macht doch auch ..." "Andere Mütter sind ganz glücklich, wenn sie ihre Enkel hüten dürfen".

auf die schlechte Meinung anderer zu verweisen:
"Was würden deine Eltern nur von dir denken"

den Märtyrer zu spielen
indem sie sich aufopfern und versuchen, uns in Zugzwang zu bringen. "So viel wie ich für dich tue, da musst du doch wenigstens ..."

Durch dieses "Schuld-Programm" lassen wir uns nur allzu leicht manipulieren. Wir fühlen uns eingeengt, unter Druck gesetzt. Doch meist brodelt in unserem Innern auch Widerstand. Scheinbar haben wir nur zwei schlechte Alternativen zur Verfügung:

1. Wir richten uns nach den Vorstellungen des anderen und haben den Eindruck, gezwungen zu sein.

2. Wir richten uns nicht nach seinen Wünschen und haben Schuldgefühle.
Langfristig können Schuldgefühle eine Beziehung gehörig belasten oder sogar zur Beendigung der Beziehung führen. Wir haben es satt, uns in unserer Freiheit ständig beschnitten zu sehen und ständig mit schlechtem Gewissen umherlaufen zu müssen.

Entscheiden wir uns für die Märtyrerrolle, indem wir unsere Wünsche zurückstellen und alles für den anderen tun, in der Hoffnung, es komme eines Tages zu uns zurück, befinden wir uns meist in einer ausweglosen Position: Unsere Interessen werden nicht umgesetzt und wir bekommen nichts zurück. Die Manipulation durch Erpressung ist alles in allem keine hilfreiche Strategie im Umgang mit anderen Menschen.

Was steckt hinter der emotionalen Erpressung?

Im Grunde genommen fühlt sich derjenige, der erpresst, in der Opferrolle.
Er glaubt, unsere Anerkennung und Liebe zu brauchen. Er glaubt, ohne uns nicht leben zu können. Er will mehr Zuwendung.
Er hat riesige Erwartungen an uns und glaubt, nicht zufrieden sein zu können, wenn wir diese nicht erfüllen.
Er fühlt sich verletzt und gekränkt und will uns zeigen, wie stark er verletzt wurde. (indirekte Kommunikation)
Er äußert seine Wünsche nicht, erwartet stillschweigend, daß wir sie erfüllen. Da wir nicht hellsehen können und sie deshalb nicht (immer) erfüllen können, fühlt er sich ungeliebt.
Er fühlt sich zu kurz gekommen, nicht genügend gewürdigt.
Er will sich rächen.
Er hat Aggressionen und hat Angst, sie offen auszudrücken.

Wie erkennen wir eine emotionale Erpressung?

an unseren Gefühlen: Wir fühlen uns unter Druck, wütend, hilflos, schuldig oder ängstlich.
an unserem Verhalten: Wir handeln wider unsere eigenen Bedürfnisse und nehmen uns zurück;
an unseren Gedanken: Wir glauben, uns falsch zu verhalten; schuldig zu sein; wir sehen uns verantwortlich für das Unglücklichsein des anderen; wir verurteilen uns als zu egoistisch. Wir beginnen zu rechnen, wer was wann und wie häufig tut.
Was passiert, wenn man emotional erpreßt wird und dem nachgibt?

- man redet sich ein, nachgeben ist nicht so schlimm
- man sagt sich, dass eigene Wünsche es nicht wert sind
- man sagt, dass nachgeben besser ist, als Gefühle zu verletzen
- man tritt nicht für sich selbst ein
- man gibt Macht ab
- man tut Dinge, um anderen zu Gefallen, und ist sich unsicher über eigene Bedürfnisse
- man fügt sich
- man gibt Menschen und Betätigungen auf, nur um anderen zu gefallen

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