Ein Hermetisches Gebet
Quelle: Jüdemann/Jansen (1997): Unterdrückte Gebete. Gnostische Spiritualität im frühen Christentum. Radius Verlag, Stuttgart.
Das folgende hermetische Gebet ist oft überliefert; es ist nicht allein unter den Nag–Hammadi–Schriften (NHC VI 7) zu finden, sondern es existieren noch eine griechische und eine lateinische Version. Dieses Gebet ist ein Dankgebet und weist auf die Kultpraxis der hermetischen Gemeinschaft hin. Das macht nicht nur der liturgische Charakter der Schrift wahrscheinlich, auch die Notiz im unmittelbaren Anschluß an das Gebet, daß nämlich die Teilnehmer einander küssen und ein heiliges, liturgisches Mahl einnehmen, ist Hinweis auf den hermetischen Kult.
... ein klein wenig von mir aktualisiert
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Das ist das Gebet, das sie sprachen:
»Wir danken Dir:
Jede Seele und jedes Herz sehnt sich nach Dir,
Du Name, voller Hochachtung,
der geehrt wird durch den Namen ›Gottes‹,
und der gepriesen ist durch die Benennung ›Vater‹.
Denn zu einem jeden von uns kommt diese Zuneigung,
das Wohlwollen und die Liebe des Vaters;
und jede Lehre, die es geben mag, die süß und einfach ist und uns den Verstand, das Wort und die Erkenntnis verleiht:
Den Verstand, damit wir Dich verstehen,
das Wort, damit wir Dich erklären,
die Erkenntnis, damit wir Dich erkennen.
Wir freuen uns: Wir sind erleuchtet worden durch Deine Erkenntnis.
Wir freuen uns: Du hast dich uns gezeigt.
Wir freuen uns: Während wir im Körper sind, hast Du uns vergöttlicht durch Deine Erkenntnis.
Dir gebürt aller Dank des Menschen, der Dich zu erkennen vermag.
Wir haben Dich erkannt, begreifbares Licht.
Leben des Lebens, wir haben Dich erkannt.
Mutterschoß von jeglicher Kreatur, wir haben Dich erkannt.
Mutterschoß, der gebiert durch die Natur des Vaters, wir haben Dich erkannt.
Ewige Beständigkeit des zeugenden Vaters, so haben wir Deine Güte verehrt.
Es gibt einen einzigen Wunsch, den wir aussprechen: Wir möchten durch die Erkenntnis bewahrt bleiben.
Und es gibt eine Bewahrung, die wir erbitten: Daß wir nicht scheitern in diesem weltlich beschaffenen Leben.«
Nachdem sie diese Dinge im Gebet gesagt hatten, küßten sie einander und gingen, um ihre heilige, unblutige Speise zu essen.
Quelle: Jüdemann/Jansen (1997): Unterdrückte Gebete. Gnostische Spiritualität im frühen Christentum. Radius Verlag, Stuttgart.
Das folgende hermetische Gebet ist oft überliefert; es ist nicht allein unter den Nag–Hammadi–Schriften (NHC VI 7) zu finden, sondern es existieren noch eine griechische und eine lateinische Version. Dieses Gebet ist ein Dankgebet und weist auf die Kultpraxis der hermetischen Gemeinschaft hin. Das macht nicht nur der liturgische Charakter der Schrift wahrscheinlich, auch die Notiz im unmittelbaren Anschluß an das Gebet, daß nämlich die Teilnehmer einander küssen und ein heiliges, liturgisches Mahl einnehmen, ist Hinweis auf den hermetischen Kult.
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Das ist das Gebet, das sie sprachen:
»Wir danken Dir:
Jede Seele und jedes Herz sehnt sich nach Dir,
Du Name, voller Hochachtung,
der geehrt wird durch den Namen ›Gottes‹,
und der gepriesen ist durch die Benennung ›Vater‹.
Denn zu einem jeden von uns kommt diese Zuneigung,
das Wohlwollen und die Liebe des Vaters;
und jede Lehre, die es geben mag, die süß und einfach ist und uns den Verstand, das Wort und die Erkenntnis verleiht:
Den Verstand, damit wir Dich verstehen,
das Wort, damit wir Dich erklären,
die Erkenntnis, damit wir Dich erkennen.
Wir freuen uns: Wir sind erleuchtet worden durch Deine Erkenntnis.
Wir freuen uns: Du hast dich uns gezeigt.
Wir freuen uns: Während wir im Körper sind, hast Du uns vergöttlicht durch Deine Erkenntnis.
Dir gebürt aller Dank des Menschen, der Dich zu erkennen vermag.
Wir haben Dich erkannt, begreifbares Licht.
Leben des Lebens, wir haben Dich erkannt.
Mutterschoß von jeglicher Kreatur, wir haben Dich erkannt.
Mutterschoß, der gebiert durch die Natur des Vaters, wir haben Dich erkannt.
Ewige Beständigkeit des zeugenden Vaters, so haben wir Deine Güte verehrt.
Es gibt einen einzigen Wunsch, den wir aussprechen: Wir möchten durch die Erkenntnis bewahrt bleiben.
Und es gibt eine Bewahrung, die wir erbitten: Daß wir nicht scheitern in diesem weltlich beschaffenen Leben.«
Nachdem sie diese Dinge im Gebet gesagt hatten, küßten sie einander und gingen, um ihre heilige, unblutige Speise zu essen.