Der widersprüchliche Mann

  • Autor Autor silja
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Der widersprüchliche, passiv-aggressive Mann
Ursprünglich stammt dieser Begriff des passiv-aggressiven Verhaltens aus einer reinen Männerdomäne, der amerikanischen Armee, und geht auf den Militärpsychiater Colonel Menninger zurück, der während des 2. Weltkrieges passiv-aggressive Steuerung als „Reaktion der Unreife“ bezeichnete und als Versuch des eigentlich Schwachen der Autorität eines „mächtigeren Gegners“ entgegen zu arbeiten, und zwar meist nicht offen, sondern verdeckt, subtil, indirekt..., eben aus der Deckung heraus.
In der Armee konnten sich Soldaten im Prinzip nur durch verdeckte Missachtung der Befehle in eine Art gewaltlosen Ungehorsam flüchten, sie verhielten sich damit nach außen angepasst, da persönliche, offene Entscheidungen zu ebenso offenen Konflikten eskaliert wären, was zudem nicht zum Ehrenkodex einer Armee passt.

Nach außen noch in etwa angepasst, bei innerer latenter Renitenz, ist ebenfalls eine ausgezeichnete Interpretation des passiv-aggressiven Verhaltens.

Somit steckt im Begriff der passiven Aggression psychodynamisch eine verdeckte „Rebellion“ gegen das angeblich Mächtige, steckt Feindseligkeit und oft unangemessene Kritik gegenüber Autoritäten und/oder einem System dahinter, kann bis hin zur heimlichen Verachtung und Abwertung eines Chefs, eines Kollegen, Freundes oder Beziehungspartners gehen und ist immer verbunden mit der grundsätzlichen, inneren Annahme und Haltung, irgendwie sowieso schon latent von diesen Anderen benachteiligt worden zu sein.

Während Frau durch ihre geschlechtsspezifische Sozialisation weitgehend angehalten wurde, möglichst weniger als der Mann aggressive Impulse auszutragen und damit tatsächlich häufig eine eher indirekte und damit passive, konfliktvermeidende Haltung erlernt hat, hat die neue Frau damit schon eher Probleme, wenn sie zunehmend aktiv-aggressive Verhaltensweisen durchsetzen will, während gesellschaftlich immer noch vorsichtig-zurückhaltende, d.h. passiv-aggressive Einstellungen von ihr erwartet werden.

Es ist wissenschaftlich weitgehend untersucht und gesichert, dass die passive Aggression für die Psyche der Frau nicht so konflikthafte Züge trägt, wie es offensichtlich beim Mann der Fall ist.

Immerhin zerbrechen nicht wenige Beziehungen an passiv-aggressivem Verhalten von Männern und vielleicht in Zukunft ebenfalls mehr am zunehmend aktiv-aggressivem Verhalten von Frau ?

Aber unser sozialgesellschaftlicher und vor allem evolutionärer Kontext billigt Männern in ihrer Rollenerwartung zunächst ein Mal eher zu „drauf zu hauen“,sich also zu wehren, als üblicherweise Frauen es tun.

Verhält sich ein Mann hier eher untypisch, so muss er seine vorhandene Aggression in ganz bestimmte Verhaltensmuster ableiten, leugnet dabei jedoch unbewusst seine aggressiven Anteile und bleibt dabei in einem latenten Widerspruch mit sich selbst,denn er spürt seine Wut, lässt sie aber nicht deutlich, sondern verdeckt raus...

Er nimmt sich vor allem passiv und damit hilfloser oder ausgelieferter wahr, als es die Realität bestätigt. Vieles wird also schicksalhaft hingenommen, beklagt, gejammert, und immer haben die Anderen es besser, haben die besseren Chancen, Beziehungen, Gelegenheiten usw.
Den klassisch passiv- aggressiv gesteuerten Mann umgibt eine Art Anklage-Nimbus inklusive einer eingebauten „Verneinungssucht“, also erst mal alles in Frage stellen zu müssen. Eine gefährliche, weniger eine bunte und spannende Welt, wirft grundsätzlich ihre Fallstricke nach ihm und nur nach ihm aus, er ist das Opfer!

Eine passiv-aggressive Lebenseinstellung kann sich also in sorgsam verdeckten Gefühlen der subjektiv gefühlten Benachteiligung, Neid und Missgunst zeigen,ist nicht unbedingt sofort offensichtlich, denn so gepolte Männer nehmen nicht selten eine unbewusste Tarnung ein, indem sie ihre passive Aggressivität oder sogar Feindseligkeit hinter Schuldzuweisungen, oft auch einfach Unzulänglichkeit oder sanfter Manipulation verbergen.

Die indirekte Art ( passiv-aggressiv ) seinen Ärger oder gar Feindseligkeit zu verpacken, auch verborgen hinter der Maske der grüblerischen oder meditierenden Ruhe, verborgen auch hinter Bequemlichkeitshaltungen und gezeigter Arglosigkeit bis betonter Toleranz, lässt Frau glauben, nur sie könnte seine Bedürftigkeit sehen und die „Mauern niederreißen „..Eine häufig verhängnisvolle und anstrengende Schlussfolgerung.

Häufig ist einer seiner unbewussten Winkelzüge jener, dass selten oder nie gesagt wird, was wirklich gemeint ist.Folglich bekommt der Sozial-bzw. Beziehungspartner ständig gemischte bzw.doppeldeutige Botschaften.

So beobachtet beispielsweise eine Klientin staunend den bemühten Mann im Freundeskreis, der kaum im eigenen Auto sitzend, kein gutes Haar an allen lässt. Er lebt nicht nur im Widerspruch, er ist häufig der personifizierte Widerspruch!

Quasi lebt er und die jeweilige Partnerin in einem Art Bedeutungsnebel, weil das passiv-aggressive Verhaltensmuster Widersprüche herstellt zwischen dem, was er zu sein vorgibt, und letztlich seiner gezeigten Handlungsweise.

Der passiv-aggressive Mann hat schließlich genau das Problem, dass er sich nur sehr schwer und oft nebulös mitteilt, fühlt sich dabei ständig missverstanden, ist nicht selten im Zuge dessen : schweigend aggressiv, anklagend, vorwurfsvoll und mürrisch.

“Ich hätte niemals gedacht, was für einen schwierigen Partner ich da heirate“, wird mir erzählt.“ „Er war anfangs doch so charmant und umgänglich. Ich fand auch toll an ihm, dass er mal bei mir über seinen Job gejammert hat, er zeigte damit ja auch Vertrauen und seine schwachen Seiten, nun tut er das allerdings immer.“

„Wenn ich ihm mitteile, was ich will, macht er es mir umso schwerer, es auch zu erhalten“, berichten Frauen zum Thema passiv-aggressiven männlichen Verhaltens weiter. Immer, so wurde mir auch geschildert, wird irgendetwas zunächst zugesagt oder wenigstens nicht eindeutig abgelehnt, dann aber meist zurückgenommen und die Unzufriedenheit der Partnerin darüber wird nur als Indiz dafür gesehen, dass sie ihn und seine Bedürfnisse mal wieder überhaupt nicht versteht. Damit wird das Problem auf den Kopf gestellt, das Problem liegt immer bei der Partnerin bzw. den Anderen. Es wird einfach nicht anerkannt, dass ein so behandelter Sozial- bzw. Beziehungspartner ein Recht auf den eigenen Ärger hat Partnerinnen solcher Männer können schier verzweifeln an der Diskrepanz zwischen Worten und Taten...

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