Der Tod / Teil 2

Der Tod
Die Zusammenfassung zum Thema Tod, im weiteren Loslösung genannt, beinhaltet folgende Themen:
Teil 1
Werterfüllung oder warum wir das Leben haben
Wir sterben um zu leben.
Vor dem Tod / der Übergang
Zeitpunkt des Todes
Unter welcher Voraussetzung kommen wir an den Punkt, uns loslösen zu wollen?
Wie verwirklicht man seine Wahl zu sterben?
Selbstmord
Im Moment des Sterbens

Teil 2
Der erste Moment nach der Loslösung
Was nach der Loslösung geschieht / der Übergangsbereich
Manche gestorbenen Menschen glauben nicht an ihren Tod
Kontakt mit Verstorbenen
Im Jenseits
Die Selbstprüfung
Die Ruhezone - der Übergang in ein neues Leben


Der erste Moment nach der Loslösung

In diesem ersten Moment nach dem körperlichen Tod erleben (erleben!) wir eine kurze Zeit der Beschaulichkeit/Ruhe. In diesen Momenten haben wir keine Wahrnehmung von Form. Wir empfinden unser eigenes Bewusstsein nicht, wir haben kurzzeitig das Menschsein vergessen. Es gibt nur Ruhe, nur unfassbar leichter Friede und »Nichts«.
Diese Momente vergehen aber. Wir erinnern uns wieder...


Was nach der Loslösung geschieht / der Übergangsbereich
Manch Einer sieht sich selbst als Toter liegend im Sarg. Und es ist abhängig von seinen Glaubenssätzen, seinen bisherigen Vorstellungen über »tot sein«, ob er das als traumatisch empfindet.

Wir sind es zu Lebzeiten so sehr gewohnt, mit einem Körper in einer Umgebung von Raum und Zeit zu existieren, dass wir uns eine andere Existenzform nicht vorstellen können. Deshalb müssen wir uns erst einmal an das Nicht-Physische anpassen. Wir müssen uns akklimatisieren.
Das Nicht-Physische ist aber nur ein anderer Bereich innerhalb unseres Bewusstseins.
In diesen anderen Bewusstseinsbereich ziehen wir um. Wir vereinigen uns damit.
Das ist ein Lernprozess. In Wirklichkeit ist es ein Erinnerungsprozess. Ein Prozess deshalb, weil es meist nicht unmittelbar geschieht.

Dieser sich an den körperlichen Tod anschließende Übergangsbereich ist die direkte Fortsetzung des mentalen Übergangs zu Lebzeiten (siehe oben).

Mit diesem Wechsel im Bewusstsein ändert sich unsere Wahrnehmung. Wir wissen noch um unser objektives Gewahrsein, wo wir die Welt als getrennt von uns selbst gesehen haben. Nun integrieren wir mehr subjektives Gewahrsein, wo es weder Form noch Farbe oder Material gibt, wo wir uns selbst erfahren als Geist, als geistige Wesen. Dies ist das Wiedererkennen eines größeren Wissens über uns selbst. Ein Wiedererkennen – wir wussten es vor der Geburt natürlich und wir wussten es eigentlich auch unser Leben lang, auch wenn wir dieses Wissen sorgsam verborgen gehalten hatten vor uns selbst.

Aber die Erinnerung an gewohnte Aktivitäten bringen wir mit. Unsere bisherigen Gedanken und Gefühle nehmen wir mit. Die Unterscheidung in richtig oder falsch fällt aber weg. Die Gefühle sind einfach.
Hierbei werden die Gefühle verstärkt, da sie reiner erfahren werden. Was wir mit dieser Verstärkung erleben, ist ein Sturzbach der Gefühle.

Unmittelbar nach dem physischen Tod durchlaufen wir also erst einmal eine Phase der Neuorientierung. Dieses erste Stadium ist je nach unserem spirituellen Reifegrad mehr oder weniger problematisch. Manche erfahren zum ersten Mal die Beweglichkeit ihres Bewusstseins, andere sind sich über ihre Lage völlig im Klaren und brauchen nur eine kurze Ruhepause, bevor sie weiter reisen in neue Erfahrungsebenen.


Manche gestorbenen Menschen glauben nicht an ihren Tod
Seit der Aufklärung glauben viele Menschen nur noch an das, was sie sehen und anfassen können (diesen Glauben nennen sie Wissen), und ihr Bewusstsein halten sie für ein Produkt der biochemischen Prozesse ihres Gehirns. Damit ist es für sie unmöglich, dass dieses Bewusstsein unabhängig vom Gehirn existieren könnte. Ein Leben nach dem Tod ist damit praktisch ausgeschlossen.

Zum Lebensende erschafft sich ein solcher Mensch– natürlich völlig unbewusst - die Situation, in der er meint: Oh jetzt sterbe ich. Er hat sich diese Situation selbst erschaffen, wie er alles selbst erschaffen hat, ohne das je zu erkennen. Er hat seine Loslösung gewählt.
Er löst sich von seinem Körper und sollte nun eigentlich tot sein. Ist er auch, aber er empfindet sich noch genau so lebendig wie eh und je. Er sieht sich in einem Körper, sieht um sich herum die gewohnte Umgebung, sieht eventuell seine Angehörigen und meint, doch nicht gestorben zu sein.
Wer glaubt, dass mit dem Tod alles vorüber ist, dass man dann ausgelöscht ist und nur der leblose Körper übrigbleibt, der vergisst manchmal, dass es sich losgelöst hat. Ihm kann es passieren, dass er sich im ersten Moment gar nicht für tot hält.
Er sieht wie zu Lebzeiten weiterhin eine Bilderwelt um sich herum, ohne zu verstehen, dass er – ebenso wie zu Lebzeiten – diese Bilderwelt selbst erschafft. Es braucht einige Erfahrung, diesen Zusammenhang zu verstehen.

Das macht er solange, bis er erkennt, dass er nicht wirklich direkt mit der Energie anderer Menschen interagiert, dass andere also nicht wirklich auf ihn reagieren. Nicht nur die scheinbaren Dinge, auch sämtliche Personen sind ja das Produkt seiner Imaginationen. Und weil das so ist, weiß er zuvor, wie die Reaktion der anderen sein wird, denn er erschafft ja diese Reaktion ebenfalls selbst.
Bevor er also versteht, dass er seine Bilderwelt selbst erschafft, bemerkt er so nach und nach bestimmte sonderbare Elemente seiner Realität: Es gibt keine Überraschungen, alles ist sehr vorhersehbar, und die Erwiderungen Anderer sind ein bisschen flach.

Das deutlichste Indiz dafür, dass er mit seinen Gedanken und Gefühlen seine Erscheinungswelt selbst erschafft, ist aber: Wenn er seine Aufmerksamkeit in verschiedene Richtungen bewegt, verändert sich seine Bilderwelt dementsprechend. Denkt er an einen bestimmten Menschen, ist er sofort bei diesem Menschen. Denkt er an das Meer, ist er dort. Er kann sich sozusagen in Nullzeit an verschiedenen Orten aufhalten. Denkt er an seine Kindheit, ist er wieder dieses Kind.
Er beginnt nun, seine Bilderwelt bewusst zu manipulieren. Er spielt mit dieser Fähigkeit. Dabei erkennt er, dass er wohl tot ist.

Menschen, die an ein Leben nach dem Tod nicht geglaubt hatten, machen zum ersten Mal bewusst die Erfahrung, dass sie mit ihren Gedanken und Gefühlen ihre Realität gestalten. Sie erleben sich hin und her geworfen zwischen den unterschiedlichsten Orten und Zuständen, ohne dass sie verstehen, was da vor sich geht und was sie so umtreibt. Das Bewusstsein erschafft jede Realität, das ist die Natur des Bewusstseins.
Nach dem Tode realisiert sich nun jeder Gedankenfetzen sofort und unmittelbar. Das betreffende Individuum muss diesen Zusammenhang erst einmal begreifen und danach lernen, seine Gedanken und Vorstellungsbilder zu kontrollieren und zu koordinieren.

Manch ein Verstorbener lebt also in der Illusion, noch am Leben zu sein. Er erschafft sich eine Projektion seiner bisherigen physischen Realität und agiert damit wie zu Lebzeiten. Er erschafft sich auch eine Projektion seiner Hinterbliebenen und agiert damit. Das ist aber nicht dasselbe wie eine wirkliche Kontaktaufnahme mit seinen Hinterbliebenen, denn dazu muss er verstanden haben, dass er gestorben ist.

Er hält sich in einer Umgebung auf, die die gleiche zu sein scheint wie zu Lebzeiten.
Bildlich gesprochen gibt es jedoch in dieser Umgebung einige winzige Löcher. So wie man Bilder an der Wand hat, so bemerkt er in der Luft verschiedene Löcher, in denen es anscheinend irgendeine Helligkeit gibt. Das zieht seine Aufmerksamkeit an.
Er blickt auf die Löcher. Er beginnt zu untersuchen, was hinter diesen Löchern ist. Er sieht eine andere Energie darin, er hat dabei keine Angst zu experimentieren.

Aber nun, wo er verstanden hat, dass er gestorben ist, wendet sich seine Aufmerksamkeit erst recht der physischen Realität zu.
Für die Menschen, die an ein Leben nach dem Tod nicht glauben konnten, ist die Erfahrung, immer noch »da« zu sein ein ungeheuerlicher, unfassbarer, geradezu sensationeller Fakt. Das wollen sie ihren Hinterbliebenen unbedingt mitteilen. Weil die das ja in aller Regel auch nicht glauben...
Sie versuchen nun, denTrennungsschleier zu durchdringen. Anfangs mag es nicht erfolgreich sein, weil die Energiehandhabung zum Durchdringen der Schleier noch ungewohnt ist. Aber auch das lernen sie.


Kontakt mit Verstorbenen
Zu allen Zeiten wurden Verstorbene wahrgenommen. Manchmal war es nur ein geistiger oder innerseelischer Austausch, manchmal erschienen sie bildlich. Meist hat man nicht darüber gesprochen, weil eine solche Wahrnehmung zu allen Zeiten im Gegensatz stand zur allgemeinen Vorstellung über den Tod. Tote sind weg, entweder einfach ausgelöscht, bestenfalls im Jenseits bei Gott bzw. in der Hölle.
Wenn gegenwärtig recht selbstverständlich Verstorbene wahrgenommen werden, dann weil viele Menschen das im Unterschied zur Lehrmeinung für wahrscheinlich halten.
Die Verstorbenen aber, die sichtbar werden, gehören zu den Wesen, die ihren eigenen Tod zwar verstanden, aber – noch – nicht akzeptiert haben. Diese Verstorbenen halten an ihrem objektiven – also auf die äußere Erscheinungswelt gerichteten - Bewusstsein fest. Sie wollen mit den Lebenden interagieren.

Verstorbene, die den Kontakt halten, sind also noch nicht in dem oben beschriebenen Übergangsbereich, der für viele Menschen bereits in der letzten Zeit vor ihrem körperlichen Tod beginnt in Form von Senilität. Sie richten ihre Aufmerksamkeit weiter auf die physische Realität. Denn das scheint für sie nach wie vor das Einzige zu sein, was es gibt. Sie erinnern sich noch nicht an den jenseitigen Bereich in ihrem Bewusstsein.

Der Tod konfrontiert aber den Betreffenden mit der wahren Natur des Seins. Die erste Änderung ist, dass er nicht mehr den Beschränkungen von Raum und Zeit unterliegt. Jeder Gedanke, jeder Impuls verwirklicht sich umgehend. Der Verstorbene muss also nur sehen wollen, wie es seinen Angehörigen geht, und schon ist er bei ihnen. Kontakt mit ihnen aufnehmen kann er allerdings nur, wenn der lebende Verwandte dies für möglich hält und dessen Bewusstsein die entsprechende Nach-innen-Wendung gewohnt ist.
Manchmal kommt in den Momenten des Aufwachens bzw. Einschlafens ein flüchtiger Kontakt zustande, wenn das Bewusstsein der Lebenden die äußere Sinneswahrnehmung weitgehend ausgeschaltet hat. Und oft erscheint der Verstorbene im Traum, wo man dann ohne jede Zensur des wachbewussten Verstandes miteinander sprechen kann.

Wer also Verstorbene sieht oder sonst wie wahrnimmt, ist offen dafür. Verstorbene erkennen jene mit dieser Offenheit.
Aber sie sind nie aufdringlich. Sie erscheinen uns nicht gegen unseren Willen.
Ob man Verstorbene sehen kann oder nicht ist einfach eine Wahl. Viele Menschen wollen diese Offenheit, diese Erfahrung nicht machen. Sie verneinen bewusst eine solche Möglichkeit. Wenn dann aber ein nahestehender Mensch stirbt, sind sie doch bereit, diese Art von Interaktion zulassen zu wollen.


Gegenwärtig läuft ein Wandel, eine Umschaltung im Bewusstsein der Menschheit insgesamt.
Mit diesem Vorgang werden Kontakte mit Verstorbenen häufiger möglich sein. Sie werden letztlich die normale Regel sein. Wir lassen zunehmend den Schleier fallen.
Heißt, wir werden erstmal das wahrnehmen, was wir glauben, wahrnehmen zu können. Wir werden Verstorbene so sehen, wie wir uns vorstellen, das sie uns erscheinen. Das, was wir aufgrund dieser Vorstellung wahrnehmen, wird aber in erster Linie ein Ausdruck von Projektion sein.
Aber auch der Verstorbene wird seine Kommunikation diesem Bewusstseinswandel anpassen. Er wird sie so gestalten, dass sie – erstmal - den Glaubenssätzen der Lebenden entspricht. Dafür muss er seine Aufmerksamkeit verengen.


Im Jenseits
Schließlich und endlich werden auch die Verstorbenen, die erstmal verstehen mussten, dass sie verstorben sind, bereit sein, sich mit ihrem Bewusstsein von der physischen Realität abzuwenden. Sie schauen dorthin, wo der jenseitige Bereich wie Wetterleuchten auf sich aufmerksam macht.
Die Verstorbenen aber, die eine festgefügte Vorstellung hatten von Leben und Tod, wenden sich ohne große Verzögerung ihrem eigenen Bewusstseinsbereich zu, der sich neben – also jenseitig - ihrer wachbewussten Wahrnehmung befindet. Sie schauen einfach in die andere Richtung, die den Lebenden scheinbar verschlossen ist. Nur scheinbar.

Wo werden wir nun sein nach dem Tod? Der irrigste Gedanke in Zusammenhang mit einer jenseitigen Existenz ist der, dass dieses Jenseits ein fest umrissener, in sich geschlossener Ort oder Zustand sei, der für alle Menschen gleichermaßen gilt und wo alle Menschen sich nach dem Tod einfinden werden.
Jeder Mensch hat sein eigenes Jenseits. Das heißt nicht, dass wir uns alle verlieren werden. So wie das irdische Leben ein Gemeinschaftsunternehmen ist, so schließen sich auch im nichtkörperlichen Zustand viele Individuen zusammen, um sich zu helfen und um sich in diesem Zustand zurechtzufinden.

Es gibt also kein Hinübergehen, weil wir nicht in irgendein flüchtiges anderes Reich übersetzen. Wir bewegen lediglich unseren Standort im Bewusstsein. Wir wenden unsere Aufmerksamkeit in eine andere Richtung.

Das Jenseits ist also ein Vorgang in unserem Bewusstsein. Es bezeichnet keinen Ort. Wir wechseln vom Bewusstsein als Mensch zu existieren hin zum Wissen, diese Form der Existenz hinter sich gelassen zu haben.
Damit verändert sich unsere Wahrnehmung, unser Gewahrsein. Das objektive Gewahrsein wird als begrenztes, begrenzendes Gewahrsein erkannt. Damit konnten wir nur die äußere Erscheinungsform sehen. Der direkte Zusammenhang zwischen Gedanken und Gefühlen, den Glaubenssätzen eben, bleibt uns in der Welt der Dinge verschlossen. Nicht, weil das so sein muss, sondern weil wir eben glauben, dass das so wäre.

Im jenseitigen Bereich unseres Bewusstseins integrieren wir mehr subjektives Gewahrsein. Wir offenbaren uns die innerseelischen Zusammenhänge unserer in der physischen Realität gemachten Erfahrungen.
Wir erkennen, dass sämtliche Erfahrungen, sämtliche Umstände und Gegebenheiten das direkte Resultat unserer Glaubenssätze war. Alles, was uns geschehen war, existierte zuvor in unseren Gedanken, bevor wir es dann in der Realität wahrgenommen haben.

Dieses Erkennen bzw. Wiedererkennen kann ruckartig von einem Moment zum anderen das Bewusstsein erfüllen. Meist aber ist es ein Prozess. Wir erlauben uns das Erinnern.

Aber: Das Jenseits ist ein Nachhause-Kommen. Wir vereinigen uns mit unserem geistigen Ursprung.
Alte Menschen sprechen in der letzten Zeit vor ihrem Tod oftmals davon, dass sie nach Hause wollen. Auch wenn sie zu Hause in ihrem Bett liegen.
Was erwartet uns also nachdem wir gestorben sind?
Darauf gibt es nicht nur eine einzige verbindliche Antwort. Nach dem Tode erwartet uns erst einmal das, was wir selbst erwartet haben.
Zu Lebzeiten haben wir uns eine Vorstellung vom Leben nach dem Tode gebildet. Diese Vorstellung bzw. dieser Glaube oder Überzeugung bildet den Einstieg in eine jenseitige Welt. Wer insgeheim die Hölle fürchtet, dem wird sie begegnen; wer glaubt, er hätte Schlechtes und Strafwürdiges getan und sich selbst zu Lebzeiten kritisiert und verurteilt hat dafür, dem ist es durchaus möglich, dass er seine Anfangserfahrung vorübergehend als höllische Bilderwelt äußert
Wer hofft, im Himmel vor Gott zu stehen, der wird ein solches Erlebnis haben...

Wir erleben genau das, was wir erwartet, gehofft oder befürchtet hatten. Genau wie in der irdischen Existenz unsere Erfahrungen unseren jeweiligen Gedanken und Gefühlen entsprechen, genau so erfahren wir die Realität nach dem physischen Tod. Nur hier begreifen wir die Beweglichkeit unseres Bewusstseins. Wir lernen seine Möglichkeiten, seine Freiheit kennen. Und so wird uns bald klar, dass wir das Höllenfeuer oder auch das Paradies samt Engeln und Gottvater selbst imaginiert und damit hervorgerufen haben. Deshalb gehen diese Halluzinationen allesamt vorüber.

Wir sind gestorben und haben unseren Körper auf Erden zurückgelassen, und doch erleben wir uns in jenseitigen Sphären in einem körperlichen Zustand. Das nicht etwa deswegen, weil es immer und überall nur körperlich zugehen muss, sondern weil uns das Dasein einfach nicht anders vorstellbar ist. Wir können die Existenz nur begreifen, wenn sie physisch erscheint. Ein körperlich erscheinendes Jenseits ist das einzige, was dem gegenwärtigen Menschen fassbar ist.
Nach dem physischen Tod sind wir also keine irgendwie schwebenden Geister. Wir erleben uns nach wie vor in körperlicher Gestalt.

Der Nach-Todes-Leib wird dem vorhergehenden noch recht ähnlich sein. Wir erleben aber in der Folge, dass wir unsere Gestalt entsprechend unseren Gedanken und Gefühlen jeweils verändern oder neu hervorbringen. Begeben wir uns in Gedanken in unsere Kindheit zum Beispiel, dann erscheinen wir als das damalige Kind.
Allgemein aber wählen wir aus den verschiedenen körperlichen Erscheinungsbildern unseres vergangenen Lebens eines aus, mit dem wir uns insgesamt am meisten identifizieren wollen. Das kann die vitale Gestalt unserer Jugend sein oder auch eine reifere Gestalt, die einem Höhepunkt unseres vergangenen Lebens entspricht.

Aber eine der dringlichsten Fragen ist doch, ob man nach dem Tod seine ebenfalls verstorbenen Freunde bzw. Familienmitglieder wiedersieht?
Wir sehen sie, wenn wir das wollen, wenn es uns darauf ankommt. Das Rollenspiel aber – Mann/Frau, Vater/Mutter/Kind, Bruder/Schwester, Täter/Opfer... – das ist beendet.
Das mag manch Lebenden erschrecken. Die verstorbene Mutter zum Beispiel wird, nachdem sie im jenseitigen Bereich angekommen ist, uns nicht mehr als ihr Kind betrachten.
Ein Gefühl liebevoller Verbundenheit aber hat Bestand.

Ehepartner, die sich nach der Loslösung begegnen, werden sich ihrer wahren Gefühle zueinander bewusst. So tun als ob sie sich lieben, das funktioniert nicht mehr.
Das subjektive Gewahrsein, das auf die innerseelischen Zusammenhänge gerichtet ist, offenbart auch das Wissen darüber, was der Andere tatsächlich über mich denkt und gedacht hat, welche Gefühle er tatsächlich hat – und er weiß das auch von mir! Es wird beiden offenbar sein, dass sie möglicherweise zu Lebzeiten Liebesgefühle sich selbst und dem anderen vorgetäuscht haben. Das werden wir dann einer vom anderen und jeder von sich selbst wissen.
Oder wir erkennen, dass Derjenige, der uns hier mit seinem Hass verfolgt und uns das Leben schwer gemacht hat, uns tatsächlich geliebt hat. Und dass wir selbst allen Grund haben, ihn zu lieben.
Seinen Feind lieben? Wohlgemerkt, hier steht nichts von paradiesischen Zuständen, in denen wir unsere Feinde lieben. Uns werden einfach nur unsere wahren Gefühle - und zwar in jeder Hinsicht - offenbar sein. Mit dem Tod haben wir das irdische Tarnungssystem überwunden.

Und damit, mit dem Ende des Versteckspiels, wissen wir nicht nur, wie unsere Angehörigen und Freunde über uns tatsächlich denken, was sie von uns halten und wir von ihnen, wir lernen uns vor allem selber kennen: Es steht uns dann klar und deutlich vor Augen, warum wir das eine oder andere getan haben.
Wer sich vielleicht auf Erden bemüht hatte, ein guter Mensch zu sein, der wird jetzt wissen, warum er das sein wollte. Vielleicht sollte es ihm die dringend benötigte Anerkennung bringen.
Wer sich hat scheiden lassen, der wird begreifen, dass es keinesfalls der Partner war, der ihn zu diesem Schritt bewogen hat, auch dann nicht, wenn dieser Partner alle seine Fehler tatsächlich hatte, die man ihm vorwerfen konnte. Ganz gleich, was einem Menschen zu Lebzeiten widerfahren ist, er wird es als die direkte und unmittelbare Folge seiner eigenen Gedanken und Gefühle verstehen.
Das bedeutet aber nicht, dass wir weiser und klüger sind. Grundsätzlich bleibt jeder Mensch so klug – oder dumm – wie er es zu Lebzeiten gewesen ist! Wir verstehen nur jetzt die Natur der Realität.
Indem wir uns mit unseren Glaubenssätzen auseinandersetzen, setzen wir uns automatisch auch mit den Menschen auseinander, mit denen wir zu Lebzeiten zu tun hatten. Dabei begegnen sie uns halt.

Wir sehen also unsere ebenfalls verstorbenen Angehörigen und Freunde wieder. Aber wir kennen jetzt auch alle unsere anderen Inkarnationen; wir hatten ja nicht nur das eine Leben, das wir eben beendet haben.
Und so es ist wahrscheinlich, dass wir mehr an Menschen interessiert sind, die wir aus diesen früheren Leben kennen als an den Angehörigen des unmittelbar vergangenen Lebens.


Die Selbstprüfung
Als Mensch leben wir in dieser Welt mit einer ganz bestimmten Absicht, mit Plänen und Zielen. Haben wir dieses Leben beendet, geben wir uns Rechenschaft darüber, wie wir unseren selbst gewählten Lebensplan erfüllt haben.
Wir müssen uns selbst - und nicht einer höheren Instanz oder Jüngstem Gericht - Rechenschaft geben!
Es ist allein diese Abrechnung mit sich selbst, die uns »himmelhoch jauchzend« oder »todunglücklich« machen kann.

Da eine solche Selbstprüfung nicht ohne eine gehörige Portion Selbstkritik möglich ist, wird es für Diejenigen schwierig, denen es zu Lebzeiten an Selbstkritik mangelte. Wir sind ja, wie gesagt, durch den Eintritt ins Jenseits nicht klüger oder weiser geworden. Wir sind nach wir vor die Person, die wir zuvor auch waren, mit allen Eigenschaften.
Für Menschen mit mangelnder Fähigkeit zur Selbstkritik stellt die Selbstprüfung deshalb ein Problem dar.
Wir setzen uns in jedem Fall auf ganz unterschiedliche Art und Weise mit dem jeweils vergangenen Leben auseinander. Wir können auch – wer hätte das gedacht - nachträgliche Verbesserungen vornehmen. Das tun wir, indem wir Teile unseres vergangenen Lebens noch einmal erleben.
Das gelebte Leben ist ja drin in der eigenen Psyche. Wir müssen uns nur in das eigene Bewusstsein hineinbegeben und schon können wir unser Leben noch einmal anschauen, aber nicht so, wie man etwa einen Film anschaut. Wir können uns im Unterschied dazu an jeder beliebigen Stelle hineinbegeben in die Handlung und unsere Entscheidungen und Taten ändern. Auf diese Weise korrigieren wir Fehler, nachträglich. Manch ein Perfektionist absolviert die Selbstprüfung in dieser Form.

Im Tod finden wir also nicht die ewige Ruhe. Wir sind höchst aktiv und verfolgen nach wie vor unsere eigenen Absichten.

Der tatsächlich Sinn der Selbstprüfung ist aber die Erkenntnis, wie das gesamte Leben eins zu eins erschaffen wird anhand der Vorstellungen, die jeder Mensch hat darüber, wie das Leben in Raum und Zeit ist.
Diese Vorstellungen darüber, wie das Leben ist, erwerben wir uns in der Kindheit von unserer unmittelbaren Umgebung. Ein Mensch, der beispielsweise glaubt, das Leben sei voller Widerstände und Hürden, der erschafft damit diese Widerstände und Hürden. Er erlebt und erfährt sie bei allem, was er tut. Das Leben gibt uns ständig Recht!
Unsere Glaubenssätze bewahrheiten sich tagtäglich, sie bestärken immerzu den einmal gefassten Glauben über die Dinge des Lebens. Und deshalb erkennen wir unsere Vorstellungen nicht als bloße Vorstellung.
Wir meinen zu wissen, wie das Leben so ist, von welchen Regeln und ungeschriebenen Gesetzen es bestimmt wird, denn wir haben unsere entsprechenden Erfahrungen gemacht. Wir erfahren das Leben so, wie wir glauben, dass es sei!

Wir halten unsere Überzeugungen über die Realität des Lebens für die Realität des Lebens an sich.
Alles, was wir für die Wahrheit über das Leben halten, ist tatsächlich nur Glaube an diese Wahrheit, ist eine zum Glaubenssatz erhobene persönliche Überzeugung.
Das Leben an sich hat keine unumstößlich geltenden Eigenschaften und Regeln. Keine einzige erforschte und belegte Gesetzmäßigkeit über das Leben des Menschen in dieser Welt besteht objektiv, auch wenn sie sich in der Vergangenheit hundert- oder millionenfach bestätigt haben sollte.
Das Leben hat keine vorgegebenen Eigenschaften, es kann aber jede denkbare Eigenschaft annehmen.

Diese Selbstprüfung einschließlich der Erkenntnis, wie wir mit unseren eigenen Glaubenssätzen sämtliches Geschehen des eben beendeten Lebens erschaffen haben, ist der Höhepunkt, der Gipfel, um dessentwillen wir überhaupt gelebt haben. In diesem Moment erfahren wir, welchen Sinn unser Leben hatte. Wir begreifen, wie unsere Gedanken und Gefühle die Ereignisse und Erfahrungen unseres Lebens herbeigeführt haben.

Erst dann, wenn wir diese Arbeit geleistet haben, wenn wir das unmittelbar vergangene Leben verstanden haben, erfahren wir unsere wahre Identität. Dann stehen wir vor unserer Wesenheit, die uns ausgesandt hat in dieses Leben, unserem geistigen Ursprung, unserem persönlichen »Gott«. Und dann sehen wir uns auch im Kontext aller Leben, die wir bereits gelebt haben.

Nach dem physischen Tod bleibt die Persönlichkeit weiter bestehen. Nach unseren Begriffen für immer, aber ohne die Glaubenssatzsysteme, die wir ihr in der physischen Realität angehängt haben. Sie hat dann die Freiheit, jedwede Dimension, die sie sich aussucht, der Erfahrung halber zu erkunden.


Die Ruhezone - der Übergang in ein neues Leben
Wer seine Selbstprüfung absolviert hat, ist bereit für neue Erfahrungen. Das wird meist die Wiedergeburt in die irdische Welt sein – muss es aber nicht.
Wer sich grundsätzlich für die physisch-materielle Realität entschieden hat, muss einen Reinkarnationszyklus durchlaufen, also eine bestimmte Reihe von Wiedergeburten. Wir brauchen sozusagen mehrere Durchgänge, um unsere Fähigkeiten soweit zu entwickeln, wie es innerhalb des physischen Systems möglich ist. Ein solcher Zyklus kann wenige Leben oder auch sehr viele Wiedergeburten umfassen, je nachdem, wie uns die physische Existenz behagt.
Wer mit dem physischen System nicht so gut zurechtkommt, wird eine Welt, ein Wahrscheinlichkeitssystem wählen, in dem das Ordnungsprinzip zum Beispiel auf Assoziationsvorgängen beruht.

Diese Entscheidungen finden statt in einer Art Ruhezone, die sich an die Selbstprüfung anschließt. Wir werden uns unserer anderen Reinkarnationsselbst bewusst, kennen unseren bisherigen Werdegang und werden bei der weiteren Gestaltung von unserer Wesenheit beraten.
Wer zum Beispiel auf Erden als kleiner oder größerer Gauner sein Leben gelebt hat, der wird nun nicht als geläuterter Wohltäter der Menschheit zurückkehren. Er wird da weitermachen, wo er aufgehört hat - und unter anderen Umständen neue, andere Erfahrungen erwerben. Das ist der Sinn des Ganzen.
Nicht im Jenseits, hier in diesem Leben lernen wir und verändern uns.

In diesem Stadium der Entscheidungen wird das neue Leben geplant wie ein Schriftsteller seinen neuen Roman plant. Absprachen müssen getroffen werden mit den Personen, die an der neuen Existenz teilhaben werden, die zukünftigen Eltern beispielsweise und auch die zukünftigen Kinder sowie Menschen, mit denen man bestimmte Erfahrungen machen will. All das geschieht aber nicht in der Art einer großen gemeinsamen Sitzung, sondern auf telepatischem Wege.

Der Glaube, nach dem Tod für immer im Himmel zu sein, kann jedoch die Entscheidung und Planung eines neuen Lebens verzögern. Menschen, die meinen, nach dem Tod für immer und ewig im Paradies bei Gott zu sein, könnten sich weigern, zu Arbeit und Lernen zurückzukehren. Sie werden im Himmel bleiben wollen, bis sie verstanden haben, dass sie sich diesen Garten Eden erstens selbst erschafft haben und zweitens, dass er auf Dauer höchst langweilig ist.
Wer überzeugt war, in der Hölle zu landen, besinnt sich meist schneller.

Wie lange dauert es, bis wir zurückkehren?
Hier sind die individuellen Unterschiede groß. Manche Menschen kommen schon nach ein paar Jahren wieder zur Welt, andere setzen ein paar Jahrhunderte aus.
Die meisten Menschen aber sind der physisch-materiellen Welt – und den zwischenmenschlichen Bindungen, die sie eingegangen sind - so sehr verhaftet, dass es sie schnell wieder zurückzieht. Sie wollen dabei sein bei dem großen gemeinsamen Vorhaben Mensch sein in Raum und Zeit.
Manche Menschen aber werden fast unverzüglich wieder geboren, sie erfahren die jenseitige Realitätsebene kaum. Das ist meist dann der Fall, wenn diese Personen ein bedeutsames Vorhaben weiterverfolgen wollen.

Also: Erst sterben wir, dann durchlaufen wir mehrere jenseitige Stationen, um danach wiedergeboren zu werden. Wir erfahren also auch jetzt immer noch einen linearen Ablauf der Zeit.
Das ist einfach deshalb so, weil unser Bewusstsein, unser Geist auch nach dem physischen Tod grundsätzlich der bleibt, der er zu Lebzeiten war. Wir können gar nicht anders, als uns selbst immer und unter allen erdenklichen Umständen nur in einem Körper wahrzunehmen; und auch die Realität um uns herum kann nur die einzige Form annehmen, die wir bisher kennengelernt und verstanden haben.

Es sind nach wie vor die Inhalte unseres Bewusstseins, welche die jeweilige äußere Umgebung gestalten. Und so erfahren wir alle, die wir hier und heute leben, ein Jenseits, das weitestgehend unserem Bild von Raum und Zeit entspricht. Raum und Zeit erscheinen uns aber nicht mehr als objektiv vorgegeben. Wir erschaffen uns den Raum so wie wir ihn erschaffen wollen. Und wir erleben die Zeit simultan, das heißt, Vergangenheit und Zukunft überlappen sich, sind austauschbar.

Der einzige große, beglückende Unterschied ist der, dass die Trennung unseres Bewusstseins aufgehoben ist. Wir wissen und kennen jetzt unsere tatsächlichen Beweggründe für so manche Entscheidung und Tat zu Lebzeiten. Und wir kennen unsere eigenen Gedanken und Gefühle anderen gegenüber und deren Gedanken und Gefühle uns gegenüber. Das Versteckspiel, die Grundlage der irdischen Existenz, ist im jenseitigen Bereich der Psyche nicht mehr möglich.

Wir erfahren auch unmittelbar die Beweglichkeit unseres Bewusstseins, indem wir erleben, wie jede Vorstellung sich sofort, ohne Zeitverzögerung, verwirklicht. Wir treffen Personen, mit denen wir in früheren Leben verbunden waren und wir wissen um unsere Wesenheit, die uns aussendet in die verschiedenen Existenzen...


Das Diesseits ist ein spezieller Bereich unserer Psyche, den sich das Bewusstsein als Illusion geschaffen hat. Das Jenseits ist ganz genauso einfach ein Bereich der Psyche des Menschen.
Und so sieht und sah sowohl das Diesseits als auch das Jenseits in allen geschichtlichen und kulturellen Epochen jeweils so aus, wie die Psyche des Menschen sowie sein Begriffsvermögen gereift und entwickelt ist und war.
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Autor
Renate Ritter
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