Das Evangelium des vollkommenen Lebens

Das Besondere an diesem Evangelium ist wohl die Behauptung, es sei vor der Zeit der "Correctores" enstanden und hätte seinen ursprünglichen Inhalt bewahren können. Darin findet man klare Aussagen zu einem gewaltfreien (kein Fleischkonsum) und reinem Leben, sowie deutliche Hinweise über die Wiedergeburt der Seele. Ein ziemlicher Knaller ist wohl auch Jesus Hochzeit mit Mirjam im Alter von 18 Jahren :) Seine Ehefrau soll aber nach einigen Jahren gestorben sein.

Dieses Evangelium hat es nun zum zweiten Mal geschafft mein Interesse zu erwecken und ich hab mir die englische Version (die online verfügbar ist) wieder mal zu Gemüte geführt. Obwohl mir bewusst ist, dass die vegetarische Lebensweise für einen wahren Gottsucher unumgänglich ist, und folglich auch mit den Lehren Jesus übereinstimmte, genauso wie die Wahrheiten über die Wiederverkörperung der Seele, so werde ich mit dem vorliegenden Text jedoch nicht wirklich glücklich.

Das Evangelium des vollkommenen Lebens erweitert die Bibel lediglich um einige oberflächliche, wenn auch wichtige ethische Aspekte. Was andere hinweggenommen haben, fügt sie künstlich wieder hinzu und verfälsch originale bedeutsame Stellen, ohne es zu wissen. Während nämlich manche Stellen der aktuellen Bibel noch ihre mystische Bedeutung bewahrt haben, die jeder Schüler erkennen wird, wenn ihm ihre Bedeutung verständlich gemacht wurde, so vermisse ich diese Vollkommenheit im "Evangelium des vollkommenen Lebens". Es verfügt nicht annährend über die Weisheit, die es sich selbst anmaßt. Zwei Stellen, die einem jeder wahre Mystiker erklären kann, verlieren darin jedwede Bedeutung, woran ich für mich zumindest erkenne, dass der Autor dieser Schrift keinen blassen Schimmer von den wahren Vorgängen der Seele hatte. Aber er war zumindest ein Freund der Tiere und des Vegetarismus, der Abstinenz und nicht zuletzt ein Freund des Geschichten-Erzählens, wodurch ich ihm keinesfalls böse sein kann :)

Sehr empfehlenswert ist aber eine Beschäftigung mit den apokryphen Evangelien aus Nag Hammadi. Da sind teilweise sehr aufschlussreiche gnostische Texte dabei ... und zwar von jenen Leuten, die an den christlichen Urlehren festgehalten haben. Leider ist die deutsche Version dieser Schriften von Zellweger/Janßen wieder offline, weil manche fette Kohle damit verdienen wollen, während die englischsprachige Leserschaft, wie in vielen Fällen, die Selbstlosigkeit eines freien Zugangs genießt.

Kommentare

Handelt es sich bei diesem angeblich aus Tibet stammenden Evangellium wirklich um das "Evangelium der Zwölf" (Bezeichnung nach Origenes) das gleichbedeutend ist mit dem "Hebräerevangelium" oder "Ebioniterevangelium" oder "Evangelium nach den Aposteln" (Bezeichnung nach Hieronymus)?

G.J.R.Ouseley schreibt darüber im Vorwort: “Dieses Urevangelium christlicher Inspiration ist eines der ältesten und vollständigsten frühchristlichen Fragmente und ist aufbewahrt in einem buddhistischen Kloster Tibets, wo es von Angehörigen der Essäer-Gemeinde versteckt wurde, um es vor den Händen der Fälscher zu schützen.“

Und was ist überhaupt das "Evanglium der Zwölf"? Dabei handelt es sich um eine von Hieronymus (Kirchenvater des 4. Jhdt) angesprochene Urform eines Matthäus-Evangeliums. Dieses wurde angeblich in aramäisch/chaldaäischer Sprache verschlüsselt geschrieben und nur einem inneren Kreis der Apostelschaft weiter gegeben. Und es heißt, dass es nicht zum Abschreiben weiter gegeben wurde. Wenn diese Texte wirklich verschlüsselt sind, dann gehe ich doch davon aus, dass man sie in Tibet nicht so einfach lesen kann ... oder wie soll das gehen? Hieronymus soll es aber auch lesen haben können ... oder es hat doch jemand übersetzt ... who knows das schon

Jedenfalls wurde Hieronymus damit beauftragt das Buch zu übersetzen und er schrieb:
 
"Und es traf zu, das dieses Buch ... Stoff nicht zur Erbauung sondern zur Zerstörung darbot und dass dieses (Buch) auf einer Synode aprobiert wurde, worauf zu hören die Ohren der Kirche sich schicklich weigerten."

Die römische Kirche hatte also keine Freude damit, weil man davon ausgehen darf, dass dessen Inhalt nicht mit ihrem Wesen übereinstimmte. Lt. Hieronymos soll auch Origenes häufig auf dieses Wert zugegriffen haben. Ok, dann gehen wir mal ans Eingemachte; nach Hieronymos, Adv.Haer.I.26 stand in diesem Evangelium:

Jesus: Ich bin gekommen, die Opfer abzuschaffen, und wenn ihr nicht ablaßt zu opfern, wird der Zorn von euch nicht ablassen.
Wenn ich das Recht verstehe war Hieronymos selbst keine Freund dieses Evangeliums ... mit dem zitierten Absatz stimmte er aber wahrscheinlich überein, denn er war selbst Vegetarier. Ja, jedenfalls müsste man jetzt schaun, ob DIESE Passage in dem Evangelium von Ouseley enthalten ist. Wenn ja, dann muss man weiter sehen ... ob da irgendwas dran ist.
 
ok, im "Evangelium des vollkommenen Lebens" scheint es tatsächlich die entsprechende Passage zu geben:

8. Und Er sagte auch: "Ich Bin gekommen, die Opfer und die Blutfeste abzuschaffen. Wenn ihr nicht aufhören werdet, Fleisch und Blut der Tiere zu opfern und zu verzehren, so wird der Zorn Gottes* nicht aufhören, über euch zu kommen; ebenso wie er über eure Vorfahren in der Wüste gekommen ist, die dem Fleischgenusse frönten und von Fäulnis erfüllt und von Seuchen aufgezehrt wurden." “
(Kap. 21)

Quelle (hier sind Teile daraus enhalten)

Ja, aber mein Eröffnungsposting empfinde ich noch immer als richtig. Irgendwann werde ich mir die besagten Passagen aber nochmal zu Gemüte führen.
 

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