Theodizee - Eine gute Frage

Hier geht es um die Gerechtigkeit und Rechtfertigung Gottes gegenüber dem Leid in der Welt. Wieso lässt das Göttliche das zu? Die Problematik wird in diesem Absatz veranschaulicht:

Entweder will Gott die Übel beseitigen und kann es nicht:
Dann ist Gott schwach, was auf ihn nicht zutrifft,
Oder er kann es und will es nicht:
Dann ist Gott missgünstig, was ihm fremd ist,
Oder er will es nicht und kann es nicht:
Dann ist er schwach und missgünstig zugleich, also nicht Gott,
Oder er will es und kann es, was allein für Gott ziemt:
Woher kommen dann die Übel und warum nimmt er sie nicht hinweg?

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Also, was meint ihr? Wo, bei welchem Gedanken gibt einen Haken? Was stimmt jetzt?

1 Entweder will Gott die Übel beseitigen und kann es nicht:
1.1 Dann ist Gott schwach, was auf ihn nicht zutrifft,

2 Oder er kann es und will es nicht:
2.1 Dann ist Gott missgünstig, was ihm fremd ist,

3 Oder er will es nicht und kann es nicht:
3.1 Dann ist er schwach und missgünstig zugleich, also nicht Gott,

4 Oder er will es und kann es, was allein für Gott ziemt:

Woher kommen dann die Übel und warum nimmt er sie nicht hinweg?
 
Gott hätte auf jeden Fall die Kompetenz alle Übel sofort zu beseitigen. Also er kann es ... und er tut es zumindest da, wo es ihm angemessen erscheint, ohne dass wir das verstehen müssen. Uns kommt es halt so vor als würde er das nirgendwo tun.

Was meine ich mit "angemessen"? Misst Gott etwa? Ja, das denke ich, denn auch wenn er alle seine Kinder gleichermaßen liebt, so unterstützt er die "Guten" besonders, wie das auch Eltern tun würden. Er respektiert den freien Willen eines Menschen ... ob er sich Ihm nun annähert ... oder sich von Ihm distanzieret ... er respektiert all seine Entscheidungen, ohne sich selbst in den Vordergrund zu stellen.

Die Übel dieser Welt haben jedoch im freien Willen ihren Ursprung. Der Denkfehler der westlichen Welt liegt darin begraben, dass wir vielleicht glauben Gott, oder irgend eine höhere Macht, würde uns von Geburt an irgend welche Lebensumstände und Krankheiten aufzwingen. Dieses Fehldenken hat sich die Kirche aber selbst zuzuschreiben, indem sie den Glauben an die Seelenwanderung (Metempsychose) aus ihren Lehren entfernt hat ... obwohl schon die Apostel von der Präexistenz der Seele überzeugt waren (vgl. Joh 9,2).
 
Indem wir Dinge tun, sprechen, ja sogar denken schaffen wir Wirkungen (Karma), die auf uns selbst zurückfallen. All das Übel in der Welt ist dementsprechend ein Folgeprodukt unseres eigenen Schaffens. Da uns die kausalen Zusammenhänge nicht mehr bewusst sind, schreiben wir unsere Leiden einfach Gott zu: ER wollte es so ...

Ich denke nicht, dass Gott will, dass ein Mensch leidet. Warum heilt er dann nicht einen kranken Menschen? Nocheinmal: Es ist UNSER Verschulden aufgrund unseres Handelns, Sprechens oder Denkens. Sicherlicht könnte er uns völlig heilen. Es kommt dabei ja niemand zu schaden, oder? Es ist doch eher ein Vorteil, oder nicht? :-)

Das Gesetz des Karma ist leider :) irrsinnig gerecht: Auge um Auge, Zahn um Zahn ... und das Göttliche respektiert dieses Gesetz. Dieses "Naturgesetz" wird von einer Kraft überwacht, die als "Kal" bezeichnet wird oder "erhaltende Kraft" oder "negative Kraft". Und diese "Kraft" ist eine Emanation (Ausformung) Gottes ... sehr erhaben, mächtig aber nicht unfehlbar und Gott hat Kal genauso gerne wie jeden anderen auch und ihm die Herrschaft über die niederen 3 Ebenen (Erde, Astralebene, Kausalebene) eingeräumt ...

Der Punkt ist der: Ohne Kal (die erhaltende Kraft) gäbe es die niederen Welten gar nicht. Der Intellekt kann es sowieso nicht fassen. Kal regiert diese Bereiche im göttlichen Auftrag und die Seelen residieren eigenverantwortlich darin und bringen Leben und Tatendrang hinein. Gott ist davon aber völlig unabhängig ... er lässt alles gewähren und wenn die Zeit reif ist, dann obliegt es Ihm allein die Seelen aus dem Rad der Wiedergeburten zu führen. Denn eines ist klar: Durch die fortwährende Verschuldung (Karmas) des Menschen kommt dieser ohne Hilfe nie wieder aus diesem Schlamassel. Und Er schickt deswegen seine Boten, um einen Menschen auf den "Heimweg" zu stellen.
 
... zur Missgust Kals, der nicht möchte, dass sein Reich entvölkert wird. Und während Kal völlig gerecht ist (Gericht nach dem Tod) ... kennt Gott nur Barmherzigkeit und Gnade. Wenn die Zeit also reif ist, dann leitet das Göttliche alles in die Wege die Seele, die von seinem Wesen ist, aus dem Reich Kals zu befreien. Und das ist nicht gerade einfach, weil der Mensch sehr stark im Materiellen verhaftet ist (Besitz, Reichtum, Rang, Name, Sexualität, Lust und und und).

Der Mensch versucht seine Erfüllung völlig verzweifelt in dieser Welt zu finden ... und wird sie dennoch nie völlig finden. Schließlich kommt der Tod, um ihm alles zu entreißen ... und er wird leiden müssen ... wird wieder geboren ... erfährt Freude und wird wieder leiden müssen. Solange der Mensch kein Verlangen nach seinem wahren Zuhause verspürt und Gott nicht um Hilfe bittet ... respektiert Gott seinen freien Willen in diesem Spiel verbleiben zu wollen. Solange ist und bleibt er ein Spielball der Kräfte (Kals) ... und ist für seine Schulden selbst verantwortlich, ohne dass der reiche Papa gleich einspringt. Denn solange der Sohn/die Tochter sowieso nicht bereit ist, sich zu verändern und immer wieder neue Schulden macht ... ohne dass da ein Einsehen wäre ... ist es nicht unbedingt förderlich, die Schulden immer zu begleichen, oder? Und ein Mensch, der sich selbst und andere fortwährend verletzt, ohne sich dabei irgend etwas zu denken ... der wird vermutlich erst erkennen, was er getan hat, indem er selbst eine dementsprechende Erfahrung macht ... und so sein Sinn für Mitgefühl gestärkt wird.
 
Und deshalb ist es wichtig, schon während des Lebens nach Heimkehr/Befreiung/Erkenntnis zu streben, denn alleine der Umstand des Todes führt nicht automatisch zur "Heranreifung" oder "Befreiung" des Menschen, wie das viele meinen. Das Ego ist sehr bequem und will sich nicht verändern.

Dazupassend dieser Vers von Kabir:

3 I. 57. sâdho bhâî, jîval hî karo âs'â

OH mein Freund! Schau nach Ihm aus während Du lebst, erkenne während Du lebst,
Verstehe während Du lebst: um im Leben die erlösende Befreiung zu ertragen.
Wenn Deine Bindungen nicht gebrochen werden, während Du lebst, welche Aussicht auf eine erlösende Befreiung hast Du im Tode?
Es ist nur ein leerer Traum, daß die Seele sich mit Ihm vereinigen wird, weil sie dem Körper entkommen ist:
Wenn Er jetzt gefunden werden kann, dann kann Er auch dann gefunden werden.
Wenn nicht, dann gehen wir fort, um in der Stadt des Todes zu wohnen.
Wenn Du die Vereinigung jetzt hast, dann hast Du sie auch danach.
Bade in der Wahrheit, wisse den wahren Lehrer, habe Vertrauen in den wahren Namen!
Kabîr sagt: "Es ist die Laune der Suche, welche hilft;
Ich bin der Sklave dieser Laune der Suche."
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TopperHarley
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