Thomas Evangelium

Das Thomas Evangelium gehört wohl zu den hochwertigsten christlichen Schriften. Dadurch dass es nicht in die offizielle Bibel Einlass gefunden hat, ist es wahrscheinlich weitgehend von umfassenden "Überarbeitungen" verschont geblieben - ein glücklicher Umstand also.

Das sind die geheimen Worte, die Jesus der Allgegenwärtige sprach und die Didymos Judas Thomas aufgeschrieben hat.

1. Und er sprach: Wer die Bedeutung dieser Worte erkennt, der wird den Tod nicht schmecken.

Welchen Tod kann Jesus hier gemeint haben? Natürlich müssen wir alle irgend wann unseren physischen Körper ablegen. Worauf Jesus aber hinaus wollte, ist womöglich die Unsterblichkeit der Seele. Diese Unsterblichkeit können wir solange nicht erfahren bis unsere Seele den Kreislauf der Geburten und Tode nicht durchbricht. Solange dies nicht geschieht müssen wir immer und immer wieder den bitteren Geschmack des physischen Todes schmecken, sei es in dieser oder in jener Form. So lautet das Gesetz! Äonen von Zeitaltern befinden wir uns schon in diesem äußeren Reich! JEDOCH das äußere Leben ist keine Endlosschleife. Jeder Mensch wird ausnahmslos, früher oder später Befreiung erlangen. Und hier kommen die Gottmenschen ins Spiel die zu allen Zeitaltern auf die Erde inkarnieren, um hier alle jene, die ein Verlangen nach Gott haben, auf den Heimweg zu stellen. Ist man so weit, dass man deren Worte und Ausstrahlung aufnehmen kann (vgl. Empfänglichkeit), dann beginnt der Heimweg ... dann wird der Kreislauf der Geburten und Tode durchbrochen.

P.S.1: Die meisten Leute mit denen ich rede wollen aber gar nicht nachhause zu ihrer göttlichen Heimstatt. Sie wollen lieber ein Maximum an weltlichem Vergnügen erleben ... und HIER Glückseligkeit erlangen ... was aber nicht möglich ist und der Natur der äußeren Welt wiederspricht. Hier kann man nur endliches Glück erfahren, aber nicht Glückseligkeit.

P.S.2: Jesus Worte waren wohl damals für einen bestimmten Kreis der Schülerschaft gedacht, weswegen Thomas von "geheimen Worten" spricht. Außenstehende hätten damit sehr wenig anfangen können. Für sie hätte Jesus wahrscheinlich wieder andere Worte gewählt. Zu meinen, es handle sich um eine Art Geheimlehre ist natürlich völliger Irrsinn, weil ein Gottmensch für ALLE Menschen da ist, die dafür offen sind. Wir selbst sind es, die uns dazu den Zugang verwehren.
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Kommentare

Die Übersetzung von Wieland Willker ist relativ genau, aber dadurch manchmal etwas künstlich.

"Wer die Interpretation dieser Worte findet, wird den Tod nicht schmecken" ... hört sich sehr unrund an. Die Stärke dieser Übersetzung liegt wohl in einer größeren Wortgenauigkeit. Einigen Passagen fehlt deshalb aber das "Feingespür", worauf es Jesus ankam. Vieles ist heute nicht mehr zeitgemäß und klingt etwas kantig.

Runder ist da schon die Übersetzung von Jonathan Dilas, die dafür manchmal stärker ins Interpretative abrutscht.

In der Folge soll es natürlich mehr um den Inhalt gehen, als über das Gefäß. Ich schätze mal ich mache eine eigene deutsche Übersetzung aus einer äußerst genauen englischen Übersetzung, die sich sehr genau an das koptische Original anlehnt.
 
2.
Jesus sprach:
Wer suchet, soll nicht aufhören zu suchen bis er findet.
Und wenn er findet, wird er erschrecken.
Und wenn er erschrickt, wird er staunen
und über das Eine regieren.

Wir sollen zu einem wahren Suchenden werden, denn Finden und Suchen bedingen sich gegenseitig. Alles wird sich uns auftun, wenn wir nur mit der Suche beginnen und an ihr festhalten. Das ist eine Aufforderung Jesus nicht aufzugeben. Wer nach der Wahrheit sucht, der wird ihr immer näher kommen und dabei Unterstützung erhalten.

Die Dinge sind nicht so wie sie scheinen. Wir werden ziemlich überrascht sein. Wenn wir in die höchste Wahrheit eindringen, dann werden wir eins mit Ihr (dem All Einen). Sie lebt uns und wir leben Sie in unendlicher Weite, sodass wir alles Sein durchdringen.
 
3.
Jesus sprach:
Wenn eure Führer euch sagen: Seht das Königreich ist im Himmel,
dann werden die Vögel am Himmel euch zuvorkommen.
Wenn sie euch sagen: Es ist im Meer. Dann werden die Fische euch zuvorkommen.
Doch das Königreich ist in eurem Inneren vor eurem Auge(1).
Wenn ihr euch selbst erkennt, dann werdet ihr erkannt werden,
und ihr werdet wissen, dass ihr die Kinder des lebendigen Vaters seid.
Wenn ihr euch jedoch nicht erkennt, dann lebt ihr in Armut und ihr seid die Armut.

Ein gewaltiger Absatz. Wir sind Seine Kinder und vom gleichen Wesen wie Er. Wie phantastisch und wunderbar ist das doch! Aber wir haben uns selbst noch nicht erkannt, weil unsere Seele von Schichten aus Materie (wozu auch das Ego zählt) umlagert ist. Wir haben nicht die geringste Ahnung wer wir wirklich sind und wissen nichts von dem gewaltigen Reichtum ... von unserer gewaltigen Größe und Macht. Deswegen ist es wichtig, den Weg der Selbsterkenntnis zu beschreiten, damit wir von diesen Schichten befreit und rein gewaschen werden können. In der Mystik ist ein Zustand bekannt, in dem die Seele vollen Erstaunens ausruft und erkennt: "Ich bin vom gleichen Wesen wie Er!" Es muss eine ungeheure, alles durchdringende Erfahrung sein.

(1) eine andere Übersetzung würde lauten:
"Doch das Königreich ist in eurem Inneren und es ist außerhalb davon." In der englischen Übersetzung des koptischen Originals geht es aber nur um das "Innen" und das "Auge" (Singular). Das mit dem "Außen" scheint mir dazugedichtet worden zu sein. Über das Auge findet man auch etwas im neuen Testament. Es wird dort als "Einzelauge" bezeichnet *ggg* (Ajna Chakra oder drittes Auge). Es ist der Sitz der Seele im physischen Körper und jenes Tor, über den die Seele zum Zeitpunkt des Todes den Körper verlässt, um nach innen zu gehen.
 
Den "Himmel" auf Erden gibt es nicht! Die Erde ist wunderbar, aber niemand der den höchsten Himmel erfahren hat würde jemals tauschen wollen ;-) Es gibt nur einen Himmel (und viele viele viele davon in den immer noch materiellen Astralebenen). Der wahre Himmel ist definitiv nicht auf der Erde, noch sonstwo in den materiellen Weiten der äußeren Existenz. Das ist pure Illusion. :D

4.
Jesus sprach:
Der Mensch, alt an Tagen, wird nicht zögern,
ein kleines Kind, im Alter von sieben Tagen,
über die Stätte des Lebens zu fragen; und er wird leben.
Aber viele der Ersten werden die Letzten sein und beide werden eins werden.

Nach meinem Verständnis stellt Jesus hier klar, dass das physische Alter nichts über den spirituellen Fortschritt eines Menschen aussagt. Alter wurde insbesondere in den alten Kulturen mit Weisheit gleichgesetzt. Die wahre Weisheit dreht sich aber um das Wissen jenes Ortes, an den wir einmal gehen. Stolz und Eitelkeit helfen einem da nicht weiter, und jene die glauben schon besonders weit zu sein, fallen nur allzu oft dem eigenen Ego zum Opfer. Deswegen sind sie nicht die Ersten. Aber letztendlich erreichen auch sie das Ziel des All-Ein-Seins. :D
 
5.
Jesus sprach:
Erkenne, was vor deinem Gesicht verborgen liegt in der Dunkelheit.
Es wird immer deutlichere Gestalt annehmen.
Denn nichts was verborgen liegt wird für immer verborgen bleiben.

Dabei handelt es sich um die Anleitung einer traditionellen Meditationstechnik. Im koptischen Originaltext steht ganz deutlich: ... erkenne was vor deinem Gesicht verborgen liegt ... es wird sich dir zeigen ... Übung macht den Meister :)
 
6. (ausgelassen)

7.
Jesus sprach:
Gesegnet ist der Löwe,
der vom Menschen gegessen werden wird,
und der Löwe wird zum Menschen.
Und verflucht ist der Mensch,
der vom Löwen gefressen wird,
und der Löwe wird Mensch werden.

Ich versteh nur Bahnhof :D
 
8./9./10. drehen sich alle um dasselbe Thema. 9. drückt es meiner Meinung nach aber am besten aus:

9.
Jesus sprach
Siehe, es ging ein Sämann hinaus, nahm eine handvoll [Samen] und verstreute sie.
Einige fielen auf die Straße, und so kamen Vögel, um sie aufzupicken.
Andere fielen auf Stein, sodass sie keine Wurzeln in der Erde schlugen und keine Ähren dem Himmel entgegen streckten.
Wieder andere fielen in die Dornen, sodass diese die Saat erstickten und die Würmer sie auffraß.
Gut war, dass andere Samen auf die Erde fielen, denn sie gaben gute Frucht himmelwärts
und brachten 60 Maß und 120 Maß.

Jesus beschreibt hier sein eigenes Wirken. Er ist der Sämann und die Saat, die er zu geben hat kann offenbar nicht überall aufgehen. Nicht jeder Boden ist dazu geeignet, und Jesus ist sich dessen völlig bewusst.

Wir sind die Straße, der Stein, die Dornen. Jesus möchte, dass wir fruchtbarer Boden werden, damit seine Saat aufgehen und Früchte bringen kann. Es hat sehr viel mit Empfänglichkeit zu tun, die man dadurch erlangt, dass man ein ethisches, reines Leben führt ... in Gedanken, Worten und Taten.
 
11. fällt der Zensur zum Opfer :D

12.
Die Jünger sagten zu Jesus:
Wir wissen, dass du von uns gehen wirst.
Wer ist es, der groß über uns sein wird?
Jesus antwortete:
Wo auch immer ihr gerade sein werdet, wendet auch an Jakobus den Gerechten. Denn seinetwegen hat das Eine Himmel und Erde erschaffen.

So wie es hier dargestellt wird hat Jesus seinen Bruder Jakobus (nicht Petrus?) zu seinem Nachfolger gemacht, unglaublich, oder?! :) Wenn man glaubt, was in anderen gnostischen Schriften steht, dann soll Jakobus sogar selbst Erleuchtung erlangt haben (vgl. 2 ApokJk [NHC V, 4]). Beachtenswert finde ich jedenfalls die Lebensweise von Jakobus, weder Fleisch zu essen noch Alkohol zu trinken. Es muss aber nicht zwangsweise etwas über seine spirituelle Größe aussagen.

Soweit ich das verstehe war Jakobus als Priester im jüdischen Glauben verfestigt ... mit Moses und allem was dazu gehört ... aber dennoch mit neu-christlichem Einschlag. Paulus hingegen war sehr viel auf Reisen und kümmerte sich um die "Heiden".

Wie es aussieht hat es zwischen diesen beiden Gruppierungen diverse Meinungsverschiedenheiten gegeben. (Quelle). Das Thomas-Evangelium kann aber logischerweise nur von der jündisch-christlichen Gruppierung stammen, falls sich das überhaupt so unterteilen lässt. In Wirklichkeit waren die Apostel ja nach Einheit bestrebt. Der abweichende kulturelle Hintergrund machte das aber zu keinem einfachen Hinterfangen.
 
24.
Seine Jünger sagten:
Zeig uns den Ort an dem du wirklich bist,
denn es ist notwendig für uns, dass wir nach ihm suchen.
Er sagte zu ihnen:
Wer Ohren hat, der höre: Es ist Licht im Inneren eines reinen Menschen. Damit erhellt er die ganze Welt. Wenn es aber nicht leuchtet, dann herrscht Dunkelheit und er ist die Dunkelheit.
Ein "reiner Mensch" ist ein geläuterter Mensch ... ist ein vollkommener Mensch ... oft auch mit "Lichtmensch" übersetzt. Jeder Mensch trägt dieses Licht zwar in sich, aber aufgrund unserer Unreinheiten und Unvollkommenheiten kann es nicht nach außen strahlen ...
 
25.
Jesus sprach:
Liebe deinen Bruder wie deine Seele; wache über ihn wie über deinen Augapfel.
Damit ist wohl die Bruderschaft der gesamten Menschheit gemeint.

27. erscheint mir ziemlich künstlich und stark jüdisch eingefärbt.
 
Beeindruckend ist aber wieder der nächste:

28.
Jesus sprach:
Ich stand in der Mitte der Welt,
und erschien ihnen außen, in körperlicher Gestalt.
Aber ich fand alle betrunken vor.
Niemand von ihnen war durstig,
und meine Seele war schwer betrübt über die Menschenkinder.
Denn sie sind blind in ihrem Herzen,
und sie sehen nicht, dass sie leer in die Welt gekommen sind.
Und mit leeren Händen werden sie diese Welt verlassen.
Doch nun sind sie betrunken.
Wenn die Wirkung des Weines nachlässt werden sie es bereuen.

Wir Menschen sind den Sinnesfreuden (5 Sinne) und weltlichen Erlebnissen (Arbeit, Familie, Partnerschaft, Freizeit etc. etc. etc.) dermaßen angetan, dass wir keine Zeit mehr für Gott finden. Jesus kann aber nur dann wirken, wenn sich jemand nach der Wahrheit, nach Gott, nach Liebe und Heimkehr sehnt. Ein Menschen, dessen völlige Aufmerksamkeit in die Freuden und Probleme dieser Welt gerichtet ist, ohne Zeit für Gott zu finden, ist beinahe hoffnungslos verloren. Wenn er/sie den Körper verlassen muss wird er/sie die verpasste Gelegenheit erkennen und es bereuen. Es soll eine der größten Tragödien sein, dass der Mensch sein wahres Wesen nicht erkennen kann ... und die Illusion der Wirklichkeit vorzieht.

Nur die Mystiker wissen um die Chance der menschlichen Geburt, und es muss mit einem sehr großen Schmerz verbunden sein mitanzusehen, wie viele Menschen diese Chance nicht nutzen sicht dem Göttlichen zuzuwenden.
 
An dieser Stelle möchte ich einen Vers eines Gottsuchenden, nämlich von Bayazid Bistami anführen:

Anfangs bildete ich mir ein, ich gedächte Seiner und kennte Ihn und liebte Ihn und suchte Ihn. Am Ende aber sah ich, dass Er meiner eher gedacht hatte als ich Seiner, dass Seine Kenntnis meiner Erkenntnis vorausging, dass Seine Liebe früher war als meine, und dass Er mich gesucht hatte, bevor ich Ihn suchte.
 
schon schräg, denn 29. - 32. sind einzelne Aussagen, die völlig aus dem Zusammenhang gerissen wurden. Hier kann das Thomas Evangelium nicht überzeugen.

etwa

34.
Jesus sprach:
Wenn ein Blinder einen Blinden führt, fallen beide in eine Grube.

Das Matthäus Evangelium berichtet hier ebenso:

Matthäus (15, 14)
Lasst sie, es sind blinde Blindenführer. Und wenn ein Blinder einen Blinden führt, werden beide in eine Grube fallen.

Bei Matthäus ist diese Aussage aber in einen viel ausführlicheren Hintergrund eingebettet. Wir erfahren nämlich auch, wie diese Sätze zu interpretieren sind, denn zu jenem Zeitpunkt kamen Schriftgelehrte zu Jesus und beschuldigten ihn und seine Jünger, die 'Überlieferungen der Alten' zu missachten, weil sie sich vor dem Essen nicht die Hände wuschen.

Deswegen sagte Jesus, nachdem Petrus ihn bat seine "rätselhaften Worte" genauer zu erklären:

Matth. (15, 17)
Begreift ihr nicht, dass alles, was durch den Mund (in den Menschen) hineinkommt, in den Magen gelangt und dann wieder ausgeschieden wird? Was aber aus dem Mund herauskommt, das kommt aus dem Herzen, und das macht den Menschen unrein. Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsche Zeugenaussagen und Verleumdungen. Das ist es, was den Menschen unrein macht; aber mit ungewaschenen Händen essen macht ihn nicht unrein.

Die Schriftgelehrten (und Anführer des Volkes) aber auch WIR haben selbst sehr viel Dreck am Stecken ... ohne dass es ihnen oder UNS bewusst ist. Deswegen sollen wir zuerst uns selbst verbessern, bevor wir auf andere zeigen oder sie ausrichten.
 
45.
Besagt, dass man einen Menschen an seinen Taten erkennt:
Guter Mensch => gute Taten
Schlechter Mensch => schlechte Taten

Es ist aber sicherlich nicht immer ganz einfach gut/schlecht zu erkennen ... und es steht uns außerdem nicht zu über andere zu urteilen. Dennoch gilt obiges und es kann sehr hilfreich sein sich von schlechten Menschen fern zu halten, wenn das möglich ist und keine karmischen Verstrickungen vorliegen.
 
48. kommt mir völlig verstümmelt vor!

48.
Jesus sprach:
Wenn zwei im selben Hause Frieden schließen werden sie dem Berg sagen: Versetz dich! Und er wird sich versetzen!

Die Thomas-Freunde haben hier doch damals glatt zwei völlig verschiedene Textfragmente miteinander verbunden. Das mit dem Berge versetzen stammt aus der Heilung eines Besessenen, wo sich die Apostel wunderten, warum sie nicht in der Lage waren einen Dämonen auszutreiben, und Jesus ihnen geantwortet hat, wenn ihr Glaube nur so groß wäre wie ein Senftkorn, dann würden sie zu dem Berg sagen: "Rück von hier nach dort!, und er wird wegrücken. Nichts wird euch unmöglich sein." (Mt. 17, 20)
 
Weil Thomas, Vers 16 immer wieder mal zitiert wird, will ich ihn auch noch anführen

16.
Jesus sprach:
Vielleicht denken die Menschen, dass ich gekommen bin, um Frieden auf die Welt zu bringen. Und sie wissen nicht, dass ich gekommen bin, Uneinigkeiten auf die Erde zu bringen, Feuer, Schwert, Krieg. Denn es werden fünf in einem Haus sein: drei werden gegen zwei und zwei werden gegen drei sein, der Vater gegen den Sohn, der Sohn gegen den Vater, und sie werden als Einzelne dastehen.

Kann Jesus so etwas überhaupt gesagt haben? :) Ja kann er, wie ich meine. Dennoch ich würde mit der Interpretation vorsichtig sein. Jesus beschreibt hier den gewaltigen Kampf der Seele in "ihrem Haus", dem physischen Körper. Hier haben wir möglicherweise sogar eine Anspielung auf die 5 Sinne ("fünf in einem Haus"). In anderen spirituellen Schriften heißt es gleichermaßen:

Das erste Buch Hermes:
[...] Es ist ein schlichter und ehrwürdiger Weg, aber schwierig für eine Seele, die sich im physischen Körper befindet. Denn zuerst muss sie gegen das eigene Ich in den Krieg ziehen und nach viel Unruhe und Auseinandersetzungen, muss sie ihr Selbst überwinden. [...]

Es ist ein großer Kampf ("Krieg") der sich hier abspielt und ein ständiges Ringen. Und es gibt Kräfte, die die Seele am Aufstieg hindern wollen! Nur die wenigsten Menschen erkennen überhaupt wie schwierig (und beinahe aussichtslos) alles ist und wissen nicht wie sehr sie in stark ihre materielle Ausrichtung ist und wie eng sie in allem verstrickt sind. 'But it can be done', um die Worte eines Mystikers zu gebrauchen.
 
[YOUTUBE]l9ocv9AJI88[/YOUTUBE]

Aus dem Filmbeitrag ...
- das Thomas-Evangelium ist in Koptisch verfasst, einer ägyptischen Sprache zu Beginn des Christentums
- Im Thomas-Evangelium geht es nicht um den, wie in den anderen Evangelium so bedeutenden Tod und die Auferstehung von Jesus, sondern um die rätselhaften Dinge, die Jesus selbst sagte.
- Verstehen und Denken nehmen hier eine zentrale Rolle ein.
- ein frauen-diskriminierender Vers wird herangezogen und in dem Beitrag interpretiert; in der damalig chauwinistischen männlichen Gesellschaft galt das Männliche offenbar als vollkommener als das Weibliche
- Alter der Papyrus-Rollen: Anfang des 4. Jhdts. Die Inhalte könnten aber noch älter sein und aus dem 1. Jhdt stammen
 
Es geht dann in weiterer Folge ein wenig um das Geheimnis dieses Textes ... seine rätselhafte Verschlüsselung und dass jene, die ihn entschlüsseln könnten Unsterblichkeit erlangen würden ...

In der Mystik weiß man aber, dass reines intellektuelles Erkennen nicht ausreicht, um "Erleuchtung" zu erlangen. Ich kenne einen Mystiker der seine Schüler sogar anweist, die heiligen Schriften allesamt zu verbrennen. Dabei weiß ich aber, wie sehr dieser Meister diese spirituellen Schriften wertschätzt! Warum sagt er dann: "Verbrennt die spirituellen Schriften"? Ganz einfach, weil sie alleine nicht zurück zu Gott führen. Nichts führt an der eigenen praktischen Erfahrung vorbei! Die Schriften lassen uns Menschen nur allzu oft zu trockenen Theoretikern verkommen. Aber Spiritualität ist eine Wissenschaft der Praxis, und sie wird im menschlichen Körper ausgeübt. Die verschiedenen Texte liefern dazu nur eine Hilfestellung, insbesondere wenn es darum geht die Vorstufe der Spiritualität zu erreichen, nämlich ein ethisches und reines Leben voller Mitgefühl zu führen. Das ist erst die Vorstufe!

Viele Christen glauben heute leider sie stünden kurz davor vollkommen zu werden und legen neben einem Besuch der Sonntagsmesse kaum mehr Wert darauf, ihr Selbst zu perfektionieren. Sie entledigen sich ihrer Verantwortung und wissen sich mit der Auferstehung Jesus bereits als "erlöst".

Die Gnostiker aber sehen das völlig anders, wie auch das Thomas-Evangelium beweist. Der Tod von Jesus spielt nicht die geringste Rolle!!! Wie absurd ist es doch zu meinen, alle nicht-christlichen (getauften) Seelen würden nach dem Tode nicht so gut behandelt ... oder alle Seelen vor der Geburt Jesus hätten eben Pech gehabt.
 
Die Seele ist unsterblich, aber was Jesus mit dem Tode meint ist der Kreislauf der Wiedergeburten, in dem die Seele gefangen ist. Sie kann nicht nach eigenem Ermessen daraus entfliehen und ist einem fortwährenden Geboren-werden und Sterben ausgesetzt. DAS ist der Tod, denn in diesem Kreislauf gelten die Gesetze der Vergänglichkeit, die mit Freund und Leid verbunden sind. Nur wer sich ÜBER den Kreislauf der Geburten & Tode hinwegsetzen kann ... kann das wahre (nicht materielle, ewige) Leben erfahren. Es wird in zunehmendem Maße praktisch erfahren, wenn der Mensch erst einmal eine Basis dafür legt. Dazu liefert das Thomas Evangelium eine Hilfestellung. WIR müssen uns bemühen ... eine Anstrenung unsererseits ist unerlässlich, denn ansonsten kommen wir niemals aus dem Kreislauf der Wiedergeburt und der Endlichkeit heraus.

In anderen gnostischen Texten erfährt man ganz genau, wie der Mensch Befreiung erlangen kann. Es ist sehr leicht verständlich und kein Geheimnis! Ein Mensch wird dann Befreiung erlangen, wenn er/sie ein Verlangen nach dem Göttlichen entwickelt! Das ist alles! Sei es aus Liebe ... aus einem Wunsch nach Heimkommen oder Geliebtwerden ... sei es aus Schmerz, Kummer und Leid, den das physische Leben für die Seele bedeutet. Kommt erst einmal ein ehrliches Verlangen nach Gott in Gang, dann kann er nicht anderes als alles Notwendige in die Wege zu leiten ... denn er sehnt sich noch viel viel mehr nach unserer Heimkehr, als wir uns nach Ihm sehnen.

Welche Kräfte also führen zu Gott? Es ist einerseits die eigene Anstrengung, die insbesondere am Beginn der Reise stehen muss (freier Wille). Doch zu einem Großteil ist es sowieso Seine Gnade, die alles in die Wege leitet, damit wir unser Ziel erreichen können, und wir erhalten die rechte Hilfe.

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