Co-Abhängigkeit - die heimliche Sucht
Über wen oder was definiere ich mich?
Co-Abhängigkeit ist eine Sucht, die viele ohne ihr Wissen betrifft. Die Frage bei allem ist: über WEN oder WAS definiere ich mich? Mache ich mein Tun/Sein abhängig von anderen oder lebe ich mich wirklich selbst?
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wann mir das Wort Co-Abhängigkeit zuerst begegnete: es war in den 90er Jahren am Rande eines Seminars. Ich habe damals nicht so ganz verstanden, warum z.B. Angehörige eines Alkoholikers co-abhängig sein sollen, also angeblich über den Abhängigen ihre (zumeist unbewußte) Sucht mit ausleben. Das Thema war mir so fremd, daß ich es schnell wieder vergaß (oder vielleicht auch vergessen wollte) - kein Wunder, habe ich es doch selbst damals nicht recht mitbekommen und wollte es wie der Rest der Familie nicht wahrhaben, daß meine eigene Mutter (in der Zwischenzeit trockene) Alkoholikerin ist. Wer ebenfalls einen Abhängigen (von was auch immer) in seinem Verwandten- oder Bekanntenkreis hat, weiß sicher nur zu gut, durch welche Höllen man geht...!
Hinzu kam bei mir, daß das alles in meiner Kindheit begann und ich von all diesen Dingen nichts wußte - wie auch? Ich war Kind und hätte Liebe gebraucht, Nähe, Verständnis, Wärme, aber...
Meine Kindheit hat in mir soetwas wie ein schwarzes Loch hinterlassen,
etwas, das man besser schnell vergißt, zu tief sitzt der Schmerz und die Verletzungen wie die Glaubensmuster, daß mit MIR etwas nicht stimmen muß, wenn ich so behandelt werde (erst heute, mit fast 40 Jahren befreie ich mich von diesen Altlasten mehr und mehr)...
In der Pubertät kam irgendwann der Punkt, wo ich einfach nur noch froh war, meine Ruhe zu haben und mir nichts anhören zu müssen - ich hatte es aufgegeben, zu fragen, wenn ich etwas brauchte (die Antwort kannte ich bereits) und auf Verständnis hoffte ich schon lange nicht mehr... Dafür ging ich dann zu meiner Oma, die immer ein offenes Ohr hatte und nicht selten Streit geschlichtet und meine Partei ergriffen hat, wenn es zu arg wurde. Ich glaube, wenn es meine beiden Omas nicht gegeben hätte, wäre ich heute nicht hier - ich habe ihnen den Halt zu verdanken, der es mir ermöglichte, meinen Weg weiterzugehen, wenn auch voller Blockaden und Fragen...
Aber ich hätte damals nie gedacht, daß meine Mutter abhängig ist!
Erst später, als ich älter wurde, bekam ich einiges mit, was meiner Meinung nach definitiv nicht „normal“ sein konnte und damit ging das Dilemma erst richtig los (zu der Zeit war ich bereits ausgezogen und lebte bei meinem heutigen Mann)...
Ich würde sogar behaupten, daß es nichts Schlimmeres gibt, als zusehen zu müssen, wie ein geliebter Mensch sich selbst ruiniert. Man steht daneben, argumentiert, schickt Energien, gibt alles, was man hat, doch solange der Betroffene die Lage selbst nicht erkannt und sich für Hilfe geöffnet hat, nützen die besten Absichten nichts (das gilt natürlich nicht nur für Abhängige, sondern auch für Kranke bzw. Menschen mit Problemen allgemein).
Genau hier fängt die Co-Abhängigkeit an - das Denken, für diesen Zustand oder seine Heilung verantwortlich zu sein.
Je mehr Wissen man im medizinisch-psychologischen Bereich hat, umso schwieriger wird es, einfach im Vertrauen loszulassen. Da wird stundenlang versucht, auf diesen Menschen einzureden (sicherlich mit guter Absicht), doch die Energie verpufft - die daraus resultierende Erschöpfung ist oft größer als nach einer 40-Std.-Woche... Da wird mit Reiki oder anderem behandelt, Bücher werden gewälzt, entsprechende Stellen angerufen; von früh bis spät steht der Abhängige bzw. unsere Sorge um ihn im Vordergrund. Anfangs mag der Abhängige die vermehrte Aufmerksamkeit (die er evtl. vorher nicht bekam) genießen, doch zunehmend spürt er Druck und Kontrolle dahinter und die Wahrscheinlichkeit, daß er sich entzieht, indem er genau das Gegenteil tut, nimmt langsam zu.
Als Betroffene stehen wir dann völlig verzweifelt da und sagen: aber er MUß doch sehen, daß es nicht gut für ihn ist,
was er sich und uns damit antut. Das tut er in der Regel nicht - einen Raucher bewegt man auch nicht zum Aufhören, indem man ihm erzählt, wie schädlich es ist.
Schauen wir genauer, so tun WIR einzig und allein UNS etwas an, denn WIR wollen dem Abhängigen oder Kranken erzählen, was richtig und falsch ist. Wir sprechen ihm ab, daß er die gleiche göttliche Weisheit in sich besitzt, die gleiche Führung, die mit Sicherheit dann, wenn es sein soll und für IHN richtig ist, eingreifen wird (ich meine damit nicht, daß wir uns nicht kümmern bzw. Hilfe anbieten sollen, doch der Betroffene entscheidet, ob ER das will).
Wir sagen, der Abhängige tut UNS damit etwas an - aber was tun WIR uns mit solchem Handeln an? Wir vergessen uns selbst völlig, richten unser ganzes Leben nach diesem Menschen aus, um uns zu kümmern, "aufzupassen" etc. Sind wir erschöpft, kommt irgendwann der Punkt, wo das Maß voll ist und wir dem Abhängigen die Schuld dafür geben, dabei sind WIR es, die nicht vertrauen, nicht loslassen können und vor allem WOLLEN. Meist wird einem dieser Einsatz auch nicht gedankt, da er vom Abhängigen in dieser massiven Form zumeist ungebeten stattfindet -
doch der Gedanke, daß wir dies tun müssen und sollen, daß es unsere "Aufgabe" ist, treibt uns immer weiter an.
Schaue ich mir den Einsatz von damals an, so war er gewaltig - das Ergebnis dagegen dürftig bis gar nicht von Bedeutung. Das einzige, was meine Mutter danach sagte, war: „Na wenn ihr meint, dann mach ich das mal (für euch).“ Sprach's und der Rückfall ließ nicht lang auf sich warten. Es ging bis ins Krankenhaus mit Halluzinationen, Alkoholvergiftung...
Was dann den Ausschlag zu ihrem Erwachen gab, war die Tatsache, daß ihr Arbeitgeber mit Kündigung drohte. Und sie wußte, wenn der Job, der ihr Halt gab, nicht mehr wäre, wäre auch sie bald nicht mehr... Das ist nun weit über 10 Jahre her und seitdem (1993) ist sie trocken - Gott sei Dank! Sie mußte erst soweit unten sein, um an diesen Punkt zu kommen - aber egal, ob uns das gefiel, es war IHRE Wahl und jede andere hätte sie sicherlich niemals solange trocken werden und bleiben lassen...
Wieviel dies mit dem Hier & Jetzt zu tun hatte, wurde mir erst klar, als ich vor einigen Jahren zur Bearbeitung von Minderwertigkeits- und Schuldgefühlen, Mangeldenken etc. zu einer Therapeutin in Schleswig-Holstein fand. Bereits nach kurzer Zeit wurde klar, daß ich co-abhängig war - wieder dieses mysteriöse Wort (diesmal verstand ich es - zu offensichtlich waren die Symptome). Es schien mein ganzes bisheriges Leben auszumachen und bestimmte mich.
Deshalb fühlte ich mich seit Monaten wie ausgebrannt, zog immer wieder Menschen an, die mich ausnutzen, leermachten, meine Arbeit nicht zu schätzen wußten etc.
- kein Wunder, denn ich lebte nur im Außen. Gerade ich, die immer so darauf bedacht war, im Innen zu schauen und von dort aus zu leben...
Bei anderen fiel es mir leicht, oft mit einem Blick die größeren Zusammenhänge zu erkennen, ebenso die Beweggründe im Inneren (ob jemand wirklich eine Besserung wünscht, sich evtl. nur selbst etwas vormacht oder es anderen zuliebe macht). Doch bei mir....
Dann sind da noch die antrainierten Dogmen aus Lichtarbeiterkreisen (wo gerade sie immer frei von sein wollen) mit ihrem "Ich muß alle retten und allen helfen"
(denn schließlich weiß ich es ja besser - ich habe es ja auf ...-Seminar oder von Meister ... gelernt). So kommt es m.E. zu völligen Fehlinterpretationen von Spiritualität und z.B. östlichen Lehren von Selbstlosigkeit/Enthaltsamkeit: Man begibt sich auf einen steinigen Märtyrerweg, gesalbte Worte von Bedingungs- und Erwartungslosigkeit sowie falsch verstandener Liebe von sich gebend. Verstanden haben wir dabei nichts, denn solange wir nicht gelernt haben, uns selbst in unserer Ganzheit anzunehmen, werden wir niemals jemandem wirklich helfen können denn wir verstehen das menschliche Denken und Handeln nicht. Wir bemessen die Welt nur nach unseren Maßstäben, den Blick immer schön nach außen gerichtet, damit wir nicht merken, wir oft wir die eigenen "Gesetze" verletzen, wie oft wir anderen "schlaue" Ratschläge geben, die eigentlich uns selbst gelten sollten...
Erlauben wir uns dann, einen freien, uns gemäßen Weg zu wählen, kommen wiederum "schlaue" Einwände von außen (in Wahrheit ja nur Spiegel für Einwände IN uns) und die Schuldgefühle, die uns immer schön im Schneckenhaus halten und unser wahres Selbst verstecken wollen, melden sich sofort zu Wort und begrenzen die gerade gewonnene Freiheit. Fatal!
Es laufen so viele Automatismen in uns, daß wir uns ihnen oftmals gar nicht bewußt sind. Dafür gibt es dann den Spiegel im Außen, der jedoch oft nur so interpretiert wird, daß die Welt einen eben nicht versteht, keiner für einen da ist und schon sind wir im nächsten typisch co-abhängigen Zustand: dem Opferbewußtsein.
Es liegt einzig und allein an uns, die Dinge zu ändern und keiner hat das Recht, Dinge zum Beispiel von uns zu verlangen, die wir eigentlich nicht wollen. Aber
weil wir denken, der andere ist wichtiger mit seinem Anliegen als wir (schließlich soll man ja immer schön selbstlos sein)
tun wir es trotzdem, weil wir genau die Bedürfnisse und Erwartungen des anderen spüren. Da es uns lieber ist, uns selbst als andere zu enttäuschen, ist klar, wie das Spiel ausgeht.... Scheinbar ungerecht daran ist, daß der andere noch nicht mal dankbar für unser "großartiges Opfer" ist, denn zwischen den Zeilen kommt das "eigentlich wollt ich es aber nicht oder nicht gern" mit rüber.
Über wen oder was definiere ich mich?
Co-Abhängigkeit ist eine Sucht, die viele ohne ihr Wissen betrifft. Die Frage bei allem ist: über WEN oder WAS definiere ich mich? Mache ich mein Tun/Sein abhängig von anderen oder lebe ich mich wirklich selbst?
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wann mir das Wort Co-Abhängigkeit zuerst begegnete: es war in den 90er Jahren am Rande eines Seminars. Ich habe damals nicht so ganz verstanden, warum z.B. Angehörige eines Alkoholikers co-abhängig sein sollen, also angeblich über den Abhängigen ihre (zumeist unbewußte) Sucht mit ausleben. Das Thema war mir so fremd, daß ich es schnell wieder vergaß (oder vielleicht auch vergessen wollte) - kein Wunder, habe ich es doch selbst damals nicht recht mitbekommen und wollte es wie der Rest der Familie nicht wahrhaben, daß meine eigene Mutter (in der Zwischenzeit trockene) Alkoholikerin ist. Wer ebenfalls einen Abhängigen (von was auch immer) in seinem Verwandten- oder Bekanntenkreis hat, weiß sicher nur zu gut, durch welche Höllen man geht...!
Hinzu kam bei mir, daß das alles in meiner Kindheit begann und ich von all diesen Dingen nichts wußte - wie auch? Ich war Kind und hätte Liebe gebraucht, Nähe, Verständnis, Wärme, aber...
Meine Kindheit hat in mir soetwas wie ein schwarzes Loch hinterlassen,
etwas, das man besser schnell vergißt, zu tief sitzt der Schmerz und die Verletzungen wie die Glaubensmuster, daß mit MIR etwas nicht stimmen muß, wenn ich so behandelt werde (erst heute, mit fast 40 Jahren befreie ich mich von diesen Altlasten mehr und mehr)...
In der Pubertät kam irgendwann der Punkt, wo ich einfach nur noch froh war, meine Ruhe zu haben und mir nichts anhören zu müssen - ich hatte es aufgegeben, zu fragen, wenn ich etwas brauchte (die Antwort kannte ich bereits) und auf Verständnis hoffte ich schon lange nicht mehr... Dafür ging ich dann zu meiner Oma, die immer ein offenes Ohr hatte und nicht selten Streit geschlichtet und meine Partei ergriffen hat, wenn es zu arg wurde. Ich glaube, wenn es meine beiden Omas nicht gegeben hätte, wäre ich heute nicht hier - ich habe ihnen den Halt zu verdanken, der es mir ermöglichte, meinen Weg weiterzugehen, wenn auch voller Blockaden und Fragen...
Aber ich hätte damals nie gedacht, daß meine Mutter abhängig ist!
Erst später, als ich älter wurde, bekam ich einiges mit, was meiner Meinung nach definitiv nicht „normal“ sein konnte und damit ging das Dilemma erst richtig los (zu der Zeit war ich bereits ausgezogen und lebte bei meinem heutigen Mann)...
Ich würde sogar behaupten, daß es nichts Schlimmeres gibt, als zusehen zu müssen, wie ein geliebter Mensch sich selbst ruiniert. Man steht daneben, argumentiert, schickt Energien, gibt alles, was man hat, doch solange der Betroffene die Lage selbst nicht erkannt und sich für Hilfe geöffnet hat, nützen die besten Absichten nichts (das gilt natürlich nicht nur für Abhängige, sondern auch für Kranke bzw. Menschen mit Problemen allgemein).
Genau hier fängt die Co-Abhängigkeit an - das Denken, für diesen Zustand oder seine Heilung verantwortlich zu sein.
Je mehr Wissen man im medizinisch-psychologischen Bereich hat, umso schwieriger wird es, einfach im Vertrauen loszulassen. Da wird stundenlang versucht, auf diesen Menschen einzureden (sicherlich mit guter Absicht), doch die Energie verpufft - die daraus resultierende Erschöpfung ist oft größer als nach einer 40-Std.-Woche... Da wird mit Reiki oder anderem behandelt, Bücher werden gewälzt, entsprechende Stellen angerufen; von früh bis spät steht der Abhängige bzw. unsere Sorge um ihn im Vordergrund. Anfangs mag der Abhängige die vermehrte Aufmerksamkeit (die er evtl. vorher nicht bekam) genießen, doch zunehmend spürt er Druck und Kontrolle dahinter und die Wahrscheinlichkeit, daß er sich entzieht, indem er genau das Gegenteil tut, nimmt langsam zu.
Als Betroffene stehen wir dann völlig verzweifelt da und sagen: aber er MUß doch sehen, daß es nicht gut für ihn ist,
was er sich und uns damit antut. Das tut er in der Regel nicht - einen Raucher bewegt man auch nicht zum Aufhören, indem man ihm erzählt, wie schädlich es ist.
Schauen wir genauer, so tun WIR einzig und allein UNS etwas an, denn WIR wollen dem Abhängigen oder Kranken erzählen, was richtig und falsch ist. Wir sprechen ihm ab, daß er die gleiche göttliche Weisheit in sich besitzt, die gleiche Führung, die mit Sicherheit dann, wenn es sein soll und für IHN richtig ist, eingreifen wird (ich meine damit nicht, daß wir uns nicht kümmern bzw. Hilfe anbieten sollen, doch der Betroffene entscheidet, ob ER das will).
Wir sagen, der Abhängige tut UNS damit etwas an - aber was tun WIR uns mit solchem Handeln an? Wir vergessen uns selbst völlig, richten unser ganzes Leben nach diesem Menschen aus, um uns zu kümmern, "aufzupassen" etc. Sind wir erschöpft, kommt irgendwann der Punkt, wo das Maß voll ist und wir dem Abhängigen die Schuld dafür geben, dabei sind WIR es, die nicht vertrauen, nicht loslassen können und vor allem WOLLEN. Meist wird einem dieser Einsatz auch nicht gedankt, da er vom Abhängigen in dieser massiven Form zumeist ungebeten stattfindet -
doch der Gedanke, daß wir dies tun müssen und sollen, daß es unsere "Aufgabe" ist, treibt uns immer weiter an.
Schaue ich mir den Einsatz von damals an, so war er gewaltig - das Ergebnis dagegen dürftig bis gar nicht von Bedeutung. Das einzige, was meine Mutter danach sagte, war: „Na wenn ihr meint, dann mach ich das mal (für euch).“ Sprach's und der Rückfall ließ nicht lang auf sich warten. Es ging bis ins Krankenhaus mit Halluzinationen, Alkoholvergiftung...
Was dann den Ausschlag zu ihrem Erwachen gab, war die Tatsache, daß ihr Arbeitgeber mit Kündigung drohte. Und sie wußte, wenn der Job, der ihr Halt gab, nicht mehr wäre, wäre auch sie bald nicht mehr... Das ist nun weit über 10 Jahre her und seitdem (1993) ist sie trocken - Gott sei Dank! Sie mußte erst soweit unten sein, um an diesen Punkt zu kommen - aber egal, ob uns das gefiel, es war IHRE Wahl und jede andere hätte sie sicherlich niemals solange trocken werden und bleiben lassen...
Wieviel dies mit dem Hier & Jetzt zu tun hatte, wurde mir erst klar, als ich vor einigen Jahren zur Bearbeitung von Minderwertigkeits- und Schuldgefühlen, Mangeldenken etc. zu einer Therapeutin in Schleswig-Holstein fand. Bereits nach kurzer Zeit wurde klar, daß ich co-abhängig war - wieder dieses mysteriöse Wort (diesmal verstand ich es - zu offensichtlich waren die Symptome). Es schien mein ganzes bisheriges Leben auszumachen und bestimmte mich.
Deshalb fühlte ich mich seit Monaten wie ausgebrannt, zog immer wieder Menschen an, die mich ausnutzen, leermachten, meine Arbeit nicht zu schätzen wußten etc.
- kein Wunder, denn ich lebte nur im Außen. Gerade ich, die immer so darauf bedacht war, im Innen zu schauen und von dort aus zu leben...
Bei anderen fiel es mir leicht, oft mit einem Blick die größeren Zusammenhänge zu erkennen, ebenso die Beweggründe im Inneren (ob jemand wirklich eine Besserung wünscht, sich evtl. nur selbst etwas vormacht oder es anderen zuliebe macht). Doch bei mir....
Dann sind da noch die antrainierten Dogmen aus Lichtarbeiterkreisen (wo gerade sie immer frei von sein wollen) mit ihrem "Ich muß alle retten und allen helfen"
(denn schließlich weiß ich es ja besser - ich habe es ja auf ...-Seminar oder von Meister ... gelernt). So kommt es m.E. zu völligen Fehlinterpretationen von Spiritualität und z.B. östlichen Lehren von Selbstlosigkeit/Enthaltsamkeit: Man begibt sich auf einen steinigen Märtyrerweg, gesalbte Worte von Bedingungs- und Erwartungslosigkeit sowie falsch verstandener Liebe von sich gebend. Verstanden haben wir dabei nichts, denn solange wir nicht gelernt haben, uns selbst in unserer Ganzheit anzunehmen, werden wir niemals jemandem wirklich helfen können denn wir verstehen das menschliche Denken und Handeln nicht. Wir bemessen die Welt nur nach unseren Maßstäben, den Blick immer schön nach außen gerichtet, damit wir nicht merken, wir oft wir die eigenen "Gesetze" verletzen, wie oft wir anderen "schlaue" Ratschläge geben, die eigentlich uns selbst gelten sollten...
Erlauben wir uns dann, einen freien, uns gemäßen Weg zu wählen, kommen wiederum "schlaue" Einwände von außen (in Wahrheit ja nur Spiegel für Einwände IN uns) und die Schuldgefühle, die uns immer schön im Schneckenhaus halten und unser wahres Selbst verstecken wollen, melden sich sofort zu Wort und begrenzen die gerade gewonnene Freiheit. Fatal!
Es laufen so viele Automatismen in uns, daß wir uns ihnen oftmals gar nicht bewußt sind. Dafür gibt es dann den Spiegel im Außen, der jedoch oft nur so interpretiert wird, daß die Welt einen eben nicht versteht, keiner für einen da ist und schon sind wir im nächsten typisch co-abhängigen Zustand: dem Opferbewußtsein.
Es liegt einzig und allein an uns, die Dinge zu ändern und keiner hat das Recht, Dinge zum Beispiel von uns zu verlangen, die wir eigentlich nicht wollen. Aber
weil wir denken, der andere ist wichtiger mit seinem Anliegen als wir (schließlich soll man ja immer schön selbstlos sein)
tun wir es trotzdem, weil wir genau die Bedürfnisse und Erwartungen des anderen spüren. Da es uns lieber ist, uns selbst als andere zu enttäuschen, ist klar, wie das Spiel ausgeht.... Scheinbar ungerecht daran ist, daß der andere noch nicht mal dankbar für unser "großartiges Opfer" ist, denn zwischen den Zeilen kommt das "eigentlich wollt ich es aber nicht oder nicht gern" mit rüber.