Co-Abhängigkeit 2

  • Autor Autor silja
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Wer kennt sie nicht - Geschenke, die z.B. aus Verpflichtung gekauft werden.

Können wir uns darüber so richtig freuen...? Eigentlich nicht, oder? Da wäre es manchmal besser, gar keines zu bekommen, denn so wären wir nicht in der Zwickmühle, irgendwie darauf reagieren zu müssen (da ja vom anderen ein Dank erwartet wird angesichts des Opfers, das er für uns brachte). Genau in der gleichen Lage befindet sich unser Gegenüber, wenn wir etwas für ihn tun, das sich aus welchem Grund auch immer für uns nicht richtig anfühlt oder wir einfach nicht tun möchten.




Während meiner Therapiesitzungen sowie bei der
Lektüre des zu diesem Thema empfohlenen Buches (siehe Artikelende - kann ich wirklich nur empfehlen!) wurde mir immer klarer, daß man wirklich in allen Bereichen co-abhängig reagieren kann. Ich fragte mich, wie man das alles auf einen Nenner bringen könnte und bekam ganz klar:

Um herauszufinden, ob ich co-abhängig bin oder nicht, brauche ich mir nur die Frage zu stellen: Über wen oder was definiere ich mich?

Plötzlich fielen mir noch mehr Co-Abhängigkeiten ein: eine Mutter, die nur für und durch ihre Kinder lebt, krankhafte Eifersucht, Workaholics etc. Vor Jahren z.B., wenn eine Sitzung nicht so verlaufen war, wie der Klient und ich es erhofft hatten - was geschah? Ich begann sofort, an mir zu zweifeln, obwohl es tausend Gründe geben kann, begonnen dabei, daß man in 1. Linie Instrument und nicht aktiver Part ist bei der Energiearbeit. Es gibt immer eine höhere Instanz, die entscheidet, ob Genesung geschehen darf oder nicht. Als Co-Abhängiger sieht man das als letzte aller möglichen Varianten. Man findet immer wieder Gründe, warum man versagt zu haben scheint, was man hätte besser tun können etc.

Natürlich kann solches Verhalten auf lange Sicht zu anderen Abhängigkeiten führen oder umgekehrt beginnt ein trockener Alkoholiker evtl., sich überbesorgt um andere zu kümmern und vernachlässigt sich selbst dabei wie zuvor beim Alkohol. Genau genommen ist der Alkoholiker gleichzeitig auch co-abhängig im Sinne der Definition, denn der Alkohol bestimmt über sein Leben.

Bei genauerem Überlegen kam mir der Verdacht, daß nicht nur, wie im Buch von Melody Beattie geschrieben, etwa jeder zweite, sondern eigentlich fast jeder co-abhängig ist, denn

dieses bedeutet schlicht, sein Tun und Reagieren nach anderen Menschen, ihren Meinungen und Vorgaben zu richten.

Somit wäre die Befreiung aus dieser Sucht ein unabdingbarer Akt auf dem Weg zu uns selbst, denn diese Themen begegnen uns immer wieder. Wer kennt es nicht, statt eines ehrlichen Neins schon mal ein „Ja (aber) ...“ gesagt zu haben, zum Beispiel aus Angst vor Zurückweisung. In diesem Moment geben wir unsere Macht an diesen Menschen ab, denn mit seiner Reaktion, seinem Wesen bestimmt er, was wir wie tun - wobei deshalb nicht jeder, der das mal tut, ein Co-Abhängiger ist, denn es hängt davon ab, in wieweit dies sein Leben bestimmt.

Schaffen wir es, diesen Mustern auf die Spur zu kommen und sie nach und nach aufzulösen, haben wir zum ersten Mal wirklich etwas nur für uns getan!

Wir müssen damit leben, daß immer irgendjemand irgendetwas an uns auszusetzen hat

- das ist der Lauf der Welt, allein bedingt dadurch, daß es soviele Menschen auf der Welt gibt wie verschiedene Meinungen. Doch wem wollen wir treu bleiben? Wer bleibt immer bei uns und schaut uns jeden Morgen im Spiegel an...?! Genau, WIR selbst sind es! Mit uns selbst müssen wir jeden Tag klarkommen - und uns selbst können wir nicht davon laufen, auch wenn wir auswandern oder als Alm-Öhi leben: ALLES, was wir in uns tragen, wird IMMER bei uns bleiben, wo immer wir sind. - Ist es da nicht besser, sich mit sich selbst wohlzufühlen, reinen Tisch zu machen, damit man morgens zufrieden in den Spiegel schauen kann...?!

Der Co-Abhängige richtet sich nach jedem und ist wie Gummi in den Händen der anderen. Er leidet oftmals unentdeckt still vor sich hin, doch in seinem Inneren tobt es und der Groll auf die Menschen, die ihn alle nicht verstehen und undankbar sind, wird immer größer.

Irgendwann ist ein Maß erreicht, wo dieser Groll, allein, um sich zu entladen, unbewußt in alles mit einfließt, was man tut

und man wundert sich, daß andere sich angegriffen fühlen, obwohl man doch gar nichts gesagt hat.

Der einzige Weg aus diesem Teufelskreis ist, ehrlich mit uns zu sein, uns um uns selbst zu kümmern; Denken, Fühlen und Tun wirklich EINS werden zu lassen. Nur so können wir werden, was wir sind, ein einzigartiges Individuum. Wir können es nun einmal nicht jedem recht machen! Wenn wir es dennoch versuchen, werden wir schnell feststellen, wie energie- und nervenaufreibend das ist. Und irgendwann fehlt die Kraft für wesentliche Dinge...

Mit jedem Verbiegen entfernen wir uns wieder ein Stück mehr von unserer Essenz, stören den Energiefluß in uns,

da Denken, Fühlen und vor allem TUN viel zu weit auseinanderliegen. Irgendwann erreicht man dann den Punkt, wo man die Energie, die dazu nötig ist, nicht mehr aufbringen kann und möglicherweise krank oder depressiv wird, denn jegliche Lebensfreude wird durch solches Tun natürlich im Keime erstickt.

Lassen wir die Welt, wie sie ist und alle die, die vielleicht Fehler machen.

Vielleicht machen ja wir in Wahrheit den Fehler, indem wir sie mit falschen Augen betrachten, nicht mit denen, die aus eigener Erfahrung verstehen, loslassen und akzeptieren können (weil sie das große Ganze sehen), sondern denen, die ablehnen, weil sie meinen, es auf jeden Fall besser zu wissen. Doch wir können unser Erleben nicht ungefragt und ungebeten jedem überstülpen - jeder hat seinen eigenen Weg und

eine selbst gemachte Erfahrung wird nie das gleiche sein wie etwas, das jemand anderes erlebt hat und uns mit auf den Weg gibt.

Siehe das Kind und die Herdplatte: wie oft hat die Mutter gewarnt, daß die Platte heiß ist, doch erst die EIGENEN verbrannten Finger sorgen dafür, daß einem soetwas in Zukunft nie wieder passiert...!

Einer Tatsache können wir sicher sein: alles wird seinen Weg gehen, denn jedes Teil hat ein höheres Bewußtsein und dient einem höheren Sinn, auch wenn es nicht in unser menschlich begrenztes Hirn paßt.

Glauben wir doch daran, daß wir genauso gebraucht werden, wie wir JETZT gerade sind und nicht, wie uns die anderen gern hätten.

Mit Selbstverleugnung tun wir uns keinen Gefallen, auch ist das nicht selbstlos, im Sinne des Höheren oder hat etwas mit Liebe zu tun. Die einzige Welt, die wir verändern können, ist die eigene und genau da sollten wir anfangen und zwar mit all dem, was uns GUT tut.

Versteht mich bitte richtig, ich will hier keinen falschen Egoismus fördern oder gar gut heißen, was auf Kosten der Erde oder anderer Menschen stattfindet. Wir sollten unser Gegenüber nur in jeder Situation stets so behandeln, wie wir selbst gern behandelt werden möchten -

man kann ein Nein auch klar und liebevoll rüberbringen, daß das Gegenüber dies auch so akzeptieren kann.

Wenn unser Gegenüber das dann doch nicht tut und uns (wie vielleicht schon all die Jahre zuvor) fest mit in seine/ihre Dinge eingeplant hat, so kann das natürlich zu Irritationen führen. Das sollte uns jedoch nicht davon abhalten, bei UNS zu bleiben, denn mit solchem Handeln folgen wir unseren inneren Impulsen, die vielleicht etwas viel Schöneres für uns bereithalten und bringen unseren Wert liebe- und kraftvoll zum Ausdruck. Die Schuldgefühle, die dabei vielleicht anfangs aufsteigen, sind ausgelöst dadurch, daß die anderen meist genau wissen, welchen „Knopf“ sie bei uns drücken müssen, um zu bekommen, was SIE wollen. Stellen wir uns aber vor, wie wir das Erwartete tun, spüren wir sehr genau, daß wir uns dabei noch schlechter fühlen. Die Glaubensmuster: „Ich muß immer gut sein“ und „ich muß immer helfen“ sollten wir ganz schnell beiseite legen und lieber schauen, daß wir zu uns SELBST gut sind und uns selbst zuerst helfen. Keiner hat das Recht, irgendetwas von uns zu erwarten, wirklich KEINER! Machen wir also das Rückgrat gerade (es heißt nicht umsonst, Rückgrat zeigen, wenn man mutig ist), richten uns auf und schauen, was es bei UNS selbst zu tun gibt und da ist in der Regel genug...

Auch hier gilt:

wer geschätzt werden möchte, muß zuvor sich selbst schätzen, wer möchte, daß seine Grenzen beachtet werden, muß zuvor seine eigenen Grenzen erkennen und klar definieren, wer geliebt werden möchte, muß zuvor sich selbst annehmen

und aus diesem Tun, das wir ganz allein für uns und nicht etwa für andere vollbringen, fühlen sich auch andere wiederum von uns gewertschätzt, geachtet, in ihren Grenzen akzeptiert und geliebt. Nur so funktioniert es - ich wünsche mir, daß wir alle dabei erfolgreich sind und so immer mehr den Weg zu uns selbst finden und gehen...

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silja
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