China, das Land der Mitte und Gegensätze! Teil 3

Feuer und Wasser

Die Sprache des chinesischen Volkes hat eine lange Entwicklung hinter sich. Der gravierende Unterschied zwischen den lateinischen Sprache und der chinesischen Sprache ist zu einem die Vielzahl der Schriftzeichen und dazu im Gegensatz die wenigen Worte – bestimmt wird sich jetzt ein großes Fragezeichen in ihrem Gesicht ausbreiten!
Also fangen wir von Vorne an. Die ersten „schriftlichen“ Überlieferungen in China waren Bilder, die langsam in der Zeit vereinfacht wurden und so zu den heute bekannten Schriftzeichen wurden. So besteht das Wort „Ruhe“ aus dem Bild eines Mannes, der unter einem Baum sitzt. Ergo stellt sich das Wort „Ruhe“ aus dem Zeichen für „Mann“ und „Baum“ zusammen.
Um eine Hütte zu betreten musste ein Mensch sich beugen, da die Räume durch niedrige Türen zu erreichen waren. Das Wort „Eingang“ besteht so aus dem Zeichen für „Mensch“ aber in gebeugter Form und hinzu kommt ein Quadrat für den „Raum“. Wenn der Mensch den Raum dann verlässt kann er viele Wege gehen. Das Wort „Exit“ können sie überall in englischer Sprache sehen – betrachten sie nun die Schriftzeichen darüber, bildlich können sie die vielen Wege aus dem Raum sehen.
Durch Kombination eines „Bildes“ mit verschiedenen anderen „Bildern“ entstehen so immer wieder und manchmal total andere Bedeutungen. So ergeben sich aus den etwa sechstausend verschiedenen Schriftzeichen des alltäglichen Gebrauchs durch Kombination miteinander neue Begriffe. Dieser Umstand der vielen Schriftzeichen, aber der daraus resultierenden „wenigen“ Kombinationsmöglichkeiten lässt diesen Mangel, der uns unbegreiflich erscheint, entstehen. Chinesische Namen haben daher auch immer eine Bedeutung, eine Stadt heißt zum Beispiel „San Shui“ das sind drei Wasser, oder ein Mann heißt „Guo Feng“ mit Vornamen, das heißt der Gipfel des Landes. Eine Frau heißt „Xiao Yue“ das bedeutet kleiner Mond, so gibt es eine Vielzahl von Namen die uns manchmal an „Weißer Büffel“ in Karl May erinnern.

Im Gegensatz zu unserer Sprache deren Wörter aus nur sechsundzwanzig Buchstaben, in beliebiger wohlklingender Kombination von unterschiedlicher Länge bestehen, können wir uns dennoch den Luxus leisten ein so banales Wort wie „trocken“ zu kreieren.
Der Chinese hingegen kann sich diesen Luxus nicht leisten und negiert viele Ausdrücke, für „trocken“ spricht er „kein Wasser“! Aus diesem Grund ist die Sprache der Chinesen als einfach anzusehen, sie ist sehr direkt – für „Scheiße“ gibt es bei den Chinesen eben kein anderes Wort!

Daher rühren auch die unterschiedlichen Betonungen, die Vokale werden mit fünf unterschiedlichen Betonungen gesprochen – und bedeuten dann auch immer gleich etwas anderes. Und trotzdem gibt es noch unterschiedliche Schriftzeichen die aber mit dem gleichen Wortlaut und Betonung ausgesprochen werden. Ich erlebe es immer wieder, dass sich die Chinesen aus diesem Grund untereinander teilweise nicht verstehen, ich habe zwei Chinesen beobachtet die in einem Gespräch bis zu zehnmal nachfragten um zu verstehen was sein Gegenüber gerade gesagt hat.
Stellen sie sich nun eine Besprechung vor, in denen die Mitarbeiter nur die Hälfte verstehen und niemand traut sich nachzufragen um sein Gesicht nicht zu verlieren. Können sie sich das Ergebnis vorstellen?

Auf dem Grundsatz der wenigen Wörter baut sich auch die Grammatik der Sprache auf. Während wir Worte wie „fahren, reiten, fliegen“ benutzen, sagt der Chinese „gehen mit dem Auto, gehen mit dem Pferd, gehen mit dem Flugzeug“.
Ein anderer Unterschied ist die Zeit, auch hier gibt es eine Vereinfachung der komplizierten deutschen Grammatik. Der Chinese geht gestern, er geht heute und er geht Morgen – so einfach kann das Leben sein, ich gehe Morgen mit dem Flugzeug nach Deutschland!

Für mich persönlich ist das erlernen der chinesischen Sprache wegen all der Unterschiede trotzdem sehr schwer – ich kann nichts lesen! Dieser Umstand erschwert das Erlernen um ein Vielfaches. Ich bewundere immer wieder wie die Menschen selbst klein gedruckte Schriftzeichen doch auseinander halten können. Sind doch manche Schriftzeichen sehr komplex dargestellt und besteht der Unterschied zu einem anderen Schriftzeichen oft nur durch einen zusätzlichen Strich!
Für neue Worte müssen spezielle Designer neue Schriftzeichen erfinden! Zusätzlich kommt erschwerend hinzu, dass es neben stilisierten Schriftzeichen auch noch die der alten Schriften gibt. Alles in allem sind es dann weit über fünfzigtausend dieser schwer zu erkennenden Symbole auf die sie in ganz China treffen können!

Ein anderer Aspekt in der Problematik der Kommunikation sind die Redewendungen. Chinesische Sprichwörter bestehen meistens aus vier Schriftzeichen, die eine bestimmte Aussage treffen. Eines zum Beispiel heißt: „Ein Mann verlor sein Pferd“. Für uns hört sich das nach einer schlimmen Geschichte an, aber hinter diesem Sprichwort steht ein ganz anderer Sinn und wer den nicht kennt, kann nicht den Zusammenhang zwischen dem aktuellen Geschehen und dem Sprichwort verstehen.
In dieser Geschichte wendet sich alles zum Guten, das Pferd kommt zurück in Begleitung eines anderen Pferdes, das zweite Pferd schenkt der Mann seinem Sohn, dieser fällt bei dem Versuch das Pferd zu reiten herunter und bricht sich einen Arm. So kann er dem Mann nicht mehr bei der Feldarbeit helfen. Als des Kaisers Schergen junge Männer für einen Krieg rekrutieren, können sie den Sohn nicht gebrauchen, da er einen gebrochenen Arm hat! – Puh, chinesische Geschichten in Kurzform, aber mit dieser Geschichte wird der Sinn des Sprichwortes klar – ein großes Unglück kann sich unverhofft in ein großes Glück verwandeln!
So wie wir die Sprichwörter der chinesischen Kultur nicht deuten können, geht es den Chinesen mit unseren Redewendungen – sie werden versuchen diese wörtlich zu deuten.

Die Sprachen der Europäer und die der Asiaten unterscheiden sie wie Feuer und Wasser, doch haben sie Gemeinsamkeiten wie Feuer und Wasser. Ungebändigt ist Feuer wie Wasser eine Kraft die in der Lage ist ganze Städte zu vernichten, aber gebändigt bringt sie dem Menschen das Leben.
Möchten sie eine klare, verständliche Aussage treffen, liegt ihnen während einer Besprechung daran, das sie verstanden werden, wollen sie anstatt bestellter Schnürsenkel keine Spagetti bekommen – verwenden sie keine Redewendungen. Halten sie ihre Sprache so einfach wie möglich und versuchen sie bildlich zu denken.
Fragen sie niemals ob ihr gegenüber sie verstanden hat – er wird kräftig nicken und mit einem Fragezeichen seiner Wege gehen. Fragen sie besser, ob sie sich klar ausgedrückt haben, denn wenn ihr Gesprächspartner nichts verstanden hat, kann er den „Fehler“ auf sie abwälzen und sie müssen ihm die Sache genauer erklären. – Das braucht Zeit, aber bringt gegenseitiges Verständnis und Klarheit!

Kommentare

Im TV kam mal eine Doku über China. Man sprach mit einigen Chinesen und fragte sie, ob sie chinesisch Schreiben und Lesen können. Die Meisten kannten in der Tat nicht alle Schriftzeichen (-Bilder) und konnten daher im Schriftverkehr nicht immer mithalten.
Warum China das Alphabet nicht einführt, ist mir daher ein Rätsel.
Ihre Sprache nennt sich Mandarin, wenn ich mich nicht irre?

LG
Justi
 

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Lifthrasir
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