Zwielicht

junglegyal

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4. April 2006
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Ich möchte hier mal nur mein Erlebtes niederschreiben nd wer sich angeregt fühlt, den bitte ich hier zu kommentieren oder mir eine PM zu schreiben:

Ich habe einen Menschen kennengelernt, der in mir unbewusst großes Interesse weckte. Nach außen hin ist er einer der hinreissendsten Mensch, den ich jemals getroffen habe. Zuvorkommend, ehrlich, sehr sensibel, höchst intelligent und vor allem psychologisch ziemlich tiefblickend. Irgendwie schien mir aber bereits bei unserem ersten Treffen eine Fassade aufzufallen. Ich hatte das Gefühl, irgendwas verstecke sich hinter dieser göttlichen Fassade. Irgendwas, was es wert war zu verstecken. Nach unserem ersten Treffen schrieb er mir, dass er einen komplizierten Charakter habe. Auf meine Frage, worin sich dieser äußere, sagte er mir (ich zitiere), er sei auf jeden fall gutmütig, aber auf der anderen Seite böse, romantisch, aber grob und gelassen aber explosiv. Das bedeutete für mich, dass er sich selber kennen muss. Auf meine Frage worin sich diese Bosheit äußere, sagte er, dass wenn er einen Racheakt plane, niemand auch nur erraten könne, wie er zurückschlagen würde und dass er extrem schwer zu berechnen sei. Er sagte, er schwanke zwischen Extremitäten. Mir fiel auch bereits beim ersten Treffen eine außergewöhnliche Begeisterung für den Krieg, Waffen und Rache auf, die ich als Paranoia deutete. Auch über seinen Verfolgungswahn ist er bestens informiert. Nun gut, bereits beim zweiten Treffen erzählte er mir, dass er in psychiatrischer Behandlung (medikamentös, wie es im Westen üblich ist) sei und seine Diagnose "Gewaltsamkeit im Affekt" laute, wobei er bis jetzt zwei Anfälle, einen 2003 und einen 2005 hatte. Beim ersten wiesen ihn seine Eltern in die Klinik ein, beim zweiten ging er selber. Bald fand ich heraus, dass er alle zwei Wochen eine Injektion gegen Schizophrenie bekommt und jeden Tag valporinsäurehaltige Tabletten (Epilepsie) einnimmt.

Die Fakten scheinen klar. Soweit gäbe es auch kein Problem für mich: er ist sich seiner Krankheit bewusst und ein überaus zuvorkommender Mensch, der einfach Unterstützung und Verständnis braucht. Ich sah auch nur ein Gesicht in ihm (und Schizophrenie wird in der modernen Medizin ja auch deutlich von Persönlichkeitsspaltung differenziert).

Diesr überaus einfühlsame und alles verstehende Mensch, schien sich aber zeitweise, anfangs ganz unmerklich, ganz ins Gegenteil zu verkehren: seine Bemerkungen schienen mir kindisch, dumm bis rassistisch, sein Verhalten paranoid bis rachelüstig. So als ob er mit einem Bein an der Front, mit dem anderen im normalen Leben stehe. Kurz darauf offenbarte er mir seinen Fetisch für die Front, Soldatenlieder und sonstigen Schwachsinn. Zunächst glaubte ich, er wolle mich aufziehen, witzen. Ich könnte mir nie vorstellen, dass ein Mensch, der so gut wirkt, sich so überaus ins Negative verkehren kann. Diese zweite Seite ließ sich zunächst nichtdeutlich erblicken bzw. feststellen. Sie war so wie gespielt.

Nach unserer ersten gemeinsamen Nacht begann ich mich aber zu fragen, welche der Seiten "gespielt" war. Denn als wir mitten im Sex waren, sah ich ihm in die Augen und (deshalb beschäftigt mich das Ganze überhaupt): ich sah einen komplett anderen Menschen. Diese Güte und Reinheit, die zuvor durch sein Gesicht zu scheinen schien war wie weggeblasen und aus seinen grünen Augen schaute mich etwas Ekelerregendes an. Er befahl mir die Augen zuzumachen, da er wohl merkte, dass ich "dahinter" blickte. Er war wie ausgewechselt, und nicht nur irgendwie, sondern krass ins Gegenteil. Die Fassade war gebrochen.

Nun, ich habe mich gut über Schizophrenie informiert, die angeblich nichts mit MPS zu tun hat. Ich bin kein Profi, doch was ich auch über Persönlichkeitsspaltung in Erfahrung gebracht habe, wechseln sich die Persönlichkeiten ab, ohne dass die andere Persönlichkeit Kontrolle behält. Im Fall dieses Menschen, hatte ich allerdings das Gefühl, dass er ganz genau über seine beiden Persönlichkeiten Bescheid weiss.

Trägt er die gute Fassade um den wahren bösen Kern zu verbergen?
Ist er "einfach" psychisch krank?
Woher diese Abwechslung aus überaus hoher Intelligenz (inklusive Anpassungsfähigkeit) und grässlich wirkender Dummheit?
Gibt es da überhaupt einen wahren Kern?

Wer denkt was? Wer hat Erfahrungen?
Ich werde an dieser Stelle nicht sagen, womit ich mich seit Jahren beschäftige und mit welchen Menschen ich Erfahrungen gemacht habe.

Ich hoffe auf verschiedene und vielsichtige Meinungen.

In Vorfreude!
Junglegyal
 
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Ich glaube dein Freund ist ein Mann der seine niederen Instinkte adequat auszudrücken weiß, oder er hat einen derben Humor, vielleicht auch beides. Das muss dann einfach raus. Das liest sich so als würdest du dir einreden wenn er sich gerade mal nicht vorbildlich verhält, wäre wieder 'der böse Andere" erwacht. :weihna1
 
kein Problem. Vielleicht lernt er sich auch jeden Tag neu kennen und ist aus dem Grund immer anders?

Womit hast du dich nun seit Jahren beschäftigt? Seine Persönlichkeit zu spalten?
 
Hallo!

So wie du diesen Mann beschrieben hast, glaube ich, dass beide Seiten in ihm durchaus echt sind. Der Kampf von Gut und Böse, der ja in jedem von uns tobt. Diese einen Seite, die verständnisvoll, gütig und senisbel ist, ist genauso ein Teil seines Charakters wie die andere.
Und diese dunklen Triebe, die brechen manchmal aus ihm heraus.
Vielleicht hat er als Kind nie gelernt, beide Teile, die wir Menschen in uns haben, zu integrieren, vielleicht musste er vieles von sich verdrängen, abspalten. Also dass es für ihn eben nur ein krasses Entweder Oder gibt und nicht wie sonst, dass man eben mal da stinkig ist oder mal hier schlechte Laune hat oder mal motzt.
Und dieses Verdrängte, Abgespaltene, kommt eben immer wieder hoch.
Mir kommt es nach deinen Beschreibungen so vor, dass diese beiden Teile bei ihm keine Verbindung haben. Sie existieren völlig getrennt voneinander. Das Wort Schizophrenie sagt das ja aus. Schizein heißt ja spalten, trennen. Daher kommt es auch, dass du ihn wie zwei verschiedene Menshen wahrnimmst.
Ich habe zwar keine große Erfahrung mit Schizophrenie, aber mcih auch viel mit Psychologie beschäftigt.
Dass er so gut über sich reflektieren kann und auch so offen mit dir redet, ist schon mal sehr gut.
Ich kann hier nur Spezulationen und Vermutungen anstellen. Aber vielleicht hat er auch als Kind erleben müssen, dass man ihm Gewalt angetan hat und er dieser hilflos ausgliefert fühlte. Und dass er das nie verarbeiten konnte und daher diese Rachegedanken kommen. Und seine Vorliebe für Krieg und Waffen vielleicht daher, weil er sich damit stark fühlt und das Gefühl hat, sich damit wehren zu können und stark zu sein.
Und vielleicht ist dieser dunkle Teil noch wie ein Kind, vielleicht ist er auf der Entwicklungsstufe eines Kindes stehen geblieben. Und deshalb kommt er dir so unpassend zu seiner anderen Seite vor.

Alles Liebe

Enigmata
 
@Enigmata

Vielen Dank!

Laut meinen Erkundungen bedeutet zwar Schizophrenie "sich abspalten", hat aber mit einem gespaltenen Bewusstsein zu tun. Dissoziative Persönlichkeitsspaltung ist hingegen eine andere Diagnose, die tatsächlich 2 oder mehrere unverbundene Persönlichkeiten in einem Menschen ausdrückt. Hierbei könnte man einem Menschen helfen, in dem man beide Teile zu integrieren versucht, da ja beide Teile zu einem gehörig sind. Es hätte den Anschein eines Rollenspieles. Leider schwanken diese "Rollenspiele" bei diesem Menschen zwischen extrem gut und extrem böse (wobei du mit deinen Vermutungen über den Ursprung dieser Spaltung wahrscheinlich Recht hast). Das Problem ist, dass sich in diesem Fall der erstere Teil durch den zweiteren tatsächlich selber bedroht fühlt und sich selber nicht mehr vertraut..

Wenn der zweite Teil bewusst zum Selbstschutz und für Stärke enwickelt (abgespalten) wurde, wie kann es dann sein, dass genau dieser den Menschen zerstört? (Es ist ja nicht das Problem, dass ich damit nicht zurecht komme - ich bin frei, kann kommen und gehen; Angst macht mir, dass der Mensch Angst vor sich selber hat und auch gesellschaftlich als unzurechnungsfähig gilt.)

Erkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung.
Ich setze mal darauf.

Mehr kann ich nicht sagen.

Vielen Dank für deine Meinung!
Viel Frieden,
Junglegyal
 
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Hallo Zwielicht
In deinem Fall kann ich dir nur raten Finger weg, er zieht dich in jedem Fall mit in seine Kathastrophe, solltest Du nicht ganz gefestigt sein.
Ich hatte über viele Jahre eine wunderbare Freundin, wir teilten Freud und Leid.
Bis sie diese Krankheit bekam. ich merkte schon im Anfangsstadium, dass sie nicht nur eine normale Depression hatte.
Der Verlauf war dramatisch. Ihre Persönlichkeit veränderte sich total.
Ich begleitete sie solang, bis ich merkte wie sie mich in diesen Sog mit hinein zog. Dann trennte ich mich von ihr, was in ihr totalen Hass auf mich auslöste.
Schon als wir noch befreundet waren, wollte sie Selbstmord begehen.
Nach weiteren 2 Jahren erhängte sie sich.
Alles Gute catwoman
 
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