Wo ist mein Kind begraben?

Freundin777

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13. August 2006
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56
Hallo,

ich möchte hier nur mal was erzählen, das mir auf der Seele liegt. Es gibt da etwas in meinem Leben, das ich, wie es aussieht, noch immer nicht verarbeiten konnte. Obwohl das Ereignis schon 31 Jahre zurück liegt, bewegt es mich von Zeit zu Zeit immer wieder, mal stärker, mal weniger stark, aber irgendwie hängt es immer in mir.
Damals habe ich ein Kind geboren. Ein Mädchen. Es wurde nur 2 Tage alt. Der Vater dieses Kindes verstarb noch bevor er überhaupt erfahren konnte, dass er Vater wird. Er starb an einer Lungenentzündung. Mein Kind kam im 6. Schwangerschaftsmonat zur Welt und die Ärzte haben mir von Anfang an keine Hoffnung gemacht. Sehen durfte ich sie auch nicht, da sie noch nicht "fertig" entwickelt war. Diese verfrühte Entbindung wurde durch einen Virus oder so ausgelöst. Konkret wurde mir gesagt, dass das Fruchtwasser "vergiftet" war.
Die Entbindung selbst habe ich nicht mitbekommen, weil ich für zwei Tage in eine Art Koma fiel. Ich war dann noch zwei Wochen lang im Krankenhaus und von Seiten der Ärzte wurde mir mitgeteilt, dass das Kind zur Beerdigung freigegeben wurde. Und zwar hatte man meine Tochter zu einem verstorbenen Erwachsenen in den Sarg dazu gelegt!!!!!
Früher ging man auch irgendwie "leichtfertiger" mit diesem Thema um. Sicher nicht die betroffenen Mütter, aber die Gesellschaft. Das war halt eine Frühgeburt, was solls! Ich glaube aber, dass es viele Frauen gibt, die auch nach vielen Jahren immer noch unter dem Verlust ihres Kindes leiden. Den Geburtstag z.B., den vergisst man nie, nie, nie! Es wird immer der 6. Februar sein und es wird immer der Sterbetag am 8. Februar bedacht. Es war ein menschliches Wesen, das meine Seele berührte, und ich werde ganz einfach nicht damit fertig, nicht zu wissen, wo sie begraben ist! Wer war der Mensch, zu dem man sie in den Sarg gelegt hat? Ich möchte gleich betonen, es geht nicht darum welchen Charakter dieser Mensch hatte, sondern, welchen Namen trug er und wie und warum steht er auf einer Ebene mit meinem Kind und dadurch auch mit mir in Verbindung?
Seit einigen Jahren gibt es ja auf dem Wiener Zentralfriedhof auch einen Babyfriedhof. Dorthin gehe ich, wenn ich eine Kerze für mein Kind anzünden will. Klar, das ist schon mal was. Aber ich möchte so gerne wissen, wo ich mein Kind finden kann. Ich werde jetzt einmal das Standesamt bemühen. Die Sterbeurkunde habe ich, also denke ich, müsste es ja möglich sein, über das Archiv Nachforschungen anzustellen.

Danke fürs Lesen
eure traurige Freundin
 
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Hallo,

ich möchte hier nur mal was erzählen, das mir auf der Seele liegt. Es gibt da etwas in meinem Leben, das ich, wie es aussieht, noch immer nicht verarbeiten konnte. Obwohl das Ereignis schon 31 Jahre zurück liegt, bewegt es mich von Zeit zu Zeit immer wieder, mal stärker, mal weniger stark, aber irgendwie hängt es immer in mir.
Damals habe ich ein Kind geboren. Ein Mädchen. Es wurde nur 2 Tage alt. Der Vater dieses Kindes verstarb noch bevor er überhaupt erfahren konnte, dass er Vater wird. Er starb an einer Lungenentzündung. Mein Kind kam im 6. Schwangerschaftsmonat zur Welt und die Ärzte haben mir von Anfang an keine Hoffnung gemacht. Sehen durfte ich sie auch nicht, da sie noch nicht "fertig" entwickelt war. Diese verfrühte Entbindung wurde durch einen Virus oder so ausgelöst. Konkret wurde mir gesagt, dass das Fruchtwasser "vergiftet" war.
Die Entbindung selbst habe ich nicht mitbekommen, weil ich für zwei Tage in eine Art Koma fiel. Ich war dann noch zwei Wochen lang im Krankenhaus und von Seiten der Ärzte wurde mir mitgeteilt, dass das Kind zur Beerdigung freigegeben wurde. Und zwar hatte man meine Tochter zu einem verstorbenen Erwachsenen in den Sarg dazu gelegt!!!!!
Früher ging man auch irgendwie "leichtfertiger" mit diesem Thema um. Sicher nicht die betroffenen Mütter, aber die Gesellschaft. Das war halt eine Frühgeburt, was solls! Ich glaube aber, dass es viele Frauen gibt, die auch nach vielen Jahren immer noch unter dem Verlust ihres Kindes leiden. Den Geburtstag z.B., den vergisst man nie, nie, nie! Es wird immer der 6. Februar sein und es wird immer der Sterbetag am 8. Februar bedacht. Es war ein menschliches Wesen, das meine Seele berührte, und ich werde ganz einfach nicht damit fertig, nicht zu wissen, wo sie begraben ist! Wer war der Mensch, zu dem man sie in den Sarg gelegt hat? Ich möchte gleich betonen, es geht nicht darum welchen Charakter dieser Mensch hatte, sondern, welchen Namen trug er und wie und warum steht er auf einer Ebene mit meinem Kind und dadurch auch mit mir in Verbindung?
Seit einigen Jahren gibt es ja auf dem Wiener Zentralfriedhof auch einen Babyfriedhof. Dorthin gehe ich, wenn ich eine Kerze für mein Kind anzünden will. Klar, das ist schon mal was. Aber ich möchte so gerne wissen, wo ich mein Kind finden kann. Ich werde jetzt einmal das Standesamt bemühen. Die Sterbeurkunde habe ich, also denke ich, müsste es ja möglich sein, über das Archiv Nachforschungen anzustellen.

Danke fürs Lesen
eure traurige Freundin

Ja, kann ich mir gut vorstellen, dass dich das immer wieder beschäftigt und diese offene Frage in dir nach einem Abschluß sucht. Was hat dich davon abgehalten nach dem Verbleib deines Kindes schon eher zu forschen?
Alles Liebe
Elke
 
Danke Elke, dass du meine Zeilen gelesen hast.
So ganz untätig war ich nicht. Am Standesamt des Bezirkes, wo die Geburt war, sagte man mir, ich müsse auf das Standesamt, wo das Kind verstorben ist. Dort sah man mich an, wie eine Beklopfte. Dieses Abgewiesen werden und das durchblicken lassen, dass man sich jetzt garnicht mit meinen "kleinen" Problemen beschäftigen will, das hat mich abgehalten, weiter zu forschen. Und da waren auch noch die lieben Mitmenschen mit Fragen und Aussagen wie: Warum willst du denn das tun, das wird dich nur noch mehr belasten, etc. Auch Aussagen wie, da brauchst du garnicht nachfragen, die haben weiß Gott wichtigeres zu tun usw. Dann kam auch noch dazu, dass es viel Arbeit gab und viel "Leben". Jetzt kehrt mehr Ruhe in mein Leben ein und ich kann jetzt mit neuer Elan an diese Sache herangehen. Und eines ist sicher: Mich konnte man vielleicht früher abweisen und unbeantwortet lassen, aber heute nicht mehr.

Liebe Grüße
Freundin
 
Hallo liebe Freundin,

das ist ja wirklich tragisch, ich wünsche dir,
dass du Antworten für deine leidene Seele erfährst!
Wobei es eine sehr lange Zeit ist und nach 20- 25 Jahren
leider die meisten Gräber nicht mehr bestehen!
Ich weiss aber nichts Genaues, bin nur fassungslos,
weil dein Kind ohne deine Einwilligung bei einem fremden Erwachsenen dazu gelegt wurde!
Das sowas jemals erlaubt war, habe ich noch nie gehört!
Müssten dann nicht die Angehörigen des anderen Verstorbenen erst gefragt werden?
Hoffe nur, dass die Ärzte dir nicht nur etwas zur Besänftigung gesagt haben!?
Mich würde diese Ungewissenheit auch sehr quälen!
Ich wünsche dir alles erdenkliche Gute!

Alles Liebe Sabsy
 
liebe feundin,

als ich deinen beitrag gelesen habe, standen mir die tränen in den augen ! ich kann dich gut verstehen, es ist schon schlimm den verlust eines lieben menschen(den vater deiner tochter) verkraften zu müssen, dann aber sein kind noch zu verlieren, ist wohl das schlimmste, was einer mutter zustoßen kann. es tut mir so unendlich leid. aber nicht zu wissen, wo sie begraben ist, da fehlen mir dir worte. die menschen, die dir keine auskunft gegeben haben, haben in meinen augen kein herz im leib. die haben wohl selber keine kinder. was haben die denn wichtigeres zu tun ? ich kann das nicht fassen ! was sind das für menschen ? laß dich nicht mehr abbringen ! und ich hoffe, du findest sie ! ich wünsche dir die kraft dazu und die ausdauer, wenn du sie brauchen solltest !
wie heißt deine tochter denn ? wenn ich fagen darf !

viele liebe grüße, nici :blume: :blume:
 
Liebe freundin777!
Es tut mir wirklich von ganzen Herzen leid was du durchmachen mußt und auf wieviel Unmenschlichkeit du stößt!
Vielleicht kann dir diese Seite auch etwas helfen:
www.rund-ums-baby.de
Da gibt es die Rubrik "kleine Engel" wo sich verwaiste Eltern austauschen können.
Ich wünsche dir viel Kraft!
Liebe Grüße
amiga
 
@ Sabsy,
es stimmt, die Angehörigen des Menschen, dem meine Tochter beigelegt wurde, wurden nicht gefragt. Das hat mir der Arzt gesagt. Er meinte, wenn der Deckel zu ist, selbst, wenn es dieses Sichtglas gibt, wo man noch das Gesicht des Verstorbenen sehen kann, weiß ja niemand, dass da "etwas" bei den Füßen liegt!!! Tatsache! In den letzten Monaten arbeitet das immer mehr in mir und ich werde das auch nicht mehr ruhen lassen. Es stimmt schon, dass manche Gräber, wo es keine Angehörigen mehr gibt, wo sich niemand mehr kümmert, nach zehn Jahren verfallen. Aber ich weiß ja nicht, ob es noch Verwandte von dem Verstorbenen (oder der Verstorbenen) gibt, die die Grabstätte weiter nutzen wollen oder so. Es könnste somit durchaus der Fall sein, dass es das Grab noch gibt. Und selbst, wenn nicht, so würde mich doch interessieren, wer der Verstorbene war. Ich glaube irgendwie daran, dass die Menschen auf irgendeiner Ebene verbunden sind. Und dass gerade so eine Tatsache auch eine Wirkung haben muss.
Ich danke dir für deinen netten Worte und auch alles Liebe .

@ nici,
meine Tochter heißt Maria. (Das ist mein zweiter Vorname). Wie ich oben schon sagte, in den letzten Monaten wird mir die Tragweite dieser wirklich himmelschreienden Ungerechtigkeit immer mehr bewusst. Und jetzt, wo ich mehr Zeit habe, kann ich das ruhiger angehen besser Nachforschungen anzustellen. Ich muss sagen, dass mich auch mein Partner sehr unterstützt.
Danke für deine netten Zeilen und alles Liebe
Freundin
 
@ amiga,

danke für den Link, ich dachte schon, dass es sicher Seiten gibt, wo man sich austauschen kann. Vielleicht auch mit Eltern, die ihre Kinder schon vor längerer Zeit verloren haben so wie ich.
Dankeschön und liebe Güße
Freundin
 
Hallo liebe Freundin,
ich nahm mit meiner Freundin an einer Trauerfeier für verstorbene Kinder teil, die entweder nur kurz gelebt hatten oder auch schon im Mutterleib verstarben .Für alle diese Kinder wurde ein Glöckchen geläutet, das Krankenhaus genannt, der Todestag, die Familie aber nicht jedes Kind hatte eine/n Angehörigen der zu dieser Trauerfeier erschien. So wurden meine Freundin und ich fast unfreiwillig zu Paten für jeweils ein verstorbenes Kind auserkoren. Jeder bekam eine Kerze und einen weißen Luftballon und begleiteten dann verwaiste Eltern zu einer Grabstätte, in der ein leerer Kindersarg hinabgelassen wurde, als Ruhestätte für alle Kinder, die nicht bestattet wurden.
Es war sehr bewegend und ergreifend und als die Ballons in den Himmel hinaufstiegen, hatte man das Gefühl,jetzt sind die kleinen Wesen endlich angekommen.
Auch wenn Du vielleicht nie erfahren wirst, wo genau Deine Tochter bestattet worden ist, sie ist angekommen.
Sei umarmt und getröstet.
Gruß Lily
 
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Hi, Lilyofthevally

das hast du sehr rührend beschrieben. Da müssen einem ja die Tränen kommen. Na ja, sozusagen bist du auch Patin meiner Tochter, nicht warhr? Ich danke dir dafür! Wenn ich am Babyfriedhof bin zünde ich ja auch für alle Seelen eine Kerze an. Bevor es noch den Bebyfriedhof gab, bin ich zu den Armengräbern gegangen und hab dort eine Kerze angezündet.
Im Grunde ist es mir schon bewusst, dass es eigentlich egal ist, wo du deine Kerze anzündest oder dein Ritual abhältst, solange es im Gedanken derer ist, die gegangen sind.

Vielen lieben Dank für deine netten Worte.
die Freundin
 
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