Wo beginnt krankhafter Egoismus?

LoneWolf

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Ich bin ja selber noch voller Ismus.

Wenn ich etwa in Gedanken bin und einen Aufsatz schreib, wo sich meine Sicht und mein Stand im Dasein selber zu Papier bringt, da bin ich unansprechbar. Da sag ich zu Mama immer: setzt dich raus, ich komm dann gleich. Da hab ich einen Faden, und den will ich nicht verlieren.

Dann merk ich, dass ich zu schroff war, merk das an einem Unwohl Sein in mir selber, lass den Aufsatz Aufsatz sein und geh raus in die Küche, ein paar Worte mit Mutter wechseln. Der Aufsatz hat für mich gewiss eine bestimmte Wichtigkeit, sonst würd ich ihn ja nicht schreiben wollen, aber wenn ich mich zu sehr darin verbeisse, wird mein Ismus krankhaft.

Heut telefonier ich mit einer Freundin, die auch oft Probleme hat. Jetzt ist ihre alte Mutter im Spital und sie war gestern bei ihr zu Besuch. Heute am Telefon frag ich sie drei oder vier mal, wie es ihrer Mutter geht. Und genau so oft wie ich sie frag, antwortet sie: "na, wie solls mir schon gehen?"

Erst als ich laut werde und sie fast anbrülle... "Heast Oide, wos is mit dir? I hab net gfragt, wies dir geht, sondern wies deiner Mutter geht!" ... bekomm ich die erwünschte Auskunft.

Angeregt von dem Telefonat stell ich hier die Frage: Wo beginnt Egoismus krankhaft zu werden und wie unterscheidet man ihn vom gesunden Egoismus, soferns den gibt. Ich behaupte mal, wenn man gesunden von krankhaftem Egoismus unterscheiden will, muss man viel in sich selber hinein"spüren". Das Kranke, also wenn ich mich zu sehr in meinem Aufsatz oder in dem, was ich grad tu verbeisse, dann macht das ein krankes Gefühl.

Es ist fast Paradox, wie es mir erscheint... man muss zwar immer in sich hineinspüren und doch gleichzeitig jederzeit bereit sein, sich selber loszulassen. Meine Laiendefinition wär demnach so:

Der krankhafte Egoist sucht ständig in sich und zu sich selber eine Beziehung herzustellen - was ja nicht schlecht ist - wird aber nicht wirklich glücklich damit, weil er das mit dem Loslassen nicht auf die Reihe bekommt. So ungefähr stellt es sich mir heute dar.

Naja, ein bissel paradox, das ganze. Vielleicht kommen ja ein paar Gedanken dazu.
 
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es gibt so einen wunderbaren Satz von Martin Buber...
der sagt eigentlich alles.

„Mit sich beginnen, aber nicht bei sich enden, bei sich anfangen, aber sich nicht selbst zum Ziel haben.“

und er beginnt bei der Egozentrik - der Macht der Anziehung... :zauberer1
 
Ich bin ja selber noch voller Ismus.

Wenn ich etwa in Gedanken bin und einen Aufsatz schreib, wo sich meine Sicht und mein Stand im Dasein selber zu Papier bringt, da bin ich unansprechbar. Da sag ich zu Mama immer: setzt dich raus, ich komm dann gleich. Da hab ich einen Faden, und den will ich nicht verlieren.

Dann merk ich, dass ich zu schroff war, merk das an einem Unwohl Sein in mir selber, lass den Aufsatz Aufsatz sein und geh raus in die Küche, ein paar Worte mit Mutter wechseln. Der Aufsatz hat für mich gewiss eine bestimmte Wichtigkeit, sonst würd ich ihn ja nicht schreiben wollen, aber wenn ich mich zu sehr darin verbeisse, wird mein Ismus krankhaft.

Heut telefonier ich mit einer Freundin, die auch oft Probleme hat. Jetzt ist ihre alte Mutter im Spital und sie war gestern bei ihr zu Besuch. Heute am Telefon frag ich sie drei oder vier mal, wie es ihrer Mutter geht. Und genau so oft wie ich sie frag, antwortet sie: "na, wie solls mir schon gehen?"

Erst als ich laut werde und sie fast anbrülle... "Heast Oide, wos is mit dir? I hab net gfragt, wies dir geht, sondern wies deiner Mutter geht!" ... bekomm ich die erwünschte Auskunft.

Angeregt von dem Telefonat stell ich hier die Frage: Wo beginnt Egoismus krankhaft zu werden und wie unterscheidet man ihn vom gesunden Egoismus, soferns den gibt. Ich behaupte mal, wenn man gesunden von krankhaftem Egoismus unterscheiden will, muss man viel in sich selber hinein"spüren". Das Kranke, also wenn ich mich zu sehr in meinem Aufsatz oder in dem, was ich grad tu verbeisse, dann macht das ein krankes Gefühl.

Es ist fast Paradox, wie es mir erscheint... man muss zwar immer in sich hineinspüren und doch gleichzeitig jederzeit bereit sein, sich selber loszulassen. Meine Laiendefinition wär demnach so:

Der krankhafte Egoist sucht ständig in sich und zu sich selber eine Beziehung herzustellen - was ja nicht schlecht ist - wird aber nicht wirklich glücklich damit, weil er das mit dem Loslassen nicht auf die Reihe bekommt. So ungefähr stellt es sich mir heute dar.

Naja, ein bissel paradox, das ganze. Vielleicht kommen ja ein paar Gedanken dazu.

Also unter Egoismus verstehe ich was Anderes Ich glaube, Du interpretierst da was falsch!:confused:
 
Die Szene mit Deiner Mutter, wo Du danach ein ungutes Gefühl hast, ist meiner Meinung nach nur Schuldgefühle und das ist sicher kein zuverlässiges Indiz für übertriebenen Egoismus.
Denn das ist eine gesellschaftliche Konditionierung, dass sich der Betreuer ganz zurücknehmen soll und bitteschön keine eigenen Bedürfnisse haben soll.
Du tust genug und kurze Wartezeiten müssen drinliegen, ausser bei Gefahr oder dringenden Bedürfnissen wie WC-Gang.
Du bist tausendmal schneller als im Pflegeheim, mache Dir das bewusst.
Ausserdem nützt Du Deiner Mutter nichts mehr, wenn Du völlig unzufrieden bist oder ausgelaugt.

Auch mit der Freundin kann ich keinen übertriebenen Egoismus erkennen, Du hast das Recht Missverständnisse zu klären, auch wenn Du dabei hartnäckig sein musst.

Die Grenze zwischen gesundem und übertriebenen Egoismus ist sicherlich fliessend.
Als gesund würde ich bezeichnen, dass ich mir die selbe Achtung mir gegenüber habe und mich gleich gut behandle, wie ich es mit meinen Mitmenschen tue.
Übertrieben ist sicher, wenn man nur an sich denkt, aber das ist Deiner Beschreibung nach nicht der Fall.
 
Wo beginnt krankhafter Egoismus?

Wenn du eines Morgens aufwachst, und es Dir klar wird, dass Du Mutterseelen allein bist, dich niemand
mehr leiden kann, und alle Menschen deine Feinde sind.
Denke dann hat man es mit dem Egoismus übertrieben.
 
... ist meiner Meinung nach nur Schuldgefühle

Ich liebe meine Schuldgefühle. sie sind das einzige, das mich menschlich macht und sie zeigen mir etwas an. Mit gesellschaftlichen Konditionierungen räum ich ziemlich gut auf. Das is ein Hobby von mir. :) Aber Schuldgefühle bleiben und das ist gut so. Irgendwas brauch ich, einen Indikator für die richtigkeit meines Tuns, sonst verlier ich meine Humanität. Wenn ich mein rationales Moralkonstrukt zerschlage, dann brauch ich einen anderen Indikator für Richtig und Falsch. Und das ist mein Schuldbewusstsein.

Die Menschen wollen gern alles abschaffen, scheints mir. Die Moralkonstrukte und auch die Schuldgefühle... und auch die Gesetzesbücher sind vielen zu trocken. Aber woran soll ich mich dann noch orentieren? Ich nehm das, was mir am nächsten ist... am innersten... zu mir gehört.... und das ist mein Schuldgefühl und ich nenn es Schuldbewusstsein.

Auch mit der Freundin kann ich keinen übertriebenen Egoismus erkennen, Du hast das Recht Missverständnisse zu klären, auch wenn Du dabei hartnäckig sein musst.

Naja, lassen wir das lieber. Ich will keine Details über Dritte schreiben, die das Esoforum nicht mal kennen, aber ihr Egoismus ist für mich nichts "böses". sie ist nun mal eine kleine VIP. :D Ich mag sie ja trotzdem, das tut mir ja nicht wirklich weh. Nachdem ich sie aufgeweckt habe und sie begriffen hat, dass sich meine Gedanken ausnahmsweise mal nicht um sie drehen, sondern um ihre Mutter, war zunächst mal Funkstille .... ich hab richtig durch die Leitung gehört, wie sich bei ihr im Kopf was einschaltet. Ich seh ja auch in meinem Egoismus nichts böses mehr. Ich steh dazu... für mich ist es wie ein Schnupfen, eine kleine Krankheit halt, nicht mehr. Wenn ich eine Krankheit nicht erkennen will, kann ich auch nichts dagegen tun, das ist klar.
 
Ich empfinde es fast schon wie das gleiten auf einem See, oder einem Fluss, wie ich von dem Zustand des kranken Egoismus hinübergleite, zu einem gesunden Selbst, das weiß, dass die für mich wichtigen Elemente des Aufsatzes, an dem ich schreibe, nicht verloren gehen werden, wenn ich die Arbeit daran vorübergehend loslasse, aufsteh... und zu der alten Frau rausgeh.

Ich sehe es dann so an, wie einen Gewinn und mir wird bewusst, dass ich jederzeit an diesem Aufsatz weiterschreiben kann, die Fertigstellung ist nicht terminisiert... aber da draußen in der Küche sitzt ein Mensch, der die örtliche Orientierung fallweise verliert, noch ein wenig über seine Wahrnehmungen reden will und der jede Sekunde umfallen und tot sein kann.

Und meine Aufgabe seh ich darin, zu lernen, mich weder von dem einen noch von dem anderen in Zeitdruck versetzen zu lassen. Künstlicher Zeitdruck ist maßgeblich an der Entstehung von krankhaftem Egoismus beteiligt .... mutmaße ich laienhaft :rolleyes:
 
Wo beginnt krankhafter Egoismus?

Wenn du eines Morgens aufwachst, und es Dir klar wird, dass Du Mutterseelen allein bist, dich niemand
mehr leiden kann, und alle Menschen deine Feinde sind.
Denke dann hat man es mit dem Egoismus übertrieben.

Wenn man es bemerkt, darf man sich noch glücklich schätzen.
Die schwerste Phase in diesem Leiden hatte ich noch Anfang der 80er.
Heute sag ich, es ist wie ein Schnupfen, aber wenn ich mich zurück erinnere, war ich damals wirklich schwer krank. Und so viele haben mir geraten... geh weg von dir, lass dich los ....

Und ich hab sie nicht verstanden, wie geh ich das an?

Aber geahnt hab ich immer, dass MIT MIR was nicht stimmt. :rolleyes:

Zum Glück hab ich dann einen Menschen getroffen, der mir die ärgste Egoschale zertrümmert hat. :)
 
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Wenn ich etwa in Gedanken bin und einen Aufsatz schreib, wo sich meine Sicht und mein Stand im Dasein selber zu Papier bringt, da bin ich unansprechbar. Da sag ich zu Mama immer: setzt dich raus, ich komm dann gleich. Da hab ich einen Faden, und den will ich nicht verlieren.

Dann merk ich, dass ich zu schroff war, merk das an einem Unwohl Sein in mir selber, lass den Aufsatz Aufsatz sein und geh raus in die Küche, ein paar Worte mit Mutter wechseln. Der Aufsatz hat für mich gewiss eine bestimmte Wichtigkeit, sonst würd ich ihn ja nicht schreiben wollen, aber wenn ich mich zu sehr darin verbeisse, wird mein Ismus krankhaft.

Heut telefonier ich mit einer Freundin, die auch oft Probleme hat. Jetzt ist ihre alte Mutter im Spital und sie war gestern bei ihr zu Besuch. Heute am Telefon frag ich sie drei oder vier mal, wie es ihrer Mutter geht. Und genau so oft wie ich sie frag, antwortet sie: "na, wie solls mir schon gehen?"

Erst als ich laut werde und sie fast anbrülle... "Heast Oide, wos is mit dir? I hab net gfragt, wies dir geht, sondern wies deiner Mutter geht!" ... bekomm ich die erwünschte Auskunft.

Angeregt von dem Telefonat stell ich hier die Frage: Wo beginnt Egoismus krankhaft zu werden und wie unterscheidet man ihn vom gesunden Egoismus, soferns den gibt. Ich behaupte mal, wenn man gesunden von krankhaftem Egoismus unterscheiden will, muss man viel in sich selber hinein"spüren". Das Kranke, also wenn ich mich zu sehr in meinem Aufsatz oder in dem, was ich grad tu verbeisse, dann macht das ein krankes Gefühl.

Es ist fast Paradox, wie es mir erscheint... man muss zwar immer in sich hineinspüren und doch gleichzeitig jederzeit bereit sein, sich selber loszulassen. Meine Laiendefinition wär demnach so:

Der krankhafte Egoist sucht ständig in sich und zu sich selber eine Beziehung herzustellen - was ja nicht schlecht ist - wird aber nicht wirklich glücklich damit, weil er das mit dem Loslassen nicht auf die Reihe bekommt. So ungefähr stellt es sich mir heute dar.

Naja, ein bissel paradox, das ganze. Vielleicht kommen ja ein paar Gedanken dazu.


Bist Du vielleicht ein Perfektionist? :confused:
 
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