Wie ich in Ostbelgien einmal als Kirchenräuber verhaftet wurde

Mellnik

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Wie ich in Ostbelgien einmal als Kirchenräuber verhaftet wurde

Hättet ihr gedacht, dass Mell mal in jungen Jahren als Kirchenräuber in Ostbelgien unterwegs war?
 
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Hättet ihr gedacht, dass Mell mal in jungen Jahren als Kirchenräuber in Ostbelgien unterwegs war?
Nein?
Dann möchte ich euch diese Geschichte gern mal erzählen.

Und wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer da noch niemals verhaftet worden ist von der königlich-belgischen Polizei wegen Beraubung einer Kirche, der ist an einem der besten Dinge des Lebens achtlos vorbeigegangen.


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Nun erzähle ich:

Vom schönen Städtchen Monschau in der Eifel aus begann meine Fahrt nach Aachen.
Ich wollte dabei noch einen Schlenker durch Ostbelgien machen.

Denn es interessierte mich, wie es dort mit der deutschen Sprache bestellt ist, die ja nur eine Minderheit von kaum einem Prozent der Belgier als Muttersprache sprechen.

Ganz im Gegensatz zum Elsass genießt die deutsche Sprache in Belgien ja besonderen Schutz.
 
Was die deutsche Sprache angeht, so kam ich auch voll auf meine Kosten.

Fast alles war zweisprachig deutsch-französisch angeschrieben, und in den Geschäften und Ämtern konnte man ganz normal deutsch reden und bekam auch die Antwort auf Deutsch.

So gegen Schluss meines geplanten Besuchs dort schaute ich mir noch eine schöne Kirche an.

Als ich die Kirche dann wieder verlassen hatte und gerade eine Straße überqueren wollte, legte sich eine Hand schwer auf meine Schulter ...*schock*

...... und eine sehr ernste Stimme sagte:

Fortsetzung folgt ....
 
So gegen Schluss meines geplanten Besuchs dort schaute ich mir noch eine schöne Kirche an.

Als ich die Kirche dann wieder verlassen hatte und gerade eine Straße überqueren wollte, legte sich eine Hand schwer auf meine Schulter ...*schock*

...... und eine sehr ernste Stimme sagte:

Fortsetzung folgt ....

...... und eine sehr ernste Stimme sagte: "Sind sie Flame?"

Ich wusste erst nicht, was das sollte.

Es war der Pfarrer der Kirche, die ich mir gerade angeschaut hatte.

Er sagte, der Opferstock sei aufgebrochen worden, und da er mich gerade gesehen habe, wie ich die Kirche verlassen hatte, nahm er nun an, ich sei der Täter.

Warum er außerdem noch dachte, ich sei vielleicht Flame, habe ich ihn dann nicht gefragt.

Ob in Eupen sich vielleicht gerade Flamen sich auf das Aufbrechen von Opferstöcken spezialisiert hatten?

Ich werde es wohl nicht mehr erfahren.

Nun hatte ich den Opferstock ja allerdings gar nicht aufgebrochen, und Flame war ich auch nicht.

Ein doppelter Irrtum des guten Herrn Pfarrers.

Aber wie beweisen?

In diesem Moment kam auch schon die Polizei an, die das Pfarr-Amt wohl verständigt hatte.

Wir wurden beide eingeladen und zum Polizeipräsidium von Eupen gefahren.

Lustig fand ich, dass der Pfarrer mit mir auf dem gleichen Holzbänkchen des Transporters saß.

So, als sei er selber ein des Kirchenraubes Verdächtigter.

Oder so, als wollte er mich auf dem Weg zur Hinrichtung begleiten, wie es früher üblich war .....

Mit solchen Gedanken erreichten wir dann das Präsidium.

Ich bekam die Ehre eines Verhörs durch einen echten Eupener Kriminal-Kommissar.

Ein Mann, der sein Fach verstand!
 
Im Präsidium von Eupen wurde ich also zum Fall "Kirchenraub" verhört.

Man fragte mich so dies und jenes, dann sagte der Kommissar schließlich eher beiläufig: "Und wieviel war denn nun so drin gewesen, in dem Opferstock?"

Das war geschickt!

Der echte Räuber hätte nun wohl unwillkürlich gesagt: "Ach, eigentlich gar nicht so viel!"

Da ich aber nicht der Räuber war, sagte ich: "Tut mir leid! Ich habe keine Ahnung!"

Und dann konnte ich noch einen indirekten Beweis meiner Unschuld geben.

Ich hatte an diesem Tag etwas Geld von DM in belgische Franken umgetauscht, die es ja damals noch gab.

Den Beleg der kleinen Bank-Filiale hatte ich noch bei mir.

Ein Beamter wurde noch dahin geschickt, ob alles seine Richtigkeit habe.

Und als die Bank das bestätigte, wurde ich in Ehren entlassen.

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Und ich war doppelt zufrieden:

Einmal über meine Entlassung.

Aber noch mehr darüber, weil ich mich nun überzeugen konnte, daß die Polizei in Ostbelgien ein ausgezeichnetes Deutsch spricht!
 
Aber noch mehr darüber, weil ich mich nun überzeugen konnte, daß die Polizei in Ostbelgien ein ausgezeichnetes Deutsch spricht!
Da kannst du ja das ganze Erlebnis als ein Geschenk betrachten. :D :)
Ich glaube, mir würde es reichen, das auf einfachere Weise zu erfahren.
Aber nun, du konntest ja offensichtlich nichts dafür, nur weil du mal etwas besichtigen wolltest.
Das hätte ja auch jedem anderen passieren können.
Schön, wenn du daraus für dich ein freudiges Erlebnis gemacht hast. :)
Wer Reisen tut, kann was erzählen.
 
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