Wie geht man mit dem Thema Tod um...

Didl

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23. August 2009
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295
...wenn einem schon als Kind eigetrichtert wurde dass es ein Tabuthema ist und man nicht darüber zu sprechen hat?

Vorgestern ist jemand aus dem nahen Familienkreis verstorben und seitdem habe ich wieder panische Angst vor dem Sterben! Es begann vor zwei Jahren als ich einen geliebten Menschen verloren habe, das war auch mein erstes schmerzhaftes Erlebnis mit einem Familienmitglied. Ich habe es lange nicht überwunden. Letztes Jahr starb der Vater des jetzigen Verstorbenen. Und nun der Tod seines Sohnes! Das ging mir sehr nahe vor allem weil ich ihn noch kurz nachdem er für hirntot erklärt wurde gesehen habe und er sah sehr schrecklich aus! Nähere Details möchte ich nicht erwähnen, aber wie bringe ich dieses Bild wieder aus meinem Kopf? Und was kann ich tun damit er sich jetzt wohl fühlt wo er ist? Gedanken kreisen in meinem Kopf...ob er auch dem Licht gefolgt ist oder nicht kann weil seine Mutter so furchtbar um ihn trauert...ob er sehr gelitten hat, ob er auch wirklich in den *Himmel* kommt, da er ja aus der Kirche ausgetreten ist (Wobei ich jetzt nicht wirklich daran glaube dass die kath. Kirche recht hat) aber der Gedanke ist eben immer noch in unseren Köpfen gespeichert!
Und vor allem, wie bekomme ich diese Angst weg? Es ist die Angst als nächstes jemanden anderen zu verlieren.

LG Didl
 
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Alles was lebt muss auch wieder sterben. Ohne Tod kein Leben und ohne Leben kein Tod. Das ist das normalste auf der Welt.
In wie weit der Tod das Ende ist oder ein Anfang zu etwas Neuem kannst wohl nur du für dich Beantworten. Du wirst auch noch weitere Menschen verlieren die dir nahe stehen .. da bist du aber nicht allein. Damit muss sich wohl jeder der nicht früh stirbt auseinandersetzten.
Auch du wirst nicht ewig leben. Deswegen hat es meiner Meinung nach keinen Sinn sich sein ganzen Leben lang vor dem zu fürchten das eh unweigerlich eintreten wird.
Das alles ist aber nichts wovor du Angst haben musst. Da ist einfach die Zeitspanne die du hier verbringst und danach (meiner Ansicht nach) zum nächsten Abschnitt weiterziehst.

Ch.
 
Hallo Didl
ich kenne niemanden der keine Angst vor dem Sterben hätte oder zumindest ein sehr großes Unbehagen am Gedanken daran - da bist du nicht alleine. Es weiß ja auch keiner so wirklich wie das ist, was danach ist und da kann man schon ins Grübeln kommen.

...seitdem habe ich wieder panische Angst vor dem Sterben! ... Und was kann ich tun damit er sich jetzt wohl fühlt wo er ist? Gedanken kreisen in meinem Kopf ... ob er sehr gelitten hat, ob er auch wirklich in den *Himmel* kommt, da er ja aus der Kirche ausgetreten ist ... aber der Gedanke ist eben immer noch in unseren Köpfen gespeichert!
Und vor allem, wie bekomme ich diese Angst weg? Es ist die Angst als nächstes jemanden anderen zu verlieren.

Ich glaube aber, dass du nichts tun kannst um ihm zu helfen. Für ihn ist es vorbei und selbst wenn es ein Jenseits geben sollte, so reicht unser Arm nicht dahin. Bist du gläubig (im Sinne an ein Leben nach dem Tod) kannst du beten oder ein deinem Glauben entsprechendes Zeremoniell abhalten; zweifelst du kannst du dir überlegen warum und auf welcher Seite du gerne wärst (Gläubig oder eben Ungläubig). Glaubst du nicht an ein Leben nach dem Tod, dann musst du dir eigentlich sagen - "er hat es überstanden, aber wir die wir zurückgeblieben sind leiden noch".
Und es ist gut wenn man trauert - es lindert nach und nach den Schmerz - man soll es sehr bewußt tun - Trauerarbeit heißt das so glaube ich.
Am besten so denke ich ist es sich mit anderen Menschen über diese Gefühle und Ängste auszutauschen - am besten direkt - im Gespräch.
Falls es da jemanden gibt würde ich dir empfehlen diesen Schritt sehr bewußt zu tun und mit jemanden darüber reden. Wiederholt und ausgiebig - da gibt es kein Tabu.
Ich selbst bin kein gläubiger Mensch, aber ich denke, dass auch ein Priester dir zuhören würde. Einen Versuch wäre es zumindest wert.
SV Zephyses
 
So ist es,
der Tod gehört nunmal zum Leben dazu.

Es ist nicht vorgesehen, das viele Menschen ewig ihre Beamtenpension in dieser Welt für Unsinn ausgeben dürfen, während andere dafür arbeiten müssen.
 
Mir hat immer geholfen, mir das Bild eines Neugeborenen in Erinnerung zu rufen. So wurde mir der Kreislauf des Lebens wieder bewusst.
 
ein wechsel der räume
wies weitergeht weiss ich nicht
aber schlimm ..
manche sagen ist wie das wechseln der kleider im maskenball gottes:D
 
Ja, der Tod ist ein 'heikles' Thema in der Gesellschaft. Solange man selbst nicht damit konfrontiert wird, geht man den Verwandten des Toten usw. aus dem Weg, man glaubt, besser nicht darüber zu reden ist auch für diese leichter. Doch wenn du mal selbst damit zu tun hast, dann wirst du auch mitbekommen, dass es kein Tabuthema ist, du möchtest dich gerne über den dir nahestehenden Toten und deine Erfahrungen unterhalten, doch dann ist das Problem das alle anderen glauben, dich besser nicht darauf anzusprechen. Als ich einen geliebten Menschen verloren habe, durfte ich mich sehr intensiv mit dem Thema Tod auseinadersetzen. Natürlich ist es zuerst ein Schock, doch wenn du dich damit befasst, erkennst du auch das es etwas besonderes, etwas schönes sein kann, das du keine Angst haben brauchst vor dem Tod. Die Trauerphase ist eine sehr wichtige Phase im Leben, und wenn du diese intensiv lebst und nicht verdrängst, kannst du es auch loslassen und das positive daran sehen. Ich denke, das alles im Leben seinen Grund hat, und das kann ich aus meinen Erfahrungen im Hinterher immer bestätigen. Oft Familien die einen Menschen verlieren, vorallem wenn das ein junger Mensch war, oder mit Unfall sehr schnell und nicht vorauszusehen, kannst du erkennen, dass sich diese Familien danach besser verstehen, sie alle gehen diese Trauerphase zusammen durch, und dadurch entsteht ein engeres miteinander, wieder etwas Gutes. Viele Menschen ändern sich durch so eine Erfahrung zum positiven, werden bewusster, genießen das Leben mehr und fangen an, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Ich finde es auch hin und wieder schade, das jemand sterben musste, damit wir lebenden solches erkennen. Für mich ist jetzt der Tod ein Geschenk für die Hinterbliebenen, auch wenn es schmerzlich ist, ist es doch das größte Geschenk, damit man innerlich wachsen kann. Du wachst etwas mehr auf und erkennst wieder die wirklich wichtigen Dinge im Leben, und man schwimmt nicht mehr so unbewusst mit in den Strom des Lebens. Natürlich möchte man es oft nicht so sehen, man kann sich leicht an den Verlust hängen und ewig diesen Grund 'als Ausrede' hernehmen, wenn es einen schlecht geht und das Jahrzehnte lang (Natürlich ist das jetzt leichter gesagt als getan - entschuldige mich für diese Wortwahl, das ist jetzt nicht böse gemeint, doch ich hoffe du verstehst mich, wie ich das meine), ich denke doch, das das passiert, wenn man den Tod oder diese Angst einfach verdrängt, doch auch dann kommt die richtige Zeit um sich damit wieder zu befassen und es loszulassen. Ich kann dir nur empfehlen, dich deiner Angst zu stellen. Schau es dir genau an, wovor du Angst hast, und setze dich mit dem Thema Tod auseinander, es gibt zB viele gute Bücher (zB ich liebe das Buch und es hat mir damals sehr geholfen:
Zuhause in Gott von Neale Donald Walsch, oder
Und Katja lebt! von Wolfgang Ophoven,...) doch nur meine Vorlieben. Auch kann ich dir empfehlen, darüber zu reden, so oft es geht, mit jemanden den du vertrauen kannst. Sprich deinen Schmerz/Angst aus, immer wieder, bis du es dann loslassen kannst. Ich weiss nicht ob es wirklich jemanden gibt, der dir wirklich sagen kann, was nach den Tod ist, doch vieles was man hört ist Glaubenssache, das kann wahr sein oder nicht. Da musst du nach deinem eigenen Gefühl ein eigenes Bild machen. Ich glaube nicht, das es nötig ist, das du den Toten helfen musst, und auch nicht Sorgen machen musst, ob er ins Licht geht oder nicht. Das habe ich damals auch geglaubt, und ich bin zum Entschluss gekommen, das egal wen ich fragte, dieser mir eine andere Theorie erzählte, und mich somit nur verunsichert hat. Es ist normal, jeder erzählt seine Version, doch war es bei mir so, das mich das nur aus meiner Mitte gebracht haben, bis ich erkannt habe, das ich gar nichts glauben kann, das ich meinem Gefühl mehr Bedeutung geben soll, und damit ein Vertrauen entwickelt habe, wofür ich jetzt sehr dankbar bin. Ich vertraue, es gibt eine höhere Kraft, die das ganze Universum lenkt, und ich glaube, wenn du dieser vertraust, dann weisst du, das auch der Tote, in welcher Form auch immer, seinen Weg schon gehen wird. Du musst nur an dich denken, stell dir vor du entscheidest dich jetzt eine Reise in ein fernes Land zu machen. Die geliebten Leute zuhause machen sich Sorgen um dich, ob du wohl den richtigen Weg gehst und es gibt mehrere Theorien darüber wo du dich gerade aufhälst, doch du weisst von dir selbst, das egal für welchen Weg du dich entscheidest, du entscheidest es frei von dir selbst heraus und es ist für dich der richtige, und wenn sich zuhause jemand Sorgen macht, verschwendet er nur seine Zeit. Jede Seele entscheidet für sich, und wie du für dich entscheidest, muss man auch akzeptieren, das andere eine andere Entscheidung treffen, auch wenn es für einen schmerzhaft ist. Das ist wirkliche Liebe wenn du anderen diese Freiheit geben kannst, natürlich ist das nicht leicht. Und das ist ja jetzt voll frisch, gib dir und auch den Verwandten des Toten Zeit. Auch diese brauchen Zeit um zu Trauern und es dann loslassen zu können, das geht nicht von heute auf morgen. ;-)

Ich liebe diesen Satz von Osho: "The real question is not whether life exists after death. The real question is whether you are alive before death."
Leider brauchen wir Menschen oft etwas sehr schmerzhaftes, um ein bisschen mehr aufzuwachen, um bewusster durch den Tag zu gehen und das Leben schätzen und genießen zu lernen. Und wenn du das machst, dann hilfst du am meisten für das ganze Universum :). Und wenn du die Momente die du mit deinen lieben/nahestehenden Menschen verbringst, so total wie möglich lebst und genießt solange sie noch hier sind, dann kannst du diese auch gehen lassen, wenn du weisst, das sich eure Wege trennen.

Ich hoffe ich konnte dir ein bisschen weiterhelfen.
 
ein wechsel der räume
wies weitergeht weiss ich nicht
aber schlimm ..
manche sagen ist wie das wechseln der kleider im maskenball gottes:D

Ich habe mal nachgegoogelt, das ist der Anfang von einem Gedicht von Michelangelo:

Es sandte mir das Schicksal tiefen Schlaf,
ich bin nicht tot, ich tausche nur die Räume,
ich bin in euch und geh in eure Träume.........
 
Die schlimmen Bilder bekommst du aus deinem Kopf, wenn du in dem Moment darum bittest. Bei mir hat es geholfen. Meist kamen sie abends hoch, beim einschlafen. Ich habe dann entweder den Verstorbenen oder auch direkt Gott darum gebeten: Nimm mir die schlimmen Bilder weg! Und schon waren sie verschwunden.

Auch jetzt denke ich noch an den Anblick aber anders. Ich denke jetzt nur noch an die Details die ich wiedererkannt habe und es macht mir keine Angst mehr und es schmerzt auch nicht.

LG
Hoffnung
 
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Vielen Dank euch allen für die tröstenden Worte. Es tut immer gut zu wissen dass man mit diesem schwierigen Thema nicht alleine ist.
Mir geht es soweit ganz gut nur die Angst jemanden aus meiner Familie zu verlieren ist trotzdem noch da. Es ist verrückt aber nachts schau ich nach ob mein Kind noch atmet - oder mein Mann.
Wir halten jetzt alle zusammen und sind jederzeit für die Trauernde Mutter da.
Ich hoffe sie wird eines Tages wieder ganz normal ihrem Alltag nachgehen können und der Schmerz lässt langsam nach.

LG Didl
 
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