Wer weiß denn sowas?

DruideMerlin

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:unsure:

Die Tage ist mir in einem Beitrag ein etwas merkwürdige Zitat aus dem Evangelium nach Johannes aufgefallen. Um nun der Sache ernsthaft auf den Grund zu gehen schrieb ich dann also:

„...in diesem Vers ist mir so nebenbei eine Ungereimtheit aufgefallen. Der hebräische Messias ist ja in der griechischen Übersetzung gleichbedeutend mit dem Christós als der Gesalbte. Ich frage mich nun nach der Sinnhaftigkeit der Doppelung im Vers 25.

Demnach müsste in der vollständigen Übersetzung da ja eigentlich stehen: „Spricht die Frau zu ihm: Ich weiß, dass der Gesalbte kommt, der da Gesalbter heißt.“

Ich habe deshalb in der griechischen Fassung des Codex Sinaiticus nachgeschaut, da steht nun sinngemäß auch nur das, was in den gängigen Übersetzungen steht (χϲ = Christus; μεϲϲι = Messias). Andere Interpretationen aus dem Kontext lassen sich da jedenfalls nicht erkennen.

Ich frage mich nun, was uns wohl Johannes damit sagen wollte?“



Merlin
 
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#1

Leider brachte mich dieser Beitrag auch nicht weiter, deshalb entschloss ich mich, da noch etwas weiter zu recherchieren.

Bedeutsam erscheint mir, dass sich diese Geschichte von Jesus und der Frau in Samaria abspielte. Es ging da also nicht um eine Jüdin, sondern um eine Samaritanerin.

Dazu fiel mir gleich die Geschichte der Samaritaner und deren Tahlep (Gesalbter) aus dem Stamme Joseph ein. Der jüdische Geschichtsschreiber Flavius Josephus berichtet detailliert über diesen Tahlep und dessen Schicksal. In dieser Geschichte spielte dann auch Pilatus eine unrühmliche Rolle. Flavius verortet dieses Geschehen in den Sommer des Jahres 36 n.Chr.

Die Heidenchristen sprachen überwiegend Griechisch, deshalb ist bei Johannes fast ausschließlich von einem Christus die Rede. Deshalb kann man bei Johannes nur zweimal die Begrifflichkeit vom Messias finden. So also auch noch in Johannes 1[41] „... Wir haben den Messias gefunden (welches übersetzt: der Gesalbte*) ...“
* Im Codex steht dazu ebenfalls das χϲ für Christus.

Damit dürfte klar sein, dass es in der Geschichte von der Samaritanerin nicht um irgendeinen Gesalbten gehen soll, sondern um jenen der Christen. Damit wurde also Christus zu einem Synonym für Jesus.

Ja und damit sollte also eine deutliche Brücke zu der Heiden-Missionierung geschlagen werden. Damit wird aber auch deutlich, dass diese Geschichte von literarischer Natur sein dürfte.

Merlin
 
Taheb – diese Schreibweise habe ich im Netz gefunden – bedeutet so viel wie: der Hoffnungsvolle.
Es ist dies also kein Eigenname aus der geschichtlichen Vergangenheit.
Gerne hat man bei den Samaritern den Erwarteten für ein glorreiches Zeitalter mit Moses gleichgesetzt.
Denn das ursprüngliche Heiligtum der Samariter stammt von Moses, und dies wurde im 2. Jhdt von den Juden zerstört.

Bestimmt war es nicht einfach einen gemeinsamen Nenner zu finden. Wie in Joh 4ff beschrieben.
Das galt für einen reformierenden „Messias“ genau so wie für das vorhandene feste Gottesbild in der jeweiligen ländlichen Bevölkerung.

Da fängt man dann wahrscheinlich so an:
„Gute Frau, es ist doch egal wo, an welchen Ort, In Jerusalem oder in Siechen, überall werden wir Gott ehren.“


Hier gleich und sofort von einem „Missing Link“ zu sprechen, und nicht von Gott selbst, das ist eigentlich der verkehrte Weg.
Denn es ist doch so: „Gott ist irgendwo da draußen – oder nicht?“ Mit der miserablen Situation kann er nichts zu tun haben ...


Aber was, warten wir noch ein wenig, denn fast alle Wege führen zu Gott.


… und ein :weihnacht
 
Taheb – diese Schreibweise habe ich im Netz gefunden – bedeutet so viel wie: der Hoffnungsvolle.
Tja man kommt halt in die Jahre, so darf auch einmal aus einem Tahep ein Tahlep werden :confused:

s ist dies also kein Eigenname aus der geschichtlichen Vergangenheit.
Gerne hat man bei den Samaritern den Erwarteten für ein glorreiches Zeitalter mit Moses gleichgesetzt.
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer XVIII 4,1 §85-87

Sommer 36 n.Chr.

Unterdessen hatten auch die Samariter sich empört, aufgereizt von einem Menschen, der sich
aus Lügen nichts machte und dem zur Erlangung der Volksgunst jedes Mittel recht war (der Gesalbte Tahep aus dem Stamm Joseph) .

Er forderte das Volk auf, mit ihm den Berg Garizin zu besteigen, der bei den Samaritern als heiliger Berg gilt, und versicherte, er werde dort die heiligen Gefäße vorzeigen, die von Mose daselbst vergraben worden seien.


Diesen Worten schenkten die Samariter Glauben, ergriffen die Waffen, sammelten sich in einem Dorfe mit Namen Tirathaba und zogen immer mehr Menschen an sich heran, um in möglichst großer Anzahl auf den Berg rücken zu können.

Pilatus jedoch kam ihnen zuvor und besetzte den Weg, den sie zurücklegen mussten, mit Reiterei und Fußvolk. Diese Streitmacht griff die Aufrührer an, hieb eine Anzahl von ihnen nieder, schlug den Rest in die Flucht und nahm noch viele gefangen, von welch letzteren Pilatus die Vornehmsten und Einflussreichsten hinrichten ließ.
Quelle: Des Flavius Josephus Jüdische Altertümer.
Übersetzt und Ergänzt von Dr. Heinrich Clementz. II. Bd. Köln 1959 (Nachdruck der Ausgabe von 1899), 519f


Hier gleich und sofort von einem „Missing Link“ zu sprechen, und nicht von Gott selbst, das ist eigentlich der verkehrte Weg.
Denn es ist doch so: „Gott ist irgendwo da draußen – oder nicht?“ Mit der miserablen Situation kann er nichts zu tun haben ...
Es ist ja so, dass ein Gesalbter von Gott ausgesandt wird, um an seiner statt die weltlichen Geschicke durchzusetzen. Man kann das mit den römischen Statthaltern vergleichen, der im Sinne des Kaisers, dessen Interessen in den Provinzen des Reiches durchsetzen sollten. Ein Messias ist also im Prinzip kein Gott.

So waren auch die Hohepriester Gesalbte, weil sie in der jüdischen Tradition neben ihrem religiösen einen staatstragendenden Status innehatten. Etwas, das man auch im keltischen Druidentum finden kann. So bekommt also die Geschichte von der Samaritanerin ihren Sinn.

In dem staatstragenden Element eines Messias lag dann auch der Grund, warum Jesus letztlich von den Römern hingerichtet wurde.

Merlin
 
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Es ist ja so, dass ein Gesalbter von Gott ausgesandt wird, um an seiner statt die weltlichen Geschicke durchzusetzen. Man kann das mit den römischen Statthaltern vergleichen, der im Sinne des Kaisers, dessen Interessen in den Provinzen des Reiches durchsetzen sollten. Ein Messias ist also im Prinzip kein Gott.

Das entspricht doch ganz der Vorstellung: Gott ist irgendwo da draußen.
Allmächtig und überall, nur ausgerechnet hier und jetzt gerade nicht.
Also, ich weiß nicht?!

Das ist wie Verweigerungs-Schach. Kommt gleich nach Fress-Schach.
Beim Verweigerungsschach darf man einen Zug ablehnen, aber den zweiten Zug muss man dann zwingend annehmen.

Etwa so: Nein, Gott ist nicht hier!
Aber klar doch, er ist überall und allmächtig!

So waren auch die Hohepriester Gesalbte, weil sie in der jüdischen Tradition neben ihrem religiösen einen staatstragendenden Status innehatten. Etwas, das man auch im keltischen Druidentum finden kann. So bekommt also die Geschichte von der Samaritanerin ihren Sinn.

Das Verständnis in der Suche nach einem Messias entspricht meiner Meinung nach dem Verlangen damals,
einen potentiellen Propheten rechtzeitig von einem fachmännischen Kenner der Szene entdecken und benennen zu lassen,
parallel wie bei David, der es sogar zum König schaffte.
Diese Benennung eines Propheten durch einen anderen der gleichen Zunft will ich als qualifizierte „Salbung“ erkannt haben.
War nun der Gebende weniger anerkannt konnte das zu widersprüchlichen Meinung führen – bis in unsere Tage, wenn man das so sehen will.

Darum wäre es wahrscheinlich heute vorteilhaft gleich von Nostradamus berufen,
mit Stock und Stein und Kirchlein,
oder zumindest ein Zeitgenosse zu sein …

In dem staatstragenden Element eines Messias lag dann auch der Grund, warum Jesus letztlich von den Römern hingerichtet wurde.

Ich orte in der Gestalt eines nördlichen (Samaria, Galiläa, etc.) Taheb die Person des Nazaräners.
Aber ein Taheb wird nie als Messias anerkannt werden.
Als bemerkenswert erachte ich unter der Obrigkeit allein eine militärische Ausbildung genügt,
um darin ein politisches Gefahrenmoment wahrzunehmen,
das zuletzt gar nie in die Praxis umgesetzt wurde,
wie toll die dazu anleitenden Provokationen auch gewesen sein sollen,
und sich lediglich im Tempel von Jerusalem als Selbstverteidigung entladen hatten.

Zusammenfassend ist ein Taheb sogar einen Tick sympatischer.
Jemand der im Kampf und Kämpfen von unten nach oben agiert …

Damals sollte ein Galiläer einer aus Judäa sein.
Womöglich war das der Kardinalsfehler?!
Verbunden mit einem kariere-trächtigen Vater und einer Protektion in eine militärische Richtung;
worüber Historiker die direkt betroffen waren gerne schweigen.


... und ein (n)
 
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