Wenn Kinder den Tod sehen...

Mondgestein

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Bezirk Hollabrunn
Ich war ca. 4 Jahre alt, war gemeinsam mit meiner Mutter auf dem Nachhauseweg. Bei einer Schule fuhr ein etwa 16-jähriger mit seinem Moped ohne zu schauen auf die Strasse raus. Dann haben wir ihn längere Zeit nicht mehr gesehen. Zwei Dörfer vor unserem damaligen Zuhause ham wir ihn dann wieder gesehen. Da lag das Moped irgendwo auf der Strasse und er irgendwo daneben. In einer Blutlacke. Meine Mum war beim Roten Kreuz, deshalb leistete sie Erste Hilfe. Bald kamen die Rettung, die Polizei, der Junge wurde ins KH gebracht. Im Krankenwagen verstarb er. Auf der Strasse war er bereits ohne Bewusstsein.

Ich war etwa 5 oder 6 Jahre alt, ich kann mich nicht mehr so genau erinnern. Ich war bei einer freundin zu Besuch. Auf einmal macht es im Keller einen Rumser, wir waren total erschrocken, schauen nach und... da hängt ihr Papa von der Decke... Sie haben ihm noch helfen können, weil wir im Haus waren und so schnell Hilfe holen konnten.

Diese Bilder werde ich wohl so schnell nicht mehr aus meinem Kopf bekommen. In einem Monat werd ich 27 und ich hab diese Bilder noch immer in mir drinnen. Es ist ein grausames Gefühl, es entstehen Bilder, die man kaum wieder weg bekommt...

Aber es erleichtert, wenn man darüber schreiben/sprechen kann. Danke fürs zuhören(-lesen).
 
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hallo Mondgestein

sowas vergisst man sicher sein ganzes leben nicht mehr.. gerade wenn man als kind schon mit tod konfrontiert wird und es sozsuagen nah miterlebt.. das kann sogar traumatisierend sein in dem jungen alter.. da és für kinder noch schwer ist, zu begreifen das man sterben kann, dass das leben vergänglich ist..

wünsche dir viel glück, um es zu verarbeiten, auch jetzt noch und diese bilder nicht ständig wieder in erinnerung zu haben

lg
 
Hallo Mondgestein,

auch ich bin mit dem Tod schon sehr früh konfrontiert worden. Aber nicht in solch drastischer Weise. Angst vor dem Tod habe ich bekommen, als in der Leichenhalle neben meiner Oma ein anderer Mann vom Dorf lag, der lauter braune Flecken auf seinem Körper hatte. Von da an hatte ich panische Angst die Leichenhalle zu betreten und hielt mich bei meinen anderen Großeltern versteckt hinten auf.

Jetzt frage ich mich gerade, wann die Wandlung kam, denn heute kann ich wieder Gestorbene in der Leichenhalle ansehen. Evtl. durch die Arbeit in einem Bestattungsunternehmen und durch Fotos, die manchmal gemacht worden sind. Stück für Stück interessierte ich mich für solche Vorgänge. Und es geht mir immer besser damit.

Vor kurzem habe ich mir ein Buch über MET gekauft, und da ist auch ein Beispiel von einer Frau drin, die das Bild ihrer gerade gestorbenen Mutter auch nicht aus dem Kopf bekam. (Sie hatte sie aufgefunden.) Vielleicht könnte dir das helfen?

Liebe Grüße pluto :kiss4:
 
1. Korinther 15,54 Wenn aber dieses Vergängliche Unvergänglichkeit anziehen und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen wird, dann wird das Wort erfüllt werden, das geschrieben steht: "Verschlungen ist der Tod in Sieg." 55 "Wo ist, o Tod, dein Sieg? Wo ist, o Tod, dein Stachel?" 56 Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, die Kraft der Sünde aber das Gesetz. 57 Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus!
 
Mondgestein schrieb:
Ich war ca. 4 Jahre alt, war gemeinsam mit meiner Mutter auf dem Nachhauseweg. Bei einer Schule fuhr ein etwa 16-jähriger mit seinem Moped ohne zu schauen auf die Strasse raus. Dann haben wir ihn längere Zeit nicht mehr gesehen. Zwei Dörfer vor unserem damaligen Zuhause ham wir ihn dann wieder gesehen. Da lag das Moped irgendwo auf der Strasse und er irgendwo daneben. In einer Blutlacke. Meine Mum war beim Roten Kreuz, deshalb leistete sie Erste Hilfe. Bald kamen die Rettung, die Polizei, der Junge wurde ins KH gebracht. Im Krankenwagen verstarb er. Auf der Strasse war er bereits ohne Bewusstsein.

Ich war etwa 5 oder 6 Jahre alt, ich kann mich nicht mehr so genau erinnern. Ich war bei einer freundin zu Besuch. Auf einmal macht es im Keller einen Rumser, wir waren total erschrocken, schauen nach und... da hängt ihr Papa von der Decke... Sie haben ihm noch helfen können, weil wir im Haus waren und so schnell Hilfe holen konnten.

Diese Bilder werde ich wohl so schnell nicht mehr aus meinem Kopf bekommen. In einem Monat werd ich 27 und ich hab diese Bilder noch immer in mir drinnen. Es ist ein grausames Gefühl, es entstehen Bilder, die man kaum wieder weg bekommt...

Aber es erleichtert, wenn man darüber schreiben/sprechen kann. Danke fürs zuhören(-lesen).



Hallo Mondgestein

Meine Tochter ein bischen jünger wie du, hatte aus den selben Gründen in den letzten Jahren Probleme die Bilder im Kopf zu verarbeiten.
Die Bilder führten sogar zu Angstattacken.
Letzte Woche sagte sie mir folgendes hätte ihr geholfen.
Auseinandersetzung mit den Bilder, als würde sie das Erlebte in einem Album sich ansehen.
Je öfter sie es macht um so mehr schwindet die Angst wenn die Bilder auftauchen im Kopf.

Gruss Tigermaus :maus:
 
Das makabere, sofern es das überhaupt ist, ist ja jenes, dass ich vor dem Sterben und dem Tod ansich keine Angst habe.

Bin nur grad dabei, alles aufzuarbeiten, hatte die letzten 3 Wochen hintereinander keine Therapie... kann sein, dass da dann öfter mal was in die Richtung von mir kommt...
 
Hallo,

es gibt seit einigen Jahren ein neues therapeutisches Verfahren, um solche extrem belastenden Bilder, die durch ein Trauma entstanden sind, aufzulösen. Das Verfahren nennt sich EMDR und ist in zahlreichen wissenschaftlichen Studien überprüft worden.

http://www.emdr-institut.de/

"Eye Movement Desensitization and Reprocessing

EMDR ist ein extrem wirksames therapeutisches Verfahren, das sich erstklassig zur Behandlung von psychischen Traumata aller Art, aber auch anderen Störungen eignet.

Ursprünglich getestet und entwickelt für die effiziente Bearbeitung des PTSD (Post Traumatische Belastungsstörung) hat es inzwischen eine Vielzahl von Anwendungen erfahren, insbesondere in der effizienten Behandlung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen nach sexuellem, körperlichem und emotionellem Missbrauch, Angst- und Selbstwertstörungen.

Die Wirksamkeit von EMDR ist durch eine höhere Anzahl von Publikationen wissenschaftlich nachgewiesen worden als irgendeine andere klinische Behandlungsform für psychische Traumata. (http://www.emdr.com)

EMDR wurde von Dr. Francine Shapiro seit 1987 zu einem, alle psychotherapeutischen Schulen ergänzenden, eigenständigen Ansatz entwickelt. Über 53.000 Kliniker wurden weltweit darin ausgebildet."

Aus: http://www.emdr.at/

"EMDR ... wird erfolgreich bei Angstzuständen und nach Traumata eingesetzt. Mit Hilfe von Lichtreflexen wird eine Serie von Augenbewegungen, ähnlich den REM-Phasen beim Träumen, ausgelöst. Dadurch werden die Gehirnströme verändert und beim Patienten ein Heilungsprozeß eingeleitet. Bei Traumaopfern in der ganzen Welt findet diese Methode Anwendung mit steigender Tendenz.

Aus: http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/nano/astuecke/33404/

Auch bei der Wikipedia ist ein interessanter Artikel zu lesen:

http://de.wikipedia.org/wiki/EMDR

Liebe Grüße,

Stefanie
 
Mondgestein schrieb:
Das makabere, sofern es das überhaupt ist, ist ja jenes, dass ich vor dem Sterben und dem Tod ansich keine Angst habe.

Bin nur grad dabei, alles aufzuarbeiten, hatte die letzten 3 Wochen hintereinander keine Therapie... kann sein, dass da dann öfter mal was in die Richtung von mir kommt...


Nun ich denke es liegt daran das du 3 Wochen keine Therapie hattest.
Wenn meine Tochter aussetzt die Therapie geht noch bis Ende des Jahres sind ihre Gedanken und Gefühle ganz anders eher negativ.
Aber wenn sie ihre Termine einhält und wir anschliesend telefonieren ist sie ausgeglichener und die Ängste sind nicht so präsent.
Ihr Betreuer holt die wirklichen versteckten Ängste aus ihr heraus den er kennt die Angriffsstelle.
Versuche doch einfach das eine regelmäßigkeit bei deiner Therapie da ist, und du merkst dann von alleine wann die Zeit gekommen ist wo du dich in der Lage fühlst mit deinen persönlichen Problemen so zu leben dich wohlzufühlen in deinem Körper.

Gruss Tigermaus
 
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pluto schrieb:
Hallo Mondgestein,

auch ich bin mit dem Tod schon sehr früh konfrontiert worden. Aber nicht in solch drastischer Weise. Angst vor dem Tod habe ich bekommen, als in der Leichenhalle neben meiner Oma ein anderer Mann vom Dorf lag, der lauter braune Flecken auf seinem Körper hatte. Von da an hatte ich panische Angst die Leichenhalle zu betreten und hielt mich bei meinen anderen Großeltern versteckt hinten auf.

Jetzt frage ich mich gerade, wann die Wandlung kam, denn heute kann ich wieder Gestorbene in der Leichenhalle ansehen. Evtl. durch die Arbeit in einem Bestattungsunternehmen und durch Fotos, die manchmal gemacht worden sind. Stück für Stück interessierte ich mich für solche Vorgänge. Und es geht mir immer besser damit.
Ein erfahrener Psycho-Professor empfiehlt folgendes bei solchen Schocks:
1. Verdrängen ins Unterbewusstsein
2. allmählich SELBSTSTÄNDIG und LANGSAM wiederaufarbeiten. D.h. alle Fragen in ein Büchlein aufschreiben, und wenn möglich gleich selber zu beantworten versuchen (am Besten pro Seite eine Frage, benötigt dies ein Inhaltsverzeichnis...). Natürlich können bestehende Antworten jederzeit ausradiert und verbessert werden. Dann das Problem langsam einkreisen (Mindmap?) und dort gezielt Literatur besorgen (Internet-Suche hilft!), nur sachliche Para-Bücher, kein religiöses Blah-Blah.
3. Wenn es nicht hilft, dann erst zum Psychiater. Und wichtig: der Psychiater ist meistens nur eine Hilfe, um Fragen zu stellen, die man sich nicht selber schon gestellt hat, denn gute Erklärungen wissen wohl die wenigsten...und weshalb soll man sich überhaupt mit Fragen auseinandersetzen, die einem gar nicht beschäftigen? Aber natürlich brauchen viele Menschen in dieser oberflächlichen Welt eine Bezugsperson, um tiefe Gespräche zu führen, dies erkenne ich schon. Nur, letztendlich aufarbeiten muss man die Bilder immer selber...das Beste ist einen Lebensinn erkennen und stets kleine Ziele setzen, um diesen zu erreichen. Dann drehen sich die Gedanken auch nicht immer um dasselbe Problem...zudem muss man man nicht immer sofort alles logisch erklären können, gebt Eurem Unterbewusstsein etwas Zeit.

Bei Kinder sind solche Schocks natürlich umso schlimmer, weil sie emotionaler und empfindlicher sind gegenüber solchen Dingen, und sie womöglich noch weniger verstehen. Die Bilder brennen sich da tiefer ins Unterbewusstsein ein, auch deswegen weil Kinder schlicht noch nicht so bewusste Menschen sind (wissenschaftlich nachweisbar aufgrund der Hirnfrequenzen, die allmählich steigt bis ins Erwachsenenalter). Doch Ihr seid nun erwachsen und solltet in der Lage sein, sich selbst zu verstehen.

Eine Grundvoraussetzung: Schocks sind immer mit Emotionen verbunden (grundsätzlich ist praktisch das gesamte Erinnerungsvermögen von Emotionen abhängig, siehe Kindheitserinnerungen!). Deshalb sollte man sich immer im Klaren sein, wovor man sich tatsächlich fürchtet bzw. weshalb man Alpträume hat: Hat man Mitleid um den/die Gestorbenen? Das ist schön, eine solch grosse Empathie, doch dann muss man sich auch bewusst machen, dass der Gestorbene nun woanders ist und vielleicht viel glücklicher ist (oder schon wieder reinkarniert...). Oder fürchtet man sich womöglich "nur" vor dem eigenen Tod? Nun da gibt es Abhilfe: Robert Monroe "Mann mit den zwei Leben" und "Der zweite Körper" informieren auf eine (ziemlich) sachliche Art und Weise, was oder wie es danach weitergehen könnte...denn Angst hat man nur vor Unbekanntem. Grundsätzlich kann man nämlich selber bestimmen, wohin man nachher will...ausser man geht irgendwelche Verträge ein, die man danach einhalten muss...:guru:...doch jeder muss aufgrund seines eigenen Bewusstseins selbst entscheiden, was ihm gut tut...mit allen Konsequenzen.

Hoffentlich konnte ich etwas helfen.

Alle Gute,
River
 
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