TheComeback schrieb:
der körper ist nicht in einem, sondern umgibt einen wie etwas fremdes
der körper gehört zu deiner aussenwelt ... also du bist nicht dein körper, sondern du besitzt einen körper etwa so wie manche ein auto besitzen
...
der körper ist eine üble falle, und DAS WICHTIGSTE ist das du ihn pflegst und gesund hälst
Also, so einen Schwachsinn habe ich ja schon lange nicht mehr gelesen. Ich habe keine Ahnung, wie jemand etwas derart unglaublich liebloses gegenüber seinem eigenen Körper empfinden kann.
Tigermaus schrieb:
Ich fühle mich von meinen Körper blockiert
Siehst du, dieser Satz ist interessant. Du sagst: "
Ich fühle mich von
meinem Körper blockiert." So wie du das formulierst sieht die Sache so aus, als gäbe es da ein "Ich", welches aber völlig losgelöst vom Körper existiert, und diesen Körper gewissermassen als ein Objekt "besitzt". Das kann doch nie und nimmer der Wahrheit entsprechen - wenn es ein solches "Ich" gibt, dann muss es logisch zwingend eine Einheit mit deinem Körper bilden.
>> Dein Körper bist DU!! Dein Körper, dein Geist, deine Gefühle, deine Psyche bilden eine Einheit, ein harmonisches Miteinander, welches insgesamt Teil der (überpersönlichen) Seele ist. Wenn du sagst: "Mein Körper blockiert mich." Dann tust du so, als würde dein Ich lediglich aus deinem Geist bestehen, nicht aber aus deinem Körper. Du führst eine radikale Trennlinie in dein Ich ein, eine Trennlinie zwischen Geist und Körper, und dann führen die beiden natürlich Krieg miteinander! Dein Geist scheint sooo viele Ideen zu haben, was er machen könnte - wäre da nur nicht der verflixte Körper, welcher einen ständig zu hindern scheint. Der Körper stinkt, braucht Pflege, muss immerzu essen, muss schlafen, muss geduscht werden. Aber der Körper kann auch jemanden umarmen oder küssen, er kann tanzen und lachen und rennen, er kann Sport machen, er kann sich frische Erdbeeren in den Mund stecken, oder ein Bild malen das alles kann dein Körper machen!
Dein Körper ist die materielle Manifestation deines Ichs. Er ist nicht nur eine Notwendigkeit für dich, um in dieser Welt zu existieren und mit ihr zu interagieren, sondern er ist auch ein wundervolles Geschenk, denn er bietet dir unzählige Möglichkeiten, was er alles anstellen kann. Du musst verstehen: Stünde dein Geist nicht im Kontakt zu einem Körper, so würde eine Unzahl von Möglichkeiten wegfallen. Der Geist ohne Körper - was könnte denn der schon machen? Ein bisschen vor sich hinträumen vielleicht, und das war's dann auch schon.
Ken Wilber beschreibt das sehr schön in seinem Buch "Wege zum Selbst":
Wie sich herausstellt, haben nur wenige von uns "den Verstand verloren", aber die meisten haben schon lange ihren Körper verloren, und ich fürchte, wir müssen das wörtlich nehmen. Es scheint tatsächlich so, als sässe "ich" fast auf meinem Körper, wie ein Reiter auf einem Pferd. Ich schlage ihn oder lobe ihn, ich füttere und putze und pflege ihn, wenn es nötig ist. Ich treibe ihn vorwärts, ohne ihn zu fragen, und ich halte ihn gegen seinen Willen zurück. Wenn mein Körper/Pferd brav ist, beachte ich es im allgemeinen nicht, wird es aber widerspenstig - was allzuoft geschieht -, ziehe ich die Peitsche, um es mit Schlägen wieder zu vernünftiger Unterwerfung zu veranlassen.
Tatsächlich scheint mein Körper einfach nur unter mir dahzinzutrotten. Ich nähere mich der Welt nicht mehr mit meinem Körper, sondern auf meinem Körper. Ich bin hier oben, er ist dort unten, und im Grunde ist es mir unbehaglich, was da unten eigentlich ist. Mein Bewusstsein ist fast ausschliesslich Kopfbewusstsein - ich bin mein Kopf, aber ich habe meinen Körper. Der Körper ist vom Selbst zum Besitz reduziert, er ist "mein" nicht "ich". Der Körper wird, kurz gesagt, ein Objekt oder eine Projektion, genau auf dieselbe Weise wie der Schatten [gemeint ist der Ausdruck "Schatten" für Verdrängtes/Ungeliebtes in der Psychologie]. Auf dem Gesamtorganismus wird eine Grenze gezogen, so dass der Körper als Nicht-Selbst projiziert wird. Diese Grenze ist eine Spaltung, ein Riss
[...]
In gewissem Sinn fühlt sich das Ich gefangen, als Opfer der widerspenstigen Launenhaftigkeit dseines eigenen Körpers. Es ist daher nicht ungewöhnlich,m dass es Menschern gibt, die sich vom Fleisch gefesselt fühlen und nach einem Zustand verlangen, jetzt oder nach dem Tod, in dem die Seele die oberste Herrschaft hat, unbehindert von der Gebrechlichkeit und Verletzlichkeit des Fleisches, entkörperlicht und in der Luft schwebend, von nichts Stofflicherem bedeckt als von einem weissen Satinnachthemd.
Wilber beschreibt auch konkrete Techniken, wie man den Zugang zum eigenen Körper wieder finden kann. Letztlich geht es im Kern darum, dass du ganz gezielt und bewusst beginnst, deinen Körper zu fühlen. Mach das einfach immer wieder bevor du einschläfst: Leg dich hin, entspanne dich, atme ein paarmal tief ein und aus und dann fühle von den Füssen her bis zum Kopf die Glieder. Wo ist etwas angespannt? Wo ist etwas entspannt? Wo fühle es sich warm/kalt an?
Ob du es mir glaubst oder nicht: Ich habe durch diese Übung gelernt körperlich zu fühlen, wo muskuläre Anspannungen bestehen und zwar so gut, dass ich anhand der Verspannung einigermassen genau entscheiden kann, was für eine psychische Blockade momentan von mir aufrechterhalten wird. Mein Körpergefühl hat sich über längere Zeit hinweg radikal verändert auf eine Weise, die fast unbeschreiblich ist: Er fühlt sich unglaublich leicht und frei an. Ich hätte ein solches Körpergefühl früher gar nicht für möglich gehalten.
Der erste Schritt ist aber, dass du anerkennst, dass du und dein Körper EINS sind, dass Geist und Materie eine Einheit bilden, welche nicht zerstört werden kann (und auch nicht darf), da sonst das ganze Ich zerstört wird.