Was heißt eigentlich "an Jesus glauben"?

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Astroharry

Guest
Ist Jesus nur ein Ersatz für einen Übervater?

Mentaler Mittelpunkt für Anlehnungsbedürftige?

Ist der Glaube an ihn Religiöser Fanatismus?

Ist es die einzige Möglichkeit für alle Christen?

Oder Pflicht für alle Christen?

Ist es der einzig wahre Glaube d.h. alle anderen Glaubensformen sind falsch?


Bin gespannt auf eure Beiträge.
 
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was heißt ich auch.
Kannst du das erklären?
Warum Untermauerung. Die Bibel ist doch das einzige Dokument.
Die Bibel begründet den Glauben an Jesus. Also nicht Untermauerung, denn es ist die einzige Quelle.
Oder hat jemand Jesus schon gesehen? Wir haben doch nur dieses Buch, das aus dem Griechischen ins Latein und dann in andere Sprachen. U.a. Deutsch übersetzt wurde.
Warum gibt es keine anderen Quellen. Z.B. von den Römern, sie müßten ihn doch gekannt haben, als Aufrührer der Juden.
Die Römer betriebe akribisch Geschichtsschreibung, warum ist der ihnen nicht eine Zeile wert. Sie hatten doch einige Probleme mit ihm und seinen Jüngern?
Ist Jesus etwa eine Erfindung der Schreiber des NT?
Nur eine Legende?

Gruß willibald
 
Oh, wenn es nur ein einziges Buch gibt, das von dem Typen (wie hiess der noch gleich?) erzählt, dann ist das vermutlich kein allzu wichtiger Mann gewesen. Offensichtlich war er der römischen Besatzungsmacht nicht einmal eine Erwähnung wert.
Naja, so ist das halt mit dem Starkult. Eigentlich sind's ja alle nur Menschen, aber dann wird aus ihnen wer-weiss-was gemacht, und plötzlich sind sie Halbgötter.
 
eigenartigerweise muss man hinzufügen, dass diese Tatsache in der 2000 Jahre andauernden Geschichte Europas niemand wahrgenommen hat oder wahnehmen wollte.
Das Christentum etablierte sich jedoch nicht zuletzt mithilfe der Macht Roms. wir wären andernfalls vermutlich alle Moslems. Der Islam hatte eine dem Christentum ebenbürtige Dynamik in seiner Verbreitung.

Ergebnis dieser Konstellation waren Kriege ohne Ende. Aber damit nicht genug. Die Christenheit bekriegte sich im 30 Jahrigen Krieg sogar selbst auf grausamste Weise.

Welche Position nimmt der Glaube dabei ein. Ist er Ursache und Auslöser dieser Auseinandersetzungen und muss man daraus schließen, dass Europa ohne diesen Glauben friedlicher gelebt hätte?

Welcher Glaube hat diese Kriege verursacht und welcher Glaube verhindert Krieg?
Was oder wo ist der Unterschied? :rolleyes:
Es gab ja auch andere Beispiele: Hildegard von Bingen, Ignatius von Loyola, Johannes vom Keuz usw. usw.
:)
Sie alle glaubte ja auch an Jesus.
Glaubten die Päpste etwa an einen anderen Jesus?
 
Geht es um Jesus oder geht es um die Lehre, die ihm unterstellt wird?
Bleiben wir doch zunächst bei Jesus und fragen wir im nächsten Thread nach seiner Lehre.
Und fragen wir dann in einem weiteren Thread nach der Dreifaltigkeit und versuchen wir nicht Person, Lehre und Dogmen gleichzeitig zu beantworten.

Für mich war Jesus ein überdurchschnittlicher Mensch, der das Ziel verfolgte, die jüdische Mission - durch ein extrovertiertes Patriarchat das erstarrte Matriarchat in Bewegung zu bringen - für erfüllt zu erklären.
Diese jüdische, patriarchalische Mission beginnt in den Aufzeichnungen, wenn im 1. Mosesbuch erklärt wird, dass die Riesen sich Erdenfrauen nahmen, welche sie wollten.
Das Ende dieser jüdischen, patriarchalischen Mission besteht nun darin durch Kreuzung eine aktive Menschheit herangezüchtet zu haben, die nun friedlich nebeneinander leben soll. Letzteres, das friedliche Nebeneinander einzuführen war Jesu Hauptmission und ist am Ende des Fischezeitalters leider nicht erreicht.


Paolo.
 
Ich finde, dass das Glauben an egal was im kompletten Gegensatz zur Spiritualität steht. Etwas zu glauben heisst nichts anderes, als dass man es eben nicht aus eigener Erfahrung weiss. Glauben ist doch im Grunde nichts anderes als Selbstbetrug: statt sich selbst und anderen einzugestehen, dass man etwas nicht wirklich weiss und nur Theorien und Annahmen hat, wird so getan als wüsste man alles mögliche -- durch Glauben eben...

Warum nicht stattdessen zugeben, dass man das woran man glaubt eben *nicht* genau weiss? Genau das ermöglicht doch das lernen und echtes Wissen aus eigener Erfahrung. Wenn man stattdessen glaubt etwas zu wissen, dann belügt man sich nur selbst und verschießt sich vor echtem Lernen und Wissen.

Liebe Grüsse,
Paul
 
Die meisten Menschen sehen Jesus als Idol, schauen zu ihm auf, beten ihn an und erreichen ihn nicht auf dem hohen Sockel, auf den sie ihn gestellt haben.
Andere wiederum sehen ihn als Ideal, wandern in seinen Fußstapfen und leben seine Lehren.

liebe Grüße,
Marco
 
jetzt ist es mir klar geworden. Danke für deinen aufschlussreichen Beitrag.
In diesem "Glaube"n ist kein "Weg" sondern ein Allmachtsanspruch verborgen.
Und darum usw usw.
Nun ist mir auch klar warum Christus sagt "Ich bin der Weg..."

Gruß willibald
 
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Hm, da gäb es viel zu sagen.
Erstens würde ich persönlich nie zu Jesus beten (genausowenig wie zum Papst oder zu Justin Timberlake). Ich sehe in Jesus nichts als einen Menschen, zwar einen aussergewöhnlichen, aber nichtsdestotrotz nur einen Menschen. Und es gibt keinen Grund, warum ich einen Menschen anbeten soll.

Zweitens, zum Thema Glaube: Natürlich hat Glaube immer 2 Bedeutungen. Das eine wie im normalen Sprachgebraucht für "eine Annahme treffen/unsicher sein", das andere aber auch eher im Sinne von "sich als Anhänger der christlichen Religion verstehen". Vor allem der zweite Sinn ist unter den Christen gemäss meiner Erfahrung völlig uneinheitlich, wird extrem unterschiedlich ausgelegt und darum macht es wohl fast keinen Sinn jemanden zu fragen, ob er auf diese Weise an Gott glaubt (wobei viele Christen das doch immer tun, und es genügt ihnen vollauf, wenn jemand "ja" sagt, dann ist es ihnen auch meist auch egal, wie man das im Detail versteht).

Persönlich hat mir Ken Wilber's Theorien unglaublich viel erklärt diesbezüglich. Ken Wilber geht davon aus, dass der Mensch im Verlaufe des Lebens typischerweise eine gewisse Persönlichkeitsentwicklung durchmacht (entsprechend der Entwicklungspsychologie). Diese Entwicklung durchläuft er in allen Persönlichkeitsberreichen, beispielsweise im emotionalen Bereich, im mathematisch-logischen Bereich, im Bereich der zwischenmenschlichen Beziehungen, das Selbstbild, uva. Nicht zuletzt gibt es auch den Bereich der Gottesvorstellungen, der dieser Entwicklung ebenfalls folgt. Nicht jeder Bereich entwickelt sich aber gleichschnell. Jemand kann beispielsweise im mathematisch-logischen Bereich ein wahres Genie sein, aber im zwischenmenschlichen Bereich eine echte Banause - ein typisch einseitiger Mensch halt. Dennoch sagt Wilber, kann man quasi als Summe über alle Ebenen hinweg eine Art "Durchschnitt" ausrechnen. Zentral ist dabei gem. Wilber vor allem der Entwicklungsstrang des Selbstbildes, weil daran ganz viele andere Dinge gekoppelt sind.

Nimmt man dieses Modell mal als gegeben an, dann wird plötztlich verständlich, wie zwei Christen völlig verschiedene Auslegungen der Bibel haben können. Wenn Jesus sagt: "Ich bin der Weg...", dann denkt sich der eine, Jesus sei der einzig wahre Gott, und kein anderer Gott sei richtig, und man müsse entsprechend Jesus anbeten. Die andern Religionen seien falsch, und darum müssten die Menschen missioniert werden. (Das ist so ungefähr die Position von Alexander hier im Forum.)
Der andere hingegen versteht das völlig anders, er grenzt diese Aussage gar nicht unbedingt gegenüber andern Religionen ab, sondern er versteht das so, dass es v.a. um eine Art innere Aufrichtigkeit geht. Es ist für ihn egal, wie oder was andere Menschen glauben, er braucht sie gar nicht zu missionieren, sondern er glaubt, dass Jesus sagen wollte, dass man nur durch tiefe Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit mit "Gott in Kontakt treten" (was dann das auch wieder heissen mag) kann.

Noch andere Leute können die Aussage ev. noch anders verstehen, halt je nachdem, wie ihr psychologisches Durchschnittsprofil insgesamt aussieht. Es ist ja irgendwie einleuchtend, dass ein Mensch, der beispielsweise Asiaten oder Afrikaner nicht für echte Menschen hält, da sie anders aussehen als Durchschnittseuropäer, eine ganz andere Auslegung der Bibel haben wird, als jemand, der schon als Kind in der ganzen Welt herumgereist ist, und mit tausend Kulturen in Kontakt kam.

(Und, nein, das ist nicht etwa als rassistisch zu verstehen, vor ein paar hundert Jahren war es für die meisten europäischen Durchschnittsmenschen einfach nicht wirklich einleuchtend, dass ein Mensch mit völlig anderer Hautfarbe und Aussehen tatsächlich AUCH ein ganz normaler Mensch sein könnte. Dieser Schritt der geistigen Abstraktion verlangt bereits recht viel ab von einem Menschen mit dem Horizont, der damals für die meisten Menschen überhaupt zu erlangen möglich war, und wir müssen uns klarmachen, dass zu jenen Zeiten der Mensch nur selten Distanzen über 100 km zurücklegte, ganz einfach er nicht so mobil war wie wir heute.)

Wer das mit der Entwicklung bisserl abstrakt findet, ein Beispiel.
In einem gewissen Alter glauben Kinder, dass Gott im Himmel die Wolken tatsächlich von Hand hin- und herschiebt. Sie sind einfach nicht fähig, sich Gott anders vorzustellen, als einen konkreten Menschen (mit übernatürlichen Fähigkeiten wie Superman). Erst langsam entwickelt sich das Verständnis heran, dass Gott nicht im Himmel auf einem Stuhl sitzt, aber dieser Schritt der Relativierung, der zunehmenden Abstraktion muss erst einmal gemacht werden!
 
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