Mondgoettin schrieb:
ich habe bekannte und freunde in den usa.doch wenn man heutzutage rueberfliegt kommt mir diese ewige froemmelei in manchen staaten sehr verdaechtig vor,dieser Zustand hat sich unter Bush verschlimmert.Manche Menschen sind schon fast "fanatisch"mit ihrer religioesen einstellung.es ist mir ein Greuel und ich verstehe nicht dass man staendig ueber den "Lord above"sprechen muss.
Klar tun das auch nicht alle dort.
Politische Themen drueben spreche ich gar nicht mehr an,es kann sein dass man naemlich auf haesslichste weise niedergemacht wird,sagt man nur ein negatives wort ueber bush und die republikaner.
Hi Mondgoettin,
hat es sich noch verschlimmert inzwischen?
Ich habe eine Weile dort gelebt. In den Südstaaten. Ist allerdings schon etwas länger her (96 / 97).
Gut, die Südstaaten sind sowieso eher nochmal besonders konservativ zu betrachten, was die religiöse Einstellung betrifft.
Aber erschrocken hat mich damals bereits einiges.
Es geschahen Dinge dort, von denen anscheinend (nach dem, was ich bis jetzt hörte) hier in Deutschland wohl nur sehr wenige Menschen was wissen.
Ich arbeitete in einer Non-Profit-Organisation für die "Low-Income-Schicht",
d. h. Leute aus den Housing Projects und Obdachlose. Die Trägerinitiative, für die ich arbeitete, hatte mehrere Projekte in der Stadt, u. a. ein Obdachlosen-Cafe, ein Job-Training-Center, eine Zusammenarbeit mit dem YMCA, etc.
Meine Kollegen waren religiös recht bunt. Ansonsten gehörten die meisten Menschen den unterschiedlichsten Kirchen (viele christliche Kirchen) an.
In ihrer Gesellschaft war es angenehm für mich, sie akzeptierten auch 'ne "Hexe", wie mich.
Aber was ich außerhalb so teilweise sah...
Es gab 2x Bombenanschläge auf Kliniken, in denen Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt werden. "Kleine Bomben" zwar...aber immerhin. Ich weiß das, denn ich war zu der Zeit dort! Warum hat das hier anscheinend nie 'ne Schlagzeile gegeben???
Jeden Morgen standen Demonstranten vor diesen Kliniken mit Schildern: "Hier wird der Tod verkauft."
Ich war auch einmal in einer kleineren christlichen Vereinigung zu 'ner Grillparty eingeladen. Dort kniete dann der Gast, zu dessen Ehren die Party veranstaltet wurde (er hatte seinen "Birthday in Christ", was bedeutet, er feierte den jahrestag seiner Taufe) allen Ernstes nieder und bat den Herrn darum, dass er den Moslems (er war Moslem bevor er Christ wurde) endlich den wahren Glauben zeigen und bestrafen möge, wenn sie nicht dazu bereit wären. Gut, er hatte Schlimmes erlebt in dem Land, aus dem er kam...aber KEINER der amerikanischen Partygäste machte auch nur die geringsten Anstalten, irgendwie zu versöhnen, auszugleichen, niemand sprach mit ihm, alle standen nur drum rum und stimmten mit ein (gerade das Verzeihen ist doch etwas, das vom Christentum immer wieder, naja...Du weißt, denke ich, was ich meine). Nein, die Partygäste heizten es sogar noch an.
Ich könnte noch mehr ähnliche Sachen erzählen...über die Haltung der Staatsgewalt unseren "Kunden" gegenüber z. B.(aufgegriffen auf der Strasse mussten die z.B. auch schon mal längere Zeit, ganz unauffällig, in Brennesseln sitzen und warten)...oder darüber, was es für Offiziere für Seminare gibt (ich kannte einen recht gut...).
Ich rede, wohlgemerkt, von einer Zeit VOR den Anschlägen vom 11. September.
So habe ich es erlebt.
Ich habe auch Menschen getroffen, die frei waren in ihrem Hirn; auch Christen, denen es absolut ernst war mit ihrem Glauben. Die Stimmungsmache, leere Traditionen und Dogma ihrer Kirche hinterfragten und taten, was ihnen im Rahmen der Nächstenliebe richtig erschien.
Meine Freundin Lisa z.B., die Katholikin war, jeden Sonntag in ihre Kirche ging und unsere "Kundinnen", die einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen lassen mussten (denn viele mussten es, z.B. deshalb, weil die Kinder schon im Mutterleib durch Crack geschädigt waren, weil kein Wohnsitz da war, wweil kein Job da war, weil das Kind von einem Freier war, etc.) durch die Demonstrantenmenge begleitete. Das war Spießrutenlauf für Lisa, denn die Demontranten vertraten die Seite
ihrer Kirche und Lisa liebte ihre Kirche. Das musste, des Gleichgewichts wegen, noch dazu erzählt werden.
Ich mach mal Schluß hier.
Sonst wird's zu lang.
Keine Schlagzeilen darüber hier, keine gefunden, bis jetzt.
L.G. quaio