Warum sich um die "richtige Sache" bemühen, wenn sie eh unmöglich ist?

HerrHundi

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Im Neid-Thread gab mara zu, manchmal neidisch zu sein.
Darauf bekam sie die Antort:
Mara kommt mir hier wie die Ehrlichste vor!
Ich lese ansonsten viel "politisch korrekte" Antworten...

Wer laesst sich schon gern in seine seelischen Abgruende schauen ;)!
Ihr werdet mir wohl alle zustimmen, dass Neid natürlich eine "menschliche" Eigenschaft ist, die viele haben, die aber nicht zu den erstrebenswerten gehört. Neid ist "schlecht", man sollte es eigentlich überwinden und nicht empfinden.
Aber wenn einer behauptet, nicht neidisch zu sein (also die Überwindung geschaft hat), hagelt's Misstrauen.
Er lügt uns (oder auch sich) was vor, er will nur nicht seine "seelischen Abgründe" anschauen und/oder preis geben...
Es gibt keine "gute Eigenschaft", die nicht sofort von jemandem angezweifelt wird, sobald einer es wagt, zu behaupten, er hätte sie...

Nun, Leute, wenn ihr nicht der Meinung seid, dass etwas "positives" möglich ist, warum behauptet ihr, es wäre richtig so?
Oder ist es nur nicht möglich, dass ein anderer es schafft, schon gar nicht, wenn es einem selbst (noch) nicht gelungen ist? :D
 
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Guter Thread, braves Hundchen :brav:, :liebe1:

warum sollte ein Mensch nicht größtenteils oder ganz frei sein von Neid?

Neid ist nur eine der 7 Todsünden. Wer diese in einem früheren Leben schon überwunden hat, braucht das jetzt nicht mehr.

Das läßt sich über die anderen Todsünden und sonstigen Lernaufgaben genauso sagen.

Wir sind alle auf dem selben Weg und alle unterschiedlich weit. Die Lektionen sind in unterschiedlicher Reihenfolge angeordnet, und wir lernen alle unterschiedlich schnell. Wo ist das Problem?
 
Leopoldine schrieb:
warum sollte ein Mensch nicht größtenteils oder ganz frei sein von Neid?


Weil dann das Bestreben weniger wird oder verschwindet, sich zu verbessern, mehr zu lernen, sein ICH weiter zu entwickeln.

Wenn man auf etwas neidisch ist, dann auf etwas, was für einen selbst bestrebenswert ist. Insofern muss Neid ja nicht zwingend schlecht sein.
Schlecht können nur daraus resultierende Handlungen sein, die anderen evtl. schaden.
 
HerrHundi schrieb:
Nun, Leute, wenn ihr nicht der Meinung seid, dass etwas "positives" möglich ist, warum behauptet ihr, es wäre richtig so?

Jetzt mal ganz ehrlich und unironisch: Ich empfinde selten ein Gefühl wie Neid. Ich hab dafür an anderen Orten zu arbeiten. Jeder hat sein Belastpäckchen irgendwo.

Hast du irgendwo Arbeit vollendet, steht an einem anderen Ort wieder neue an. "Arbeitslosigkeit" ist die grösste Lüge, die mir je untergekommen ist, genauso wie die spirituelle Erleuchtung.

Achilleus
 
... da fällt mir was Seltsames auf. Vorausschicken möchte ich allerdings meine völlige Zustimmung zu den bisherigen Posts.

Nun das Problem, das ich entdeckt habe: Neid, Missgunst, Habgier, Eifersucht, Missgunst, ...

Gibs in unserer schönen deutschen Sprache eigentlich auch ein Wort dafür, folgendes auszudrücken: Jemand anders hat etwas, das ich ihm aufrichtig und wirklich ehrlich gönne, was ich aber auch gern hätte?

Weil alle Worte, die mir dazu einfallen (siehe oben) sind negativ belegt. Neid bedeutet ja eigentlich, dass man es dem anderen nicht wirklich gönnt, etc.

Ein seltsamer Mangel unserer Sprache. Gibts vielleicht in anderen Sprachen ein Wort dafür?
Es wäre jedenfalls nicht "wetteifern" und auch nicht "Konkurrenz", denn das setzt ja schon wieder einen Kampf voraus.
Was ich suche, ist einfach nur ein Wort für "Das, was der hat, gönn ich ihm, will ich aber auch für mich"

Ideen?
 
Hi Hundi,

vielleicht glaubts man der Person nicht, weil sie sich vorher unbewusst als neidisch geoutet hat, auch wenn sie das "offiziell" vor ihrem Ego und den anderen nicht wahrhaben will. Bei Gutmenschen kommt das oft vor.


Ellinaelea schrieb:
Gibs in unserer schönen deutschen Sprache eigentlich auch ein Wort dafür, folgendes auszudrücken: Jemand anders hat etwas, das ich ihm aufrichtig und wirklich ehrlich gönne, was ich aber auch gern hätte?

Keine Ahnung, aber gönnen passt ja schonmal. Aber das zeigt auch, wie schön friedlich es ist, wenn man nur an seinen eigenen Vorteil denkt, ohne sich auf andere zu beziehen. Denn Neider sind ja auch sehr umweltsbezogen. Oft ist das Leben ja auch kein Nullsummenspiel, wo der eine nur auf kosten eines anderen etwas haben kann.
LG
 
Ellinaelea schrieb:
Gibs in unserer schönen deutschen Sprache eigentlich auch ein Wort dafür, folgendes auszudrücken: Jemand anders hat etwas, das ich ihm aufrichtig und wirklich ehrlich gönne, was ich aber auch gern hätte?

Weil alle Worte, die mir dazu einfallen (siehe oben) sind negativ belegt. Neid bedeutet ja eigentlich, dass man es dem anderen nicht wirklich gönnt, etc.

Ein seltsamer Mangel unserer Sprache.

Ideen?
uneigennützig-
gemeinnützig-
grossherzig-
grosszügig-
hingebend-
 
Astralengel schrieb:
Weil dann das Bestreben weniger wird oder verschwindet, sich zu verbessern, mehr zu lernen, sein ICH weiter zu entwickeln.

Wenn man auf etwas neidisch ist, dann auf etwas, was für einen selbst bestrebenswert ist. Insofern muss Neid ja nicht zwingend schlecht sein.
Schlecht können nur daraus resultierende Handlungen sein, die anderen evtl. schaden.

Mir fällt dabei ein, wie ich mich vor etlichen Jahren verhalten habe, als ich unbedingt Reiten erlernen wollte , meine Freundin es schon viel besser konnte, die Gefühle , die ich dabei hatte. Sie gingen los bei Neid, wandelten sich aber ganz rasch in totalen Lerneifer und in das gute Gefühl, Stück für Stück vorwärts zu kommen.
Mittlerweile macht es ganz grossen Spass, den Neulingen das zu lernen, wofür sie heute mich beneiden. Der Beneidete erfährt also auch eine gewisse Genugtuung - und das ist ja schon wieder was zum Abgewöhnen (schäm...)
 
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Hallo @all,
Neid ist doch prinzipiell mal was absolut Natürliches, oder?
Im Endeffekt zählt doch, was man draus macht, und wie ausgeprägt neidisch man ist, finde ich.
Wenn ich etwas erstrebenswert, beneidenswert finde, und deshalb versuche dem nachzueifern, ohne dabei jemand anderen prellen oder bescheißen zu wollen, emp-finde ich das erstmal positiv.
Wenn ich etwas haben will, was ein anderer hat, und ich deswegen dieser Person die Pest an den Hals wünsche, dann habe ich ein Problem.
Wenn ich mir Dinge einbilde, die ich beim besten Willen nie erreichen werde, und um die ich andere beneide, habe ich ebenfalls ein richtiges Problem.
Es kommt, finde ich, also letztendlich drauf an, wie der Neid jeweils gelagert ist-
Neid im Sinne von erstrebenswert im erreichbaren Rahmen, halte ich für eine sinnvolle Lernaufgabe, Neid in dem Sinne, dass ich anderen missgönne oder ihnen deshalb am liebsten schaden würde, ist vermutlich zu allererst für einen selbst schädlich.

Gruß, Ariel

PS: Irgendwie fällt mir dazu aber auch noch das alte Sprichwort mit ein: Beware what you pray for, it might be given to you.
 
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