Der Zinseszins-Effekt und die Staatsverschuldung
Hast Du Dich in letzter Zeit auch schon mal die Frage gestellt: Werden unsere Regierungen die horrenden Staatsschulden überhaupt jemals wieder in den Griff kriegen? Die Antwort lautet: Nein, das werden sie nicht können. Denn die Probleme der Staatsschulden, denen sich die Länder heute gegenüber sehen, haben ihren Ursprung nicht etwa in der Finanzkrise und den Rettungspaketen für die Banken, wie die Medien es uns auf den ersten Blick glauben machen, sondern sie gehen viel tiefer, sie sind nämlich systemimmanent. Was heisst das? Und was hat der sogenannte Zinseszins-Effekt damit zu tun?
Eigentlich ist dieser Denkansatz absolut simpel und für jeden klar denkenden Menschen ziemlich verständlich. Das Problem liegt im derzeitigen Geldsystem, und zwar beim Zinseszins.
Woher kommt unser Geld, was ist der Zins und warum führt er zu immer mehr Schulden?
Ganz vereinfacht gesagt: Geld wird in unseren Zentralbanken "kreiert", also die EZB (Europäische Zentralbank) verleiht an unsere Kreditinstitute für wenige Prozent Zins Geld, welches diese dann wiederum für einen etwas höheren Anteil an Zinsen an ihre Kunden weiterverleihen. Die Spanne daraus ist der Gewinn, der die Bank daraus für sich zieht. Aber auch das angelegte Geld der Sparer wird so innerhalb des Kreislaufes gegen Zinsen weiterverliehen (sei es z.B. als Kredit an Privatpersonen oder an Unternehmen). Wer also Geld auf die hohe Kante legt, bekommt Zinsen, und auf diese Zinsen noch einmal Zinsen, und auf diese Zinsen ...
Auf Dauer gesehen ist nun das Problem beim Zinseszins die Geldvermehrung. Je nach Kredit- und Anlageform verdoppeln sich Geldvermögen in regelmäßigen Zeitabständen, das nennt sich im Fachjargon "exponentielles Wachstum". So verdoppelt sich ein Guthaben welches mit 3% verzinst wird in ungefähr 24 Jahren, wenn dieses mit 6% verzinst wird bereits nach 12 Jahren und bei 12 % hat es sich nach etwa 20 Jahren bereits verzehnfacht.
Das ist doch eine herrliche Sache, man muss nicht arbeiten und verdient dabei trotzdem Geld, aber woher kommen dann diese Zinsen? Das ist eine grundlegende Frage, die man sich stellen muss, denn Zinsen müssen immer erarbeitet werden. Genau deshalb kommt es immer wieder zum viel propagierten Wachstumszwang der Wirtschaft, auf ihr lastet der permanente Schuldendruck, die Wirtschaft (das BIP) muss diese Zinsen also erarbeiten.
Das oben genannte einfache Beispiel eines Sparguthabens muss man sich nun auf die weltweit vergebenen Kredite und Geldguthaben übertragen vorstellen. Wo die Geldsumme wächst, wachsen auch die Schulden und damit der Zwang der Wirtschaft, die Zinsen dafür zu erwirtschaften. D.h. der gesamte Geldkreislauf wird weiter und weiter "aufgebläht", und da diese Spirale aufgrund der am Ende exponentiellen Wirkung irgendwann (ca. alle 70 Jahre) an Grenzen stößt, da die Wirtschaft (das BIP) in einem begrenzten System (Erde) nicht exponentiell mitwachsen kann, eskaliert die Situation.
Deshalb muss jedes Wirtschaftssystem, das auf dem Zins- und Zinseszins-System beruht kollabieren. Umso länger das Wirtschaftssystem ohne eine Währungsreform - existieren kann, desto schneller wachsen die Zinszuströme und somit auch die Vermögen und Schulden. Am Ende der Schuldnerkette stehen die Staaten, welche sich im Namen der Bürger und Unternehmen verschulden müssen um das System weiter aufrecht erhalten zu können.
Nicht die Finanzkrise oder die Immobilien-Krise in den USA, wie es von den Medien genannt wird, oder die momentane Krise in Griechenland sind das Hauptproblem, dem sich unsere Regierungen gegenüber sehen. Vielleicht ist Griechenland aufgrund seiner eigentümlichen "Fikilaki"-Kultur eines der ersten "System-Opfer", aber darauf werden noch viele andere folgen, schon bald. Das wirkliche Problem wird im Geldwesen zu suchen sein, und in der unerbittlichen Mathematik des Zinseszins-Mechanismus.