von der Liebe getragen

Liebe Simi,

Hass ist enttäuschte Liebe, Katarina. Du wünschst dir, dass dein Sohn dich liebt- tut er aber nicht, er benimmt sich wie ein Ar***loch. Wenn du dir das bieten lässt, dann liebst du dich selbst nicht- du wartest darauf, dass er es tut. Das ist deine "schwarze Seite"- das Warten, geliebt zu werden.

Ich habe nicht den geringsten Zweifel daran, dass mein Sohn mich über alles liebt. Aber wo Liebe ist, ist eben auch Hass. Letzteres verdrängen wir nur allzu gern. Übrigens lass ich mir von meinem Sohn nichts mehr bieten. Er lebt gar nicht mehr bei mir, aber sein Zerstörerprogramm läuft dennoch auf vollen Touren weiter. Und ich sehe das so aus der Ferne und übe mich in der Akzeptanz dessen, was ist.

Die bedingunglose Liebe liebt sich selbst- und ist deshalb unabhängig von der Liebe anderer. Konkret heisst das, sich von der Vorstellung zu verabschieden, jemals von anderen geliebt zu werden.

Ja, das sind so die schönen Schnacks. Und dennoch fühlen wir eben oft so anders. Und es ist okay!

Katarina :)
 
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Liebe Katarina!

Schönes Gedicht...ich sehe Deine Interpretation:
Ich habe nicht den geringsten Zweifel daran, dass mein Sohn mich über alles liebt. Aber wo Liebe ist, ist eben auch Hass. Letzteres verdrängen wir nur allzu gern.
ein klein wenig anders:

Dort wo Liebe ist, ist auch Angst. Angst, das Kind zu verlieren, Angst NICHT geliebt zu werden....ich empfinde das nicht als Hass, sondern als pure Angst (von meiner Seite). Und auch das Kind kann dieselbe Angst haben!

Und ich glaube, sich das einzugestehen, macht einen großen Unterschied im Empfinden. Es ist ein Unterschied, ob es als Hass --> Globalgefühl (ich sehe es als Sackgasse) oder Angst --> lässt sich differenzieren und analysieren - empfunden wird.

Die schwarzen oder grauen Schafe zeigen mir immer wieder, wo meine Ängste sind....

Liebe Grüße
Reinfried
 
Ist dort wirklich Angst, wo auch Liebe ist?


Oder folgt die Liebe auf die Angst?


Die Angst schließt das Herz, die Liebe macht es weit auf...




Mercie
La Dame
 
Ist dort wirklich Angst, wo auch Liebe ist?


Oder folgt die Liebe auf die Angst?


Die Angst schließt das Herz, die Liebe macht es weit auf...




Mercie
La Dame

Ja, defintiv. Überhaupt wenn man Kinder hat, klingen diese Sprüche wie "Wo Liebe ist, kann keine Angst sein..." etc. nur platt.

Die Realität ist...Liebe beinhaltet - vor allem in Bezug auf Kinder - auch Angst.

Liebe Grüße
Reinfried
 
Liebe Lucille,

dein Gedicht ist wirklich sehr schön und beschreibt den vollkommenen Zustand in der Liebe. Warum nur schaut die Realität so anders aus?

Das ist genau der Punkt. Warum sieht es so anders aus? Vielleicht sieht es aber nur anders aus. Vielleicht ist das nur der Schein? Wenn, wie ich meine, die Liebe den Hass birgt und bedingt, dann ist das alles Liebe. Allerdings passt dann das Wort "Liebe" nicht mehr, weil wir es immer als die persönliche Liebe verstehen und die setzt eben auch den Gegenpol voraus. Das was jenseits davon wäre, wäre unpersönlich. Wir Menschen sind aber nicht unpersönlich. Wir lieben und wir hassen.

Diese bedingunglose Mutterliebe - diese Herzensverbindung zu den Kindern, wie du das so treffend beschreibst - die kenne ich auch.
Die sog. "schwarzen Schafe" sind diejenigen, die der Liebe am meisten bedürfen. Man macht sich endlose Gedanken um sie, in ihnen sucht man seine eigenen dunklen Seiten ("was habe ich falsch gemacht...?"), sie sind Spiegel der besonderen Art.

Ja, sie sind Spiegel der besonderen Art. Ob gerade sie der Liebe besonders bedürfen? Ich weiß nicht. Ich schätze mal, auch die weißen Schafe freuen sich über Zuwendung. Ich hatte meine weißen Schafe über die Beschäftigung mit meinem schwarzen Schaf völlig vernachlässigt, - so sehr war ich damit beschäftigt, dieses schwarze Schaf meine Liebe spüren zu lassen. Ich dachte mir, die konsequente Besinnung auf die Liebe würde heilsam wirken. Dabei habe ich außer Acht gelassen, dass Liebe und Hass die beiden Seiten derselben Medaillie sind. Nein, ich habe nichts falsch gemacht. Ich habe mein Bestes gegeben, - auch wenn ich heute anders damit umgehen würde. Heute gestatte ich keinerlei Grenzüberschreitungen mehr. Dass man sein Kind liebt, kann man auch ausdrücken, indem man es klar und konsequent in seine Grenzen verweist. Und wenn die freundliche Ansage nicht reicht, dann eben anders. Und wenn es gar nicht anders geht, dann steht eben eine Trennung an.

Mein Sohn (kein schwarzes, aber zumindest ein dunkelgraues Schaf), zB, "kann" immer nur dann zu mir kommen, wenn ich "gut drauf" bin. Mich verletzt diese Einstellung, die er freimütig zugibt, zutiefst. Aufgrund meiner derzeitigen Lebenssituation (natürlich auch selbst mit-verursacht) kann ich aber nicht immer den vergnügten no-problem-Optimismus an den Tag legen. Aber was tue ich? Damit er überhaupt kommt (das ist selten genug) gebe ich mich so, wie er mich haben will. Es fühlt sich so furchtbar an. Aber im tieferen Bewusstsein, dass mein Anteil an seinem so-sein nicht unerheblich ist, mache ich dieses Theater mit. Es ist schwer zu erklären.

Ich glaube, das mußt Du gar nicht erklären. Auch ich habe mich meinem Sohn gegenüber verbogen, aber so war es eben einfach. Es wird sicherlich der Zeitpunkt kommen, wo Du entscheidest, das so nicht mehr mitzumachen. Manchmal brauchen wir einfach ein wenig Zeit.

Katarina :)
 
Ist dort wirklich Angst, wo auch Liebe ist?

Oder folgt die Liebe auf die Angst?

Die Angst schließt das Herz, die Liebe macht es weit auf.

Mercie
La Dame

Ich würde sagen, die Angst kann das Herz schließen. Das muß aber nicht so sein. Es hängt wohl vom eigenen Umgang mit der Angst ab.
Ich kenne gut die Zustände, in denen Angst mein Herz verschließt. Da will ich mein Herz vor dem Schmerz schützen, den das, wovor ich Angst habe, auslösen kann. Aber ich kenne auch gut die Zustände, wo ich Angst habe und mein Herz dennoch ganz weit offen bleibt. Da kann ich mich dann - aufgerichtet und offen - durch die Angst hindurchatmen und nix verschließt sich. Also scheint mir das nichts zwangsläufiges zu sein.

Ob die Liebe nun mit Angst oder mit Hass einhergeht oder vielleicht mit beidem, ist vielleicht letztlich gar nicht so wichtig. Worauf ich hinaus wollte, war folgendes: das Bild von der bedingungslos liebenden Mutter/Partnerin, dem bedingungslos liebenden Vater/Partner, gar Jesus, scheint irgendso ein hartnäckiges Gehirnwäschekonstrukt zu sein, das mit unserer Realität nicht viel zu tun hat. Es gibt keine bedingungslose persönliche Liebe, die nicht auch Hass in sich tragen würde. Wer nicht hassen kann, kann auch nicht lieben. Der ist vom Leben abgeschnitten. Es ist okay, zu hassen. Es ist okay, zu lieben. Wir sind einfach so.
Das Universum/Gott/die Alleinheit (oder wie auch immer man es nennen will) ist völlig neutral. Es ist absolut unpersönlich und es erlebt Persönlichkeit durch uns und deswegen sind diese ganzen "negativen" Gefühlspole auch völlig okay. Sie gehören einfach dazu. Hätten wir sie nicht, wären wir völlig vom Leben abgeschnitten. Wir sind nun mal nicht als Baum geboren, sondern als Menschen und dazu gehören diese Gefühle einfach.

Irgendwie treibt uns immer noch die Vor-Stellung, wir müßten es uns und anderen recht machen, wir müßten es irgendwie richtig machen, wir müßten lieb sein, Liebe geben, um Anschluß an die große Kraft zu bekommen. Das scheint mir ein Trugschluß zu sein. Die große Kraft , die das pulsierende Leben gebiert und sich durch uns erfährt, ist völlig neutral. Und wer den Hass in sich negiert, der negiert das Leben an sich. Denn das Leben ist Alles, - so wir wir. Amen;)!

Katarina :)
 
Hallo Katarina,

vielleicht liegt der Schlüssel im Verstehen. Kann ich jemanden den ich verstanden habe noch hassen?

Kaji
 
Hi Kaji,

vielleicht liegt der Schlüssel im Verstehen. Kann ich jemanden den ich verstanden habe noch hassen?

Da sprichst Du was ganz interessantes an. Verstehen ist eine Verstandesleistung. Hass ist ein Gefühl. Man kann sich diesen Hass über das Verstehen "wegdenken", - aber nur scheinbar. Er wuchert im Untergrund weiter. So zumindest meine Erfahrung.

Hass hört sich so gewaltig und schlimm an. Aber mir scheint, mit dem Hass ist es wie mit der Liebe. Es ist ja kein Dauerzustand, der sich permanent und ständig gegen jemanden richten muß. Liebst du z.B. Deinen Partner ständig und immer, - vorausgesetzt Du hast einen?
Also ich liebe meinen Partner nicht immer. Manchmal habe ich Mordgelüste. Immerhin aber ist diese Verbindung bislang stabil genug, um das auszuhalten. Wer mir erzählt, er liebe seine Kinder, seinen Partner, seine Eltern, immer (und zwar in dem Sinn, dass er tatsächlich nie ablehnende Empfindungen habe), dem glaube ich nicht. Immer wenn man mit jemandem eng zusammen ist, gibt es Reibung/Feuer und damit Ablehnung und Anziehung.
Wenn ich mir jetzt die Ablehnung über das Verstehen schönrede, dann unterdrücke ich da etwas ganz lebendiges in mir. Ich kenne das sehr gut. Ich war Meisterin darin, mir gegenüber Grenzüberschreitungen zuzulassen und diese mit meinen Intellekt zu erklären. Wie gut habe ich immer alle verstanden, wie toll habe ich hinter die Kulissen geschaut und die Zusammenhänge, meine Verantwortlichkeit und auch das Elend des anderen erkannt. Wut oder Hass habe ich da gar nicht gespürt. Das Beste dabei, ich habe nichtmals Entschuldigungen angenommen, - mit dem schöngeistigen Hinweis auf die Nichtexistenz von Schuld.
Und dann habe ich mich doch manchmal gewundert, wieso ich bei so scheinbar unbedeutenden Dingen wie z.B. einem vogeljagenden Kater so eine Bestie wurde. Da wo meine Wut und mein ganzer Hass eigentlich hingehört hätte, da habe ich ihn über den Verstand weggedrückt, - und in anderen Zusammenhängen bin ich völlig ausgetickt.
Hey, so wird mensch krank!

Das Problem sind nicht Wut und Hass, sondern das Problem ist, dass wir diese als negative Gefühlszustände nicht haben wollen. Genau mit dieser Haltung bleiben wir nämlich in ihnen hängen, - und haben dann oft so merkwürdige Spiegel wie z.B. die schwarzen Schafe. Das ist Stagnation.

Katarina :)
 
Wer nicht hassen kann, kann auch nicht lieben. Der ist vom Leben abgeschnitten. Es ist okay, zu hassen. Es ist okay, zu lieben. Wir sind einfach so.

Das sehe ich absolut nicht so. Das ist ein Trugschluss, eine falsche Verknüpfung. Ich sehe keinen Grund, warum ich hassen müsste, nur um lieben zu können.:confused:

Irgendwie treibt uns immer noch die Vor-Stellung, wir müßten es uns und anderen recht machen, wir müßten es irgendwie richtig machen, wir müßten lieb sein, Liebe geben, um Anschluß an die große Kraft zu bekommen. Das scheint mir ein Trugschluß zu sein.
Da sehe ich allerdings ein großes Potential für den Hass. Hass kann entstehen, wenn man es eben versucht, allen recht zu machen, sich selbst und seine Bedürfnisse ignoriert...DANN ja. Aber nicht zwingend bei der Liebe. Da sind zwei Dinge miteinander verknüpft, die nicht zusammengehören.

Liebe Grüße
Reinfried
 
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Das sehe ich absolut nicht so. Das ist ein Trugschluss, eine falsche Verknüpfung. Ich sehe keinen Grund, warum ich hassen müsste, nur um lieben zu können.:confused:

Es gibt nichts auf dieser Welt, was Du hasst? Keinen Trigger, der Dich zum Durchknallen bringen könnte?

Katarina:)
 
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