Viktor Frankl

  • Ersteller Ersteller Zauberin
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Walter schrieb:
Ich denke nicht dass man in so einem Fall das Wort "Vorwurf" in den Mund nehmen sollte.

Wer sich ernsthaft dafür interessiert dem empfehle ich das Buch von Viktor Frankl:

...trotzdem Ja zum Leben sagen
Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager

Ein Buch das einen packt und nicht mehr los lässt, fern jeder Sensationssucht....

Hallo Walter!

Ich habe einen Dokumentarfilm über Viktor Frankl gesehen und dort wurde
von seiner Frau behauptet, dass es sich eigentlich nicht um Vorwürfe, sondern
direkt um Beschuldigungen gehandelt hat. Ich glaube, vor allem seitens
der Verwandten im KZ gestorbenen - früheren Selbstmördern. Mir schien
das Wort Beschuldigung zu schlimm, aber wenn Dich das Wort Vorwurf
so stört, kann ich natürlich das Wort Beschuldigung benutzen.

Ich muss zugeben, ich werde z.B. das Wort Sensationssucht in Verbindung
mit diesem Thema nicht in den Mund nehmen.

Alles Gute :)
P.
 
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Hallo Walter und alle!

Ich habe diesen Thread geöffnet, weil ich bis jetzt wirklich nicht weiß,
ob es richtig war, die Selbstmörder zu retten und weil ich wissen wollte,
wie Ihr das sieht.

Wenn Du Dich, Walter, durch diesen Thread unangenehm berührt fühlst,
könntest Du bitte schreiben warum? Ich wollte und will keine Gefühle verletzen.

Es gibt Themen in dieser Richtung: Selbstmord und Verantwortung, die mich tief beschäftigen.

Es passt nicht besonders zum Thema des Threads, aber trotzdem:

Ich mag Goethes Werke und schätze sehr seine schriftstellerische Fähigkeit,
aber ich habe doch gegen ihn persönlich einen Vorwurf:

Ich habe erfahren, dass nach dem Erscheinen seines Buches: Die Leiden
des jungen Werthers, sich mehrere (viele?) Menschen wegen einer unglücklichen Liebe umgebracht haben, dem romantischen Beispiel des Romans folgend. Das war natürlich ihre Verantwortung, sie sollten sich nicht so tief
von diesem Buch beinflussen lassen, aber trotzdem :dontknow:.
Was mich stört, ist, dass Goethe selbst, der in diesem Roman seine eigene Geschichte erzählt, sich nicht in Wirklichkeit umgebracht hatte>> er ließ nur den Romanhelden sterben.
Aus meiner Sicht konnte dieser Roman, wenn er nach der Wirklichkeit bis
zu Ende (Goethe hat seine unglückliche Liebe überwunden) geschrieben
wäre, eine gute psychologische Vorlage sein, wie man mit einer ünglückli-
chen Liebe umgehen soll und könnte vielleicht sogar manchem potentiellen Selbstmörder (Es gab und wird es immer Selbstmörder aus unglücklichen Liebe geben) helfen, sein Vorhaben aufzugeben.
Das dachte ich und war enttäuscht, dass niemand diese Überlegung
mit mir teilte. Bis ich nach vielen, vielen Jahren Prof.Dr. Erwin Ringel (den
ich schon vorher bewunderte) hörte, im Fernsehen GENAU das Gleiche
zu sagen. Da war ich natürlich überglücklich = ich war doch nicht so anders-
artig, wie ich schon mittlerweile dachte.

Ich habe das erzählt um zu zeigen. dass mir das Thema Selbstmord schon
immer am Herzen lag und tief beschäftigte. Es geht mir nicht um Sensations-
sucht.

Alles Gute :)
P.
 
Zauberin schrieb:
Ich werde gerne wissen, wie Ihr darüber denkt.
Würdet Ihr auch lieber dem KZ durch Selbstmord ausweichen?
Würdet Ihr solche Selbstmörder retten, wenn Ihr wüsstest, was sie höchst-
wahrscheinlich erwartet?

Alles Gute :)
P.
Ich wuerde dem KZ wahrscheinlich durch Selbstmord ausweichen und einen Selbstmoerder nur dann retten, wenn ich ihn auch in Sicherheit bringen koennte.
Ich sehe das so:
Da der Mensch sich angeblich dieses Leben mit seinen Schwierigkeitsgraden selber aussucht, seine Seele sich aber in einer Art Nebelzustand zu befinden scheint, wie sich das im einzelnen konkret anfuehlt, gestehe ich jedem das Recht zu, seine Entscheidung nachtraeglich zu aendern.
Dazu passt zufaellig oder eben nicht zufaellig das, was ich gestern abend bei Shakti Gawain las:

"Die Energie unserer Seele ist von unserem irdischen Wesen sehr verschieden. Sie besitzt eine sehr weite Vision und Perspektive, doch wenig Verstaendnis dafuer, was es bedeutet, als Mensch zu leben"

Das schreibt sie zwar nicht im Zusammenhang mit Suizid, trifft aber haargenau das, was ich schon seit langem denke:
Eine Seele buerdet sich manchmal mehr auf, als sie verkraften kann, wahrscheinlich aus diesem kosmischen Ueberblick im koerperlosen Zustand heraus.
Vielleicht ist uebermaessiges Leiden ja voellig unnoetig und sinnlos!
Edgar Cayce erfuhr bei einer seiner Rueckfuehrungen, dass einer Seele vor der Inkarnation geraten wurde, sich nicht so ein schwieriges Schicksal aufzuhalsen, es lieber sanfter angehen zu lassen.

Bijoux
 
FIST schrieb:
hugh

mit Religiöses Wesen meine ich, das der Mensch eingebunden ist in ein Glaubenssystem, einen Kulturkodex usw..

Und in genau so einem handelte Frankl. Seine Mitleidensgenossen waren ja nicht einfach nur Menschen fü ihn, sondern es waren auch Glaubensgenossen von ihm, die an das gleiche glaubten wie er.. also "musste" er sie, innerhalb deses Glaubens vom Selbstmord abhalten, da die Juden ja auch gegenüber Gott verplichtet sind und ihren Bund zu halten haben..

Das passt auch wunderbar zur "und trotzdem Leben" einstellung von Frankl.. er gab seine Vorstellungen nicht auf, er blieb was er warx, er wurde nicht gebeugt...

by FIST
Hallo Fist,
ich sehe das genauso wie du!
Viktor Frankl konnte nicht anders handeln.
Ich verstehe ihn, obwohl ich niemanden gerettet haette - aus meiner jetzigen Sicht und aus meiner Weltanschauung.

Bijoux
 
Man könnte sagen, ich darf nicht in das Leben eines anderen eingreifen - bei Castaneda gab es mal so eine Stelle, da wollte er ein Tier von der Fahrbahn retten und Don Juan fragte wie er dazu käme, er wüsste doch gar nicht auf welche Seite der Straße das Tier gehörte.

Ich bin aber auf jeden Fall für das "retten", denn solange der andere lebt, hat er noch die Chance irgendetwas zu lernen, ansonsten muss er noch mal inkarnieren. Im KZ konnte man überleben, wenn man einen starken Willen hatte, wie kann ich entscheiden, ob einer nicht vielleicht diesen starken Willen ausbildet?

Liebe Grüße Inti
 
Inti schrieb:
Man könnte sagen, ich darf nicht in das Leben eines anderen eingreifen - bei Castaneda gab es mal so eine Stelle, da wollte er ein Tier von der Fahrbahn retten und Don Juan fragte wie er dazu käme, er wüsste doch gar nicht auf welche Seite der Straße das Tier gehörte.

Ich bin aber auf jeden Fall für das "retten", denn solange der andere lebt, hat er noch die Chance irgendetwas zu lernen, ansonsten muss er noch mal inkarnieren. Im KZ konnte man überleben, wenn man einen starken Willen hatte, wie kann ich entscheiden, ob einer nicht vielleicht diesen starken Willen ausbildet?

Liebe Grüße Inti

Hugh Inti

ich glaube nicht, das man ein KZ nur dank dem Willen überleben konnte... denn der Wille der Insasen zählte nichts, null, für die Nazis hatten sie keinen... sie waren der reinen Willkür ausgeliefert...

Das einzige, was ein Wille in einem KZ wirklich bewirken konnte, und das hat Frankel an sich selber bewiesen, war eben, das man Mensch bleibt, das man sich nicht aufgiebt, das man Erhabenen hauptes und mit sich im Reinen dem Schicksal entgegen sieht, sich nicht beugen lassen

Ich finde das bestens bei Orwells 1984 ausgedrückt

Winston "Wir dürfen uns nur nicht verraten."
Julia :" Ich werd dich verraten, ich werd alles gestehen."
Winston : "das meine ich nicht... wenn sie mich dazu bringen würden, dich nicht mehr zu lieben, dass währe Verrat."

ich denke in dem Sinne hat Frankl sich nicht verraten... er blieb Mensch...

by FIST
 
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FIST
ich glaube nicht, das man ein KZ nur dank dem Willen überleben konnte.
in meinem Satz gab es kein NUR, aber ich denke der Überlebenswille war die Rettung, sei es weil ich eine Geliebte wiedersehen wollte, oder weil ich so stark an das Gute glaubte, oder auch im negativen Sinne, weil ich meine Ellebogen gebrauchte. Du beschreibst ja selber den Überlebenswillen von Frankl.
Liebe grüße Inti
 


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