Wenn ich "zwischen die Zeilen" lese, dann sind die Unterschiede bei den einzelnen Schulen gar nicht so widersprüchlich. Einig sind sich, soweit ich das sehe, so ziemlich alle, dass der IC bzw. das 4. Haus für die Herkunftsfamilie stehen - also für jenes System, über das das Leben zu mir gekommen ist, aus dem ich das Leben empfangen habe. "Das Leben empfangen" wird oft mehr oder weniger automatisch mit Mutter assoziiert. Es gehören aber zwei dazu, um Leben weiter zu geben. Ein Aspekt von Polarität also, und folgerichtig kommt der Gegenpol des IC ins Spiel, der MC bzw. Haus 10 - oder, wenn ich's zusammenschauen will, die Achse 4/10.
Wenn ich eher im 2. Quadranten bleiben will, dann ist das +/-Paar 4 und 5, um Leben zu zeugen (und meistens nicht gesehen, aber biologisch unverzichtbar: 1 und 2 ... ohne Mars und Venus kein Geschlechtsakt, keine Eltern, keine Kinder).
Elternschaft ist ja eine vielschichtige Angelegenheit (wie sich etwa auch am Beispiel der Adoptionen zeigt), es werden diese vielen Schichten jedoch erst seit vielleicht hundert Jahren betrachtet, während die Astrologie und ihre symbolischen Zuschreibungen wesentlich älter sind. Nach heutigem Wissen über Elternschaft ist die Aussage "Das ist der Vater!" oder "Das ist die Mutter!" einfach viel zu unscharf. Kommt dazu, dass vor 100 Jahren die gesellschaftlichen Rollenzuschreibungen in puncto Elternrolle noch völlig anders ausgesehen haben als heute, und auch das ist natürlich in der Deutung zu berücksichtigen. Wenn ich mit den stereotypen Rollenbildern des Biedermeier, die noch viele Deutungsbücher prägen, heutige Lebenswirklichkeiten zu beschrieben versuche, geht das wohl eher daneben.
Ich meine, es sind da im Horoskop einfach die verschiedenen Aspekte von Elternschaft auf verschiedene astrologische Symbole aufgeteilt - und das sogar oft auch Mann-Frau-übergreifend: Bestimmte - nicht alle - "mütterliche Qualitäten" können durchaus auch vom Vater übernommen werden und umgekehrt, sprich: je nach Konstellation des Elternparts kann der mal eher dem Saturn-, mal eher dem Mond-Prinzip entsprechen, und wenn ich als Deutender die Mutter eher durch die Saturn-Brille zu betrachten gelernt habe, dann werde ich dafür auch genug viele Bestätigungen zu finden. Genauso wie jene, die dem Mond den Vorzug für "das Mütterliche" geben.
Ich stimme da Simi schon zu: Über die realen Eltern kann ich aus dem Horoskop wenig erfahren. Ich kann aus meinem Horoskop deuten, wie Elternschaft für mich eine Rolle spielt ... und das wird dann durchaus in beide Richtungen spannend, wenn ich zum Beispiel sehe, wie ich selbst als Elternteil ticke. Und wie das über meine Eltern und über mich auf meine Kinder geht. Oder, wie Bert Hellinger - nicht astrologisch, sondern systemisch - sagt: Wir sind nicht wie unsere Eltern, wir sind unsere Eltern.
Alles Liebe,
Jake