Unschuldig...

LoneWolf

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16. Februar 2006
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Wien
trieb ich von Traum zu Traum - doch erst nachdem ich diesen Zug bestiegen hatte

goldene%20mitte.jpg


machte ich mich auf die Suche nach meiner goldenen Mitte.
 
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versteckte ich mich in einem Abteil und verlor mich in einem Traum von Zwergen und Drachen.
Das Rumpeln der Schiebetür weckte mich und der kleinwüchsige Schaffner fragte freundlich nach meinem Befinden. Ich fragte ihn nach dem Preis.
"Gute Idee!" rief er und freute sich sehr über meine Kreativität. "Einen Preis werden wir brauchen. Ohne Preis kein Fleiß, hoher Preis, hoher Fleiß."
Nach dieser Auskunft schloss sich die Tür wieder und ich sank in meinen Traum zurück.
Am Rattern der Räder merkte ich, dass der Zug schneller wurde.
 
Viele Menschen traf ich im Zug. Sie liefen aneinander vorbei oder hielten kurz inne, wechselten ein paar Worte, zogen weiter, rannten sich gegenseitig über den Haufen, halfen sich wieder hoch oder auch nicht. Neue Passagiere stiegen zu, ohne dass der Zug auch nur geringfügig seine Geschwindigkeit drosselte. Andere wieder bereiteten sich zum Aussteigen vor und holten sich noch schnell eine Limo aus dem Speisewagen. Kurz: es war ein Kommen und Gehen in dem Zug und alle schienen - so wie ich selbst auch - etwas zu suchen. Manch einer wusste sogar, was er suchte und viele hatten das Glück auf ihrer Seite und wurden auch fündig.

Soweit ich die Regel begriff, stand es den Passagieren frei, zu suchen, wo und was sie wollten. Es gab genau zwei Richtungen, in denen man suchen konnte. Entweder suchte man in Fahrtrichtung oder gegen die Fahrtrichtung. Suchte man in Fahrtrichtung, wurde es heißer und heißer, suchte man in der anderen Richtung, wurde es immer kälter.

Da ich weder vor, zur Lokomotive wollte, noch Sehnsucht nach dem letzten Wagon hatte - beides war einem normalen Säugetier nicht zumutbar - schien es mir naheliegend, nach der güldenen Mitte zu suchen. Das Prinzip war einfach, doch schwer zu verwirklichen, denn der Zug rüttelte sehr.

Auf der Suche wurde ich müde, zog mich in ein leeres, erträglich klimatisiertes Abteil zurück und versank in einem schönen Traum von gutartigen Eisbären und freundlichen Drachen.

Märchen vom Geisterzug ist noch nicht fertig...
 
Es liest sich wunderschön und lässt Spannung auf die Fortsetzung aufkommen.
Werde aber vor dem nächsten Weiterlesen mal meinem Body etwas Schlaf gönnen. Und vielleicht kommt ja auch ein so schöner und interessanter Traum ;)

Gute Nacht!
Bram
 
Auf der Suche nach der güldenen Mitte wurde ich müde, zog mich in ein leeres, erträglich klimatisiertes Abteil zurück und versank in einem schönen Traum von gutartigen Eisbären und freundlichen Drachen...

…aus dem gab es ein jähes Erwachen.

"Zugestiegen?" donnerte fragend aber bestimmt die Stimme des Schaffners aus nicht mehr all zu großer Ferne an mein Ohr. Mit einem Schlag war ich aus meiner Traumwelt erwacht und wusste: "Ich muss das Abteil wechseln!" Nun war ich nicht mehr auf der Suche, sondern auf der Flucht.

Man konnte in diesem Zug in zwei Richtungen flüchten. Nach vorne, wo es unerträglich heiß wurde. Von da kam auch der Schaffner und der war ein hünenhaftes Kontroll-Organ. Ein uniformierter, pflichtbewusster Beamter, der vergessen hatte, dass auch er nur ein Reisender war… ein Reisender, der sich irgendwann im Traum, Schaffner zu sein, verloren hatte.

Dunkel erinnerte ich mich an flüchtige Begegnungen mit ihm, bei denen ich immer den Kürzeren gezogen hatte. Drei oder viermal bereits war ich ihm im letzten Moment entwischt und konnte die Flucht nach hinten antreten. Doch in der Regel schickte er alle, die keinen Fahrschein hatten, nach vorne… ganz nach vorne zum Heizer der Lok und wer sich quer legte, stieg vorzeitig aus. Wie man sich auch entschied, wenn der Schaffner kam, war die Niederlage vorprogrammiert. Außer man war Opportunist und wurde Hilfsschaffner.

Ich hatte zwar eine Meldekarte vom Arbeitsamt bei mir, doch die reichte nicht für die Reise im klimatisierten Mittelbereich dieses seltsamen Zuges. Und da ich nicht auf die Begegnung mit dem Schaffner reflektierte, drängte es mich auch diesmal wieder zur Flucht nach hinten, wo die Nacht war und die Eisbären um die Wette brummten.

Viele Menschen traf ich auf der Flucht. Wie eine Wand kamen sie mir entgegen und nicht alle hatten einen Fahrschein. Doch die Menschen kamen aus der Kälte und viele waren zum Äußersten bereit. Das war verständlich. Es zog sie hin, zur Wärme und zum Licht und der Schaffner würde alle Hände voll zu tun haben.

Mich zog es wo anders hin. Ich hatte diesen Zug nicht betreten um mich an den Gefechten um meine Mitfahrberechtigung zu beteiligen und ich kannte auch niemanden, der den Krieg und seine Folgen wirklich liebte. Mich zog es immer schon hin zur güldenen Mitte, seit besteigen des Zuges. Und so betrat ich nach Einbruch der Dunkelheit das Internetcafe, drückte mir eine heiße Schokolade aus dem Automaten und setzte mich an einen Rechner. Hier war ich vorübergehend vor dem Schaffner sicher und konnte in alle Ruhe meinen Status auf Facebook aktualisieren.
 
Es war am Heiligen Abend 1968.
Ich saß, in unschuldigen Gedanken versunken, nichts böses planend, am Parkett
und spielte mit der Modelleisenbahn, die mir das Christkind unter den Weihnachtsbaum gelegt hatte.
Oma, Mama und Tante Elisabeth saßen am Wohnzimmertisch, tranken Tee zu den Keksen und plauderten, wie so oft,
über Geistererscheinungen.

Da gab mir der Strom auf einmal eine Watsche, von der ich mich bis heute nicht hundertprozentig erholt habe. :lachen:
 
Es war am Heiligen Abend 1968.
Ich saß, in unschuldigen Gedanken versunken, nichts böses planend, am Parkett
und spielte mit der Modelleisenbahn, die mir das Christkind unter den Weihnachtsbaum gelegt hatte.
Oma, Mama und Tante Elisabeth saßen am Wohnzimmertisch, tranken Tee zu den Keksen und plauderten, wie so oft,
über Geistererscheinungen.

Da gab mir der Strom auf einmal eine Watsche, von der ich mich bis heute nicht hundertprozentig erholt habe. :lachen:

:lachen::lachen::lachen:
Find ich gut, Geistererscheinungen und dann au Backe ein Stromschlagwatsche.
 
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Boah Monk, jetzt trifft mich auch grad der Schlag...

In m(d)einer Gesichte gibt es eine Sequenz, in der Monk seiner Lumpenprinzessin erzählt, dass und wie er einen Stromschlag erlebt bzw. überlebt hatte als Kind, von dem er sich nie so ganz erholt habe. Und der überhaupt auch massgeblich sein würde für diverse... folgende ...ähm... Irritationen... in seinem Leben.

Hm... Dinge gibts... die gibts gar nicht. :D
 
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