Umgang mit "Flashbacks"

Audrina

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4. September 2014
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37
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Bodensee
Hallo ihr Lieben,

mein Hund ist im April ganz plötzlich gestorben. Seitdem steht meine Welt Kopf - mir geht das viel näher als der Tod aller Menschen, die ich je verloren habe.
Eigentlich dachte ich, ich hätte das inzwischen weitestgehend verarbeitet, aber seit etwa 4 Wochen laufen vor meinem inneren Auge immer wieder plötzlich echt unschöne Filme ab. Es fühlt sich an, als würde ich alles nochmal durchleben und als hätte ich GAR NICHTS verarbeitet...Das kommt vor allem nachts, aber manchmal auch tagsüber, wenn ich mich hinlegen will oder einfach so.
Inzwischen geht's mir echt an die Substanz - zwischendurch gibt's zwar auch gute Tage, aber im Großen und Ganzen bin ich depressiv, erschöpft, nah am Wasser gebaut und auch extrem leicht reizbar.
Kennt das jemand und hat irgendwelche guten Tipps auf Lager?
Meditation, diverse NLP-Techniken, etc. hab ich schon versucht - ich komm nur irgendwie gar nicht weiter. :confused:

Liebe Grüße
Audrina
 
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Warum überrascht mich das nicht? Ich hab schon beim Schreiben drüber nachgedacht, ob ich ergänzen sollte, dass das keine Wertung ist.
Wie auch immer...ich diskutiere hier nicht meine Gefühle mit dir.
 
Hallo ihr Lieben,

mein Hund ist im April ganz plötzlich gestorben. Seitdem steht meine Welt Kopf - mir geht das viel näher als der Tod aller Menschen, die ich je verloren habe.
Eigentlich dachte ich, ich hätte das inzwischen weitestgehend verarbeitet, aber seit etwa 4 Wochen laufen vor meinem inneren Auge immer wieder plötzlich echt unschöne Filme ab. Es fühlt sich an, als würde ich alles nochmal durchleben und als hätte ich GAR NICHTS verarbeitet...Das kommt vor allem nachts, aber manchmal auch tagsüber, wenn ich mich hinlegen will oder einfach so.
Inzwischen geht's mir echt an die Substanz - zwischendurch gibt's zwar auch gute Tage, aber im Großen und Ganzen bin ich depressiv, erschöpft, nah am Wasser gebaut und auch extrem leicht reizbar.
Kennt das jemand und hat irgendwelche guten Tipps auf Lager?
Meditation, diverse NLP-Techniken, etc. hab ich schon versucht - ich komm nur irgendwie gar nicht weiter. :confused:

Liebe Grüße
Audrina

Hallo Audrina,

erstmal mein aller herzliches Beileid.:trost:

Ich weiß wie schwer es ist ein Tier zu verlieren, aber ich kenne auch den Verlust eines geliebten Menschen.
Sicherlich hast Du noch keinen Menschen verloren, der Dir wirklich sehr nahe war, & den Du über alles geliebt hast.
Ansonsten hättest Du diesen Vergleich sicherlich nicht so leichtfertig beschrieben - oder?
Na ja, wie dem auch sei.
Mir ging der Verlust meiner Hunde (4 im Laufe der Jahre) auch immer sehr an die Substanz.
Beim meinem letzten Hund war es so schlimm (ich mußte ihn einschläfern lassen), daß ich die Entscheidung getroffen habe, kein Hund mehr haben zu wollen.
Ich kann den Verlust einfachh nicht mehr ertragen.
Immer wieder tauchten die Bilder der letzten Tage in mir auf, & immer wieder stellte ich mir die Frage, ob ich hätte vielleicht irgendwas besser machen können.
Doch die Zeit heilt wirklich die Wunden, & zurück bleiben lediglich Narben, mit denen man dann aber leben kann.
Warum geht es Dir so dermaßen schlecht?
Machst Du Dir evtl. Vorwürfe?
 
Danke, ralrene. :)

Okay, dann doch noch eine Erklärung: Ich habe durchaus bereits Menschen verloren, die mir sehr nahe standen. Natürlich habe ich auch darunter gelitten, aber so sehr aus der Bahn geworfen hat es mich nicht. Das ist keine Wertung und soll nicht heißen, dass ich Menschen im Vergleich zu Hunden geringschätze oder was auch immer da jeweils rein interpretiert wird und werden kann (warum eigentlich?). Es sollte einfach nur verdeutlichen, wie sehr mich die Situation überfordert, weil das, was da gerade "mit mir passiert" (so fühlt es sich an) für mich keine normale Trauerreaktion mehr ist und ich dem recht hilflos gegenüberstehe.

Vorwürfe habe ich mir anfangs gemacht (das ist für mich auch eine "normale" Trauerreaktion), aber das war dann wieder okay. Wenn ich die Flashbacks habe, kommt das aber auch immer wieder neu mit, was aber m.E. eher an den schmerzhaften Gefühlen an sich liegt, als daran, dass ich mir "wirklich" Vorwürfe machen würde.
 
Ich glaube, es entsteht viel dadurch, dass ich gerade auch keine Möglichkeit habe, mir wieder einen Hund zu holen. Ich bin und war schon immer durch und durch Hundemensch - jeder Tag ohne Hund (natürlich ohne ihn im Speziellen, aber auch allgemein ohne Hund an meiner Seite) ist so ein bisschen wie selbst sterben - auch, wenn das echt irgendwie bescheuert und kitschig klingt, aber so fühlt es sich an.
Letztendlich ist die Situation aber wie sie ist und ich muss ja irgendwie damit zurechtkommen - aktuell habe ich aber keine Ahnung, wo ich da ansetzen soll.:confused:
 
mein Hund ist im April ganz plötzlich gestorben. Seitdem steht meine Welt Kopf - mir geht das viel näher als der Tod aller Menschen, die ich je verloren habe.
Eigentlich dachte ich, ich hätte das inzwischen weitestgehend verarbeitet, aber seit etwa 4 Wochen laufen vor meinem inneren Auge immer wieder plötzlich echt unschöne Filme ab. Es fühlt sich an, als würde ich alles nochmal durchleben und als hätte ich GAR NICHTS verarbeitet...Das kommt vor allem nachts, aber manchmal auch tagsüber, wenn ich mich hinlegen will oder einfach so.
Das ist normal. Ein kluger Mensch sagte mal sinngemäß, daß Trauer um unseren Hund wie ein tiefes Loch ist, um das wir tagsüber noch herumlavieren, in das wir aber nachts dann fallen.
4 Wochen ist nichts. Dieser Schmerz kann Monate, ja sogar Jahre anhalten, vielleicht ein Leben lang, wenn es ein Seelenhund war (so, wie Du reagierst, habe ich diesen Eindruck), wenn auch vielleicht im Laufe der Jahre etwas abgemildert. Die Wunden mögen verheilen, die Narben bleiben für immer.

Inzwischen geht's mir echt an die Substanz - zwischendurch gibt's zwar auch gute Tage, aber im Großen und Ganzen bin ich depressiv, erschöpft, nah am Wasser gebaut und auch extrem leicht reizbar.
Kennt das jemand und hat irgendwelche guten Tipps auf Lager?
Auch das ist normal und das kann noch sehr lange so weiter gehen. Ich war nach dem Tod meiner beiden Seelenhündinnen (Mutter und Tochter) binnen 4 Monaten für lange Zeit völlig arbeitsunfähig. Wenn Dir danach ist, zu weinen, dann tu es einfach, es geht niemanden etwas an. Auch mir laufen gerade wieder die Tränen, obwohl's jetzt über 9 Monate her ist.
Wenn uns unsere Hunde verlassen, dann ist es, als wenn uns die Seele halb rausgerissen wird, und tatsächlich nehmen sie nach meiner Überzeugung ein Stückchen unserer Seele mit sich.
Irgendwann, wenn der schlimmste Schmerz vorbei ist, dann lausche mal in Dich hinein, dann wirst Du nämlich das Stückchen Seele finden, das unsere Hunde für uns dagelassen haben. Wie gesagt, langfristig wird's vernarben und anstelle des schlimmsten Schmerzes liebevolle, aber immer noch schmerzliche Erinnerung treten.
Aber es ist auch meine Überzeugung, daß uns die Seelen unserer Hunde noch mindestens eine Zeit lang begleiten. Wenn ich an manchen Tagen, wenn der Nebel in den Wäldern hängt und eine ganz eigenartige Stille herrscht, unterwegs bin, dann begleiten mich manchmal 2 Schatten, ein silbergrauer (mein Totem) und ein schwarzer, eine meiner Seelenhündinnen (als wollten sie sich abwechseln), kraftvoll und lebendig wie zu ihren besten Zeiten. Das sind Momente, die unter die Haut gehen und ich fühle sie dann dicht in meiner Nähe. Ich denke, das werden sie so lange tun, bis sie sicher sind, daß ich klarkomme, und sie sich dann beruhigt auf die Große Wanderung begeben können.
Auf jeden Fall bin ich fest der Überzeugung, daß wir am Ende der Zeit, vielleicht mit ein paar Umwegen über weitere Leben, wieder beieinander sind, denn die Seelen eines Hundemenschen und die seiner Hunde kann nichts und niemand trennen. Dieses Band hält ewig.

Ich bin und war schon immer durch und durch Hundemensch - jeder Tag ohne Hund (natürlich ohne ihn im Speziellen, aber auch allgemein ohne Hund an meiner Seite) ist so ein bisschen wie selbst sterben - auch, wenn das echt irgendwie bescheuert und kitschig klingt, aber so fühlt es sich an.
Das ist nicht bescheuert, das sind die Gefühle eines Hundemenschen. Wir halten unsere Hunde nicht aus Spaß oder Luxus oder weil der Nachbar auch einen hat, wir leben mit ihnen, weil es uns ein tiefes, inneres Bedürfnis ist, mit ihnen das Seelenband einzugehen.


Und nein, es gibt keine Patentrezepte, keine Anleitungen, keine Tips, nur ein paar Hinweise zum Nachdenken. Die Trauer ist etwas ganz persönliches, und die mußt Du tief in Dir alleine bewältigen.
Halt, doch, einen Tip habe ich für Dich, falls Du eine Haarsträhne o.ä. (ein paar Haare aus der Hundebürste tun es auch) von Deinem Hund aufbewahrt hast: Ich trage von allen meinen Hunden je eine kleine Strähne in Metallkapseln (diese kleinen, wetterfesten Dinger für Adressen, die es in hübschen Farben gibt) an einem Lederband offen um den Hals. Mir hilft das sehr. Im Gegenzug gab ich meinen Hunden eine Haarsträhne von mir mit.

Ich hoffe, ich konnte Dir wenigstens ein bißchen helfen.
Mitfühlende Grüße von Hundemensch zu Hundemensch
Grauer Wolf


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Romulus schrieb:
Wieso nimmst du deinen Hund wichtiger als Menschen?
Diese Bemerkung war überflüssig. Sie beweist nur, daß Du das Band zwischen einem Hundemenschen und seinem Hund nicht verstehst. Dieses Band geht tiefer, sehr viel tiefer als alles zwischenmenschliche, denn es berührt ganz tief in uns die kreatürliche, tierische Seite, die kein Mensch je erreichen kann. Ich fühle ganz genauso. Selbst der Verlust eines lieben Menschen kann mich nicht so fertig machen, wie der Verlust eines Seelenhundes.
Das ist etwas, das selbst viele "normale" Hundefreunde nicht begreifen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Danke, ralrene. :)

Okay, dann doch noch eine Erklärung: Ich habe durchaus bereits Menschen verloren, die mir sehr nahe standen. Natürlich habe ich auch darunter gelitten, aber so sehr aus der Bahn geworfen hat es mich nicht. Das ist keine Wertung und soll nicht heißen, dass ich Menschen im Vergleich zu Hunden geringschätze oder was auch immer da jeweils rein interpretiert wird und werden kann (warum eigentlich?). Es sollte einfach nur verdeutlichen, wie sehr mich die Situation überfordert, weil das, was da gerade "mit mir passiert" (so fühlt es sich an) für mich keine normale Trauerreaktion mehr ist und ich dem recht hilflos gegenüberstehe.
Ich verstehe.
Ich habe vor Jahren meinen Lebensgefährten verloren, & das war wesentlich schlimmer, als der Tod einer meiner Hunde, deshalb fragte ich nach.
Alles gut.
Vorwürfe habe ich mir anfangs gemacht (das ist für mich auch eine "normale" Trauerreaktion), aber das war dann wieder okay. Wenn ich die Flashbacks habe, kommt das aber auch immer wieder neu mit, was aber m.E. eher an den schmerzhaften Gefühlen an sich liegt, als daran, dass ich mir "wirklich" Vorwürfe machen würde.
Darf ich Dich fragen, ob Du nun allein bist, oder einen Partner an Deiner Seite hast?
 
Ich glaube, es entsteht viel dadurch, dass ich gerade auch keine Möglichkeit habe, mir wieder einen Hund zu holen. Ich bin und war schon immer durch und durch Hundemensch - jeder Tag ohne Hund (natürlich ohne ihn im Speziellen, aber auch allgemein ohne Hund an meiner Seite) ist so ein bisschen wie selbst sterben - auch, wenn das echt irgendwie bescheuert und kitschig klingt, aber so fühlt es sich an.
Letztendlich ist die Situation aber wie sie ist und ich muss ja irgendwie damit zurechtkommen - aktuell habe ich aber keine Ahnung, wo ich da ansetzen soll.:confused:
Das klingt weder bescheuert, noch kitschig, & ich als absoluter "Hundenarr" kann das total gut nachvollziehen.
Sie sind echte Freunde, & wenn sie gehen, dann geht ein Stück unseres Herzens mit.
Ich habe mittlerweile solche Verlustsängste, daß ich nicht in der Lage bin, mich mit einem neuen Hund zu verbinden.
Deshalb gehe ich öfter in das hiesige Tierheim, & führe die Hunde zum Spaziergang aus.

Warum hast Du keine Möglichkeit einen neuen Hund zu haben?
 
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Ich liebe Tiere mehr als den Menschen.Tiere lieben bedingungslos, egal wie arm Du bist, wie Du aussiehst......
Ich weine immer noch ab und zu um meinen Kater, als wenn es gestern war,obwohl es am 6.12 3 Jahre her sind.
 
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