Tierethiken - Peter Singer und Co.

LeBaron

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Hallo Tierethik-Interessierte

ich möchte gern über Tierethiken diskutieren und mit Peter Singer
anfangen, weil dessen Theorie in Kreisen der Tierrechts-Bewegung
(animal rights) eine quasi Monopolstellung innehat. Ausserdem berufen
sich moralisch motivierte Vegetariar und Veganer häufig auf Singer.
Das schliesst einige User dieses Forums mit ein.

Die Position von Peter Singer

1. Nach Singer ist die Mitgliedschaft zur Spezies Homo Sapiens kein
Kriterium für den Besitz einer moralischen Persönlichkeit.

2. Moralische Urteile seien von einem universalen Standpunkt aus und
species-unabhängig zu treffen. Es gelte ein Gleichheitsprinzip für
Menschen und Tiere
.

3. Da die Species-Grenze des Homo Sapiens ungeeignet für eine moralische
Bewertung sei, solle die Leidensfähigkeit das entscheidende Kriterium sein.
Leidensfähige, bewusste Lebewesen seien "Personen", andere dagegen "Nicht-Personen".
Es gäbe damit auch menschliche Nicht-Personen, z.B. Säuglinge, die moralisch
anders zu behandeln seien als menschliche Personen wie gesunde Erwachsene.

4. Manche Tierarten hätten ein Bewusstsein, also damit eine Leidensfähigkeit,
die derjenigen des Menschen voll und ganz entspräche. Sie hätten also damit
ähnlich wie Menschen Interessen und seien aufgrund ihrer Leidensfähigkeit in
Interessenabwägungen einzubeziehen. Tiere mit Bewusstsein seien also Personen.

5. Bei der Interessenabwägung sei das Kriterium "Verminderung des Leidens"
anzuwenden
. Und zwar unabhängig von der Spezies und nur aufgrund des
Bewusstseinszustandes des Leidenden. Im folgenden bezeichne ich mit "A ist
mehr wert als B", dass das Interesse von A bei dieser Abwägung höher zu
gewichten sei das das Interesse von B. Personen seien grundsätzlich mehr
Wert als Nicht-Personen.

Handlungsrichtlinien nach Singer

Dies ist grob vereinfacht das Gedankengebäude des Herrn Singer. Es hat den
dezidierten Anspruch als Handlungsgrundlage der Menschen zu dienen.

Singer selbst gibt Beispiele für Handlungsrichtlinien, die seiner Ethik
gemäss seien:

A. 24 Stunden alte Säuglinge hätten weniger Wert als beispielsweise ein gesundes
Schwein
. Wenn der Säugling behindert ist oder sonstwie ein leidvolles Leben
vor sich hat, so sei eine Tötung dieses Säuglings berechtigt i.S.v. Verminderung
des Gesamtleidens. Dies sei insbesondere gerechtfertigt, wenn die Eltern
bei der nächsten Geburt ein gesundes Kind zu erwarten hätten. Sobald ein
Säugling eine Woche oder ein Monat (?) alt sei, müsse er zu den Personen gezählt
werden.

Singer:

»Wenn das Leben eines Kindes so elend sein wird, daß es sich aus der inneren
Perspektive des Wesens, das dieses Leben führen wird, nicht zu leben lohnt,
dann folgt,... daß es, ...besser ist, ihm ohne weiteres Leiden zum Sterben
zu verhelfen."

»Sofern der Tod eines behinderten Säuglings zur Geburt eines anderen Säuglings
mit besseren Aussichten auf ein glückliches Leben führt, dann ist die Gesamtsumme
des Glücks größer, wenn der behinderte Säugling getötet wird."

B. Schwer Geisteskranke und Debile seien ebenfalls menschliche Nicht-Personen
und weniger wert als z.B. eine gesunde Ziege, die zu den Personen zähle. Die
Eliminierung solcher Schwachsinnigen sei deshalb durchzuführen, wenn dadurch
Leiden insgesamt veringert werde. Die Tötung der Ziege zwecks Verspeisen dagegen
sei moralisch verwerflich.

C. Singer ist offen für das Töten beliebiger Menschen, solange deren Tod das
Gesamtleiden reduzieren würde
. Singer befürwortet nichtfreiwillige Euthanasie.

D. Singer kritisiert Mutter Theresa von Calcutta, denn sie sei getrieben von
ihrer Liebe zu Individuen und nicht von einer Liebe zur Menschheit an und
für sich. Es sei rationaler, wenn sie ihre Resourcen einsetzte um so viele
Leben wie möglich zu retten. Statt spezifische, individuelle Leben zu retten,
wäre es logischer von ihr, sich z.B. mit Fragen der Zahl der Autounfälle bei
verschiedenen Geschwindigkeitsbeschränkungen zu befassen. Ihre direkten Kontake
und Hilfe leidender Individuen sei nur eine Energie- und Zeitverschwendung.

E. Seltsames passiert jedoch, wenn es sich bei dem leidenen Individuum um einen
Menschen aus Singers Familie handelt! Singer brach seine sämtlichen Regeln, als
seine Mutter an Alzheimer erkrankte.
Singers Mutter erreichte schliesslich
einen Punkt in ihrem Leben, ab dem ihre vegetative Existenz der Definition
einer Singerschen "Person" nicht mehr entsprach. Was tat Singer? Er heuerte
ein ganzes Team von Therapeuten an und bezahlte zehntausende Dollars für die
Pflege seiner Mutter.

Abschliessend:

Soweit also meine - mit der Faust in der Tasche - sachliche Darstellung
der Tierethik von Singer.

Meine Bewertung, d.h. Vernichtung der Ethik von Singer erfolgt in Kürze.

Ihr seid aber erstmal herzlich eingeladen, eure Meinung zur Tierethik des
Herrn Singer abzugeben. Fragen sind natürlich auch jederzeit erwünscht.

Links:

Aufwertung der Tiere = Abwertung der Behinderten?

What's Love got to do with it?

Tierethik

Peter Singers Gleichheit

Gruss
LB
 
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ich glaube dazu muss man eigentlich nichts mehr sagen oder?
absolut überflüssiger mensch (abgesehen davon, dass seine theorie zu einem gewissen grad der belustigung dienlich ist)
 
Ganz schöne Anmassung, über das noch unbekannte Leben eines Wesens zu Urteilen.
Seine Definition der Personen ist willkürlich.

3. Da die Species-Grenze des Homo Sapiens ungeeignet für eine moralische
Bewertung sei, solle die Leidensfähigkeit das entscheidende Kriterium sein.
Wer definiert das mal sauber...

Und mit dem Gesamtleiden : Diese Theorie schreit gradezu nach Mißbrauch.

Nach seiner Def. müßten alle ständig Halbdepressiven auch getötet werden.
 
dura schrieb:
ich glaube dazu muss man eigentlich nichts mehr sagen oder?
absolut überflüssiger mensch (abgesehen davon, dass seine theorie zu einem gewissen grad der belustigung dienlich ist)
Hola dura. Danke für deine Antwort.

Wenn das mal so einfach wäre.

Singer hat erhebliches Renomee in der Tierrechts-Szene.

Und ein User wie Venuss3 schreibt in ihre Signature

Wir sollten so leben,
dass wir in unserer Handlung,
so wenig wie möglich Leid produzieren


weil sie das für eine tolle Handlungsmaxime hält
ohne zu ahnen, was für ein Gedankengebilde und
welche Implikationen dahinter stehen.

Es ist unmöglich, sie darüber zum Nachdenken
zu bringen, und ich vermute, es geht vielen moralisch
motivierten Vegetariern/Veganer genauso.

Gruss
LB
 
hallo Baron

ja, die signatur klingt ein bißchen nach einer abwandlung des berühmten Kategorischer Imperativs

das problem ist nur; in einer gesellschaft voller individuen ist das nicht durchführbar

ausserdem ist evolution, der wir es zu verdanken haben so zu sein wie wir sind, darauf aufgebaut, eben nicht auf alles und jeden rücksicht zu nehmen

das ist zwar kein gutes argument, aber meiner meinung nach ein interessanter zusammenhang.
 
dura schrieb:
das problem ist nur; in einer gesellschaft voller individuen ist das nicht durchführbar
Sehr gut erkannt! Hast du dich mit Philosophie schon
beschäftigt?

Eine Gesellschaft, in der die Singerschen Prinzipien
gelten, ist nicht möglich. Sie sind nicht durchsetzbar.

dura schrieb:
ausserdem ist evolution, der wir es zu verdanken haben so zu sein wie wir sind, darauf aufgebaut, eben nicht auf alles und jeden rücksicht zu nehmen

das ist zwar kein gutes argument, aber meiner meinung nach ein interessanter zusammenhang.
Das Argument ist doch gut und auch wichtig!

Die Singer-Adepten werden darauf sagen, dass der
Mensch schliesslich die Wahl habe (im Gegensatz
zum Tier) und sein Verhalten ethisch ausrichten
könne (z.B. kein Fleisch zu essen).

Dieses Argument widerspricht jedoch diametral
der Position -2- (s.o.) des Singerschen Kartenhauses,
dem Gleichheitsprinzip von Mensch und Tier.

Ja, was denn nun? Gleich oder doch nicht gleich?

Interner Widerspruch.

Gruss
LB
 
Hallo Regelwerk,

Regelwerk schrieb:
Ganz schöne Anmassung, über das noch unbekannte Leben eines Wesens zu Urteilen.
Seine Definition der Personen ist willkürlich.
tja, es gibt eben zwei Typen von Menschen:

die Personen und die Nicht-Personen.

Letztere sind die Wehrlosen, mit denen erstere nach
Belieben verfahren dürfen.

Regelwerk schrieb:
Wer definiert das mal sauber...

Und mit dem Gesamtleiden : Diese Theorie schreit gradezu nach Mißbrauch.
Zum Thema Leidensfähigkeit von Tieren poste ich
bald weitere Informationen.

Wie leiden Tiere eigentlich, leiden sie überhaupt?

Gruss
LB
 
Von diesem Singer hab ich noch nie gehört. Aber mir kommt es so vor, Baron, als würdest du hier versuchen, alle Tierfreunde auf eine Stufe mit diesem Schwachsinn zu stellen.

Ich glaub nicht, dass Singer die Weisheit erfunden hat, dass man möglichst wenig Leid in seinem Leben produzieren sollte. Soweit als möglich versuchen das eh die meisten, die keinen emotionalen Störungen oder sozialen Behinderungen unterliegen. Wobei Leid sich sowieso ganz individuell definiert, solangs nicht um körperliche Schmerzen geht.

Willst du ernsthaft erzählen, es sei gefährlich, möglichst wenig Leid zu produzieren? Das muss ein Witz sein.

Oder willst du alle Nichtfleischesser als lebensverachtende Psychopathen darstellen? Auch nicht sehr schlau.

Falls es dir wirklich nur um diesen Singer und ähnliche krude Theorien gibt, möchte ich dich bitten, dich klarer auszudrücken. Ich weiss genau, dass du das kannst.

Nichtfleischesser sind genauso individuell und verschieden wie Fleischesser. Auch ist längst nicht jeder Tierfreund ein Veganer.

Bitte differenziere etwas! Sonst muss ich davon ausgehen, dass du eine ganze Volksgruppe lediglich wegen ihrer Ernährungsgewohnheiten verunglimpfen willst.
Das wäre eine sehr einseitige und eingeschränkte Sichtweise, die mit anspruchsvolleren Komplexen nicht umgehen kann und daher zwecks Vereinfachung alles in eine Schublade wirft, was ein gewisses äusseres Merkmal aufweist. Woran erinnert mich das bloss?

Liebe Grüsse
Elli :)

:zauberer1
 
Elli schrieb:
Von diesem Singer hab ich noch nie gehört. Aber mir kommt es so vor, Baron, als würdest du hier versuchen, alle Tierfreunde auf eine Stufe mit diesem Schwachsinn zu stellen.
Von wem du mal gehört hast, tut nichts zur Sache.

Ein kursorisches Überfliegen meines Eingangsbeitrags klärte
deine Verwunderung:

ich möchte gern über Tierethiken diskutieren und mit Peter Singer
anfangen, weil dessen Theorie in Kreisen der Tierrechts-Bewegung
(animal rights) eine quasi Monopolstellung innehat. Ausserdem berufen
sich moralisch motivierte Vegetariar und Veganer häufig auf Singer.


Wenn du daran Zweifel hegtest, hättest du vor deinem
unsachlichen Beitrag z.B. in Wikipedia nachschlagen können
um dort folgendes zu finden:

Sein 1975 in englischer Sprache erschienenes Buch Animal Liberation gilt als Grundstein der zeitgenössischen Diskussion über den moralischen Status von Tieren in der Tierrechtsbewegung; gemeinsam mit Tom Regan gilt Singer daher als Begründer der modernen Tierethik.

Singer stellt in diesem Buch die These auf, dass die Zugehörigkeit zu einer Spezies bei der Frage des moralischen Unrechts Leid zuzufügen oder zu töten keine Relevanz besitze. Er folgert daraus, dass in einer modernen Gesellschaft Vegetarismus die einzig moralisch vertretbare Lebensweise sein kann.


Du hättest den Wikipedia-Artikel auch ruhig komplett
lesen können, um halbwegs im Bilde zu sein.

Elli schrieb:
Bitte differenziere etwas! Sonst muss ich davon ausgehen, dass du eine ganze Volksgruppe lediglich wegen ihrer Ernährungsgewohnheiten verunglimpfen willst.
Undifferenzierte Kritik äusserst nur du und es ist mir
völlig egal, wovon du ausgehst.

Gruss
LB
 
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Mein Beitrag war nicht unsachlich, sondern deiner zu wenig differenziert.

Warum nur reagierst du auf alle Tierfreunde, Vegetarier und Veganer so allergisch und aggressiv? Fühlst du dich irgendwie bedroht, wenn jemand Tiere als Mitbewohner des Planeten respektiert und sie nicht als Sache sieht?

Sind denn Tiere für dich nur Esswaren und Gebrauchsgegenstände und sonst gar nichts?

Obwohl ich noch niemals von diesem Singer oder ähnlichen Typen gehört habe, komme ich ganz allein - aus persönlichem Erleben und persönlicher Erfahrung - zum Schluss, dass Tiere auch ein Recht auf ein lebenswertes Leben haben und dass der Planet nicht allein dem Menschen gehört.

Das disqualifiziert mich jetzt sicher in deiner Sichtweise zum geistig minderbemittelten Untermenschen oder so *seufz*
 
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